REZENSION
NEXT STATION: LONDON
- Genre: Familien-/ Taktikspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: HCM Kinzel / Blue Orange
- Autor: Matthew Dunstan
- Grafik: Maxime Morin
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 25 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 7/10
Viel Verkehr im Untergrund
Die Bahnhöfe sind schon fest eingeplant. Jetzt gilt es, vier U-Bahn-Linien geschickt durch Großbritanniens Hauptstadt zu führen. Während Umsteigemöglichkeiten, viele erschlossene Stadtbezirke und die Anbindung von Touristen-Hot-Spots honoriert werden, dürfen sich Streckabschnitte niemals kreuzen. Und das ist gar nicht so einfach ...
REGELN
Jeder erhält einen eigenen (identischen) Spielzettel vom Block sowie einen der beiligenden Buntstifte. Achtung! Die Buntstifte sind keine Spielerfarben, sondern symbolisieren die U-Bahn-Linien, von denen jeder vier erschafft. In jeder Runde erhält also jeder Spieler einen anderen Buntstift.
Mischt die 11 Stationskarten und bildet daraus einen verdeckten Nachziehstapel. Deckt die erste Karte für alle Spieler auf. Jeder muss nun die Startstation seiner Buntstiftfarbe mit einer passenden Station verbinden. Die Stationskarten zeigen, wie auch die auf dem Spielzettel eingezeichneten Stationen, unterschiedliche Symbole (Quadrat, Fünfeck, Dreieck, Kreis). Wird also z.B. eine Karte mit einem Dreieck aufgedeckt, muss die angefahrene Station ein Dreiecks-Symbol zeigen. Dabei gilt:
- Jede Station darf von jeder Linie nur 1x angefahren werden.
- Die U-Bahn-Strecke darf ab dem zweiten Spielzug immer von einem der beiden Endpunkte aus fortgeführt werden.
- Es dürfen nur gerade Strecken eingezeichnet werden, keine abknickenden.
- Die Strecken müssen entlang der gestrichelten Linien eingezeichnet werden.
- Eine neue Strecke muss die geforderte Station auf direktem Wege erreichen, es dürfen keine anderen Stationen durchquert werden.
- Niemals darf eine Strecke eine andere auf „freier Strecke“ kreuzen. Einzig die Stationen dienen als Knotenpunkte.
- Wird einer der wenigen Touristen-Hot-Spots (speziell markierte Station) angefahren, gibt es dafür ein Kreuz auf der entsprechenden Punkteleiste.
- Kann keine passende Station angeschlossen werden, muss bei dieser Karte gepasst werden.
Zwei Karten im Deck zeigen einen Joker. Damit kann eine beliebige Station angefahren werden. Auch gibt es auf dem Spielzettel eine mit Stern markierte Joker-Station, die mit einem beliebigen Symbol angefahren werden darf.
Eine Karte im Deck zeigt eine Weiche. Die nächste aufgedeckte Karte wird mit der Weiche kombiniert. Dann darf das Symbol der aufgedeckten Karte auf normalem Wege angefahren werden (von einem der beiden Endpunkte aus) oder die Linie darf eine Abzweigung erhalten. Fortan kann sie dann von drei Enden fortgeführt werden.
Im Kartendeck befinden sich blaue und pinkfarbene Karten. Wurde die fünfte pinkfarbene Karte aufgedeckt, endet die Runde. Jetzt wird kurz gewertet. Jeder zählt, wie viele Stadtteile mit der gerade eingezeichneten Linie durchquert wurden (die Stadtteil-Grenzen sind als gelb markiertes Raster auf dem Spielzettel zu finden). Diese Anzahl wird nun mit der Anzahl der Stationen multipliziert, die in dem Stadtteil mit den meisten angefahrenen Stationen dieser Linie zu finden sind. Hinzu kommen je 2 Punkte für jede Überquerung der Themse.
Dann werden die Stifte weitergegeben. In Runde 2 entwickelt also jeder eine neue Linie mit neuer Buntstift-Farbe auf die selbe Weise. Auch jetzt gilt: Bestehende Abschnitte (der gleichen oder einer anderen Linie) dürfen sich niemals kreuzen! In Stationen dürfen sich hingegen mehrere Linien treffen, sofern sie dort enden oder auf noch unbenutzen Streckenabschnitten weiter fahren.
Nach der Wertung von Runde (= Linie) 4 werden nun noch weitere Punkte vergeben. Zum einen werden die Punkte der Touristen-Hot-Spots hinzu addiert, zum anderen bringen Stationen, an denen sich mehrere Linien treffen, Zusatzpunkte (je mehr Linien an einer Station, umso mehr Punkte).
Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
Varianten:
- Spezialfähigkeiten: Jedem Stift wird eine Fähigkeit zugeteilt, die dann einmal genutzt für diese Linie werden darf (zusätzliche Weiche, zusätzlicher Joker, Verdopplung der Wertung einer Station, Verbindung einer zusätzlichen Station mit identischem Symbol).
- Bonus-Ziele: Wählt vor Spielbeginn zwei zufällige Bonus-Ziele, die für alle offen in der Mitte liegen. Jedes erfüllte Ziel bringt am Spielende 10 Extrapunkte (z.B. alle Stadtbezirke angefahren, mindestens sechsmal die Themse überquert usw.)
- Das Spiel kann auch solo gespielt werden. Die erzielten Punkte können dann über die Tabelle in der Anleitung eingeordnet werden.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfaches Flip-and-Write-Spiel mit taktischer Wegeplanung
- Varianten sorgen für eine schöne Abwechslung
- alle spielen gleichzeitig
CONTRA
- eigener Einfluss teils eingeschränkt
- Kartenglück bestimmt mit über den (Punkte-)Erfolg
MEINUNG
Bereits zum dritten Mal in 12 Monaten heißt es für mich "Flip and Ride and Write“. Nach Voll Verplant und Get on Board erschaffen wir in Next Station London also erneut ein Netz aus öffentlichen Verkehrsmitteln.
Das Spiel ist eigentlich simpel: Karte aufdecken, entsprechende Station anschließen. Oftmals bleibt einem da auch gar keine große Wahl, denn auf direktem Wege ist das gezogene Symbol meistens nur zweimal, später einmal vorhanden. Ja, anfangs sind da noch mehr Optionen drin, hat man aber mit einer Linie einmal eine Richtung gewählt, sind die eigenen Entscheidungen doch eingeschränkt. Komplett vom Spiel gespielt wird man aber nicht, denn jede Linie hat ja zwei Enden, mit einer Weiche sogar drei, und Joker gibt es ebenfalls.
Um viele Punkte zu machen, muss man die Wertung verstehen. Kurz gesagt: Möglichst viele Stadtbezirke anfahren, aber gleichzeitig auch mehrere Stationen in einem Bezirk anbinden, damit die Multiplikation der Wertung Sinn macht. Wie hoch die Punkte für eine Strecke ausfallen, hängt natürlich auch vom Kartenglück ab. Wird recht schnell die fünfte pinkfarbene Karte aufgedeckt, dann ist weniger drin, als wenn alle Karten des Stapels durchgespielt werden. Das ist aber für alle Spieler gleich, von daher kein direkter Nachteil im Wettbewerb. Sowieso ist Next Station London ja ein Multiplayer-Solospiel; alle spielen für sich parallel auf ihren eigenen Spielzetteln, eine direkte Interaktion gibt es nicht.
Witzig ist die Idee, reihum mit verschiedenen Buntstiften zu spielen. So verbaut man sich seine Streckenkarte zunehmend selbst. Klar, einerseits möcht man viele Linien in den Stationen zusammenführen, um am Ende ebenso viele Boni zu kassieren, andererseits erhöht man das Risiko, sich festzufahren und dann auch mal passen zu müssen. Es ist meistens eine gute Idee, sich nur mit einem Ende der Linie ins Getümmel zu begeben. Gerade diese Kreuzungen in den Stationen sind dann aber das planerische Highlight. Ich möchte ja auch noch mit jeder Linie möglichst viele Touristen-Stationen anfahren, und die liegen ziemlich verstreut auf der Karte. Längere Streckenabschnitte können sich da lohnen, wenn sie möglich sind, allerdings darf dann so ein Abschnitt auch nie mehr auf freier Strecke gekreuzt werden. Zudem möchte ich ja - so oft es geht - die Themse überqueren, was wiederum eher für kleinere Strecken spräche. Ein schönes Dilemma.
Die Illustrationen im Spiel sind modern und schön anzusehen. Der Spielblock ist dick, zudem lassen sich die Pläne notfalls auch online herunterladen, die nötigen Buntstifte liegen dem Spiel bereits bei, einzig ein Anspitzer wird mit der Zeit benötigt. Wichtig sind jedoch gute Lichtverhältnisse am Spieltisch. Die gelben Linien, aus denen sich die einzelnen Planquadrate (Stadtbezirke) ergeben, sind bei ungünstiger Ausleuchtung fast nicht zu erkennen. Vielleicht wäre da eine andere Farbe noch benutzerfreundlicher gewesen?
Insgesamt gefällt mir die Mischung aus Zufall beim Kartenziehen und taktischer Wegeplanung gut. Durch immer neue Kartenkombinationen verläuft eigentlich keine Partie wie ein andere, wobei es schon eine gewisse Lernkurve gibt. Die Varianten sorgen da für eine angenehme Abwechslung und zusätzlichen Einfluss, dennoch hätte ich mir für noch mehr Langzeitreiz weitere Stadtpläne mit neuer Symbol-Verteilung gewünscht. Da das Spiel Next Station London heißt, würde ich es aber nicht ausschließen, dass im Erfolgsfall weitere Städte folgen. Das Spiel ist auf jeden Fall ein sympathisches Zwischendurch- oder Absackerspiel, und kann auch im Solo-Modus einen gewissen Suchtfaktor auslösen, wenn man Fan von Highscore-Jagden ist. Von mir gibt es gute 7 Kultpunkte.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/v-gziyi9EvI
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 10.10.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: HCM Kinzel / Blue Orange
Weitere Fotos: Spielkultisten