REZENSION
GEFRAGT GEJAGT
- Genre: Quiz
- Jahr: 2022
- Verlag: Schmidt Spiele
- Redaktion: Anatol Dündar
- Grafik: designstudio1.de
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren (besser: ab 14 Jahren)
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Die Jagd beginnt!
Im Jahr 2022 feiert die beliebte ARD-Quizshow ihr zehnjähriges Jubiläum - Grund genug für ein neues Brettspiel, bei dem ihr euch den bekannten Jägern aus dem TV-Vorbild in drei Raterunden stellen müsst!
REGELN
Gespielt werden 3 Runden:
(1) Vorrunde: Des Sitznachbar des aktiven Spielers nimmt eine blaue Fragekarte und startet dann die Sanduhr. Innerhalb von 60 Sekunden muss der aktive Spieler nun möglichst viele der vorgelesenen Fragen beantworten. Für jede richtige Antwort rückt die Sanduhr ein Feld auf der Geldleiste nach vorn und es gibt jeweils 500 virtuelle Euro. Nach den 60 Sekunden erhält der Spieler dann einen Geldmarker mit seinem erspielten Wert. Er muss sich nun in seinem Wetteinsatz entscheiden, ob er in Runde 2 mit dem erspielten Geldbetrag antreten möchte oder auf ein Angebot auf der Rückseite des Markers eingeht. Da gibt es dann einen höheren Betrag (verbunden mit mehr Risiko) und einen niedrigeren Betrag (verbunden mit mehr Sicherheit).
Haben alle Mitspielenden die Vorrrunde absolviert, geht es nun weiter mit der ...
(2) Hauptrunde: Jeder wählt eine Spielerfarbe und steckt seinen Geldmarker mit dem gewählten Betrag in den entsprechenden Standfuß. In der identischen Farbe wird nun ein Standfuß mit Jäger-Plättchen auf das obere Feld der Rampe gestellt. Der eigene Marker startet in der farblich hervorgehobenen Reihe, sofern um den Betrag der Vorrunde gespielt wird. Sollte sich der Spieler für die Risiko-Variante entschieden haben, also um einen höheren Betrag spielen, dann rückt der eigene Marker eine Stufe nach oben. Hat sich der Spieler hingegen für die Sicherheits-Variante entschieden, spielt also um einen niedrigeren Betrag, dann rückt der eigene Marker um eine Stufe nach unten.
Ziel ist es nun, durch das Beantworten von Fragen die Rampe Stufe um Stufe nach unten zu wandern und schließlich zu verlassen. Alle beteiligten Spieler spielen gleichzeitig. Es wird eine Multiple-Choice-Frage mit 3 Antwortmöglichkeiten vorgelesen (abwechselnd im Schwierigkeitsgrad einfach, mittel und schwer). Jeder entscheidet sich geheim für eine der drei Lösungen und legt das entsprechende Plättchen (A, B oder C) in die Mitte. Dann wird aufgedeckt und kontrolliert. Wer richtig geantwortet hat, rückt seinen Marker um eine Stufe nach unten. Wer falsch geantwortet hat, bleibt stehen.
Nun sind die virtuellen Jäger am Zug. Dazu werden die Jäger-Karten gemischt und als verdeckter Stapel ausgelegt. Nach jeder Frage wird eine Karte aufgedeckt. Alle Jäger, die grün markiert sind, rücken eine Stufe nach unten. Ein rot markierter Jäger bleibt stehen. Die Karten werden regelmäßig neu gemischt.
Sollte ein Spieler die Rampe verlassen, bevor „sein“ Jäger (also der Jäger mit der Standfuß-Farbe des Spielers) ihn eingeholt hat, sichert er sich seinen virtuellen Geldbetrag. Sollte ein Jäger hingegen auf die Stufe ziehen, auf der sich sein menschlicher Gegenspieler befindet, ihn also einholen, dann scheidet dieser Spieler aus.
Wer den höchsten Betrag ins Ziel gebracht hat, spielt nun als Einzelkämpfer weiter, und zwar die ...
(3) Endrunde: Ein Spieler übernimmt die Rolle des Moderators. Der Einzelkämpfer hat 120 Sekunden (= zwei Sanduhren-Längen) Zeit, um möglichst viele der roten Schnellrate-Fragen zu beantworten. Wie auch schon in der Vorrunde sind das offene Fragen ohne Antwortvorgaben. Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt auf dem Final-Board.
Im Anschluss bilden zwei Spieler das Jäger-Team. Auch sie bekommen nun 2 Minuten lang Fragen gestellt; beide Teammitglieder haben jeweils einen Antwort-Versuch pro Frage. Sind beide Antworten falsch, kann der Einzelspieler für einen Punktabzug bei den Jägern sorgen, falls er die richtige Antwort nennt. Sollte das Jäger-Team den Einzelkämpfer innerhalb der Zeit auf dem Board einholen, also ebenso viele Fragen richtig beantworten wie der Einzelspieler, gewinnen die Jäger. Schaffen sie das nicht, gewinnt der Finalist.
Im Spiel zu dritt tritt nur ein Jäger im Finale an, der dann bei jeder Frage zwei Antwort-Versuche erhält.
Im Spiel zu zweit gibt es keinen Moderator. Die beiden Spieler lesen die Fragen also in der Vor- und Endrunde jeweils für den Kontrahenten vor. Die Rücksetz-Möglichkeit bei einer falschen Antwort des Jägers entfällt in diesem Modus, da der Vorleser bereits die Antworten kennt. Die Hauptrunde ist von den Regel-Anpassungen nicht betroffen, da sich die Antworten der Multiple-Choice-Fragen immer auf der Rückseite der Karte befinden.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- Umsetzung nah am Original
- umfangreicher Fragenkatalog
- gute Fragenqualität
- ideal für Fans der TV-Show
CONTRA
- Jäger-Antworten wirken manchmal belustigend
- Vorleser der Fragen entscheidet mit über den möglichen Erfolg
MEINUNG
„Die Jagd beginnt“ - mit diesen Worten eröffnet Moderator Alexander Bommes nun schon seit 2012 (anfangs noch im NDR Fernsehen, später als tägliche Vorabend-Sendung im Ersten) jede Ausgabe seiner Quizshow, die mittlerweile eine große Fangemeinde besitzt. Vor einigen Jahren erschien bei Goliath bereits ein Brettspiel zur Show. Optisch war das auf jeden Fall gelungen, doch der Fragenkatalog konnte nicht mit dem Schwierigkeitsgrad des Originals mithalten. Da hat man nun ordentlich nachgebessert. Das, was man in der neuen Adaption von Schmidt Spiele geliefert bekommt, kommt dem Original auf jeden Fall sehr nahe. Auch da gibt es immer wieder einmal einfache Fragen, aber eben auch harte Nüsse.
Wie bei jedem Spiel zu einer Fernsehsendung musste das Konzept Brettspiel-tauglich gemacht werden. Wer jetzt Bedenken hat, dass das Flair der Show dadurch zerstört wird, den kann ich beruhigen. Die drei Raterunden orientieren sich, wie die Fragen, ebenfalls sehr nah am Original. Einzig beim Vorlesen der Fragen in den Einzelrunden (Vorrunde und Finale) muss man auf Fairness hoffen oder einen neutralen Moderator bestimmen. Gerade im Spiel zu zweit ist es nicht unwichtig, wie schnell die Fragen vom Gegenüber vorgelesen werden. Spielt da ein Kontrahent falsch und liest deutlich langsamer, wird der Gegner natürlich um Chancen gebracht, die gleiche Anzahl an Fragen zu beantworten. Also, an dieser Stelle die Bitte: Fair sein, damit das Spiel Spaß macht! Dennoch können unterschiedliche Lese-Fähigkeiten hier schon auch dazu beitragen, dass ein Spieler ausgebremst wird.
Die Hauptrunde, die in der Show Raum für Small-Talk und sonstige Unterhaltung bereithält, kommt in der Brettspiel-Version nüchterner daher. Die individuellen Charaktereigenschaften der Jäger machen sich natürlich im Spiel nicht bemerkbar. Man spielt gegen ein Porträtfoto, aber das bleibt auf einer virtuellen Ebene. Und so kann es dann auch zu unfreiwilliger Komik kommen, wenn eine einfache Frage gestellt wird, deren Antwort für alle offensichtlich ist, und der „Quizgott“ Sebastian Jacoby, der im Fernsehen so ziemlich jede Frage korrekt beantwortet, auf der zufällig gezogenen Karte rot markiert ist, und stehen bleibt. Ein Kompromiss, mit dem man leben muss, einfach des Konzeptes wegen.
Nicht selten ist auch das erspielte „Geld“ in einer Brettspiel-Adaption kein Spannungsfaktor. Während man in der TV-Show schon von großen Anschaffungen träumt, sind virtuelle Euros im Spiel nur dafür da, um den Finalkämpfer und letztlich den Sieger zu bestimmen, der im Falle eines Gewinns zwar Ruhm erhält, sich davon aber kein Auto kaufen kann ... Damit müssen alle Brettspiele zu einer TV-Vorlage leben; das kann man aber nicht dem Spiel ankreiden.
Gefragt Gejagt macht glücklicherweise auch ohne echten Geldgewinn als Brettspiel Spaß, spricht dabei aber natürlich vor allem die Stamm-Zuschauer der Quizshow an. Der umfangreiche Fragenkatalog reicht für etliche Runden ohne Wiederholung - und das Beste: Man erkennt die Show wieder, auch ohne den trockenen Humor eines Manuel Hobiger, ohne die bunten Hemden eines Sebastian Klussmann und ohne die kauzigen Erklärungen eines Karl Otto Nagorsnik. Dass mit Dr. Thomas Kinne und dem bereits erwähnten Sebastian Jacoby der Jäger-Reigen mittlerweile gar nicht mehr komplett ist, sondern die neu hinzu gekommene Jägerin Adriane Rickel noch nicht auf dem Cover oder auf einem Jäger-Plättchen zu sehen ist, ist schade, aber wohl dem Redaktionsschluss des Brettspiels geschuldet.
Fazit: Gefragt Gejagt-Fans, die die TV-Show gern zuhause nachspielen möchten, machen mit dem neuen Brettspiel, auch wenn es kleine Abweichungen zum Vorbild gibt, nichts verkehrt. Der Fragenkatalog ist super, wenn auch sicher nicht für die angegebene Altersvorgabe geeignet; die ist mit „ab 8 Jahren“ angesichts des Fragen-Levels einfach deutlich zu niedrig gewählt. "Ab 14", ja vielleicht noch "ab 12" hätte da besser gepasst.
Wer die Sendung nicht kennt, sondern nur das Brettspiel, wird den Charme des Konzeptes allerdings wahrscheinlich nicht so recht durchdringen. Während der Sommer-Monate haben aber alle Quiz-affinen Spieler die Möglichkeit, Alexander Bommes und seine Jäger wieder täglich um 18 Uhr im Fernsehen zu sehen - für meiner Meinung nach immer noch eine der besten deutschen Quizshows.
Hinweis zum Kultfaktor: Gute 7 Punkte mit einem Plus (8 Punkte) für eingefleischte Fans der Spielshow, wenn die richtigen Mitspieler vorhanden sind. Unangefochtene Brettspiel-Spitzenreiter im Quiz-Sektor bleiben für mich derzeit aber nach wie vor das kooperative Kneipenquiz sowie Smart 10.
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 21.06.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten