REZENSION
ZAPOTEC
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Board & Dice (deutsche Version: Kobold Spieleverlag)
- Autor: Fabio Lopiano
- Grafik: Zbigniew Umgelter, Aleksander Zawada
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 60 bis 75 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 8/10
Pyramidenbau in Mesoamerika
Dieses Spiel entführt uns in eine präkolumbische Zivilisation Mesoamerikas vor etwa 2500 Jahren. Hier bauen wir über insgesamt fünf Runden verschiedene Gebäude, Pyramiden und bieten den Göttern Opfer dar. Und wie so oft gewinnt am Ende die Person mit den meisten Siegpunkten.
REGELN
Der Spielplan ist in drei Regionen unterteilt: Etla, Ocotlan und Mitla (oder blau, gelb und grün). Diese sind wiederum in drei Sektionen unterschiedlicher Terrains unterteilt (Wälder, Berge und Flachland), in denen drei unterschiedliche Gebäude (Tempel, Maisfelder und Dörfer) errichtet werden können. Der Rest des Planes ist in fünf Aktionsfelder unterteilt. Jeder Spieler bekommt ein Spielertableau und stellt seine Gebäude sowie Pyramidenteile auf die entsprechenden Felder. Außerdem bekommt jeder Spieler fünf Aktionskarten sowie jeweils einmal Holz, Stein und Lehm. Aus den übrigen Aktionskarten wird eine Auslage (Spieleranzahl +1) gebildet. Außerdem wird eine Karte auf das dazugehörige Feld („Scoring Card“) auf den Spielplan gelegt.
Das Spiel findet nun genau über fünf Runden statt, die in zwei Phasen unterteilt werden. In der ersten Phase wird die Spielerreihenfolge für die kommende Runde festgelegt. Dazu wählt jeder Spieler verdeckt eine Aktionskarte aus. Die Karten werden dann simultan aufgedeckt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, über den Aufbau der Aktionskarten zu sprechen. Diese sind in drei Bereiche aufgeteilt. Der obere Teil (Holz, Lehm oder Stein) bestimmt das Einkommen für die folgende Runde, im mittleren Teil ist die Baubedingung für die Gebäude zu sehen. Die Zahl im unteren Bereich der Karte bestimmt die Spielerreihenfolge.
Nachdem alle Spieler ihre Karte aufgedeckt haben, beginnt nun die zweite Phase. Diese findet in Spielerreihenfolge statt, beginnend mit dem geringsten Wert auf der Karte.
Schritt 1: Das Einkommen
Zunächst erhält der Spieler Einkommen bezüglich des Ressourcensymbols auf der aufgedeckten Karte. Dazu sucht er sich entweder die Spalte oder Reihe auf seinem Spielertableau mit der entsprechenden Ressource aus und erhält alle dort abgebildeten Ressourcen (bereits gelegte Gebäudeplättchen sowie die Ressource auf der Karte).
Schritt 2: Die Aktionen
Nun werden die Aktionen in einer festgelegten Reihenfolge durchgeführt.
Hauptaktionen: Im Spiel gibt es insgesamt vier Hauptaktionen, die in beliebiger Reihenfolge und beliebig häufig durchgeführt werden können. Für diese werden allerdings die Ressourcen Gold, Mais und/oder Priester benötigt.
- Handels-Aktion: Mit der Handelsaktion werden die ausliegenden Handelsplättchen (für ein, zwei oder drei Gold) erworben. Diese bringen einmalige und/oder dauerhafte Boni während des Spiels. Aus jeder Reihe darf pro Runde nur ein Plättchen gekauft werden.
- Pyramiden-Aktion: Für jeweils einmal Stein, Holz und Lehm sowie einen Priester kann an einer der drei Pyramiden gebaut werden. Der Spieler kann entweder eine neue Pyramide auf einem leeren Feld beginnen oder an einer bereits existierenden Pyramide weiterbauen. Die Pyramiden sind nicht auf eine Person beschränkt. Sollte sich der Spieler dazu entscheiden, eine neue Pyramide zu bauen, bestimmt er auch die Bedingung, für die die Pyramide am Ende des Spieles punktet. Dazu legt er einfach das entsprechende Plättchen aus der Auslage unter die Pyramide.
- Opfer-Aktion: Um die Opferaktion durchzuführen, benötigt man genau einen Priester und einen bis fünf Mais. Der Spieler geht nun so viele Schritte auf der Opferleiste nach vorne wie er Mais ausgegeben hat und erhält für jeden Schritt den abgebildeten Bonus.
- Ritual-Aktion: Für jedes Pyramiden-Level, welches der Spieler schon gebaut hat, kann er eine Ritual-Aktion durchführen. Dazu gibt er einen Priester ab und legt eine seiner Scheiben auf eine der drei Riutal-Karten. Diese geben Siegpunkte am Endes des Spieles. Für jede Scheibe, die sich schon auf der Karte befindet, muss man ein zusätzliches Gold bezahlen.
Schritt 3: Bauschritt
Nach den Hauptaktionen kann man nun so viele Gebäude bauen, wie man möchte. Die Kosten für die jeweiligen Gebäude sind auf dem Spielertableau abgebildet. Möchte der Spieler zum Beispiel einen Tempel bauen, so bezahlt er einmal Lehm und einen Stein und platziert eines seiner Gebäude auf ein nicht bebautes Tempelfeld auf dem Spielplan. Hier muss allerdings die Bedingung auf seiner ausgespielten Karte beachtet werden. Zeigt diese zum Beispiel den Terrain-Typ „Wald“, darf er sein Gebäude nur in diesem bauen.
Danach nimmt er das Gebäudeplättchen vom bebauten Feld und liegt dieses auf ein beliebiges freies Feld auf seinem Einkommens-Raster. Sollte dabei ein Bonus abgedeckt werden, erhält man diesen augenblicklich. Einmal pro Spiel kann der Spieler seinen Tempel bauen. Dieser kostet einmal Holz, Stein und Lehm. Das Tempel-Plättchen wird unter das gebaute Gebäude gelegt und zählt für alle Wertungskriterien in der Zukunft als zwei Gebäude. Allerdings produziert es keine Ressourcen. Das entsprechende Gebäudeplättchen wird aus dem Spiel entfernt.
Schritt 4: Wertungsschritt und Karten nachziehen
Nun bekommt der Spieler Siegpunkte entsprechend der Wertungskarte auf dem Spielplan. Jedes Gebäude, welches die Bedingung auf der Karte (z.B. Gebäude im Wald) erfüllt, ist zwei Siegpunkte wert. Danach nimmt sich der Spieler eine neue Aktionskarte aus der Auslage.
Sobald der letzte Spieler seinen Zug beendet hat, wird die nicht gewählte Aktionskarte auf das Bonusfeld des Spielplans gelegt. Diese ist nun die Wertungskarte für die kommende Runde. Alle gespielten Aktionskarte kommen zurück in die Auslage und eine vierte wird vom Nachziehstapel hinzugefügt.
Spielende: Nach fünf Runden endet das Spiel. Nun erhält man noch Punkte für die Ritualkarten, die Opferleiste und für die Pyramiden. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Hinweis: Zum Test stand die englischsprachige Version des Spiels zur Verfügung. Beim Kobold Spieleverlag ist aber bereits eine deutschsprachige Version erschienen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnelle und einfache Regeln, trotzdem spielerische Tiefe
- schönes Ressourcenmanagement
- sehr gute Anleitung
CONTRA
- kann mitunter zu Downtime führen
- Thema eher generisch
MEINUNG
Sobald Board & Dice ein neues Spiel mit einem Setting in antiken und altertümlichen Zivilisationen herausbringt, werde ich hellhörig. Nicht umsonst gehören Tekhenu oder Teotihuacan zu meinen Lieblingsspielen. Wer aber mit Zapotec einen Experten-Kracher mit mindestens zwei Stunden Spielzeit erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden. Zapotec ist von seiner Komplexität bei weitem kein Schwergewicht. Die Regeln sind schnell erklärt und zugänglich. Ein Spiel zu viert dauert in der Regel gute 90 Minuten. Dennoch soll das nicht heißen, dass es hier nicht eine wundervolle spielerische und taktische Tiefe gibt.
Fabio Lopiano hat letztens mit Merw ein kleines Highlight herausgebracht. Und auch Zapotec schlägt meiner Meinung nach in eine ähnliche Kerbe. Im Kern ist es nämlich ein wunderbarer Engine-Builder und ein sehr starker Ressourcen-Manager, der den Spieler immer vor interessante Entscheidungen stellt. Möchte ich früh in der Spielerreihenfolge dran sein, damit mir niemand meine Bauplätze wegschnappt? Oder entscheide ich mich dazu, später dran zu sein, um eventuell die Wertungskarte für die nächste Runde bestimmen zu können? Wie verteile ich die Gebäudeplättchen auf meinem Einkommensraster, um dieses optimal ausnutzen zu können? Das Raster ist für mich auch das persönliche Highlight des Spieles. Denn die fünf Runden sind schnell vorbei, und jede sollte voll ausgenutzt werden. Immer hat man einen Priester zu wenig oder kann nicht an der Pyramide bauen, da einem sonst die Ressourcen für die Gebäude fehlen.
Optisch macht Zapotec jetzt nicht viel falsch. Der Spielplan ist übersichtlich und die Ikonographie hat man schnell verinnerlicht. Die Pyramidenteile sind natürlich ein optischer Hingucker, aber ansonsten würde ich das Material und die Optik als zweckdienlich bezeichnen. Dass das Thema absolut generisch ist, muss ich hier nicht näher begründen.
Obwohl Zapotec eine recht kurze Spielzeit hat, kam es in unseren Partien mitunter trotzdem zu einiger Downtime. Das liegt daran, dass man während der Züge der Mitspieler wirklich nichts zu tun hat, und diese ihre komplette Runde in einem Rutsch durchspielen. So kann es sich in diesen Phasen mitunter etwas ziehen (besonders, wenn man in der Spielerreihenfolge vom ersten auf den letzten Platz rutscht). Das kann ich aufgrund der Spielzeit aber eher verzeihen, vor allem weil das Spiel genügend Interaktion mitliefert. Zapotec ist weit davon entfernt, ein Mulitplayer-Solitär-Spiel zu sein.
Alles ist allem empfinde ich Zapotec als ein kurzweiliges, gelungenes Spiel. Wenn man an einem Spieleabend nicht Zeit hat, die richtig „dicken Brocken“ herauszukramen, aber trotzdem spielerische Tiefe und schwierige Entscheidungen am Spieltisch haben möchte, ist das Spiel auf jeden Fall empfehlen. Deswegen vergebe ich unterm Strich 7 von 10 Pyramiden.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
MATTHIAS
Traingames, you say? Hold my beer!
Eine Rezension vom 28.06.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Board & Dice
Weitere Fotos: Spielkultisten