REZENSION
WOODCRAFT
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Delicious Games / deutsche Version: Pegasus Spiele
- Autoren: Ross Arnold, Vladimír Suchý
- Grafik: Michal Peichl
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 80 bis 150 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: hoch
- Taktiklevel: 8/10
Ich und mein Holz
Als einzigartige Waldmenschen gehen wir einem traditionellen Handwerk nach, der Verarbeitung von Holz. Was entstehen da für schöne Gegenstände ... Doch damit die eigene Werkstatt effizient arbeitet, braucht es diverse Ausbauten. Und so sägen wir das Holz, wir leimen es, wir verstärken es, immer mit dem Ziel, möglichst viele Aufträge zu erfüllen.
REGELN
Jeder Spieler erhält ein eigenes Spielertableau (die Werkstatt), dazu ein erstes Aufwertungsplättchen der Stufe 1, ein Sägeplättchen, zwölf Blaubeeren (die Währung im Spiel), eine oder zwei Laternen (je nach Spielerzahl) sowie drei Würfel (je einen jeder Farbe). Der grüne Würfel wird auf die 3 gedreht, der gelbe auf die 2 und der braune auf die 1. Die Würfel stellen euren Holzvorrat dar.
Jetzt gibt es für jeden Spieler zwei zufällige Spezialaufträge auf die Hand, außerdem fünf einfache Aufträge, von denen zwei ausgewählt werden, sowie drei unerfahrene Helfer, von denen sich jeder einen Helfer aussucht, ihn mit Blaubeeren bezahlt und auf das erste dafür vorgesehene Feld der eigenen Werkstatt legt. Die Helfer bringen Einnahmen bei der Produktion, zusätzlich aber größtenteils auch einen Einmal-, einen Runden-Bonus oder einen dauerhaften Vorteil. Nun wählt jeder noch einen seiner vier Aufträge von der Hand und legt ihn offen neben die Werkstatt, und zwar in die Zeile, deren Symbol dem der Karte entspricht.
Die Einkommenstafel wird für alle Spieler ausgelegt. Jeder legt einen seiner Spielermarker auf den Anfang der Blaubeeren-, der Haselnuss- und der Ansehensleiste. Auf den markierten Feldern der Ansehensleiste werden auch noch zwei zufällige Bonusplättchen ausgelegt. Nachdem auch der Spielplan mit dem Aktionsrad vorbereitet, also mit den Aktionsplättchen sowie mit je zwei gewürfelten Würfeln jeder Farbe belegt wurde, kann das Spiel beginnen.
Gespielt wird eine bestimmte Anzahl an Runden, die sich nach der Spielerzahl richtet. Im Spiel zu dritt sind das beispielsweise 14 Runden. In jeder Runde ist jeder Spieler einmal am Zug, dann wird der Rundenmarker ein Feld weitergeschoben. In regelmäßigen Abständen finden Einkommensphasen statt. Da bekommt dann jeder die Menge an Blaubeeren und Haselnüssen (= Punkten) ausgeschüttet, die er auf der Einkommensleiste erreicht hat. Dann wird auch das offene Angebot an Helfern und Aufträgen verändert (Karten werden entfernt, neue werden aufgedeckt, später auch Karten der Stufe 2), zudem rutschen bis dahin nicht erfüllte eigene Aufträge, die neben der Werkstatt liegen, eine Zeile nach unten. So wird die Belohnung für die Erfüllung eines Auftrages immer schwächer. Nicht erfüllte Aufträge bringen in der letzten Zeile sogar Minuspunkte. In jeder Einkommensphase (außer der letzten) muss zudem ein neuer Auftrag von der Hand neben die eigene Werkstatt gelegt werden.
Wer an der Reihe ist, durchläuft immer drei Phasen:
(1) Sollte ein Spieler einen oder mehrere Bäume auf seinem Tableau gepflanzt haben, wird ihr Wert, dargestellt durch Würfel, jeweils um 2 erhöht. Wurde ein Würfel auf eine 6 gesteigert, wandert er sofort in den eigenen Holzvorrat. Jederzeit können Bäume gefällt werden, um den Würfel (= das Holz) sofort verwenden zu können.
(2) In der Aktionsphase sucht sich der aktive Spieler ein Aktionsplättchen aus und legt es in das nächste Viertel-Segment des Aktionsrades. Sollte neben dem Feld, auf dem das Plättchen lag bzw. in dessen Segment, ein Bonus (Punkte, Beeren, Material, Würfel ...) zu sehen sein, gibt es diesen gratis dazu. Danach führt der Spieler die Aktion des Plättchens aus (gegen Abgabe einer Laterne alternativ auch die Aktion eines anderen Plättchens, gegen Abgabe von drei Laternen eine zweite Aktion, ohne dafür das entsprechende Plättchen zu verschieben). Wer die Aktion nicht ausführen möchte, erhält einen schnellen kleinen Blaubeeren-Zuschuss von drei Beeren.
Sollte ein Plättchen den Pfeil des Aktionsrades überschreiten, wird die Säge um ein Viertel-Segment weitergedreht, wodurch die Boni für weiter hinten liegende Plättchen erhöht werden. Aber Vorsicht! Ein Plättchen darf nur über den Pfeil gezogen werden, wenn das nachfolgende Segment keine Plättchen enthält!
(3) Am Ende jedes eigenen Zuges können schrittweise Siegpunkte gegen Abgabe von Blaubeeren gekauft werden. Die Kosten erhöhen sich zunehmend, die Punkte allerdings auch.
Ziel des Spiels ist es also vornehmlich, Aufträge zu erfüllen, die bestimmte Materialien und vor allem bestimmtes Holz (= Würfel) erfordern. Um einen Auftrag zu erfüllen, muss die abgegebene Würfelfarbe und die Augenzahl jeweils exakt mit der auf der Auftragskarte übereinstimmen.
Die Aktionen des Aktionsrades sind nun folgende:
- Holz kaufen: Der Spieler zahlt den Würfelwert (= die Augenzahl) eines auf dem Spielplan liegenden Würfels, wobei sich die Kosten für einen gelben Würfel um 1, und die Kosten für einen braunen Würfel um 2 erhöhen. Eine grüne 5 kostet demnach 5 Blaubeeren, eine gelbe 3 hingegen eine Blaubeere mehr, also 4. Eine braune 6 kostet mit der Erhöhung für die Farbe sogar 8 Blaubeeren etc. Der Spieler darf bis zu zwei Würfel kaufen und sie unverändert in seinen Holzvorrat legen. Während eines Spielzuges darf die Anzahl der Würfel auch mehr als sechs betragen; am Ende eines Spielzuges dürfen aber nur maximal sechs Würfel gelagert werden.
- Würfel tauschen: Der Spieler darf einen Würfel aus seinem Vorrat abgeben, um den doppelten Wert an Blaubeeren zu erhalten, zuzüglich dem Farb-Bonus, heißt: eine abgegebene gelbe 3 bringt zweimal 3 = 6 Blaubeeren und eine Extra-Blaubeere, da der Würfel gelb ist (bei einem grünen Würfel gibt es keinen Farb-Bonus, bei einem braunen Würfel beträgt er zwei). Danach darf der Spieler einen 6er-Würfel aus dem Vorrat kaufen (einfacher Wert plus Extrakosten für die Farbe). Es darf auch nur eine Option genutzt werden.
- Materialien kaufen: Gegen Abgabe von Blaubeeren dürfen zwei verschiedene Materialien-Arten (Sägeblatt-Scheiben, Leim oder Restholz) in der auf dem Spielplan angegebenen Menge eingekauft werden.
- Aufträge annehmen: Der Spieler nimmt einen zusätzlichen Auftrag aus dem Angebot und legt ihn neben seine Werkstatt - wie immer in die Zeile, die das Symbol auf der Karte zeigt. Gegen Abgabe von drei Blaubeeren kann auch direkt ein weiterer Auftrag angenommen werden.
- Einen Helfer einstellen: Der Spieler zahlt die Einstellungskosten eines im Angebot liegenden Helfers und legt diesen dann in seine Werkstatt. Wird ein Einkommens-Symbol überdeckt, wird der entsprechende Marker (Haselnuss oder Blaubeere) ein Feld nach vorn gezogen. Die Helfer müssen immer angrenzend zueinander ausgelegt werden. Später können mit neuen Helfern dann auch Produktionssymbole erreicht werden, die die Produktionsfähigkeit der Helfer auslösen. Und wie gesagt: Jeder Helfer besitzt zudem meistens auch noch einen weiteren individuellen Effekt.
- Produzieren / Baum pflanzen: Der Spieler darf zwei Helfer seiner Werkstatt produzieren lassen. Alternativ produziert nur ein Helfer, dann darf aber ein neuer Baum in einen verfügbaren Topf auf dem eigenen Tableau gepflanzt werden. Es muss sich dabei um einen farblich zum Topf passenden Würfel im Wert von 1 oder 2 handeln. Höhere Werte dürfen mit dieser Aktion ausnahmsweise kostenlos „zersägt“ werden, bedeutet: Aus einer 4 können beispielsweise zwei 2er-Würfel entstehen, von denen dann einer einpflanzt wird. Um Würfelwerte aufzuteilen, nimmt man sich weitere Würfel aus dem Vorrat und dreht sie auf die entsprechende Augenzahl.
- Werkstatt verbessern: Gegen Abgabe der geforderten Blaubeeren kauft der Spieler ein neues Sägeplättchen, einen neuen Topf, ein neues Aufwertungsplättchen oder das Leimplättchen.
Zusätzlich zur gewählten Hauptaktion dürfen beliebig viele kostenlose Nebenaktionen ausgeführt werden, stets in beliebiger Reihenfolge:
- Helfer nutzen: Der Spieler führt eine Einmal-pro-Runde-Fähigkeit eines eigenen Helfers aus.
- Holz sägen: Mit einem Sägeplättchen, das beim Gebrauch auf die Rückseite gedreht wird, kann ein Würfel (auch abseits der Pflanzaktion) in zwei Teile zersägt werden, also z.B. aus einer 5 eine 3 und eine 2 entstehen. Auch hier werden dafür benötigte zusätzliche Würfel aus dem Vorrat genommen. Gegen Abgabe einer Sägeblatt-Scheibe kann direkt ein weiterer Schnitt am selben Ursprungswürfel durchgeführt werden, also die gesägte 2 zum Beispiel noch in zwei 1er-Würfel geteilt werden. Mit mehreren Sägeblatt-Scheiben lassen sich entsprechend weitere Schnitte durchführen; so könnte auch die gesägte 3 noch weiter zerkleinert werden. Um einen weiteren, anderen Würfel aus dem eigenen Holzvorrat auf die gleiche Weise zu zersägen, braucht es hingegen ein weiteres Sägeplättchen. Dieses, wie auch die beiden weiteren Plättchen-Arten, werden erst in der nächsten Einkommensphase reaktiviert, alternativ mit einem ggf. als Bonus gewonnenen Auffrischungsplättchen.
- Holz leimen: Wird das zuvor erworbene Leimplättchen umgedreht, werden zwei Würfel zusammengeklebt, also z.B. eine 3 und eine 2 zu einer 5. Sind es verschiedenfarbige Würfel, darf die Endfarbe aus einer der beiden verwendeten Farben gewählt werden, was auch noch 4 Extrapunkte bringt.
- Holz verstärken: Durch Umdrehen eines Aufwertungsplättchen kann ein Würfel durch die Abgabe von Restholz verstärkt, also die Augenzahl erhöht werden (maximal um die Stufe des Plättchens = 1, 2 oder 4).
- Baum abholzen: Jederzeit kann ein eingepflanzter Baum abgeholzt werden, um den Würfel verwenden zu können.
- Auftrag erfüllen: Gegen Abgabe der geforderten Bedingungen auf der Auftragskarte, wird der Auftrag bis zum Spielende zur Seite gelegt. Er bringt die Belohnung, die auf dem Auftrag zu sehen ist, zudem die Belohnung der Zeile, in der er sich gerade befand. Erfüllte Spezial-Aufträge erlauben es als einzige Aufträge, einen der ausliegenden öffentlichen Aufträge zu beanspruchen, d.h. einen Marker darauf zu platzieren. Weitere Spieler können den selben öffentlichen Auftrag ausschließlich in der selben Runde beanspruchen, später steht er nicht mehr zur Verfügung.
Diverse Boni können beim Voranschreiten auf den drei Einkommensleisten erlangt werden, aber auch durch den Gewinn von Werkzeug-Plättchen. Diese werden auf freien Feldern auf dem Dachboden der eigenen Werkstatt platziert und lösen Belohnungen aus, wenn zwei verschiedene (!) Werkzeuge einen Bonus umklammern. Der Werkzeug-Vorrat wird pyramidenartig angelegt, heißt: Ein Feld in der zweiten Etage darf erst belegt werden, wenn die beiden darunter liegenden Felder belegt wurden.
Spielende: Nach einer letzten Einkommensphase endet das Spiel nach der vorgebenenen Anzahl an Runden. Bei der Schlusswertung gibt es nun noch einmal Punkte.
- Übriges Spielmaterial (Würfelaugen auf dem eigenen Tableau, Materialien, Blaubeeren) bringen Punkte im Wert von 10:1. Ein 6er-Würfel und vier Blaubeeren würden demnach beispielsweise gemeinsam einen Punkt liefern.
- Beanspruchte öffentliche Aufträge bringen Punkte entsprechend der Bedingung, z.B. 3 Punkte für jedes Säge- und Aufwertungsplättchen in der eigenen Werkstatt etc.
- Jeder erfüllte persönliche Auftrag bringt nun so viele Punkte, wie es der Marker auf der Ansehensleiste vorgibt. Je weiter hier der Fortschritt gesteigert wurde, umso höher fallen die Punkte pro Auftrag aus.
- Jeder bis zum Spielende nicht erfüllte Auftrag bringt 2 Minuspunkte.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Das Spiel bietet zudem eine Solo-Variante.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- taktisches Würfel-Puzzle
- interessante Aktionsauswahl
- neuartige Würfel-Manipulation
- gelungene thematische Einbettung
- viele Boni und Nebenaktionen möglich
- schöne Varianz durch diverse Aufträge und Helfer
CONTRA
- mitunter sehr grüblerisch und somit erhöhte Downtime
- manchmal auch vom Glück beeinflusst
MEINUNG
Die Holzverarbeitung hat eine lange Tradition im Handwerk, und so stellen wir in Woodcraft schön illustrierte Holz-Erzeugnisse her - Einrichtungs- und Alltagsgegenstände, Spielzeug, Instrumente ... Dass das klassische Handwerk keinesfalls angestaubt ist, lassen uns die freakigen Waldmenschen bereits auf dem Cover erahnen. Die Helfer im Spiel stehen mit ihren grünen Haaren, ja, sogar mit einem Delicious Games-Tattoo, im Kontrast zur gerade schon romantisch wirkenden Umgebung des Settings. Wir zahlen nicht mit Geld, sondern mit Blaubeeren, und die Tiere des Waldes beobachten unser Tun. Wer sich nun wundert, dass auf der Schachtel ein farbiger Würfel mit einer Feile bearbeitet wird, der erhält damit schon einen Hinweis, worum es in Woodcraft geht.
Gleich vorab: Die herzige Optik des Spiels sollte nicht dazu verleiten, an ein lockeres Familienspiel zu denken. In der deutschen Version hat Pegasus die Einordnung des Spiels in bekannter Manier deswegen auch direkt auf die Schachtel gedruckt: Expertenspiel steht da, und diese Einordnung ist auf jeden Fall gerechtfertigt.
Blicken wir daher aufs Spielerische. Die Aktionsauswahl, also das Aktionsrad mit den Plättchen, die weiterwandern und Boni freigeben, erinnert Geeks sicher an Praga Caput Regni. Das gilt auch für die Tatsache, dass es im Spiel an allen Ecken und Enden Boni gibt. Gleicher Autor, gleicher Verlag. Die Aktionen sind für sich genommen dann erst einmal auch nicht besonders schwer zu erlernen. Jede einzelne Aktion ist im Grunde relativ schnell abgehandelt.
Wie so oft bei Spielen dieses Schwierigkeitsgrades ist es die Verzahnung, die das Spiel zum Expertenspiel macht. So muss ich mir stets genau überlegen, in welcher Reihenfolge ich Aktionen ausführen möchte. Meistens haben alle Spieler Zugriff auf sämtliche Aktionen, einzig, wenn ein Plättchen vor dem Pfeil des Rades feststeckt, da das nachfolgende Segment noch nicht geleert wurde, kann einen das vorübergehend in den eigenen Möglichkeiten einschränken, was aber mit den gar nicht unwichtigen Laternen umgangen werden kann. Damit es nicht dazu kommt, dass alle Aktionsplättchen bis auf eines feststecken, werden zurückgelassene Segmente immer wertvoller, da es eben wieder Boni gibt, wenn ich mich dann letztlich doch für eine dieser Aktionen dort entscheide. Das ist gut gemacht und liefert einen schönen Flow.
Aufträge annehmen, Helfer einstellen, Würfel kaufen - alles nette Aktionen, die aber oft nur Vorbereitung sind, zumal sie teilweise auch vom Glück abhängen. Da können halt gerade zur Aufträgen passende Würfel in der Auslage liegen - oder eben nicht. So gilt es dann vielmehr, Spielzüge mit den kostenlosen Nebenaktionen zu optimieren. Und da hat man das Thema wirklich wunderbar umgesetzt. Die oftmals nötige Würfelmanipulation, um die Aufträge schnell erfüllen zu können und entsprechende Erträge einzufahren, wurde mit ihren verschiedenen Optionen perfekt ins Setting eingebunden. Die Idee, einen Würfel zu „zersägen“, ist in dieser Art definitiv noch komplett unverbraucht. Natürlich wird hier kein Spielmaterial zersägt, sondern die Augenzahlen gesplittet - aus einer großen Zahl werden mehrere kleine. Umgekehrt kann ich Würfel "zusammenleimen", um aus kleinen Werten große zu machen. Ich kann (mit einem kleinen thematischen Bruch) durch das Einpflanzen von Holz für nachhaltigen Zuwachs an Holz in Form von Bäumen sorgen, die ihren Ertrag stetig steigern. Ich kann Restholz verwenden, um bestehendes Holz aufzuarbeiten und zu verstärken. Schnell zeigt sich, wie wichtig es ist, sämtliche Werkstatt-Ausbauten zu forcieren. Nur so kann ich, in Kombination mit eingekauften Materialien, spontan auf die Anforderungen neuer Aufträge reagieren.
Das alles stellt uns spielerisch vor ein großes Würfel-Puzzle. Da rauchen dann auch schon mal die Köpfe, wenn es darum geht, aus dem Gegebenen das Beste zu machen. Interaktion ist dabei nur in geringer Form vorhanden. Aufträge und Helfer können weggeschnappt, ja, vielleicht ein Wettrennen um einen Bonus auf der Ansehensleiste gewonnen werden, ansonsten spielt man aber eher solitär, was hier kein Nachteil ist, denn man hat wirklich genug zu bedenken. Das kann für den einen oder anderen Spieler vielleicht tatsächlich wie Arbeit wirken, ich persönliche empfinde diese ständige Optimierungsaufgabe aber als sehr reizvoll.
Die beste Spielerzahl mag bei drei Spielern liegen. Da gibt es genügend Konkurrenz, die Wartezeiten sind aber noch erträglich. Ja, die Downtime kann bei so einem Spiel, das definitiv zum Grübeln einlädt, auf jeden Fall auch mal höher ausfallen. 3 Stunden Spielzeit sind in einer Vollbesetzung mit grüblerischen Menschen sicher keine Seltenheit.
Obwohl ich grundlegend in jeder Partie dann doch irgendwie das selbe mache, besitzt das Spiel eine schöne Varianz durch die wechselnden Helfer- und Auftragskombinationen.
Etwas schade ist die Tatsache, dass das Werkzeug-Puzzle auf dem Dachboden als weiterer Bonus-Lieferant ein wenig aufgesetzt wirkt und auch nicht immer richtig zum Tragen kommt. Werkzeuge bekomme ich nur als Belohnung, ich kann sie nicht aktiv kaufen. Je nachdem, welche Karten dann in der Auslage liegen, kann es passieren, dass sich der Dachboden nicht so richtig füllen möchte.
Überhaupt werde ich aber nie auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen können. Wer viele Blaubeeren generiert, kann sich natürlich nach jedem Spielzug Punkte kaufen, aber nicht immer ist das möglich und sinnvoll. Ich muss also abwägen, welche Option mir mehr Punkte bringt. Ohne Zweifel ist es jedoch enorm wichtig, das Ansehen zu steigern. Ohne Ansehen sind alle Siegpunkte für Aufträge am Spielende quasi wertlos ...
Alles in allem gefällt mir Woodcraft wirklich gut. Ja, es gibts kleine Glücksmomente. Ja, wir haben gewisse Dinge auch schon in anderen Spielen gesehen. Ja, das Spiel wirkt in seiner Art eher technisch. Aber: Allein die thematische Umsetzung der Spielidee ist so schön geworden, dass ich Woodcraft sehr gute 8 Kultpunkte attestiere. Wer komplexe Eurogames mag, erhält hier auf jeden Fall eine Empfehlung.
Die Solo-Variante wurde im Rahmen dieser Rezension nicht getestet.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/7J48lpGr3OM
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 13.11.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Presse-Exemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Delicious Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten