REZENSION
VON ÄH BIS Z
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: moses. Verlag
- Autor: Jürgen Heel
- Grafik: crosscreative
- Spieler: 3 bis 8
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 7/10
Buchstaben, Begriffe, Blackouts
Innerhalb von 90 Sekunden gilt es, dem eigenen Team möglichst viele Begriffe zu beschreiben. Problem: Die verwendeten Wörter dürfen immer nur mit bestimmten Buchstaben beginnen! Da kommt man schneller an seine Grenzen, als man denkt ...
REGELN
Bildet zwei Teams. Gespielt werden 12 Runden, jedes Team ist also sechsmal an der Reihe. Das aktive Team sucht ein Teammitglied aus, das nun Begriffe beschreiben muss. Die anderen Teammitglieder raten. Das gegnerische Team bestimmt die Nummer der Begriffe, die in dieser Runde erklärt werden müssen. Auf jeder Karte finden sich fünf durchnummerierte Begriffe. Dreht die Sanduhr um. Diese läuft nun 90 Sekunden lang.
Um einen Begriff zu beschreiben, muss der Erklärer nun noch eine Buchstabenkarte vom gemischten Stapel aufdecken. Alle Hinweise, die er seinem Team gibt, dürfen nur mit diesem Buchstaben beginnen, also z.B. beim Begriff „Badezimmer“ und beim Buchstaben „D“ Hinweise wie „Dusche“ oder „Deo“. Kommt das Team nicht auf die Lösung, darf der Erklärer beliebig viele weitere Buchstabenkarten aufdecken, also z.B. zufällig „H“ und „R“. So könnte er seine Beschreibung noch um „Haus“ und „Raum“ erweitern. Errät das Team den Begriff, wird die Begriffskarte als Punkt zur Seite gelegt und direkt mit der nächsten Karte weitergespielt. Allerdings werden die benutzten Buchstabenkarten nun abgeworfen. Sie stehen in dieser Runde nicht mehr zum Erklären zur Verfügung. Dafür deckt der Erklärer nun eine erste neue Buchstabenkarte auf.
Errät das Team einen Begriff nicht bzw. überspringt der Erklärer einen Begriff, erhält das gegnerische Team diese Karte als Punkt.
Das Team, nach 12 Runden die meisten Karten (= Punkte) gesammelt hat, gewinnt.
Spielt ihr nur zu dritt, gibt es kleine Regel-Anpassungen.
In einer Variante kommen die drei Spezialkarten mit ins Buchstaben-Deck. Wird eine solche Karte aufgedeckt, darf die darauf sichtbare Aktion ausgeführt werden, nämlich den aktuellen Begriff mit Pantomime, Geräuschen oder einem beliebigen Buchstaben beschreiben.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- herausforderndes Erklärspiel für alle Wortakrobaten
ausreichende Anzahl an Begriffen
CONTRA
- teils sehr schwer zu meistern
- Konzept der Buchstaben-Verknappung kommt in 90 Sekunden meist nur wenig zum Tragen
MEINUNG
"Äh, Äh, Äh ... - puh!" So in etwa lautet meine Spielerfahrung in Kurzform. Erst einmal greift das kleine Spiel ein Konzept auf, das man aus vielen Partyspielen kennt: Begriffe umschreiben! Kennen wir, nichts Neues also. Nun ja, stimmt aber so nicht. Während man bei Tabu beispielsweise beim Erklären bestimmte Schlüsselwörter nicht verwenden darf, oder beim jüngsten Spross Bunny Hops! irrwitzige Hindernisse beim Beschreiben beachten muss (z.B. nur mit offenem Mund sprechen), so kommt Von Äh bis Z auch mit einem eigenen Kniff daher. Hinweise dürfen immer nur mit dem aufgedeckten Buchstaben beginnen.
Nun gibt es da auf der Schachtel bereits ein schönes Beispiel: „Grast gerne Grünzeug“. Ja, das G scheint ein guter Buchstabe für den Begriff „Kuh“ zu sein. Wer jetzt denkt, dass das immer so gut klappt, wie einem hier suggeriert wird, der wird schnell eines Besseren belehrt. Oft wollen einem spontan keine Hinweise mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben einfallen, Blackouts drohen. Aber das kann man den Erklärenden gar nicht mal verübeln. Ein „C“ bei „Virus“ kommt uns nach der Corona-Pandemie wohl durchaus gelegen, aber lasst euch mal ganz spontan Hinweise zum Begriff „Gift“ mit "C", „B“ oder mit „W“ einfallen. Da wird‘s schon kritisch, wenn dann auch noch die Zeit runterläuft. Klar, jetzt könnte ich natürlich schnell weitere Buchstaben aufdecken, bis z.B. das „A“ für ein offensichtliches „Arsen“ kommt. Dann dürfte euch der Punkt sicher sein. Es kann dann natürlich aber auch passieren, dass ich dafür 20 Karten aufdecke und keine Buchstaben-Auswahl mehr für den nächsten Begriff habe. Sollte also eher vermieden werden - in der Therorie.
In der Praxis haben wir es tatsächlich oft erlebt, dass innerhalb der 90 Sekunden tatsächlich nur ein Begriff erraten wurde. Das macht das Konzept dann natürlich platt, da ich für einen Begriff auch direkt alle Buchstaben aufdecken könnte und nicht sparsam sein muss. Schnell sind wir daher zur Hausregel übergegangen, und haben die Ratezeit auf 3 Minuten verdoppelt. Da bleibt zum einen mehr Zeit zum Nachdenken, zum anderen kommt der Gedanke, keine Buchstaben verschwenden zu wollen, mehr zum Tragen.
Und doch eignet sich Von Äh bis Z nur für wortgewandte Spieler. Man muss schon Spaß am Umgang mit Sprache, mit Abstrahierungen haben, ein etwas größerer Wortschatz hilft einem auch beim Erklären. Wem so etwas gar nicht liegt, wer nicht spontan ist, dem wird es sehr schwer fallen, dem Team zu Punkten zu verhelfen. Genügend Begriffe sind in der kleinen praktischen Schiebe-Schachtel durchaus vorhanden, nicht wenige davon sind aber schon recht anspruchsvoll. Ich sage mal so: Ein Begriff wie „DNA“, wie „Übertreibung“ oder „Fußspur“ ist auch ohne Buchstaben-Einschränkung schon schwieriger zu erklären als ein Begriff wie „Nudeln“ oder „Geld“. Wenn dann noch seltene Buchstaben aufgedeckt werden, wird eine Kombination echt zur Herausforderung. Die Buchstaben-Karten Q, X und Y wurden bei uns jedenfalls nahezu immer sofort beiseite gelegt.
Man braucht also definitiv etwas Übung und Talent, um spontane Einfälle herauszusprudeln, die das eigene Team dann auch noch zur Lösung führen. Überlegt euch daher, ob ihr die richtigen Personen für so ein Spiel zusammenbekommt. Wenn ja, dann ist Von Äh bis Z sicher eine gelungene Abwechslung zu bestehenden Erklärspielen. Notfalls passt die Ratedauer, wie zuvor empfohlen, an eure Geschwindigkeit an. Da es nicht so einfach ist, passende Teams zusammenzustellen, gibt es von mir insgesamt 6 Kultpunkte - mit einem klaren Plus für die Spielidee, aber mit Einschränkungen in der spielerischen Umsetzung.
Da möchte ich zum Abschluss auch noch einen kleinen Kritikpunkt anbringen, was die Grafik des Spiels angeht: Es hätte dem Spiel gut getan, alle Buchstabenkarten in der selben Schriftart zu gestalten. Im Eifer des Spiels landen Karten auch mal „auf dem Kopf stehend“ auf dem Tisch, und dann wird aus einem künstlerischen V schnell mal ein A gelesen, was auch für andere Buchstaben gilt. Es gibt da in einer Kartenecke zwar immer den Pfeil der Sprechblase, der anzeigt, wo oben und wo unten ist. Dennoch wurde der bei uns öfter übersehen, wenn die Zeit drängte. Die künstlerischen Spielereien bei den Buchstaben hätte es für mich nicht gebraucht, da das eigentliche Spiel eh schon einen erhöhten Denkanspruch einfordert.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 19.04.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: moses. Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten