REZENSION
VILLAGERS OF THE OAK DELL
- Genre: Taktik-/ Roll & Write-Spiel
- Jahr: 2023
- Verlag: Two Acorns Games
- Autoren: Przemysław Fornal, Michał Łopato
- Spieler: 1 bis X
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 7/10
Malerische Kettenreaktionen
Ein malerisches Fleckchen Erde sehen wir auf unseren Spielzetteln. Durch eine kluge Würfelauswahl und die damit verbundenen Aktionen errichten wir Gebäude, bauen Straßen und Grenzpfähle, treiben Handel, arbeiten in der Mine und verteidigen uns vor Angriffen.
KICKSTARTER PREVIEW
Wichtiger Hinweis vorab: Für diese Preview zur geplanten kommenden Neuheit stand uns Print-and-Play-Material des Prototypen zur Verfügung. Da sind also noch Änderungen möglich, was Optik und Regeln betrifft. Die auf den Fotos verwendeten Würfel und Figuren stammen zu Demonstrationszwecken aus anderen Spielen.
Die Kickstarter-Kampagne ist ab Mitte Oktober 2023 geplant: https://www.kickstarter.com/projects/twoacornsgames/villagers-of-the-oak-dell-roll-and-write
REGELN
Jeder erhält einen Spielzettel und einen Stift. Gespielt werden 12 Runden, die auf eurer Rundenleiste festgehalten werden. Zu Beginn jeder Runde werden die vier Würfel geworfen und, entsprechend ihrer Zahl und Farbe, ihrem jeweiligen Segment zugeordnet. Jedes Segment auf dem Aktionsplan besteht aus drei Ringen - einem äußeren, einem mittleren und einem inneren. Wurde mit einem Würfel eine 1 gewürfelt, ist daran ein Schwert geknüpft. Einen solchen Angriff markiert jeder sofort auf der Schwert-Leiste. Schwerter bringen am Spielende Minuspunkte, wenn man bis dahin keine ausreichende Verteidigung aufgebaut hat.
Jeder stellt nun die eigene Figur zu der Würfelfarbe, deren Aktionen er nutzen möchte. Da gibt es keine Einschränkung, jeder hat stets die freie Wahl. Auch die Abhandlung der Aktionen können simultan ausgeführt werden, beim gewählten Segment immer von außen nach innen.
- Strecken lassen euch Straßen bauen, zunächst ausgehend von der Burg, später auch angrenzend an bereits gebaute Straßen. Am Ende einer Strecke wartet dann eine Belohnung, z.B. ein Ressourcen-Bonus oder aber ein Fähnchen, das direkt auf einem Gebäude der entsprechenden Farbe markiert wird. Auch das Umranden eines kompletten Gebietes bringt einem einen Bonus, nämlich eine zusätzliche Markt-Aktion.
- Villager (Dorfbewohner) können zu Rittern werden und so Schwerter neutralisieren. Sollten sie hingegen voran schreiten, bevor ein Schwert über sie eingezeichnet wird, gibt es einen Gold-Bonus. Alternativ können die Personen auch auf den Marktfeldern markiert werden und so die Erträge der Markt-Aktion erhöhen.
- Mit Holz lassen sich Grenzpfähle bauen (für Gold und Bonus-Aktionen) oder Felder in Gebäuden füllen. Wurden die Kosten eines Gebäudes komplett entrichtet, tritt der Gebäude-Bonus sofort in Kraft. Da gibt es z.B. dauerhaft mehr Holz / Bewohner, wenn so eine Aktion auf einem äußeren Ring gewählt wird, es gibt einmalig Ressourcen oder auch dauerhafte Erträge bei jeder Fahnen-Wertung. Die orangefarbenen Gebäude generieren individuelle Siegpunkte am Spielende, je nachdem, wie gut die Aufgabe erfüllt wurde.
- Die Spitzhacke führt uns in die Mine. Da beginnen wir auf einem Feld unterhalb eines Pfeils und setzen die Grabungen dann angrenzend fort. Auch hier gibt es Boni sowie die Möglichkeit eine Goldkammer zu leeren, sofern der Zugang über die Marktleiste freigespielt wurde. Am Ende gibt es Punkte für komplett gefüllte Reihen und Spalten.
- Die Markt-Aktion, die in jedem Sektor im inneren Ring zu finden ist, beschert einem so viele Waren, wie es markierte Villager in der entsprechenden Markt-Reihe gibt (gekoppelt an die gewählte Würfelfarbe). In jeder Reihe ist ein Villager bereits zu Spielbeginn markiert. Die Schritte auf den Marktleisten bringen teilweise Sofort-Boni, das Freischalten von Goldkammern und am Ende der Leiste dauerhaft zwei Gold. Zudem generieren die Marktleisten am Spielende Punkte.
Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, Gold zu sammeln. Gold wird im Depot immer von links nach rechts (und von oben nach unten) ausgefüllt. Jedes Feld mit einem Punkt liefert eine Bonus-Aktion.
Noch nicht erwähnt habe ich die drei Wertungkarten, die vor Spielbeginn ausgelegt wurden (je eine zufällige A-/ B- und C-Karte). Hat jemand die Bedingung einer Wertungskarte erfüllt, gibt es dafür Punkte. Wer es als Erster geschafft hat, eine Aufgabe zu erfüllen, bekommt die höhere der beiden Punktezahlen.
Ansonsten wird auf diese Weise so lange weitergespielt, bis Runde 12 und die Fahnen-Wertung abgeschlossen wurde. Bei der Schlusswertung gibt es Punkte für
- freigeschaltete Wertungshäuser (mit individuellen Wertungen, z.B. 2 Punkte pro Ritter etc.)
- erfüllte Wertungskarten
- gefüllte Reihen und Spalten in der Mine
- die am weitestens rechts liegende komplett ausgefüllte Spalte auf den Marktleisten (also die am weitesten rechts liegende Spalte, in der sich in allen vier Reihen eine Waren-Markierung befindet).
Dagegen gibt es Minuspunkte für Schwerter ohne Ritter.
Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- taktisches Roll-and-Write
- kurzweilig durch trickreiche Aktionsauswahl
- viele Kettenreaktionen möglich
- verschiedene Wege zum Ziel
CONTRA
- grundlegend bekannte Spielelemente
- Lernkurve sorgt für bevorzugte gleichbleibende Abfolgen
MEINUNG
Wer meine Rezensionen öfters liest, kennt meine Vorliebe für Engine-Builder- und Kaskaden-Effekte in Spielen, denn das sind für mich immer belohnende Spielelemente. Im Roll-and-Write-Sektor war es die Ganz schön Clever-Reihe, die diese Aktionsketten erstmals so richtig auf die Spitze trieb. Auch Villagers of the Oak Dell lebt genau von diesen Kettenreaktionen.
Doch von vorn. Erst einmal scheinen wir es hier mit recht gewöhnlicher Eurogame-Kost zu tun zu haben. Wir sammeln Ressourcen, bauen Gebäude, erspielen uns Vorteile, treiben Handel, erzielen Punkte. Das Grundgerüst steht also auf Pfeilern, die es in anderen Spielen auch schon gab. Und doch ist dieses Roll-and-Write-Spiel kurzweilig. Da gefällt mir bereits die Aktionsauswahl auf dem Würfel-Rondell. Die Anzahl der Schwerter, die im Spiel für Minuspunkte sorgen können, sind dem Glück bzw. Pech unterstellt, die Auswahl der Aktionen hingegen ist taktisch. Da muss man auf jeden Fall planen, welche Aktionen einem gerade am meisten nützen und auch, ob die Reihenfolge sinnvoll ist, die man da auswählt.
Gebäude errichte ich, um mir Vorteile zu erspielen, um höhere Erträge oder auch zusätzliche Punkte am Ende zu erzielen. In den vielen anderen Bereichen locken die Voraussetzungen dafür, oder auch direkte Boni, die einen dann kreuz und quer über den Spielzettel schicken. Da erinnert mich das Spiel dann z.B. an Würfelreiche von Valeria, ebenfalls im Jahr 2023 erschienen. Auch da gibt es die taktische Aktionsplanung, ein auszubauendes Wegenetz und Personen, die geschickt eingesetzt werden müssen. Ja, so im abstrahierten Spirit gleichen sich die beiden Spiele dann schon vom Spielgefühl.
Nun steht bei Villagers of the Oak Dell allerdings nicht die Würfel-Manipulation zur Verfügung. Man muss mit dem klarkommen, was da gerade ausliegt und das Beste daraus machen. Optimierung also, ideal für Spieler mit etwas Spielerfahrung, ohne dabei jemanden in irgendeiner Weise zu überfordern.
Was den Langzeitreiz angeht, so muss man feststellen, dass es da schon eine Lernkurve gibt. So mache Gebäude-Abfolgen scheinen einem einfach sinnvoller zu sein als andere, sodass man die Reihenfolge, in der man die Häuser baut, schon auf die eigenen Erfahrungswerte abstimmen wird. Da hätte ich mir vielleicht noch ein klein wenig mehr Varianz gewünscht, indem es z.B. unterschiedliche Spielzettel geben würde. Ansonsten entsteht die Varianz dann halt durch die Würfelwürfe und die immer wieder neu kombinierbaren Wertungskarten.
Fazit: Wenngleich Villagers of the Oak Dell jetzt gar nicht mal so viel neu macht, so empfinde ich das Spiel doch als unterhaltend und abwechslungsreich, ja, es trifft einfach meinen persönlichen Spielgeschmack. Als taktisches Roll-and-Write-Spiel, das überwiegend solitär geprägt ist, einem durch das Wettrennen-Element bei den Wertungskarten aber dann auch noch etwas direkte Interaktion liefert, bekommt Villagers of the Oak Dell von mir sehr gute 8 Kultpunkte.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/2bKomRXTeck
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: ohne Wertung *
Spielablauf: 8/10
* da Print-and-Play-Prototyp
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 17.09.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Two Acorns Games
Weitere Fotos: Spielkultisten