REZENSION

UNGEHEUER HUNGRIG

  • Genre: Karten-/ Aktivspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: HYBR / Lucky Duck Kids
  • Autor: Andreas Wilde
  • Grafik: JocArt
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 6 Jahren
  • Dauer: 15 bis 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Bitte keine Vitamine!

Dass vitaminreiche Kost überbewertet wird, hat jeder von uns beim Verzehr des letzten Schokoriegels erfahren, in diesem Spiel sind Vitamine allerdings unter Strafe verboten. Die Monsterfütterung geschieht mit reichlich, für uns unverdaulichem Krempel - und bitte nicht zu gesund …

REGELN

Das Spielziel ist die gemeinsame Fütterung von bunten Kreaturen mit einer Auswahl aus 96 Krempel-Karten. Dieser Krempel findet sich auf Opas Dachboden, dem ersten Kapitel des monströsen Abenteuers, das uns durch 4 Kapitel mit 12 Levels führt.


Vor Spielbeginn muss die kostenlose und werbefreie „Ungeheuer hungrig“-App aus einem der bekannten App-Stores geladen und das Mobilgerät in der Tischmitte platziert werden. Die Regelerklärung übernimmt dann auch das zu Beginn des Abenteuers startende Tutorial und macht das Regelheft eigentlich überflüssig.


Zu Beginn haben die Spieler 38 farbige Krempel-Karten zur Verfügung, mit Dingen wie Gießkannen, einzelnen Socken oder Großvaters Gebiss - was man halt auf einem alten Dachboden findet.


Zur Fütterung muss nun jeder der 2-4 Spieler den QR-Code auf einer Kartenrückseite vor die Kamera des Mobilgerätes halten, um, möglichst in der Mischung aller Karten die Fellfarbe des gezeigten Monsters zu treffen. Über die Farbe oder Fähigkeit der eigenen Karten dürfen die Spieler sprechen, die Karten aber niemals vor dem Einscannen zeigen. Die Reihenfolge der zu spielenden Karten ist von den Spielern frei wählbar, ein Ablagestapel nimmt den eingescannten Krempel auf.


Nun wertet die App die Übereinstimmung der Farbmischung der gespielten Krempel-Karten mit der tatsächlichen Fellfarbe der Kreatur und vergibt 1 bis 3 Sterne, je nach Prozentwert der Übereinstimmung. Wie pingelig die Monster bei der Farbe sind, bestimmt der zu Spielbeginn gewählte Schwierigkeitsgrad.


Für das erfolgreiche Füttern der Kreatur gibt es dann für jeden Spieler eine neue Karte. Mancher Krempel (z. B. Blumenkohl !?!) ist zu gesund für die Monster, da er Vitamine erhält.

Ein ausgespieltes Vitamin sorgt dafür, dass die nächsten drei Gegenstände keine Vitamine sein dürfen. Weitere Einschränkungen oder Variationen der Kartenwahl werden hier nicht verraten.


Ist, je nach Level, eine bestimmte Anzahl an Kreaturen gefüttert worden, wird durch die gesammelten Sterne der Erfolg des Levels angezeigt, und unser Abenteuer verlässt Opas Dachboden um neue Orte, Kreaturen und vor allem neue Krempel-Karten freizuspielen. Diese werden dem Kartenstapel hinzugefügt und erhöhen die Auswahl des Krempels für die weitere Geschichte.


Ein Party-Modus lässt uns auch ohne Geschichte ein paar Runden Monsterfütterung spielen; es werden die bis hierhin freigespielten Krempel-Karten genutzt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • sofort losspielen, Tutorial in der App
  • stabile Karten, lustiges buntes Design (hey, wir füttern hier Farben)
  • Kartenspiel und App gehören einfach zusammen
  • für die ganze Familie

MEINUNG

HYBR Games hat es mit Ungeheuer hungrig geschafft, ein kooperatives Kartenspiel, perfekt mit einer App zu kombinieren. Da die App nicht als Spielleiter fungiert, sondern die Farbmischung unserer Krempel-Karten überprüft und bewertet, dann das Abenteuer vorantreibt und schließlich die neuen Herausforderungen für alle Mitspieler anzeigt, werden hier schon die jüngsten Mitspieler schnell in das Spiel hineingezogen. 


Wie rot ist meine Rote Beete wirklich? Können wir mit einem Tutu das Lila etwas heller machen? Mist, ich habe nur Vitamine! - das sind hier die spannenden Diskussionen, die schnell am Tisch entstehen. Durch das in den Regeln beschriebene „Niemals-Zeigen“ der Karten werden alle Spieler gleichberechtigt zur Lösung der Farbmischung aufgefordert, Alleinentscheider werden hier keinen Spaß haben.


Unser Ergebnis wird nach jedem Monster (Spannung, rülps) in Prozent zur tatsächlichen Fellfarbe animiert und dann mit 1 bis 3 Sternen, sprich zwischen 75 und 100 % bewertet.

Die Köpfe der Mitspieler bewegen sich zur Tischmitte, und auch dieses Ergebnis wird schnell wieder diskutiert, um es bei der nächsten Kreatur etwas besser zu machen.


Im Laufe des Abenteuers werden wir weitere Orte erkunden, neuen Krempel finden (zu den Farben Spezialaktionen) und Monster treffen, die unsere Farbdiskussionen beeinflussen werden. Die Vitamine sind dabei ein spannender Störfaktor, der die Auswahl unserer Karten einschränkt, doch zum Glück gibt es Hasen ...


Haben wir das alles nicht schon mal gespielt? Ja, haben wir und es ist auch noch nicht so lange her. 2019 erfand Andreas Wilde Soviet Kitchen Unleashed, was Lutz im April 2020 zu einer Bewertung von 9 bis 10 Kultpunkten bewegte. Das Thema war allerdings weniger niedlich, es wurden russische Gäste mit durch einen Fleischwolf zubereiteten Zutaten bedient und eventuell toxisch vergiftet. Das Thema führte zu einer Altersangabe ab 12 Jahren und den Autor zur Überlegung, das überzeugende Spielprinzip familiengerecht zu überarbeiten. Dieses gelungene Projekt ist nun Ungeheuer hungrig geworden. 


Aus bis zu 6 Spielern wurden maximal 4, im Vorgänger wurden trotzdem höchstens 4 Karten zubereitet. Die App wurde, in Zusammenarbeit mit Lucky Duck KIDS, mit klaren großen Schriften und tollen bunten Kreaturen und Schauplätzen gestaltet. Technische Probleme sind in unseren Runden keine aufgetreten. Und der einzige negative Punkt in Lutz‘ Rezension, der zu kleine Schachteleinsatz, ist in der neuen Version nicht mehr vorhanden.


Daher wird Ungeheuer hungrig von mir die gleiche, fast perfekte Bewertung bekommen. Eine ganz klare Empfehlung und Bereicherung als kooperatives Kartenspiel.

KULTFAKTOR: 9-10/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

ANDREAS

Seit 1985 Besucher der SPIEL in Essen. Gelb gewinnt!

Eine Rezension vom 15.12.2021

Bildnachweis:
Coverfoto: HYBR / Lucky Duck Kids
Weitere Fotos: Spielkultisten