REZENSION

TOP TEN

  • Genre: Partyspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Cocktail Games / im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Aurélien Picolet
  • Spieler: 4 bis 9
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 5/10

Die Skala des Skurrilen

Verrückte Fragen, verrückte Aufgaben - und ein zugelostes Ranking von 1 bis 10. Doch wie stellt man einen Fallschirmspringer vor seinem Sprung dar, der sich vor Angst in die Hose macht? Was sollte man auf einem Speed-Dating besser nicht sagen? Findet es heraus!

REGELN

Dem Spiel liegen Karten mit insgesamt 500 Themen bei. 5 Themen braucht ihr pro Partie. Zieht also 5 zufällige Karten und erklärt einen Spieler zum Kapitän. Legt außerdem so viele Einhorn-Chips auf die Spielmatte, wie Spieler teilnehmen. 

Der Kapitän ist der erste aktive Spieler. Er sucht sich eines der zwei Themen auf der obersten Karte aus und liest die Frage bzw. Aufgabe laut vor. Jeder Mitspielende zieht verdeckt eine Zahlenkarte. Übrig bleibende Karten werden ungesehen verdeckt zur Seite gelegt. 

Entsprechend der Kartenzahl muss die Ausführung der Aufgabe / Beantwortung der Frage nun von jedem Mitspielenden ausgeführt werden. Sinngemäßes Beispiel: „Gib dem Kapitän einen Kosenamen - von 1 = sehr lästiger Name bis 10 = möchte den Namen für immer behalten“. Ein Spieler mit der 1 auf der eigenen Karte sollte also einen komplett unpassenden Kosenamen nennen, ein Spieler mit der 10 auf seiner Karte den perfekten Namen - und alle anderen irgendwas dazwischen, wenn möglich, in einer nachvollziehbaren Rangfolge.

Der aktive Spieler bringt die gegebenen Antworten / Vorträge nun in eine Reihenfolge von 1 bis 10 (mit Lücken, wenn entsprechend weniger Spieler mitspielen). Er benennt den Spieler, von dem er glaubt, dass dieser von allen die niedrigste Zahlenkarte gezogen hat. Der Spieler legt seine Karte nun offen auf die Spielmatte. Der nächste genannte Spieler muss dann immer eine höhere Zahl aufweisen als der zuletzt genannte. Wird ein falscher Spieler benannt, dann wird ein Einhorn-Chip zum Kackhaufen. Der Chip wird umgedreht auf das entsprechende Feld der Matte gelegt.

Nach jeder Runde wechselt der aktive Spieler. Die Spieler gewinnen gemeinsam, wenn nach der 5. Runde noch Einhorn-Chips übrig sind - je mehr, desto besser! Die Spieler verlieren vorzeitig, wenn der letzte Einhorn-Chip zum Kackhaufen mutierte ...

GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht

CHECKPOINT

PRO

  • in der richtigen Runde sehr witzig
  • viele, viele Themen
  • hochwertige Ausstattung


CONTRA

  • Spielgedanke ist eher überflüssig
  • in der falschen Besetzung ein Rohrkrepierer

MEINUNG

Ich bin ein großer Fan von Partyspielen, je mehr Leute mitspielen, umso mehr Spaß habe ich. Stille Post Extrem ist zum Beispiel eines dieser Spiele, das an Spieleabenden mit Freunden, die sonst nur wenig spielen, immer wieder für herzhafte Lacher sorgt. Krazy Wordz ist auch so ein Spiel. Und nun kommt Top Ten. Darauf aufmerksam geworden bin ich tatsächlich erst durch die Nominierung zum Spiel des Jahres. Also direkt beim Spieletreff ausprobiert ... und, was soll ich euch sagen? Das war einer der lustigsten Abende von denen, die wir bislang zusammen verbracht haben.

Top Ten kommt mit witzigen Fragen und Aufgaben daher, bei denen man herrlich kreativ sein kann, gern albern, gern auch mal aktiv agierend, denn manche Aufgaben sind pantomimisch zu lösen. Da werden tatsächlich ungeahnte Talente geweckt. Die Wertung mit den Einhorn-Chips gerät da schnell in Vergessenheit, der Spaß steht im Vordergrund. 

Für alle, die spontan sind, und die solche verrückten Spiele mögen, gibt es von mir eine fast uneingeschränkte Empfehlung - 9 Kultpunkte, auch für die Ausstattung, die für sehr viele witzige weitere Runden ausreicht.

KULTFAKTOR: 9/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 9/10

EURE REZENSENTIN

VERENA

Würfel-Königin, Alles-Hasserin, Geschenkemacherin


Eine Rezension vom 02.05.2022

ZWEITMEINUNG

Top Ten polarisiert. Und jetzt spiele ich mal den kritischen Spielverderber ... Generell sind für mich Partyspiele ab und zu voll „okay", ich bin jedoch niemand, der sich gern vor eine Gruppe stellt und sich zum Affen macht. Nicht, weil ich das niveaulos finde, keine Sorge, ich kann über Albernheiten auch ausgelassen lachen, aber ich bin da doch der eher schüchterne Typ, den es ordentlich Überwindung kostet, vor 8 Leuten eine extrem laute Autohupe nachzuahmen oder einen Piraten-Schwertkampf darzustellen. Da stellte mich das vergleichsweise harmlose Activity schon vor Probleme ...

Manche Fragen sind bei Top Ten eher banal, andere ein wenig zweideutig, wieder andere auf jeden Fall skurril. Das Spielmaterial ist dabei wirklich nicht zu kritisieren, es gibt unzählige Kategorien, die Einhorn-Chips haben hochwertige Poker-Chip-Qualität, die Spielmatte ist praktisch. Alles gut, und das zum vergleichsweise günstigen Preis. Das eigentliche Spielkonzept, nämlich das Erstellen eines Rankings, von dem niemand weiß, an welcher Position sich die Mitspielenden befinden, ist grundlegend auch interessant, manchmal aber doch arg schwer umzusetzen. Feine Nuancen zwischen Stufe 4 und Stufe 5 zu erkennen, ist eigentlich mehr ein Glücksspiel, das wissen wir spätestens seit The Mind. Darauf kommt es im Spiel aber auch gar nicht so richtig an. Ja, man kann versuchen, mit möglichst vielen Einhorn-Chips ins Ziel zu gelangen, aber eigentlich geht es doch, wie Verena schon zuvor schrieb, um den Spaß beim Spielen.

Ich möchte Top Ten da seine Qualitäten nicht absprechen. Es wird viele Leute geben, die genau solche "lauten" Partyspiele mögen - "Einen Satz, den man beim ersten Date besser nicht sagen sollte?" Wenn ein Mitspieler dann antwortet: „Du küsst besser als deine drei Schwestern!“, dann liegen alle lachend am Boden. Genau solche Momente machen Top Ten aus!

Aber, klare Warnung: Das Spiel ist total gruppenabhängig, gruppenabhängiger als es ähnliche Partyspiele sind! Hat man da die richtigen Leute zusammen, die sich allesamt auf das Spiel einlassen, dann wird es ein voller Erfolg - je mehr Leute mitspielen, umso besser. Für so eine Gruppe kann man sicher sagen: Sehr gut, immer wieder gern! Hat man dagegen eher nüchterne Menschen am Tisch sitzen, die es zudem verabscheuen, sich vor anderen Leuten zu präsentieren, ja, denen es schwerfällt, spontane Antworten zu liefern, dann wird Top Ten im schlimmsten Fall zum absoluten Rohrkrepierer. Wer ausufernde Pantomime nicht mag, könnte sich vielleicht noch auf die Wort-Fragen im Spiel konzentrieren - und dennoch kann es immer Mitspielende geben, die bei so einem Spiel, bei dem die Spontaneität im Vordergrund steht, sofort aussteigen. Für mich persönlich wäre Less is More da die bessere Wahl für eine Nominierung zum Spiel des Jahres 2022 gewesen, da es weniger den Hau-drauf-Humor bedient, sondern die Kreativität und den Witz eher unterschwellig erzeugt - aber das ist persönlicher Geschmack. Ich kann verstehen, dass Top Ten Fans hat.

Eine klare Wertung abzugeben, fällt mir schwer. Das können mit den absolut verkehrten Leuten tatsächlich maximal 2 Kultpunkte sein, das können mit den richtigen Leuten auch locker 9 Kultpunkte sein. Ich selber gehöre leider nur sehr bedingt zu der Zielgruppe dieses Spiels, ich fühle mich da nicht extrovertiert genug ... Schätzt von daher am besten selber ein, wie ihr auf eine Aufforderung der Art „Mach das Geräusch nach, das du beim Entfernen deiner Körperbehaarung mit Wachs erzeugst“ reagiert. Ich jedenfalls wäre da froh, die "1" zu ziehen, anstatt mit einer "10" einen extrem lauten Schmerzensschrei von mir geben zu müssen.

Fazit: Top Ten kann richtig lustig sein. Oder auch nicht. Es liegt einzig an euch! Alles von 1 bis 10 ist hier möglich. Passt dann ja irgendwie auch wieder zum Konzept ...

KULTFAKTOR: ?/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 1-10/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Zweitmeinung vom 02.06.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Cocktail Games / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten