REZENSION

LESS IS MORE

  • Genre: Partyspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Ralf zur Linde
  • Grafik: Matt Naylor
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 10/10

MT ZR LÜKE!

In diesem Assoziationsspiel schreiben die Spieler Hinweise zu einem gesuchten Begriff auf ihre Tafel. Wer die wenigsten Buchstaben verwendet, darf seine Hinweise als erster präsentieren - dabei dürfen Wörter bis zur Unkenntlichkeit gekürzt werden! Aber reicht es aus, damit der Rater daraus die richtigen Schlüsse zieht?

REGELN

Jeder Spieler erhält eine farbige abwischbare Schreibtafel. Die Begriffskarten werden gemischt und als Stapel bereit gelegt. Reihum ist jeder Spieler einmal der Rater. Er entscheidet sich für eine Schwierigkeitsstufe (leicht, mittel, schwer) und zeigt den anderen Spielern nun die Rückseite der obersten Karte vom Stapel. Dabei muss stets darauf geachtet werden, dass der Rater den zu erratenden Begriff keinesfalls sehen darf!

Die anderen Spieler notieren nun auf der Innenseite ihrer Tafel, jeder für sich, Hinweise auf den gesuchten Begriff. Dabei darf der Begriff selbst bzw. auch der Wortstamm des Begriffes nie als Hinweis verwendet werden. Auch sind keine Übersetzungen, Zahlen oder Sonderzeichen erlaubt. Alle Hinweise werden ausschließlich in Großbuchstaben notiert. 

Meint ein Spieler, seine Hinweise genügen zur Lösungsfindung, dann zählt er seine verwendeten Buchstaben und schreibt die Anzahl auf die Vorderseite seiner Tafel. 

Der Clou: Bei den Hinweisen dürfen beliebig viele Buchstaben weggelassen werden, d.h. die Hinweiswörter müssen in ihrer Form nicht zwingend im Duden zu finden sein, sie müssen sich vom Rater lediglich erschließen lassen. Zumindest sollten sie das. Wenn ich das Wort „Spielen“ als Hinweis geben möchte, kann ich also z.B. ein „E“ einsparen und „SPILEN“ schreiben. Ich kann aber auch noch weiter reduzieren: SPILN ... SPLN ... 

Haben alle Spieler ihre Buchstabenzahl notiert, darf nun der Spieler, der die wenigsten Buchstaben verwendet hat, als erster seine Hinweise zeigen. Der Rater hat dann genau einen Lösungsversuch. Stimmt der, erhalten Rater und Hinweisgeber so viele Punkte wie Spieler teilnehmen. Sollte die Lösung nicht gefunden werden, deckt nun der Spieler mit den zweitwenigsten Buchstaben seine Hinweise auf. Bei einem Gleichstand spielen die Hinweisgeber in Sitzreihenfolge. Nun gibt es beim zweiten Spieler bereits 1 Punkt weniger zu verdienen. Das wiederholt sich, je nach Spielerzahl, so lange, bis der Rater die Lösung gefunden hat (dabei können auch zuvor genannte Hinweise im Nachhinein zur Lösung beitragen) - oder niemand Punkte erhält, weil er die Lösung nicht ausfindig machen konnte.

Für einen erratenen mittelschweren Begriff gibt es bei korrekter Lösung 1, für einen schweren Begriff 2 Bonuspunkte - sowohl für den Rater als auch für den Hinweisgeber. 

Die Punkte werden mit den Steck-Markern am Schachtelrand festgehalten. 

War jeder Spieler einmal Rater, gewinnt derjenige mit den meisten Punkten.

GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht

CHECKPOINT

PRO

  • witzige Abwandlung bekannter Assoziations-/ Erklärspiele
  • kreativer Umgang mit der Sprache
  • je mehr Spieler mitspielen, umso dynamischer


CONTRA

  • Lernkurve, wenn stets die selben Spieler zusammen spielen
  • manchmal Königsmacher-Effekt

MEINUNG

Ein neues Spiel von ... ja, Moment, schauen wir aufs Cover ... okay, von RLF ZR LNDE. Ja, wer kennt den guten alten Rolf nicht ... Zur was? Zur Lande? Oh. Doch ein neuer Autor?! Möööp! Geeks wissen natürlich sofort, welcher Name hinter dem Buchstaben-Wirrwarr steckt. Ihr wisst es auch, oder? Nein? Nun gut, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich euch sage, dass der Autor auf den Namen Ralf zur Linde hört und u.a. bekannt geworden ist durch Spiele wie FNCA oder DZZL. Jaaaa ... jetzt guckt nicht schon wieder so ... Ihr kommt schon noch drauf!

Doch erst einmal werfen wir einen Blick in die Schachtel. Abwischbare Schreibtafeln samt passender Stifte, ein großer Stapel von doppelseitig bedruckten Begriffskarten. Kommt uns doch bekannt vor? Erinnert uns doch auf den ersten Blick glatt ans Spiel des Jahres 2019, Just One. Auch da mussten Hinweise zu Begriffen notiert werden. Da spielten wir jedoch kooperativ und mussten zusehen, nichts doppelt zu notieren.

Less is More hat da einen anderen Clou, wenn es sich im Kern in die klassischen Erklärspiele einreihen mag. Hier wird kompetitiv gespielt. Und wer die Punkte abräumen möchte, muss dem Rater ein Angebot machen, das er nicht abschlagen kann. Wie der Titel des Spiels bereits sagt, gilt hier die Devise: Je kürzer, umso besser! Der nächste Clou: Da zählen nicht die verschiedenen Hinweise oder verwendeten Wörter, nein, es zählt wirklich jeder einzelne Buchstabe! Je kürzer ein Wort, oder noch besser, je besser gekürzt, umso größer sind die Chancen, früh an der Reihe zu sein. Doch wie stark darf man ein Wort kürzen? Wann wird ein Wort noch erkannt?

Unser Gehirn vollbringt da Meisterleistungen. Ihr kennt das ja. Ihr schreibt einen Text, lest ihn Korrektur und überseht am Ende doch offensichtliche Fehler. Oder wie oft kommt es vor, dass in einer schnell getippten Messenger-Nachricht ein Buchstabe oder gar ein ganzes Wort fehlt und wir dennoch verstehen, was gemeint ist. Das liegt ganz einfach daran, dass das Gehirn darauf trainiert ist, Wörter in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Und da macht es dann auch nichts aus, wenn diese Gesamtheit nicht mehr stimmt, das Wort als solches aber dennoch erkennbar bleibt. Natürlich muss das gekürzte Wort im eigenen Wortschatz vorhanden sein, damit das funktioniert. Personen mit Leseschwäche werden da allerdings an ihre Grenzen stoßen.

Je mehr Spieler mitspielen, umso interessanter und spannender wird Less is More. Im Spiel zu dritt gibt es wenig Konkurrenz. Da kann man auch mal darauf hoffen, dass der Rater beim ersten Versuch versagt. Wenn ich dann bewusst präzise bleibe, sind das meine Punkte, obwohl ich verdammt viele Buchstaben verwendet habe. Das ist natürlich eigentlich nicht der Sinn des Spiels, und das klappt auch nicht, wenn mehr Spieler um die wenigsten Buchstaben konkurrieren. Je weiter man sich hinten einsortiert, umso mehr schwinden die Chancen, überhaupt noch seine Hinweise aufdecken zu dürfen. Mit 4 oder mehr Spielern entwickelt das Spiel auf jeden Fall eine schöne Dynamik, die die Spieler vor einen kreativen Umgang mit der Sprache stellt.

Wer das Spiel zu ernst nimmt, der wird feststellen, dass eine sich entwickelnde Lernkurve unter Spielern, die oft zusammen spielen, negativ auf Neulinge auswirken kann, denen diese Informationen noch fehlen. U = und. I = ist. Wenn ein Spieler so etwas stets wiederholt, dann ist die Reduktion auf die nötigsten Buchstaben natürlich einfacher, als wenn ein Spieler sich darin zum ersten Mal versucht. Auch kann es mal passieren, dass ein Rater zum Königsmacher wird. Errät er den ersten Hinweis, schenkt er vielleicht diesem Hinweisgeber den Sieg. Errät er ihn (vielleicht auch absichtlich) nicht, kommt ein anderer Spieler zum Zuge. Dagegen lässt sich spieltechnisch nichts machen. Allerdings ist Less or More eh ein Spiel, das mehr zum Spaß gespielt werden sollte. Von daher solltet ihr die Sache immer fair und locker sehen, dann gibt es auch keine unnötigen Diskussionen.

In unseren Runden kam Less is More jedenfalls gut an - vor allem bei denen, die solche kreativen Wortspiele wie z.B. Krazy Wordz oder eben auch Just One mögen. Das Spiel besitzt gerade in größerer Runde einen schönen Spaßfaktor, ist stets knifflig und herausfordernd. Zu dritt vergebe ich, unter der zuvor genannten Einschränkung, immer noch gute 7 Punkte; mit mehr Spielern zeigt das Spiel dann sein volles Potenzial. Dafür gibt es dann sehr gute 8 Kultpunkte! Für Genre-Fans auf jeden Fall eine Empfehlung! Oder kurz gesagt: WTZGE ID, RLF! GRN MHR DVN! 

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7-8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 16.09.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Ravensburger
Weitere Fotos: Spielkultisten