REZENSION
SEEKER CHRONICLES
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: OneStone Studios
- Autoren: Fulvio Flamini, Hendrik Poulsen Nautrup, Lea M. Trenkwalder
- Grafik: Roman Roland Kuteynikov, Alexander Rommel, Simon Seene, Janna Sophia
- Spieler: 2
- Alter: ab 13 Jahren
- Dauer: ca. 20 bis 40 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 6/10
Duell der Superwissenschaftler
Es ist soweit: Du hast Emmy Noether mit der Hawking-Strahlung ausgerüstet und jetzt ist ihre Forschung der von Feynman überlegen! Zeit von der Hypothese zum Beweis überzugehen.
In Seeker Chronicles tritt dein Team von drei Wissenschaftlern, hier Seeker (engl.: Sucher) genannt, gegen die drei Seeker deines Gegenübers an. Durch Kombination mit Modulen werden die Seeker stärker und du gelangst schneller durch deinen Kartenstapel. Wer seinen Stapel dreimal durchgespielt hat, wird der nächste Held der Wissenschaft.
REGELN
Zunächst werden die sechs Seeker in die Mitte gelegt. Abwechselnd sucht ihr euch einen Seeker aus; dabei kann es hilfreich sein, sich die Stärken und Schwächen der Seeker auf deren Übersichtskarte anzusehen. In der ersten Ausgabe von Seeker Chronicles liegt der Focus auf Physik, darum sind die Seeker Issac Newton, James Clerk Maxwell, Chien-Shiung Wu, Emmy Noether, Richard Feynman und Stephen Hawking. Wenn euch einer oder mehrere Namen nichts sagen, dann lohnt sich ein kleiner Ausflug zu Wikipedia.
Habt ihr je drei Seeker, so legt ihr die drei Seeker und deren Startmodule beiseite. Die zehn Module jedes Seekers werden zu einem Kartenstapel gemischt, sodass ihr je einen Stapel mit 30 Karten besitzt. Sucht euch einen Seeker aus und legt diesen und das Startmodul vor euch. Zieht zwei Karten, ggf. mischt die zwei Karten wieder rein und zieht neu, aber dann geht es los.
In deinem Zug durchläufst du vier Phasen. Zunächst ziehst du eine Karte und richtest seitwärts liegende Module wieder auf.
In der nächsten Phase darfst du eine Karte spielen. Dieses Modul legst du dann in dein „Memory“, also deine Auslage. Die anderen Aktionen darfst du öfter machen, aber eine Karte spielen geht pro Zug nur einmal.
Drehst du eine aufrechte Karte seitwärts, hast du einen Rohstoff produziert, den du zum Bezahlen nutzen kannst, allerdings nur bis zum Ende der Runde.
Mit diesen Rohstoffen kannst du entweder eine Karte von deiner Auslage (Link) oder eine Karten von deiner Hand (Hyperlink) an einen Seeker anlegen. Dafür sind auf der Karte Kosten fürs Anlegen und fürs Auslegen von der Hand angegeben, die du in Rohstoffen bezahlen musst. Gibt es keinen Preis für das Anlegen von der Hand, so kannst du diese Karte nicht von der Hand aus an deinen Seeker anlegen.
Immer wenn du eine Karte an deinen Seeker anlegst (Link), dann aktivierst du den Effekt des Moduls. Dies kann es dir erlauben, mehr Rohstoffe zu produzieren, deinen Seeker stärker machen, Karten kostenlos zu spielen etc. Die Stärke des Moduls wird zur Stärke des Seekers hinzugefügt.
Sobald dein erster Seeker eine Stärke von mindestens 7 erreicht, so wird dein zweiter Seeker aktiv. Suche einen deiner Seeker aus, lege den Seeker neben deinen ersten Seeker und nimm das Startmodul des Seekers in die Hand. Erreicht der zweite Seeker eine Stärke von 7, so wird der dritte Seeker aktiviert.
Nachdem du fertig bist mit der Phase, darfst du dich entscheiden, ob du forschen möchtest oder nicht. Wenn du forschst, dann darf zunächst dein Gegenüber noch Rohstoffe produzieren und verwenden, um Karten an Seeker anzulegen. Dann werden die drei Seeker von euch beiden verglichen.
Bei jedem Seeker schaust du, ob du eine höhere Stärke hast. Bei einer höheren Stärke legst du Karten von deinem Zugstapel auf deinen Ablagestapel entsprechend der Differenz. Ist deine Stärke nicht höher, so passiert nichts. Wurde so dein erster Seeker mit dem gegnerischen ersten Seeker, dein zweiter Seeker mit dem gegnerischen zweiten Seeker und dein dritter Seeker mit dem gegnerischen dritten Seeker verglichen, ist diese Forschen-Phase vorbei.
Jetzt gibt es noch die Endphase, in der deine Rohstoffe verfallen und alle Effekte, die nur einen Zug lang andauern, ablaufen.
So spielt ihr immer abwechselnd eure Züge.
Ist dein Zugstapel leer, mischt du deinen Ablagestapel; dieser wird dann zum neuen Zugstapel. Jetzt hast du eine Hypothese. Nach dem zweiten Mischen hast du Beweise und nach dem dritten Mischen eine Schlussfolgerung und somit das Spiel gewonnen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schöne Karten mit Wissenschaftsthema
- lehrreich
- durchdachte Zusammenhänge der Karten
CONTRA
- nach dem zweiten Durchlauf ist der Sieg meist klar
- oft unausgewogenen Duelle
MEINUNG
Wissenschaft spielerisch ein Forum zu geben ist etwas, was ich total gut finde. Menschen wie Emmy Noether, Richard Feynman oder Isaac Newton hatten sicherlich mehr Einfluss auf unser tägliches Leben als Meryl Streep, trotzdem ist letztere deutlich bekannter.
Die OneStone Studios möchten dies ändern. Mit ihrem Living Card Game Seeker Chronicles werden nicht nur sechs Wissenschaftler je Match ins Rampenlicht gerückt, sondern jede Karte ist dabei auch ein wissenschaftliches Konzept, ein Experiment, eine Regel, ein Gesetz oder tatsächlich ein Objekt.
Die Karten sehen dabei fantastisch aus. Die Wissenschaftler, welche hier Seeker genannt werden, haben etwas von Zauberern, wie sie auf Abbildungen anderer Kartenspiele gefunden werden. Die Module, also alle Nicht-Seeker Karten, sehen dabei auch meist sehr gut aus und es ist spannend, wie verschiedene Konzepte so visualisiert werden. Maxwells Dämon, welcher ein Gedankenexperiment war, Gluonen, welche subatomare Teilchen sind, das zweite Gesetzt der Thermodynamik, Hawking-Strahlung, alle diese Karten sehen nicht nur toll aus, sondern die Gestaltung orientiert sich auch an den echten Eigenschaften des Dargestellten. Das ist wirklich exzellent umgesetzt, und vielleicht fängt der ein oder andere an, mal das eine oder andere Konzept nachzulesen. Im ersten Set finden sich sechs Physiker, in Planung ist ein zweites Set mit Biologen. Auf der Website von Seeker Chronicles finden sich Beispiele für die neuen Karten, wie „Betreutes Lernen“ und „Freies Lernen“.
Das Spiel selber erinnert in der Vorbereitungsphase an das erfolgreiche Riftforce, denn auch dort wählen die Spieler aus einer Auswahl von Charakteren einige aus, um daraus ein Deck zusammenzustellen. Leider sind die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Seeker nicht so schnell zu überblicken, wie es bei Riftforce der Fall war, sodass sich die meisten Leute relativ zufällig ein Team zusammenstellen. Hier ist sicherlich noch mehr Potenzial drin, wenn es mehr als sechs Seeker gibt oder wenn ihr mit der gleichen Person mehrfach spielt.
Nach der Kartenwahl kommt das eigentliche Spiel. Hierbei versuchen wir durch geschicktes Ausspielen und Kombinieren der Karten schnell durch unseren Stapel zu kommen. Dreimal muss ich das schaffen, um zu gewinnen.
Ein großer Vorteil bei Seeker Chronicles ist es, dass jede ausgespielte Karte einen Rohstoff produzieren kann, was bedeutet, dass ich nicht darauf warten muss, irgendwann eine bestimmte Karte zu ziehen. So ist ein Fortschritt garantiert. Wie so häufig, muss öfter zwischen schnellen kleinem Fortschritt und Ansparen für Kombos gewählt werden. Je nach Kartenhand kann dies eine interessante Optimierungsaufgabe sein. Ich darf auch keinen Seeker vernachlässigen, da es sonst mein Gegenüber zu leicht hat beim Forschen.
Das Forschen ist im Prinzip der Kampf. Thematisch gibt es keinen Kampf, aber praktisch vergleichen wir unsere Stärke und verdienen es uns damit Karten vom Zug- in den Ablagestapel zu legen. In anderen Spielen würde dies eben Schaden genannt, und somit ist es eigentlich immer noch ein Kampf.
Ich hätte gerne drastischere Unterschiede mit deutlichen Eigenschaften für jeden Seeker gehabt, so dass verschieden Wege zum Ziel führen. Zum Beispiel ein Seeker, der es überkompensiert, sich alleine auf einen Seeker zu versteifen, oder ein Seeker, der sich eher mit Kartenziehen beschäftigt, so dass der Stapel sehr klein wird, wären spannend gewesen.
Eine Partie von Seeker Chronicles kann sehr abwechslungsreich verlaufen, aber es kann auch geschehen, dass man mal einfach nicht in die Pötte kommt, weil nichts zusammen passen möchte. Ich wunderte mich dabei, warum der Stapel an Karten dreimal durchgespielt werden muss, denn in der Regel gewann bei uns eh derjenige, der als erster den Stapel zweimal durchgespielt hatte.
Kombinationen aus den verschiedenen Karten so zu planen, dass die jeweiligen Effekt besonders effektiv sind, ist reizvoll. Trotzdem konnte Seeker Chronicles meine Mitspieer nicht so fesseln wie z.B. Mindbug, und ich sehe es eher als ein Spiel an, welches stark durch das Thema und die visuelle Aufarbeitung aufgewertet wird.
Was noch besonders positiv aufgefallen ist, ist die Website mit dem Karten-Glossar. Zu jeder Karte im Spiel findet sich ein Eintrag in der Seeker Chronicles-Website, und jeder dieser Einträge beinhaltet Erläuterungen zu den Effekten der Karten. Das ist wirklich vorbildlich, und daran sollten sich einige andere Spiele bzw. Verlage ein Beispiel nehmen.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 5/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 02.05.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: OneStone Studios
Weitere Fotos: Spielkultisten