REZENSION

SAVANNAH PARK

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Deep Print Games / Pegasus Spiele
  • Autoren: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
  • Grafik: Annika Heller
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 bis 40 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Ein Tag im Leben eines Rangers ...

Als Ranger haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Tiere der Savanne vor Feuer zu schützen und ihnen gleichzeitig Zugang zu Wasserstellen zu verschaffen. Das Legespiel besitzt dabei simple Regeln, ist aber dennoch nicht leicht zu meistern!

REGELN

Jeder Spieler erhält eine Spielertafel und einen Satz Tierplättchen. Diese werden erst einmal in zufälliger Anordnung auf die freien Felder der Tafel verteilt. Die drei Buschbrände und der Fels in der Mitte dürfen nie belegt werden, Gras und Bäume dürfen während des Spiels überdeckt werden, aber das kostet Punkte.

Das Spiel ist denkbar einfach. Der aktive Spieler nennt ein Plättchen, z.B. „3 Elefanten“, entfernt es von seiner bisherigen Position, stellt die eigene Erdmännchen-Figur als Blockade auf das Feld, von dem das Plättchen stammte, dreht das Plättchen auf die farbige Seite und legt es dann an einer neuen Stelle an - entweder auf einem freien Sand-, auf einem Gras- oder einem Baumfeld. Alle anderen Spieler machen das mit dem benannten Plättchen genauso. Da jeder eine zufällige Auslage besitzt, kann niemand beim anderen abgucken, da sich die Positionen nie gleichen werden.

Dann ist der nächste Spieler der aktive Spieler. Das geht reihum so lange weiter, bis alle Plättchen aufgerufen, umgedreht und neu positioniert wurden.

Nun folgt die Schlusswertung. Zunächst werden die Felder direkt um die Buschbrände betrachtet. Alle an das 1er-Feuer angrenzende Felder dürfen keine Tierplättchen mit genau 1 Tier beinhalten, sonst werden diese entfernt. Gleiches gilt für 2er-Tiere neben dem 2er-Feuer und für 3er-Tiere neben dem 3er-Feuer. Noch sichtbares Gras bringt je 1 Punkt, noch sichtbare Bäume bringen je 3 Punkte.

Dann folgt die Tierwertung. Jede Tierart wird einzeln gewertet, indem die wertvollste Herde auf dem eigenen Spielplan gesucht wird. Eine Herde sind Tiere der selben Art auf aneinander angrenzenden Plättchen, auch ein Einzelplättchen kann als Herde gelten. Die Anzahl der Tiere einer Herde wird mit den Wasserstellen auf Plättchen der Herde multipliziert. Maximal können pro Tierart 11 Tiere mit 3 Wasserstellen multipliziert, also 33 Punkte erzielt werden.

Nachdem alle Tiere ausgewertet wurden, gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Varianten:

  • In der Kinder-Variante wird ohne Buschbrände, Gräser und Bäume gespielt. Am Ende zählen lediglich aneinander liegende Tiere der selben Tierart. Die Anzahl entspricht dann der Punktezahl pro Tierart.
  • In der Profi-Variante erhält jeder Spieler noch eine Löwen-Figur, die er auf ein freies Feld stellt. Wann immer der Spieler dieses Feld mit einem Plättchen belegt, erhält er so viele Punkte, wie Tiere auf dem Plättchen zu sehen sind. Der Löwe wird dann an einen neuen freien Platz versetzt.
  • Zudem kann die Spielertafel auf die Rückseite gedreht und Bäume und Feuer nach eigener Vorliebe über Plättchen platziert werden, sodass die Anordnung stets eine neue ist.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • simple Regeln, hoher Optimierungs-Anspruch
  • schöne Illustrationen
  • mit der Löwen-Variante auch für erfahrene Spieler interessant, mit der Kinder-Variante empfehlenswert für Familien
  • funktioniert auch gut als Solospiel 


CONTRA

  • Wasserstellen auf blauen Plättchen kaum zu erkennen
  • gefühlt stets die selbe Optimierungsaufgabe, wenn auch immer unter neuen Voraussetzungen

MEINUNG

Wer meine Rezensionen verfolgt, weiß es bereits: Wenn ich ein Spiel mit Tier- oder Natur-Thema sehe, rufe ich sofort laut "Hier!" ... mein Interesse an Savannah Park war deshalb allein wegen des Settings sofort geweckt und ich habe mich gefreut, es dann endlich spielen zu können, schließlich mag ich auch puzzleartige Legespiele. Die Illustrationen von Savannah Park sind hübsch, die Erdmännchen als Platzhalter niedlich, das Material ist hochwertig und praktisch in kleinen faltbaren Boxen in der Spielschachtel verstaut - sehr schön! Einzig die königsblauen Legeplättchen entpuppen sich als kleiner optischer Fehlgriff, denn einmal gewendet, kann man darauf nur schwer die Wasserstellen erkennen. Da sollte man in einer Neuauflage nochmal mit einer anderen Farbe nachbessern! Dennoch: Das Spiel spricht an!

Kennt ihr das auch? Ihr würdet ein Spiel noch toller finden, wenn nicht kurz vorher ein ähnliches Spiel erschienen wäre, das euch so richtig geflasht hat? Im Legespielbereich war es im Sommer 2021 Cascadia, das bei mir zur ungeplanten Referenz wurde, auch wenn das Spiel bislang nur als englischsprachiger Import in Deutschland erhält ist (Stand: Oktober 2021). Nun spielt man dort ausgerechnet ebenfalls mit Tieren und ihren Positionen. Im direkten Vergleich ist Savannah Park simpler, was die Regeln angeht. Die sind wirklich schlank und elegant, ohne banal zu wirken, denn das Spiel folgt dem Motto "einfach zu verstehen, trotzdem tricky zu meistern". Der Legemechanismus beruht dabei allein auf taktischem Tauschen - so noch nicht in anderen Spielen gesehen, also erst einmal innovativ.

Während man bei Cascadia seine individuelle Plättchen- und Tierauslage erst während des Spiels erschafft, das Spiel dabei Entscheidungen auf mehreren Ebenen einfordert, und durch seine in jeder Partie neuen Wertungskombinationen besticht, fokussiert sich Savannah Park auf ein bestimmtes klares Ziel, nämlich auf die Herdenbildung der von Anfang an für alle Mitspieler identisch vorhandenen, nur unterschiedlichen angeordneten Tiere und die Multiplikation mit den Wasserstellen. Gräser und Bäume sind Boni, die man gern nebenbei mitnimmt. Das bedrohlich wirkende Feuer wird einem nie wirklich zur Gefahr. Warum sollte ich ein nicht passendes Plättchen dort freiwillig ablegen, wenn ich weiß, dass es eh entfernt wird? Ja, vielleicht kann ich dort ein Plättchen loswerden, das mir eh keine Punkte mehr einbringt; so entsteht woanders dann eventuell ein neuer lukrativerer Legeplatz. Eine echte Gefahr durch die Buschbrände entsteht jedoch eigentlich nur durch Flüchtigkeitsfehler oder schlechte Planung.

Oft wird es zum Dilemma, dass man Tiere zwar zusammenbringen möchte, aber in diesem Moment gar keinen Platz für sie hat. Man muss also Felder freiräumen, umdisponieren, aber vor allem auch hoffen, dass die Mitspieler die "richtigen" Plättchen aufrufen, andernfalls landet eine wertvolle 3er-Elefanten-Gruppe an irgendeiner Stelle, an der sie gar nicht zur Herdenbildung beiträgt. Je mehr Personen mitspielen, umso weniger planbar wird diese Logistikaufgabe, umso häufiger kommt es dann auch zu kleinen Frustmomenten, da der von der Konkurrenz erzwungene Spielzug nicht effizient erscheint. Andererseits kann es dann als aktiver Spieler sogar Mittel zum Zweck sein, Tiere aufzurufen, die die Mitspieler gerade so gar nicht klug unterbringen können.

Das ganze ist also, wie gesagt, ein logistisches Puzzle, das man mit Vorausplanung und Optimierung bestmöglich lösen muss. Ein wenig Glück bei der Anfangsauslage spielt da aber auch mit rein. Je nachdem, wie die Tiere liegen, können sich günstige und eher ungünstige Konstellationen ergeben, sie zu gruppieren. Nicht immer hat man, wie eben erwähnt, sein Punkte-Schicksal unter Kontrolle, am ehesten ganz klar im Solospiel, das ich auf jeden Fall empfehlen kann, denn Savannah Park fühlt sich rein spielerisch eh solitär an, da es schwierig ist, die Mitspieler stets im Auge zu behalten und ihnen bewusst Herden zu versagen. Was die anderen Spieler in ihren Spielzügen machen, bekommt man bewusst kaum mit, da alle gleichzeitig spielen, was aber auch wieder ein Vorteil für so ein Familienspiel sein kann, denn Wartezeiten gibt es dadurch (fast) nie, das Spiel ist geprägt von schnellen Spielzügen.

Positiv: Die Spielpartien sind an das Spielniveau der Spieler anpassbar. So können - mit abgeschwächten Regeln - auch Kinder schon ohne Probleme mitspielen; dann konzentriert sich alles aufs bloße Zusammenbringen gleicher Tiere. Erfahrene Spieler sollten aber recht schnell zur Löwen-Variante greifen. Da sich die Partien immer recht ähnlich anfühlen und man als Spieler eine gewisse Lernkurve entwickelt, wie man die Plättchen verwaltet, kommt mit den Löwen nochmal ein neuer Drive ins Spiel, denn dann möchte man eigentlich stets die Löwen-Wertung mitnehmen, was aber gar nicht immer schlau ist, weil man sich dadurch viel verbauen kann. Das ist ein schöner Kniff, der das Spiel für erfahrene Spieler nochmal aufwertet.

Die Wertung zum Ende des Spiels ist dann mit etwas Zählerei verbunden, wobei das, spielt man nicht gerade mit erwähnten königsblauen Farbe, bei der man erst einmal die Wasserlöcher identifizieren muss, recht schnell von der Hand geht. Apropos identifizieren: Zu Beginn des Spiels sind es die Tierplättchen selbst, die einem oft als großes Suchrätsel erscheinen. "1 Elefant und 1 Zebra auf einem Plättchen? Hab' ich nicht!" - solche oder ähnliche Sätze hört man in jeder Partie, immer nach gut 10 Sekunden begleitet von dem Nachsatz "Ach doch, da!". Ja, oftmals muss man zweimal hinschauen, bevor man das aufgerufenes Plättchen findet.

Nun habe ich ja eben schon Cascadia erwähnt. Und daran muss sich Savannah Park jetzt bei mir ungewollt messen lassen. Im direkten Vergleich möchte ich sagen, dass Cascadia mir insgesamt ein wenig besser gefällt. Das liegt daran, dass der Mechanismus dort mehr Freiheiten gewährt und gleichzeitig noch mehr taktische Überlegungen einfordert. Da gibt es dann, neben der Tieranordnung, halt auch noch die Landschaften und die unterschiedlichen Tierfunktionen, die einem auf verschiedene Weise Punkte einbringen, was das Spiel für mich noch abwechslungsreicher macht. Es spielt sich fluffig, da es Fehler verzeiht, und es ist auf den ersten Blick übersichtlicher, obwohl mehrere Wertungen bedacht werden müssen. Bei Savannah Park ist das Ziel enger definiert und jeder unbedachte Spielzug (bzw. jedes von Mitspielern aufgerufenes Tierplättchen zur falschen Zeit) kann einem schnell eine gute Wertung verbauen. 

Savannah Park ist dennoch ein nettes Spiel! Wer Optimierungsaufgaben mag, der wird sicher Spaß am Tierpuzzeln haben. Ich kenne auch Mitspieler, die Savannah Park meinem Vergleichsobjekt Cascadia vorziehen (siehe Team-Trend unten). Das würde ich übrigens auch tun, wenn ich mit Kindern spiele. Für der Zielgruppe der jüngeren Spieler sind die Tiere der Savanne in der Einsteiger-Variante attraktiver, da die Regeln einfacher sind. Von daher: Alles Geschmackssache und eine Frage der Mitspieler! Savannah Park erhält von mir insgesamt sympathische 7 Kultpunkte, was den Langzeit-Spielreiz betrifft - für mich als Vielspieler mit Tendenz zu einem Extrapunkt, wenn mit der Löwen-Variante gespielt wird. Wer solitär geprägte Legespiele mag, bei denen die Optimierung der eigenen Auslage im Vordergrund steht, sollte sich die Tiere der Savanne auf jeden Fall näher anschauen!


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/9rBj0S4Oyik

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7-8/10

TEAM-TREND

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Die Kultfaktor-Wertungen weiterer Spielkultisten:

Beate: 8/10
Maren: 8/10
Anna: 7/10
Jürgen: 7/10
Michael: 6/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 11.10.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Deep Print Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten