REZENSION

MY CITY ROLL & WRITE

  • Genre: Würfel-/ Puzzlespiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: KOSMOS
  • Autor: Reiner Knizia
  • Grafik: Michael Menzel
  • Spieler: 1 bis 6
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Städtebau per Würfelwurf

In My City haben wir bereits im Jahr 2020 Gebäude auf unseren Spielplan gepuzzelt, wobei sich die Regeln über mehrere Kapitel immer erweiterten und so das Gefühl eines Legacy-Spiels entstand. Auch bei der 2022er Roll-and-Write-Version entwickelt sich das Spiel von Blatt zu Blatt weiter.

REGELN

Der extradicke Spielblock ist unterteilt in 4 Kapitel, die jeweils aus 3 Spielen bestehen. Beginnt also mit Kapitel 1, Spiel 1. Jeder erhält einen identischen Zettel sowie einen Stift, welcher dem Spiel nicht beiligt.

In jedem Spielzug werden für alle Spielenden die drei Würfel geworfen. Der weiße Würfel bestimmt die einzuzeichnende Gebäudeart (schraffiert, ausgefüllt oder gekreuzt). Die beiden blauen Würfel werden an ihren grauen Punkten aneinander gelegt und bilden so eine Puzzleform, die das einzuzeichnende Gebäude haben muss. Die Form darf gedreht und gespiegelt werden.

Wichtig: Im ersten Spiel beginnt man mit dem ersten Gebäude am Fluss, weitere Gebäude müssen angrenzend eingetragen werden. Ziel ist es, so viele Bäume wie möglich unbebaut zu lassen, während die Steine bebaut werden sollten. Über den Fluss darf nie gebaut werden. Wälder und Gebirge dürfen ebenfalls nicht bebaut werden. Sollte eine Puzzleform nicht mehr aufs eigene Blatt passen, darf man passen, wobei es dafür dann Minuspunkte gibt. Möchte man seine Punkte lieber absichern, kann man auch aus dem Spiel aussteigen. Für jeden sichtbaren Baum gibt es 1 Pluspunkt, für jeden sichtbaren Stein 1 Minuspunkt, ebenso für jedes leere Feld. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Nun wird eine Partie von Spiel zu Spiel komplexer. Im ersten Kapitel gilt es dann ab Spiel 2, Gebäude gleicher Art nebeneinander zu bauen oder verschiedene Gebäudearten um einen Brunnen zu platzieren. Später kommen die Kirchen hinzu, die über das Zirkel-Symbol des Würfels gebaut werden. Banditen müssen gejagt, Gold gesammelt werden. Und auch die Bebauungsregeln der Geländearten ändert sich, ja, manche Begebenheiten müssen dann auch aufs nächste Blatt, also das nächste Spiel des Kapitels, übertragen werden.

Das Spiel kann als Kampagne gespielt werden. Pro Kapitel wird dann nach 3 unterschiedlichen Spielen ein Sieger ermittelt. Natürlich kann man den Sieger auch erst nach vollen 12 Spielen ermitteln. Zudem hält die Anleitung eine Erfolgstabelle für das Solospiel bereit.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • gute Umsetzung des Brettspiels als Roll & Write
  • Kampagnen-Modus sorgt für Wiederspielreiz
  • dicker Block ermöglicht viele Wiederholungspartien


CONTRA 

  • Würfel wirken etwas billig
  • glückslastiger als das Original

MEINUNG

Jedem guten Brettspiel sein Roll & Write? Es scheint so, als sei das mittlerweile ein inoffizielles Gesetz ... Manchmal wird das Konzept eines Spiels durch die Reduzierung auf Würfel und Spielblätter ordentlich eingedampft, was dann zur Folge hat, dass das Flair des großen Spiels nicht mehr erreicht wird. Hier kann ich bei My City Roll & Write sofort Entwarnung geben, denn es imitiert das Original sehr gut. Das kleine Spiel beginnt harmlos, entwickelt sich dann aber von gespieltem Blatt zu Blatt immer weiter. Es kommen neue Regeln hinzu, es verändern sich Regeln, es gibt mehr Dinge, auf die man achten muss, um Bonuspunkte zu bekommen - so entsteht auch beim kleinen Bruder das Gefühl, tatsächlich ein Kampagnenspiel zu spielen, wobei die direkten Auswirkungen einer Partie weniger auffällig sind als beim Brettspiel.

Positiv: Der Block ist dick, das Papier ebenfalls; zudem sind die Blätter bunt bedruckt. Die Optik gefällt, was man über die Würfel nur bedingt sagen kann. Die wirken in ihrem Plastik-Look dann doch eher billig, zweckmäßig sind sie dennoch; wahrscheinlich hätte es auch keine praktikablere Möglichkeit gegeben, Puzzleformen zu erwürfeln. Stifte hätte man dem Spiel gern beilegen können, so muss man erst einmal vier (bevorzugt) Bleistifte zusammensammeln, um losspielen zu können.

Gäbe es das große My City noch nicht, gäbe es nicht schon viele ähnliche Tetris-artige Puzzlespiele, wäre ich wohl noch begeisterter. So muss ich sagen: Es fühlt sich an wie ein guter Bekannter, was aber nicht negativ gemeint ist. Das Alleinstellungsmerkmal unter den Roll & Writes ist klar der Kampagnen-Modus, der motiviert, immer weiter zu spielen. Und da genug Spielblätter zur Verfügung stellen, kann so manche Partie auch gern doppelt oder dreifach gespielt werden. Das Spiel wird dann über die verschiedenen Kapitel zu einer kleinen Puzzle-Herausforderung, der ich mich jederzeit gern wieder stelle. 

Einzig die Tatsache, dass man durch die Würfel doch glückslastiger unterwegs ist, kann den einen oder anderen vielleicht ein wenig stören. Im großen Brettspiel wurden Karten aufgedeckt, sodass man sicher sein konnte, dass die Gebäudearten und Formen gleich verteilt sind. Im Roll & Write kann es passieren, dass wiederholt ungünstige Formen gewürfelt werden oder eine bestimmte Gebäudeart gar nicht auftaucht, was unter Umständen eine Bonuswertung verhindert. Spaß macht es dennoch, wenn man solche Puzzlespiele mag. Insgesamt vergebe ich daher gute 7 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 19.05.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten