REZENSION

MISCHWALD ALPIN

  • Genre: Karten-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Lookout Spiele, im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Kosch
  • Grafik: Toni Llobet, Judit Piella
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 60 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 8/10

Von Auerhuhn bis Edelweiß

Auch im Bergmischwald der Alpen gibt es verschiedene Tiere, Pflanzen und Pilze. In der ersten Erweiterung zum Spiel Mischwald können wir nun ihre Symbiosen ausloten und mit den bisher bekannten kombinieren.

REGELN

Die Alpin-Erweiterung enthält 36 neue Karten (14 Bäume, 12 Karten oben/unten, 10 Karten links/rechts). Zum Spielen ist das Mischwald-Grundspiel erforderlich! Mischt dann einfach die neuen Karten ins Kartendeck des Grundspiels und sortiert vor Spielbeginn - je nach Spielerzahl - eine vorgebene Anzahl zufälliger Karten unbesehen aus.

Die Regeln des Grundspiels bleiben erhalten. Wenn ihr sie noch nicht kennt, lest bitte unsere Rezension zu Mischwald.

Die Erweiterung bietet, neben der Europäischen Lärche und der Zirbelkiefer als neue Baumarten, neue Tiere, Pflanzen und Pilze, die wie gewohnt an die Bäume angelegt werden können, um ihre Funktionen zu aktivieren.

So gibt es dann mit dem Bartgeier beispielsweise eine weitere Tierart, die Karten in die eigene Höhle schickt. Der Schneehase erweitert die Anzahl der Feldhasen, allerdings mit dem Unterschied, dass er nur allein an einem Baum angelegt werden darf. Die Anzahl der Schmetterlinge wird auf 6 erhöht, was einem zusätzliche 15 Punkte einbringen kann, eine weitere Fledermaus kommt ins Spiel etc.

Dabei braucht ihr keine Unterschiede zwischen der ursprünglichen Version und den neuen Alpin-Karten machen, heißt: Jede Karte aus dem Grundspiel kann nach den üblichen Regeln auch an einen alpinen Baum angelegt werden, genauso kann ein Murmeltier beispielsweise auch neben einer Linde aus dem Grundspiel wohnen.

GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht

CHECKPOINT

PRO

  • gelungene Erweiterung
  • schöne neue Synergien
  • Verstärkung bisher schwächerer Kombinationen


CONTRA

  • keine grundlegenden Neuerungen
  • kleine thematische Brüche

MEINUNG

Als Mischwald im Herbst 2023 erschien, löst es einen regelrechten Hype in der Spielerszene aus. Die erste Auflage war schnell vergriffen. Und auch ich gehörte bzw. gehöre immer noch zu den Fans dieses Spiels, das sowohl mit seinem raffinierten Spielsystem, als auch mit seiner Optik punktet.

Die erste Erweiterung kommt in einer kleinen, unscheinbaren Schachtel in den Handel, so klein, dass man die Box in den Regalen der Spieleläden schnell übersehen kann. Letztlich richtet sich das Add-On aber eh klar an die Fans des Grundspiels, sodass es sich dabei wohl bei den meisten Personen um einen gezielten Kauf handeln wird.

Wer jetzt große Neuerungen erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Gerade einmal 36 Karten befinden sich in der Verpackung, 14 davon teilen sich auf die zwei neuen Baumarten auf, d.h. es verbleiben 22 Karten, die neue Tiere und Pflanzen zeigen. Diese fügen sich gut ins bekannte Spiel ein - teilweise verstärken sie bisher schwächere Kombinationen (wie die Schmetterlinge), teilweise erhöhen sie die Möglichkeiten, Wertungen auszulösen. Auch gibt es neue Fähigkeiten zu entdecken, neue Boni. Wer einmal mit der Alpin-Erweiterung gespielt hat, wird sie nicht mehr missen wollen, zumal sie wirklich simpel ins Grundspiel eingefügt wird, indem einfach alle Karten zusammengemischt werden.

Dadurch, dass die bisherigen Karten beliebig mit den neuen kombiniert werden können, entstehen kleine optische bzw. thematische Brüche, wenn sich die Gämse oder das Murmeltier dann beispielsweise neben einer Linde ansiedeln, während das Wildschwein sich plötzlich im Hochgebirge wiederfindet. Da muss man dann wohl einfach ein Auge zudrücken, spielerisch jedenfalls haben diese Diskrepanzen keine Bedeutung, bestenfalls eine optische.

Dennoch muss man auch mit kleinen Kompromissen leben. Zwei Beispiele: Wenn es Karten aus dem Grundspiel gibt, die eine Sammlung aus „allen 8 Baumarten“ belohnen, dann sind es durch die Erweiterung nun eigentlich „8 unterschiedliche Baumarten“, denn es gibt nun 10 verschiedene Bäume. Oder: Durch den neuen Schmetterling sind jetzt auch Sammlungen von bis zu 6 unterschiedlichen Exemplaren möglich, was die neue Punktetabelle auf den Erweiterungskarten verdeutlicht. Die alten Karten (mit 5 Schmetterlingen als Maximum) wurden jedoch nicht neu angepasst. Das ist jetzt spielerisch wieder kein großes Problem, da kann man sich drauf einstellen, es sollten nur alle Teilnehmer wissen, was die Erweiterung für neue Optionen bereithält.

Im Netz gab es dann auch immer wieder mal die Kritik, dass sich die Kartenrückseiten von Grundspiel und Erweiterung in ihrer Farbgebung stark unterscheiden. Das ist in unserem Exemplar nicht der Fall, und mittlerweile wurde bekannt, dass davon wohl nur eine bestimmte Charge des Spiels betroffen ist. Der Verlag bessert da aber bereits durch einen Neudruck nach.

Mischwald war bereits im Grundspiel, besonders wenn nicht in Vollbesetzung gespielt wurde, ein Optimierungsspiel. Dadurch, dass mit weniger Personen am Tisch auch weniger Karten im Deck vorhanden sind, und diese zufällig aussortiert werden, konnte man sich in diesem Fall nie sicher sein, ob eine anvisierte punkteträchtige Kombination überhaupt noch möglich ist. Die Alpin-Erweiterung verstärkte diese Unsicherheit, was für mich aber mehr zur Spannung des Spiels beiträgt. Aus dem Gegebenen das Beste machen, vielleicht auch mal ein wenig aufs eigene Glück zocken, was starke Synergien angeht, das ist es, was Mischwald für mich ausmacht.

Ja, es gab da auch Stimmen, die gewisse Kombinationen des Grundspiels als zu stark empfanden, sie gar als zu wenig ausbalanciert einordneten. Wenn erfahrene Personen mit Neulingen spielen, kann das in der Tat zu einem Vorteil der Profis führen, das stimmt. Wenn alle das Spiel gut kennen, wird aber zunehmend gegen solche punkteträchtigen Alleingänge angespielt. Die Alpin-Erweiterung unterstüzt dabei sehr gut die Möglichkeit, über verschiedene Strategien gewinnen zu können. Auch wenn es sich durch die eher geringe Kartenanzahl vergleichsweise fast schon um eine Mini-Erweiterung handelt, so kann ich sie allen Fans des Spiels auf jeden Fall empfehlen! 

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 23.05.2024

Bildnachweis:
Coverfoto: Lookout Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten