REZENSION
HIDDEN STONES
- Genre: Familien-/ Denkspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Piatnik
- Autor: J. Evan Raitt
- Grafik: Kwanchai Moriya
- Spieler: 1 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Getauscht und gedreht wie gesehen
Bringt die doppelseitig bedruckten Steine in Formationen, die euch Punkte liefern. Problem: Die Karten, die ihr werten möchtet, dienen auch als Zahlungsmittel für eure Aktionen!
REGELN
Das Spiel enthält 9 Stein-Plättchen, die auf ihrer Vorder- und Rückseite immer verschiedene Farben zeigen, wobei die Farbkombinationen bei den Steinen derselben Farbe gleich bleiben; ein lilafarbener Stein zeigt auf der Rückseite also immer einen blauen etc. Legt diese Steine in ein 3x3-Raster. Mischt die Karten und teilt an jede Person vier Karten aus. Behaltet diese Karten auf eurer Hand, sodass die Mitspielenden sie nicht sehen.
Gespielt wird reihum. Bist du an der Reihe, hast du immer drei verschiedene Optionen:
- Wirf eine Handkarte ab, um ein Steinplättchen auf die Rückseite zu drehen und so dessen Farbe zu wechseln. Eine kleine Übersichtskarte hilft dir dabei, dir die Farbkombinationen zu merken.
- Wirf eine Handkarte ab, um ein Steinplättchen mit einem orthogonal angrenzenden Plättchen zu vertauschen.
- Spiele eine Handkarte offen aus, um sie zu werten, wenn ihre vorgegebene Steinformation (Position und Farbe) im Raster erfüllt ist. Je schwieriger die Kombination, umso höher ist der Wert der Karte.
Du darfst pro Spielzug mehrere Aktionen hintereinander machen, maximal also vier. Dann ziehst du neue Handkarten, bis du wieder vier besitzt, und die nächste Person ist an der Reihe. Du kannst deinen Spielzug auch vorzeitig beenden, wenn du zum Beispiel eine bestimmte Karte auf der Hand behalten möchtest (oder auch mehrere); entsprechend ziehst du weniger Karten nach. Du kannst auch komplett passen, wenn du gar keine Karte benutzt. Dann ziehst du dennoch zwei neue Karten nach und besitzt im nächsten Spielzug sechs zur Auswahl.
Gespielt wird, bis die erste Person mindestens eine (von der Spielerzahl abhängige) Anzahl an Aufgaben erfüllt, also Karten gewertet hat. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Wer nun die meisten Punkte auf seinen gewerteten Karten vorweisen kann, gewinnt.
Das Spiel kann auch solo gespielt werden. Da erhältst du einen abgezählten Kartenstapel (mit vorgegebenen Kartenwerten), den du nach o.g. Regeln mehrfach durchspielst, d.h. zur Bezahlung abgeworfene Karten bekommst du später erneut auf die Hand. Schaffst du es in einer Runde nicht, eine Karte zu werten, erhältst du einen Minuspunkt. Beim vierten Minuspunkt verlierst du das Spiel. Schaffst du es hingegen, alle 16 Karten zu werten und dabei maximal 3 Minuspunkte zu besitzen, gewinnst du.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- abstraktes Taktikspiel
- schönes Material
- knackiger Solomodus
CONTRA
- glückslastig
- wenig im Voraus planbar
- keine direkte Interaktion
MEINUNG
Die Steinplättchen von Hidden Stones sind, auch wenn es einfache Pappe ist, kleine Hingucker, denn sie sind groß, stabil und dazu auch noch geprägt. Das führt zu einem wertigen Aussehen, das mir gefällt. Man hätte die Zuordnung der Farben noch erleichtern können, wenn auf jeder Seite eines Plättchens auch direkt noch eine kleine Vorschau der Rückseite abgedruckt gewesen wäre, aber okay, mit den beiliegenden Spielerhilfen geht das dann auch, und nach ein paar Runden hat man sich die Farbkombinationen der Plättchen eh gemerkt.
Das Spiel an sich ist dann ein abstraktes Taktieren um die richtigen Steinformationen. Dadurch, dass ich mehrere Aktionen im eigenen Spielzug zur Verfügung habe, sollte ich stets versuchen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen, um eine Karte werten zu können. Warte ich mit der Wertung auf den nächsten Spielzug, wird das Vorhaben dann eher zur Sisyphos-Arbeit, denn die Konkurrenz verändert das Raster in den eigenen Spielzügen zu ihren Gunsten, und gerade in Vollbesetzung werde ich zu Beginn meines nächsten Spielzuges eine völlig neue Situation vorfinden, was eine wirkliche Vorausplanung unmöglich macht.
Die Idee, Karten auch zur Bezahlung benutzen zu müssen, funktioniert in anderen Spielen (wie z.B. Mischwald) prächtig, hier wiederum ist das ein weiteres Element, das mich keine wirklichen Pläne machen lässt, da ich Vorgaben, die ich gern werten würde, nur erziele, wenn ich dafür andere Karten opfere. Das führt dazu, dass ich meistens nur eine einzige Karte pro Spielzug werten kann und dabei auch gar nicht so viele Optionen zur Auswahl habe. Sollte ich es wirklich schaffen, mehrere Karten in einem Spielzug zu werten, dann einfach, weil die Steine gerade zufällig passend ausliegen. Eine 5-Punkte-Wertung durchzubringen, ist da schon eine echte Herausforderung, besonders, wenn zum Beispiel ein gelber Stein gefordert wird, den es auf allen Plättchen insgesamt nur einmal gibt. Liegt der dann auch noch genau an der falschen Seite des Rasters, kann ich diese Aufgabe im Grunde direkt knicken, weil ich es nicht schaffen werde, auch noch den Rest der Steine auf passende Positionen zu bringen, ohne dass die Konkurrenten zwischendurch wieder alles zerstört.
Die Konkurrenz macht dabei nicht einmal absichtlich Pläne kaputt, denn niemand kennt die Karten der Mitspielenden, und neue Karten werden nach jedem Spielzug ja auch wieder zufällig gezogen. Somit gibt es auch keine direkte Interaktion. Ich ärgere mich zwar über eine Person, die einen für mich perfekt liegenden Stein verdreht oder vertauscht, aber das geschieht halt immer nur zum jeweils eigenen Vorteil, sodass da kein gezieltes Taktieren möglich ist. Zu zweit hat man noch am ehesten die Chance einer kleinen Vorausplanung, wenn man bereit ist, nicht alle Karten von der Hand auszuspielen, sondern vielleicht eine anvisierte für den nächsten Spielzug aufzubewahren.
In meinen Runden mit mehreren Personen konnte Hidden Stones nie wirklich richtig punkten. Die eigentliche Logistikaufgabe ist ja durchaus interessant für alle, die Spielzüge gern planen, allerdings gibt es da so viele Glückselemente, die das Spiel dann gefühlt zu einer Zufallsveranstaltung machen.
Obwohl ich sonst kein Solospiel-Fan bin, hat mir die Solo-Variante von Hidden Stones dann tatsächlich besser gefallen, da mir dann niemand ins Raster greift und Dinge verändert, die für meine Planungen wichtig sind. Auch das Spielen mit einem reduzierten Kartenstapel ist interessant, da ich die Karten dann halt irgendwann bereits kenne, und mir überlegen kann, wie ich die Voraussetzungen schaffe, um mehrere effizient zu werten. Die Aufgabe, alle Karten in die Wertung zu bringen, ist allerdings knackig und unterliegt auch hier wieder den Glücksfaktoren, die einfach immer mit darüber entscheiden, wie erfolgreich man ist. Einfach aus der Motiviation, es schaffen zu wollen, liegt der Kultfaktor der Solo-Variante daher für mich über dem der „normalen“ kompetitiven Variante. Insgesamt reicht das für mich aber dennoch nur für durchschnittliche 5 (im Solospiel bis maximal 6) Kultpunkte, auch weil ich grundsätzlich Spiele nicht besonders mag, in denen ich mich nur sehr mühsam voranarbeiten kann, und in denen mir dann doch wieder alles zerstört wird.
KULTFAKTOR: 5/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 5/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 23.01.2025
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Piatnik
Weitere Fotos: Spielkultisten