REZENSION
FREIE FAHRT USA
- Genre: Familien-/ Taktikspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: 2F Spiele
- Autor: Friedemann Friese
- Grafik: Harald Lieske
- Spieler: 1 bis 5
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 55 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 7/10
Farbcodierter Fahrplan
Eine entspannte Art ein neues Land zu erkunden ist, im Zug zu sitzen und sich die Landschaft anzuschauen. In der neuen Edition von Frei Fahrt bauen wir unser Schienennetz nicht mehr in Europa, sondern in den USA. Wer transportiert seine Passagiere am effizientesten von Ost nach West?
REGELN
Wer Freie Fahrt, also die Europa-Karte, schon kennt, dem kann ich schnell die Änderungen der neuen Ausgabe mitteilen. Ohne Zweifel handelt es sich bei der Karte diesmal um die USA. Die Städte haben jetzt je nach Region unterschiedliche Farben, und es gibt extra Münzen für eine Route, die eine Stadt an der Ostküste mit einer Stadt an der Westküste verbindet, statt der Bonusmünzen für entlegene Städte.
Wenn ihr Freie Fahrt noch nicht kennt, dann könnt ihr gerne meine Besprechung dazu lesen, solltet ihr eine detaillierte Regelbeschreibung wünschen. Ansonsten kommt hier die Kurzfassung:
In Freie Fahrt USA versucht ihr die meisten Strecken abzuschließen, indem ihr geschickt euer eigenes Netzwerk ausbaut und, gegen Bezahlung, auch die Strecken der anderen Eisenbahngesellschaften nutzt. Am Ende möchtet ihr mehr Punkte als die anderen Eisenbahngesellschaften besitzen.
In jedem deiner Züge entscheidest du, ob du entweder Gleise baust, Gleise nimmst oder mit dem Zug fährst. Beim Bauen baust du bis zu zwei Gleisstücke. Eine Strecke braucht zwischen einem und sechs Gleisstücke. Gleise kommen aus deinem Vorrat. Sind diese alle, so kannst du einen Zug dafür nutzen, neue zu sammeln, oder du kannst eine Münze ausgeben und während des Bauens neue Gleise nehmen. Dies ist mit Vorsicht zu genießen, denn jede Münze sind am Ende 3 Punkte wert.
Beim Fahren reist dein Zug zweimal von einer Stadt in die nächste, aber nur über vollendete Strecken. Deine Strecken sind dabei gratis zu benutzen. Nutzt du hingegen eine fremde Strecke, so kostet dich dies eine Münze, die an den Besitzer gezahlt wird, und die Strecke kann von nun an von allen gratis genutzt werden.
In der Auslage finden sich sechs Spalten mit je drei Karten. Jede Spalte bietet zwei Strecken an. Fährst du mit dem Zug, darfst du jede Strecke aufnehmen, die in einer Stadt beginnt, in der du in diesem Spielzug warst. Warst du in diesem Zug in einer Stadt, die das Ziel deiner momentanen Strecke ist, so kannst du die Start- und Ziel-Stadtkarten dieser Strecke in deinen Punktestapel legen. Zu Beginn des Spiels kannst du immer nur eine Strecke gleichzeitig haben. Nimmst du dir eine Strecke, die aus einer Ostküsten- und einer Westküsten-Stadt besteht, so bekommst du zwei Münzen geschenkt.
Ab einem bestimmten Punkt im Spiel kannst du zwei Strecken gleichzeitig offen haben, und noch später darf dein Zug bis zu dreimal von Stadt zu Stadt fahren.
Ist der Nachziehstapel leer, darfst du aus dem Spiel aussteigen. Sind alle ausgestiegen, zählst du deine Punkte. Jede Münze gibt dir 3 Punkte, jede erste Karte von einer Stadt 5 Punkte und jede weitere Karte dieser Stadt 2 Punkte. Solltest du also z.B. Seattle, San Francisco, San Francisco und El Paso haben, so wären dies je 5 Punkte für Seattle, San Francisco und El Paso sowie 2 Punkte für die zweite San Francisco-Karte.
Wer die meisten Punkte gesammelt hat, hätte den öffentlichen Nahverkehr sicher in einem besseren Zustand gehalten, als er in den USA wohl gerade tatsächlich ist.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnell gelernt
- interessante Interaktion
- bunter Streckenplan
CONTRA
- separate Schienennetze möglich
MEINUNG
Mein Neffe hat sich in diesen Herbstferien damit entspannt, Podcasts oder Musik im Zug zu hören und aus dem Fenster zu schauen. Es gab kein Reiseziel. Die Strecken wurden nach der Aussicht ausgewählt. Und wer schon einmal den TranzAlpine in Neuseeland, die Transsibirische Eisenbahn oder den japanischen Shinkansen genommen hat, der weiß, wie toll ein Panoramawechsel sein kann.
Im Jahr 2021 kam mit Freie Fahrt ein Eisenbahnspiel für die Familie auf den Markt, das mit simplen Regeln ein harmonisches oder konfrontatives Spiel erlaubt. Damals wurde noch das Schienennetzwerk in Europa ausgebaut. Jetzt treiben wir den Fortschritt der Eisenbahn in den USA voran.
Das Spiel selber ist sehr ähnlich zu seinem Vorgänger Freie Fahrt, weswegen die meisten Aspekte aus meiner damaligen Besprechung immer noch gelten. Ich kann weiterhin versuchen, an meinen Zielen zu arbeiten oder auch öfter versuchen, andere am Tisch dazu bewegen, für meine Strecken zu bezahlen. Die Züge mit den Zügen sind immer noch recht kurz, und am längsten sind Spielzüge, in denen jemand versucht, alle möglichen Streckenkarten zu sondieren.
Hier kommt direkt schon eine wichtige Verbesserung ins Spiel. Ich bin ja eher geographisch herausgefordert und finde mich auf den meisten Karten nicht so gut zurecht. Meine interne Deutschland-Karte ist durch Thurn und Taxis (Spiel des Jahres 2006) geprägt, meine interne USA-Karte durch Zug um Zug (Spiel des Jahres 2004), sonstige geographische Lagen kenne ich dann z.B. aus Die Welt von KOSMOS.
Bei Freie Fahrt USA wurden die Karten und das Spielbrett jetzt eingefärbt. Städte aus den gleichen Regionen haben jetzt die gleiche Farbe, sowohl auf den Spielkarten als auch auf dem Brett. Dies verkürzt die Zeit, die ich brauche sonst, um die Städte zu finden, schon eine längere Zeit, ich würde ewig nach Fargo oder Duluth suchen. Die Farbcodierung hat für mich schon wirklich viel verbessert. Die Farben werden noch durch Formen unterstützt, falls jemand Probleme mit Farbwahrnehmung hat.
Ein anderer Aspekt wurde verbessert, bei dem mir gar nicht bewusst war, dass dieser ein Problem war. In Freie Fahrt USA bekomme ich 2 Münzen extra, wenn ich eine Strecke wähle, die aus einer Stadt an der Westküste und einer Stadt an der Ostküste besteht. In Freie Fahrt gab es 2 Münzen, wenn ich als erster in eine abgelegene Stadt gefahren bin. Es konnte durchaus passieren, dass ich trotz der abgelegenen Lage in der Nähe gute Verbindungen hatte, aber bei Freie Fahrt USA gibt es die 2 Münzen nur, wenn ich auch tatsächlich eine weitere Strecke fahren muss, nämlich von der Ost- zu Westküste oder andersrum.
Die Karte der USA hat wieder für jede Stadt eine kleine Sehenswürdigkeit zu bieten, ist aber Spiel-mechanisch recht nahe an der Europa-Karte. Es gibt wieder einen Ballungsraum mit vielen kurzen Strecken und eine Regionen mit tendenziell längeren Strecken. Allerdings ist es auf der USA-Karte für mich etwas leichter, die Engpässe zu orten, da auf dieser Karte alles etwas weniger verwinkelt ist als auf der Europa-Karte. Es gibt ja nicht ohne Grund in den USA einige als Square States („Quadrat-Länder“) bekannte Regionen.
Freie Fahrt USA bietet also nicht nur ein neues Panorama, sondern es wurden auch einige Änderungen vorgenommen, die das Spiel für mich noch etwas besser machen als Freie Fahrt.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 05.12.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: 2F Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten