REZENSION

DIE CHRONIKEN VON AVEL

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Rebel Studio / Asmodee
  • Autor: Przemek Wojtkowiak
  • Grafik: Bartłomiej Kordowski
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 90 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 6/10

Monster erschrecken, Magie entdecken

Bis zu vier mutige Abenteurer machen sich kooperativ auf den Weg, um das mächtige Juwel der Heilung vor den einfallenden Monsterhorden zu beschützen, die der Dunkelmond heraufbeschwört. Da werden Orte entdeckt, da wird Ausrüstung beschafft, vor allem aber werden spannende Würfelkämpfe ausgetragen.

REGELN

Bereitet den modularen Spielplan aus den Ortstafeln vor. Legt die Starttafeln offen aus, eine bestimmte Anzahl an Tafeln (abhängig von der Spielerzahl, in einer vorgegebenen Anordnung) zudem verdeckt. Jeder Spieler erhält ein Heldentableau, in das er eine Heldenvorlage vom Block einlegt. Wer möchte, kann den Helden vor Spielbeginn ausmalen. Zudem erhält jeder Spieler eine Münze in seinen Rucksack (Aussparung auf dem Tableau) sowie ein zufällige Ausrüstung aus dem Beutel, die, mit ihrer einfachen Seite, entweder auf den Helden oder ebenfalls in den Rucksack gelegt wird. Jeder Spieler stellt seine Spielfigur auf das Startfeld, die Burg.

Mit jeder neuen Runde wird der Mondmarker um 1 Feld nach vorn bewegt und die entsprechende Aktion ausgelöst. So erscheinen auf allen leeren Monsterfeldern neue Monster vom gemischten Stapel (es gibt kleine und große Monster). Manchmal können sich die Helden auch heilen, allerdings besitzt jeder Held maximal 5 Lebenspunkte (Herzen).

Gespielt wird reihum. Wer am Zug ist, führt genau 2 Aktionen durch. Diese können ausgewählt werden aus mehreren Optionen, wobei ein und die selbe Aktion auch zweimal durchgeführt werden kann:

(1) Bewegen: Der Spieler zieht seine Figur auf eine benachbarte Ortstafel. Liegt diese noch verdeckt aus, wird sie umgedreht. Ist dort ein Monsterfeld zu sehen, erscheint direkt ein Monster vom Stapel. Manche Orte sind über eine Abkürzung verbunden, die es ermöglicht, direkt größere Distanzen zu überwinden.

(2) Kämpfen: Der Spieler kann ein Monster bekämpfen, auf dessen Ort er steht. Dazu wirft ein Spieler die schwarzen und lilafarbenen Würfel für das Monster (wie auf dem Monster-Plättchen angegeben) und der angreifende Spieler zunächst standardmäßig die zwei grünen Würfel. Jedes Treffersymbol verursacht Schaden beim Gegner. So werden Verwundungsmarker aufs Monster gelegt bzw. Herzen vom Heldentableau abgegeben. Verteidigungssymbole wehren Angriffe ab. Joker-Symbole können als Angriffssymbol oder zur Verteidigung genutzt werden. Ein Kampf besteht aus maximal 3 Kampfrunden. Ist das Monster erlegt, indem seine Lebensstärke mit Angriffen negiert wurde, erhält der Angreifer die Belohnung: Geld, neue Ausrüstung aus dem Beutel oder auch die Möglichkeit, vorhandene Ausrüstung aufzuwerten, indem sie auf die bessere Rückseite gedreht wird.

Während des Kampfes kann die Funktion eines Ausrüstungsgegenstandes im eigenen Besitz verwendet werden, z.B. um Würfel neu zu werfen. Drei Aktivierungsmarker können pro Spielzug eingesetzt werden, um Ausrüstung zu nutzen - jede nur einmal. Erst in der nächsten Runde stehen die Marker und damit die Ausrüstung dann wieder zur Verfügung. Manche Ausrüstungsgegenstände liefern einen dauerhaften Vorteil in Form eines zusätzlichen Würfels beim Kampf, Zaubertränke hingegen können nur einmalig eingesetzt werden, sie werden anschließend abgeworfen.

Ein Kampf muss nicht zwingend zum Sieg über das Monster führen. Bereits gemachter Schaden bleibt einfach auf dem Monster liegen, und der Kampf kann dann in einem späteren Spielzug fortgeführt werden - egal, welcher Spieler sich gerade auf diesem Ort befindet.

Sollte ein Held sein letztes Herz verlieren, muss er zurück zum Startfeld (Burg), um sich dort mit dem Juwel der Heilung zu regenerieren.

(3) Ortsaktion: Manche Orte ermöglichen Aktionen gegen die Abgabe von Münzen oder Ausrüstung. So lässt sich z.B. neue Ausrüstung erwerben, Ausrüstung aufwerten, es können Fallen gekauft und ausgelegt, Schutzmauern an der Burg errichtet oder freie Monsterfelder mit Mondsiegeln verschlossen werden.

(4) Ausruhen: Der Spieler macht nichts. Dafür erhält er 2 Herzen. Maximal kann ein Spieler fünf Herzen besitzen.

Wichtig: Erhält ein Spieler neue Ausrüstung, die er nicht am Helden drapiert, Zaubertränke oder Geld, muss er diese Sachen in seinen Rucksack legen. Die Plättchen müssen vollständig, ohne Überlappung in den Rucksack passen, um sie transportieren zu dürfen. Jederzeit kann Ausrüstung an einen anderen Spieler, der am selben Ort steht, übergeben werden.

Nach einer bestimmten Rundenzahl können keine Siegel, keine Fallen und Mauern mehr errichtet werden. Zum Schluss erscheint auf einem fest vorgegebenen Feld das Biest, sozusagen das "Boss Monster". Ziel der Spieler ist es nun, alle noch verfügbaren Monster sowie das Biest zu erlegen, denn nach jeder Runde rücken alle (!) Gegner ein Feld in Richtung Burg. Das Biest ist dabei besonders widerspenstig. Sein Schaden wird auf einem eigenen Ausdauerrad festgehalten (es startet bei 4 Spielern z.B. mit 20 Lebenspunkten). Fallen können dem Biest zusätzlich zusetzen.

Sollte ein Monster die Burg betreten, wäre das Spiel verloren. Mauern hingegen schützen vor dem Eindringen in die Burg. Sollte ein Monster in die Burg ziehen, und es ist noch eine Mauer vorhanden, wird zunächst diese zerstört, und das Monster bleibt auf dem Feld vor der Burg stehen.

Sollten es die Spieler schaffen, alle Monster und das Biest zu besiegen, ohne dass es eine Eroberung der Burg gab, gewinnen die Spieler gemeinsam.

Das Spiel verfügt auch über eine Solo-Variante.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Mischung aus Dungeon Crawler und Tower Defense
  • ideal als Familienspiel
  • schöne Gestaltung
  • herziges Spielmaterial, z.B. Idee des Rucksacks
  • in der Schwierigkeit anpassbar


CONTRA

  • man kennt schnell alle Orte
  • Spielerdauer mit 8-jährigen u.U. noch recht lang

MEINUNG

Als Abenteuer-Rollenspiel werden Die Chroniken von Avel bezeichnet. Klingt nach etwas Epischem, ist aber letztlich simpler, als es die gut 20 Seiten Regeln vermuten lassen. Das Spiel ist durch und durch ein Familienspiel. Gerade Kinder sind begeistert, dass sie ihren Helden zunächst einmal kolorieren dürfen, ihm also ein individuelles Gesicht geben können. Auch die Idee mit dem Puzzle-Rucksack, der über eine begrenzte Aufnahmefähigkeit verfügt, ist grandios und wirklich familiengerecht umgesetzt.

Das Spiel an sich ist dann eine Mischung aus Dungeon Crawler (neue Orte entdecken, auftauchende Monster mit Würfeln bekämpfen) und Tower Defense (Verteidigung der Burg), und das alles mit einem einfachen Zugang. Wer Andor Junior oder Karak gern mag, der ist bei den Chroniken von Avel genau richtig. Entdecken, bewegen, Ausrüstung beschaffen, um in den Würfelkämpfen bestehen zu können - das ist alles kurzweilig und auch spannend, und da kooperativ gespielt wird, gerät auch niemand ins Hintertreffen.

Schnell zeigt sich, dass es keine gute Idee ist, Orte unentdeckt zu lassen, bescheren sie einem doch teils wichtige Hilfen, die Monster aufzuhalten. Nur mit gemeinsamer Kraft lassen sich die Horden einfangen und das Biest bekämpfen, wobei die Schwierigkeit des Spiels sogar noch anpassbar ist. Auch lässt der modulare Aufbau immer neue Wege entstehen, die langfristig für Abwechslung sorgen, wenngleich die Orte immer die selben sind.

Die Chroniken von Avel ist ein Spiel, das man gut mit seinem Nachwuchs spielen kann, wenn ein Fantasy-Thema erwünscht ist. Das Spiel macht aber auch älteren Spielern Spaß, es ist daher kein reines Kinderspiel, bei dem sich Erwachsene komplett unterfordert fühlen. Vieles wird halt auch über Würfelglück entschieden, sodass immer der nötige Spannungsmoment bleibt. Einzig die Spieldauer kann für 8-jährige noch etwas lang sein (45 Minuten werden oft überschritten bis verdoppelt); beurteilt am besten selbst, wie viel Ausdauer eure Kids so haben.

Für mich ist das Spiel in seinem Genre jedenfalls überaus gelungen, kein Spiel für Strategiespieler, die sonst Spiele wie Descent und Co. bevorzugen, klar, sondern ein Familienspiel eben, auch für Gelegenheitsspieler geeignet, insbesondere aber auch im Spiel mit Kindern reizvoll. Ich vergebe insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte, in der richtigen Spielgruppe und mit dem Material-Plus sogar mit Tendenz zur 9; für mich persönlich sogar das schönere Karak. Klare Empfehlung in diesem Bereich!


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/l83n4jo-dDI

KULTFAKTOR: 8-9/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 23.02.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Rebel Studio / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten