REZENSION

BITTE SCHÖN!

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Eigenverlag
  • Autor: Michael Wybierek
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 10 bis 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 4/10

Zeug zum Zocken

13 Würfel liegen in der Auslage - doch wie bekomme ich möglichst viele Augenzahlen zu mir? Keine Augenzahl darf ich mit dem schwarzen Aktionswürfel doppelt werfen, sonst gehe ich leer aus, wenn mir kein Schutzengel hilft ... Da ist Mut zum Risiko gefragt - oder auch Vernunft, rechtzeitig aufzuhören.

REGELN

Notiert auf den beiliegenden Zetteln eure Namen sowie je 3 Kreuze (Schutzengel), darunter eine Nummerierung von 1 bis 7. Gespielt werden 7 Runden. In jeder Runde wird reihum gespielt. 

Bist du an der Reihe, nimmst du dir die 13 Farbwürfel und wirfst sie. Verändere nun nicht mehr das Ergebnis! Danach wirfst du den schwarzen Würfel und suchst dir - entsprechend seiner Augenzahl - einen farbigen Würfel mit dieser Zahl aus der Auslage in der Mitte. Diesen Würfel legst du vor dir ab und führst dann die Farbaktion aus, die zur Farbe des Würfels passt:

  • grün: Hast du 2 grüne Würfel vor dir ausliegen, lege sie beiseite. Das sind gesicherte Punkte, egal, was in dieser Runde noch passiert. Die beiseite gelegten Würfel zählen auch nicht zu deinen gesammelten Würfeln, wenn es gleich beim nächsten Wurf eine wichtige Einschränkung gibt bzgl. der Augenzahl gibt (siehe unten) ...
  • gelb: Hast du am Ende deines Spielzuges beide gelben Würfel vor dir ausliegen, multipliziere ihre Augenzahlen und erhalte entsprechend viele Punkte.
  • rot: Würfele einen beliebigen Würfel neu. So kannst du einen Würfelwert im Nachhinein pushen oder dir wieder mehr Freiraum bei der Würfel-Auswahl verschaffen (siehe unten).
  • blau: Statt nur einem Würfel (wie sonst Standard), nimmst du dir nacheinander auch alle weiteren Würfel mit der selben Augenzahl (wie die des genommenen blauen Würfels) aus der Mitte. Führe bei jedem weiteren erhaltenen Würfel auch wieder dessen Farbaktion durch.


Dann folgt nach jedem Wurf des schwarzen Würfels die Entscheidung: Nochmal würfeln oder aufhören? Würfelst du den schwarzen Würfel erneut, muss er nun eine Augenzahl zeigen, die du noch nicht vor dir gesammelt hast! Geht das gut, wählst du wieder einen passenden Würfel - so lange, bis du passt.

Natürlich kann es aber auch zu einem Fehlwurf kommen. 

  • Wirfst du eine Zahl, die bereits vor dir ausliegt, ist dein Zug beendet und du erhältst keine Punkte (bis auf evtl. beiseite gelegte grüne Würfel).
  • Wirfst du eine Zahl, die nicht in der Mitte liegt, ist dein Zug ebenfalls beendet, du erhältst aber die bis dahin gesammelten Punkte dieser Runde.


Nun stehen dir drei Schutzengel zur Verfügung. Bei einem Fehlwurf kannst du einen Schutzengel einsetzen, um weiterspielen zu dürfen - theoretisch auch mehrfach pro Runde, allerdings ist die Anzahl dieser Joker pro Partie eben auf drei Stück beschränkt.

Nach jedem Spielzug notierst du neben der entsprechenden Rundenzahl die Gesamtsumme der vor dir ausliegenden Würfel. Bei einem Fehlwurf musst du ggf. einen Strich machen und gehst leer aus. Dann folgt der nächste Spieler.

Wer nach 7 Runden die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

CHECKPOINT

PRO

  • neckisches kleines Zocker-Spiel
  • ideal für kleine Spielerzahlen und Wenigspieler


CONTRA

  • das pure Glück kann über den Sieg entscheiden
  • geringe Anzahl an Schutzengeln kann schnell zu wiederkehrenden Fehlwürfen führen

MEINUNG

Michael Wybierek ist mittlerweile doch einigen bekannt für seine immer neuen frischen Würfel- und Kartenspiel-Ideen, die er, ohne Verlag und redaktionelle Unterstützung, in Eigenregie entwickelt, produziert und vertreibt - und das auf jeden Fall stets engagiert und mit viel Herzblut. Dass kein Verlag hinter dem fertigen Produkt steht, merkt man an der teils improvisierten Ausstattung (statt einem Wertungsblock gibt es einfache Notizblätter und auch die Anleitung könnte an manchen Stellen noch besser formuliert sein), aber so haben die Spiele in ihrer Art doch auch ihren ganz eigenen Charme. Und schnell verstanden sind sie auch.

13 Würfel in der Mitte - Bitte schön! - Gönn dir! Natürlich möchte man möglichst hohe Augenzahlen sammeln, am liebsten auch beide gelbe Würfel mit hohen Werten, denn Bitte schön! ist ein schnelles Punkte-Wettrennen. Da ist natürlich viel Glück im Spiel. Wenn ich direkt zu Beginn eine blaue 6 würfele und damit alle weiteren 6en mit einsammeln darf, dann ist das schon ziemlich stark. Umgekehrt passiert es Pechvögeln, dass sie direkt beim ersten Wurf eine Zahl treffen, die nicht in der Mitte liegt -  Zug vorbei, Pech gehabt. Ja, dafür gibt es die Schutzengel. Die sind mit gerade mal 3 Stück aber doch sehr rar.

Da sich das Spiel auch an Familien mit Kindern, überhaupt bevorzugt an Wenigspieler richtet, die einfach Spaß am Zocken haben, kann man hier kleine Hausregeln einführen. So sind wir dazu übergegangen, die Anzahl der Schutzengel auf 7 zu erhöhen (also durchschnittlich einen pro Runde). Auch ist es eine Überlegung wert, einen Wurf, der direkt zu Beginn keine passende Zahl zeigt, gar nicht zählen zu lassen, sondern jedem Spieler zumindest so viele Versuche zu ermöglichen, dass er mindestens eine Zahl eingesammeln kann. Dann kommen das Zocker-Element und die kleinen taktischen Überlegungen immer noch zum Tragen, und die sind ja das Herzstück von Bitte schön!

Der Mechanismus, dass Zahlen nicht doppelt gesammelt werden dürfen, ist z.B. aus dem komplexeren Würfelspiel Monster Expedition bekannt. Bei Bitte schön! gibt es kein Drumherum. Es werden einfach Punkte gesammelt - ein Spiel mit dem Risiko also, das dem Motto folgt „In die Vollen?" oder "Lieber den Spatz in der Hand?“. Dabei ist das Spiel besonders zu zweit, zwischendurch, gut spielbar. In Vollbesetzung kann es dann doch zu längeren Wartezeiten kommen, denn der eigentliche Kniff des Spiels liegt ja in den Aktionsfarben der Würfel. Da kann ich dann bei der Auswahl oftmals auch taktieren, welche Farbe ich wähle, um damit die Auslage manipulieren zu können bzw. Regeln abzuändern. Schade, dass es keine Farbfunktion gibt, mit der man ausgegebene Schutzengel wieder reaktivieren kann. Die sind nämlich gerade in den späteren Runden echt wichtig (naja, ansonsten folgt halt, wie gesagt, unseren genannten Hausregeln, für etwas mehr Freiheiten).

Ja, Bitte schön! kann bei Pechvögeln ein gewisses Frustpotenzial in sich bergen, wenn so gar nichts gelingen will. Aber das Spiel mit dem Glück ist hier definitiv Konzept. Das Spiel soll zum Zocken einladen, und oft erweist es sich als besser, sichere 10 Punkte mitzunehmen, als auf den großen Gewinn zu hoffen. Mit noch kleinem redaktionellen Feinschliff könnte aus Bitte schön! ein echter Würfel-Hit werden, der auch gut ins Portfolio von Amigo oder NSV passen würde - wenn ihr glückslastige Spiele mit einfachen Regeln und kleinen taktischen Überlegungen mögt. Sogar als Solospiel kann das Spiel funktionieren, wenn ihr einfach versucht, euren eigenen Highscore zu überbieten. Die Ausstattung geht dabei in Ordnung: Die Würfel haben eine gute Qualität, ein Stift liegt bei -  das ist eigentlich das Wichtigste. Naja, und darüber, dass der Wertungsblock und die Aktionsübersicht jetzt keine professionelle Ausführung haben, kann man hinwegsehen, wenn man den Background dieses Eigenverlag-Spiels kennt.

Auf jeden Fall ist Bitte schön! im Sektor der kleinen Spiele für Wenig- und Gelegenheitsspieler empfehlenswert - in dieser Umgebung gute 7 Punkte (insbesondere mit kleinerer Spielerzahl und ggf. mit unseren Hausregeln, um möglichen Frust zu vermeiden).

Hinweis: Wer Interesse an einem Kauf des Spiels hat, und es vergeblich in den gängigen Online-Shops oder beim Spielehändler sucht:  Kontaktiert einfach Michael Wybierek per Mail: [email protected] - oder schaut euch auf Messen und Spiele-Events um, an denen Michael Wybierek teilnimmt.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 30.06.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Michael Wybierek
Weitere Fotos: Spielkultisten