REZENSION

AKROPOLIS

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Kobold Spieleverlag / Gigamic
  • Autor: Jules Messaud
  • Grafik: Pauline Detraz
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 bis 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 8/10

Meine Stadt soll höher werden!

Als Baumeister errichten wir eine Stadt mit Wohnvierteln, Märkten, Kasernen, Tempeln und Gärten. Jedes Viertel stellt dabei individuelle Ansprüche, wobei uns Ruhm und Ehre locken, wenn wir es schaffen, möglichst wenig Platz zu verbrauchen, und das geht nur, wenn wir in die Höhe bauen. Doch Vorsicht! Ohne Agora gibt es keine Wertung des Viertels!

REGELN

Mischt die Stadtplättchen in der an eure Spielerzahl angepassten Anzahl. Teilt die Plättchen in elf gleich große verdeckte Stapel auf, und legt die restlichen Plättchen als offene Auslage aus. Es liegen immer zwei Plättchen mehr aus, als Spieler teilnehmen. Jedes Plättchen besteht aus drei Feldern mit Stadtvierteln und Agora-Feldern (eine Agora ist eine Art Versammlungsplatz) der fünf verschiedenen Bereiche (Farben) sowie Steinbrüchen in grau.

Jeder erhält ein Startplättchen, an das die eigene Stadt angelegt wird. Der Startspieler erhält zudem einen Stein, jeder weitere Spieler immer einen Stein mehr, sodass ein vierter Spieler also mit vier Steinen startet.

Bist du an der Reihe, nimmst du dir ein offen ausliegendes Plättchen aus dem Angebot. Die Plättchen liegen in einer Reihe. Das vorderste Plättchen ist kostenlos. Solltest du nicht das vorderste Plättchen wählen, musst du jedes übersprungene mit einem Stein bezahlen, den du zurück in den Vorrat legst.

Ein neues Plättchen legst du zunächst mit mindestens einer Kante an dein Startplättchen an; auf diese Weise wächst die Stadt nach und nach in die Breite. Alternativ kannst du später auch ein neues Plättchen in die nächste Ebene legen. Dazu muss das Plättchen komplett mit Plättchen unterfüttert sein. Zudem müssen mindestens zwei Plättchen zum Fundament beitragen, kongruentes Aufeinanderlegen ist also nicht erlaubt. Überdeckte Felder sind nun kein Bestandteil der Stadt mehr. Überdeckst du hingegen einen Steinbruch, erhältst du dafür einen Stein aus dem Vorrat.

Gespielt wird reihum, wobei das Plättchen-Angebot zunächst nicht aufgefüllt wird. Erst wenn der Startspieler der Runde, nachdem jeder einmal am Zug war, ein zweites Plättchen aus der Auslage genommen hat und nur noch ein Plättchen im Angebot liegt, wird dieses übrig gebliebene Plättchen zum vordersten Plättchen der nun neu aufgedeckten Auslage. Deckt dazu einfach die Plättchen eines der zuvor gebildeten Stapel auf. Nun ist der nächste Spieler in Sitzreihenfolge der neue Startspieler.

Das geht nun auf diese Weise weiter, bis kein Stapel mehr zum Nachlegen neuer Plättchen vorhanden ist. Jetzt folgt die Schlusswertung. Generell gilt: Es werden nur Viertel gewertet, in deren Farbe mindestens ein Agora-Plättchen (mit einem, zwei oder drei Sternen) sichtbar in der eigenen Stadt liegt. Sichtbar bedeutet: Es wird immer von oben auf die Auslage geschaut. 

Zähle also zunächst die sichtbaren Agora-Sterne in der zur wertenden Farbe. Zähle dann die Punkte, die du mit den Stadtvierteln in dieser Farbe machst. Jedes korrekt gelegte Plättchen auf der unteren Ebene bringt 1 Punkt, auf der zweiten Ebene 2 Punkte, auf der dritten Ebene 3 Punkte etc. Die so ermittelten Punkte werden dann mit den Sternen der entsprechenden Agora-Plättchen multipliziert. Eine Farbe ohne Agora geht nicht in die Wertung ein.

Die Stadtviertel liefern auf verschiedene Weise Punkte:

  • Bei den Wohnvierteln in blau wird die größte zusammenhängende Fläche betrachtet. Die kann sich auch über verschiedene Ebenen erstrecken. 
  • Die Marktviertel in gelb müssen als Einzelfelder ausliegen, d.h. es dürfen keine zwei gelben Viertel aneinander liegen.
  • Die roten Kasernen müssen am Rand der eigenen Auslage liegen.
  • Die lilafarbenen Tempel müssen komplett mit Plättchen umschlossen sein.
  • Die Gärten in grün haben keine besonderen Ansprüche. Da wird einfach die Gesamtzahl ermittelt.


Viertel, die nicht den zuvor genannten Regeln entsprechend in die Stadt gelegt wurden, gehen nicht in die Wertung ein. Beachtet: Die Regeln gelten nur für Viertel! Die Agora-Plättchen können ohne diese Voraussetzungen in die Stadt gelegt werden. Bei ihnen erhöht sich auch nicht der Ertrag, wenn sie in einer höheren Ebene liegen.

Jeder übrige Stein bringt dann ebenfalls noch 1 Punkt, und wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

In einer Variante verdoppeln sich die Punkte von Vierteln, wenn zusätzliche Voraussetzungen eingehalten wurden, z.B. wenn ein Wohngebiet mindestens 10 Punkte liefert oder wenn ein Marktviertel an eine farblich passende Agora angrenzt etc.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Legespiel auf mehreren Ebenen
  • einfache Regeln, dennoch tricky
  • stabiles Material


CONTRA 

  • optisch eher abstrakt
  • ähnliche Legespiele gibt es bereits 

MEINUNG

Im Febraur 2023 wurde Akropolis mit dem As d‘Or, dem französischen Pendant zu unserem Spiel des Jahres, ausgezeichnet. Offenbar scheint dieses Legespiel also etwas Besonderes zu sein, auch wenn es auf den ersten Blick an vergleichbare Vertreter dieses Genres erinnert. So legen wir nicht zum ersten Mal Plättchen aneinander, um auf verschiedene Weise Punkte zu generieren. So bezahlen wir nicht zum ersten Mal Plättchen aus dem Angebot, wenn wir uns ein Exemplar von weiter hinten aussuchen. So erhalten wir nicht zum ersten Mal einen Bonus, wenn wir bestimmte Symbole überdecken, und auch der Bau auf mehreren Ebenen ist nichts komplett Neues, so lieferte Cooper Island beispielsweise, eingebettet in ein großes Expertenspiel, auch schon umso mehr Erträge, je höher ein Plättchen in der eigenen Auslage lag. Also kurzum: Die Mechaniken sind jetzt nicht komplett neu.

Akropolis lebt von seinen wirklich simplen Regeln, die jeder sofort versteht. Plättchen nehmen und in die Breite bauen - oder später auch in die Höhe, mit der trickreichen Frage, welche Felder beim Überbauen geopfert werden. Da kann jeder sofort einsteigen und mitspielen. Die Plättchen sind aus stabiler, dicker Pappe, die Gestaltung deutet die zu bauende Stadt an, bleibt dabei aber letztlich eher abstrakter Natur, wichtig sind nur die verschiedenen Farben. So ist es auch keine Pflicht, in die Höhe zu bauen, allerdings liefern verdeckte Steinbrüche halt Steine, die mehr Freiheiten bei der Plättchen-Auswahl generieren, und Viertel auf höheren Etagen am Spielende mehr Punkte.

Punkte bringen Steinbrüche am Ende nicht, und nur das, was am Ende aus der Vogelperspektive zu sehen ist, wird überhaupt gewertet, und das auch noch mit einem netten Dilemma, denn die Agora-Felder stellen mit ihren Sternen den Multiplikator für eine Farbwertung dar. Da bringt es mir dann am Ende rein gar nichts, wenn ich vier Felder eines Wohnviertels bis auf Ebene 3 gesteigert habe, aber am Ende gar kein blauer Stern in meiner Stadt sichtbar ist. Also: Immer darauf achten, sowohl Stadtviertel passend zur Wertung zu legen, sie dann aber auch mit den Agora-Feldern punkteträchtig werden zu lassen. Das ist dann auch so ein kleines Wettrennen, denn es kann öfter mal passieren, dass einem die Konkurrenz so ein begehrtes Wertungsplättchen vor der Nase wegschnappt.

Die Regeln für die verschiedenen Viertel (Farben) sind dabei schnell verinnerlicht. Mal am Rand, mal einzeln, mal komplett umschlossen, mal als Gruppe, mal egal. Das war es dann auch schon. Wer sich das nicht merken kann, erhält auch noch praktische Spielerhilfen, auf denen die Wertung noch einmal in Kurzform beschrieben wird.

Akropolis ist so ein Spiel, das man, ohne grundlegend viel falsch machen zu können, aus dem Bauch heraus spielen kann. So richtig taktisch wird es dann aber erst, wenn alle Wertungen verinnerlicht sind und man dann wirklich auf Punkte-Maximierung spielt. Ganz klar sorgt hier die Wertung für den Anspruch. Und der ist keinesfalls banal, schon gar nicht, wenn auch noch mit der Variante gespielt wird.

Wer solche Legespiele mag, der erhält mit Akropolis definitiv einen herausfordernden Titel eines ansonsten eher bekannten Genres. Die Optimierung der Auslage, das Zusammenspiel aus Stadtvierteln und Agora-Wertungen ist sehr gelungen, ohne dabei zu überfordern. Für mich ist das ein schönes, gehobenes Legespiel - zwar abstrakter Natur, also mehr ein Denk- als ein lockeres Familienspiel, aber auf jeden Fall kurzweilig und flott gespielt. Von mir gibt es dafür tolle 8 Punkte!

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/9wBw4_jENvA

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 05.03.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Kobold Spieleverlag / Gigamic
Weitere Fotos: Spielkultisten