REZENSION

WÜRFELKÖNIG - DAS BRETTSPIEL

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021 
  • Verlag: HABA
  • Autor: Nils Nilsson
  • Grafik: Gus Batts
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 45 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 7/10

Gebietskontrolle im Würfelland

Gnome, Feen, Elfen, Menschen - alle leben friedlich im Fantasy-Königreich. Doch es gibt ein Problem: Der Platz wird eng! Also macht ihr euch auf, um neue Gebiete zu erobern. Und plötzlich möchte jeder Großgrundbesitzer werden ...

REGELN

Mischt die Bürgerkarten getrennt nach ihrer Rückseite und legt die 5 Stapel offen aus. Legt die beiden Spielplanhälften so zusammen, wie es für eure Spielerzahl vorgesehen ist. Einzelne Felder werden, ebenfalls wie vorgegeben, mit Drachenfeuern, goldenen und weißen Edelsteinen belegt. In späteren Partien könnt ihr den Startaufbau auch individuell gestalten.

Der Spielplan zeigt diverse Landschaftsfelder, von jeder Landschaft gibt es genau zwei Felder. Die Burgplättchen zeigen auf ihrer Rückseite ebenfalls diese Landschaften. Legt die zur Landschaft passenden Burgen unter die beiden Start-Drachenfeuer, legt außerdem zwei zufällige Burgplättchen ungesehen zurück in die Schachtel, den Rest als gemischter Haufen neben den Spielplan, die Burgseite nach oben, die Landschaftsseite verdeckt.

Die Bürgerkarten zeigen jeweils unten eine Würfelaufgabe (z.B. mehrere Würfel der selben Farbe, Kombinationen aus Farben oder Zahlen, Summen, Rangfolgen, Straßen etc.), der Schwierigkeitsgrad steigert sich hier von Stapel 1 bis Stapel 5. 

Gespielt wird reihum. Nimm dir als aktiver Spieler die sechs Würfel und wirf sie. Die Würfelzahlen gibt es in drei Farben - rot, blau und grün. Du hast drei Versuche, wobei du nach den ersten beiden Würfen Würfel herauslegen oder neu werfen kannst. Natürlich kannst du auch vorzeitig aufhören. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Du hast eine Würfelaufgabe erfüllt. Nimm dir die Karte und lege sie vor dir offen ab. Führe den Effekt der Karte durch.
  • Du hast keine Würfelaufgabe erfüllt. Nimm dir eine beliebige Karte und lege sie verdeckt vor dir ab. Sie gilt als Joker, die Hintergrundfarbe der Karte spielt keine Rolle, sie dient nur der Sortierung der Karten. Eine Aktion führst du dann zwar nicht durch, deckst jedoch ein zufälliges Burgplättchen auf, legst es auf ein passenden Landschaftsfeld und stellst ein Drachenfeuer dazu. 


Erspielte Karten zeigen oben ein Würfelsymbol (Zahl und Farbe). Konntest du ein identischen Pärchen sammeln (bzw. es mit einem Joker kombinieren), hast du die Möglichkeit, exakt den gezeigten Würfel als Teil deines Würfelergebnisses zu verwenden, falls benötigt. Lege in diesem Fall die verwendeten Karten auf den Ablagestapel. Zwei Joker können ebenfalls kombiniert werden - sie liefern dann einen beliebigen Würfelwert in beliebiger Farbe. Natürlich kannst du auch mehrere solcher Pärchen auf einmal bezahlen, um eine Würfelaufgabe doch noch zu schaffen.

Jeder der fünf Kartenstapel liefert eine eigene Aktion. Konntest du also eine Aufgabe erfüllen und erhältst die entsprechende Karte, passiert nun folgendes:

  • Mürrischer Kaufmann: Ziehe entsprechend viele Burgplättchen, wie Würfel zur Lösung der Aufgabe beitragen. Konntest du alle Würfel einsetzen, bekommst du zusätzlich einen Edelstein aus dem Vorrat. Decke die Burgplättchen auf und suche dir eine Landschaft aus, auf die du das Plättchen samt Spielermarker legst. Dieses Feld gehört nun dir. Sollte sich auf dem Feld ein Edelstein befinden, sammelst du ihn ein. Lege die nicht gewählten Burgplättchen verdeckt zurück auf den Haufen.
  • Arrogante Diebin: Hier stiehlst du einem anderen Spieler einen Edelstein oder eine offen ausliegende Karte. Außerdem ziehst du, wie beim Kaufmann, Burgplättchen, von denen du eins platzierst und mit deinem Marker belegst.
  • Emsige Drachenbezwingerin: Mit dieser Karte entfernst du ein ausliegendes Drachenfeuer vom Spielplan und belegst die Burg mit einem deiner Marker.
  • Irrer Raufbold: Wähle, ausgehend von einem Landschaftsfeld in deinem Besitz, das nächstgelegene Feld mit fremden Spielermarker. Tausche diesen Marker gegen deinen aus. 
  • Reicher Grundstücksbesitzer: Hier platzierst du gleich zwei Burgplättchen auf einmal und belegst sie jeweils mit einem deiner Marker.


Beim Erobern der Gebiete ist es immer von Vorteil, Edelsteine zu sammeln bzw. Gebiete möglichst zusammenhängend zu belegen. Warum das wichtig ist, seht ihr an der Schlusswertung, die dann stattfindet, wenn alle Burgplättchen platziert wurden, also nur noch die zwei Felder von den anfangs zufällig aussortierten Plättchen leer sind. 

Jeder von euch berechnet die eigene Punktezahl wie folgt:

  • Suche das größte zusammenhängende Gebiet aus Burgen mit deinen Spielermarkern. Jedes so eroberte Landschaftsfeld bringt die 3 Punkte.
  • Jede einzelne eroberte Burg außerhalb des größten Gebietes bringt dir 1 Punkt.
  • Wer die meisten Drachenfeuer sammeln konnte, erhält 4 Punkte.
  • Jeder goldene Edelstein im eigenen Besitz bringt 3 Punkte.
  • Jeder weiße Edelstein im eigenen Besitz bringt 2 Punkte.


Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schöne Mischung aus Würfel- und Brettspiel
  • Glück und Taktik halten sich die Waage
  • schöner Joker-Mechanismus
  • konfrontative Elemente sorgen für Spannung 


CONTRA

  • nicht jeder mag es, wenn man ihm Sachen wegnimmt
  • Farben mitunter schwer zu unterscheiden

MEINUNG

Bereits im Jahr 2017 erschien bei HABA das kleine Würfelspiel Würfelkönig. Die Illustrationen wurden auch auf das Brettspiel übertragen, ebenso die Würfel und ihre verschiedenen Aufgaben. Wer das kleine Spiel kennt, fühlt sich im großen direkt zuhause, wobei es schon eher ungewöhnlich ist, dass man diesmal keine Würfel-Version eines großen Brettspiels erhält, sondern ein kleines Spiel ordentlich erweitert hat.

Kritikpunkte, die es beim kleinen Spiel gab, wie z.B. ein hoher Glücksfaktor, der auch die Chancengleichheit beeinträchtigen konnte, wurden beim neuen Brettspiel deutlich verbessert. Die Kartenstapel sind nun nach Sorten sortiert, liefern innerhalb des Stapels stets einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad und die selbe bzw. eine sehr ähnliche Belohnung. Somit sind für alle Spieler die Voraussetzungen nahezu gleich - und trotzdem wird das Spiel natürlich von Würfeln gesteuert, die bekanntlich unberechenbar sind. Da gibt es immer wieder Glücksritter, denen alles gelingt, während andere vom Pech verfolgt sind.

Für eben diese Pechvögel, oder allgemein als taktisches Element, gibt es nun einen pfiffigen Kartensammel-Mechanismus. Pärchen bringen einem zusätzliche Würfel. So werden die Karten, ohne dass es Punkte kostet, auch noch zum Zahlungsmittel für schlechte Würfe. Das ist auf jeden Fall ein ausgleichendes Element. Und noch dazu wird man bei diesem Spiel auch dann nicht bestraft, wenn man einen Fehlwurf hinlegt. Ja, man schafft dadurch die Vorlage für andere Spieler, ein Drachenfeuer einzusammeln, okay, aber man selbst erhält einen Joker zum Trost, der wiederum sehr wichtig sein kann beim Bilden der Symbol-Paare.

Das eigentliche Grundprinzip des Spiels basiert auf klassischem Kniffel und Co. Also: Dreimal werfen und hoffen, eine gültige Kombination zu erzielen. Die Aufgaben sind vielseitig, die Symbolik wird, einmal erklärt, recht schnell verstanden. Doch all das bringt noch keine Punkte. Ja, das Würfeln ist hier nur Mittel zum Zweck für ein neu angeschlossenes Area-Control-Element. Auch hier spielt wieder das Glück beim Ziehen der Landschaftsplättchen mit, aber letztlich gibt es doch verschiedene Einflussmöglichkeiten, das Spiel für sich in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich kann Edelsteine sammeln, ich kann gezielt Drachenfeuer abräumen, ich kann auch bei anderen Spielern etwas stehlen. Letzteres Element kommt glücklicherweise nicht ZU oft vor, es fühlt sich für einige Spieler nie gut an, wenn man ihnen etwas wegnimmt. Dazu zählt auch das taktische Erobern von Landschaften, die andere Spieler bereits in Besitz genommen hatten. Aber nichts ist hier endgültig. Ich kann mich wehren und versuchen, Verlorenes zurückzubekommen.

Das Spielmaterial ist hübsch, allerdings mit kleinen Abzügen in der B-Note. So sind die Würfel für Kinderhände (das Spiel wird ab 8 Jahren empfohlen) doch ziemlich groß, um sie alle auf einmal zu werfen. Umgekehrt sind die weißen Edelsteine sehr klein geraten. Da sollte man gut aufpassen, dass man nach ein paar Partien nicht echte Steine aus Omas Schublade benötigt, um die fehlenden zu ersetzen ... Zudem haben Spieler mit einer Sehschwäche Probleme, die Farben auf den Würfeln und Karten zu unterscheiden. Zusätzliche Muster bzw. unterlegte geometrische Formen hätten da ein Verwechseln von rot und grün bzw. das Unterscheiden von grün und blau bei schlechten Lichtverhältnissen erleichtert. Nun betrifft das Problem wohl eher eine kleinere Gruppe, dennoch würde ich mich freuen, wenn Verlage da etwas sensibilisiert werden, was die Farbwahl betrifft. Das ist zugebenermaßen vergleichsweise Meckern auf recht hohem Niveau, denn die Kartenfarben im kleinen Ursprungsspiel zu differenzieren, war noch mal eine Nummer schwieriger.

Das Spiel wirkt in seiner Optik sehr kindlich. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Es ist KEIN Kinderspiel, sondern auf jeden Fall ein Familienspiel, das auch den Erwachsenen Spaß macht, ja, es funktioniert sogar in reinen Erwachsenengruppen, die eine Mischung aus Glück und Taktik mögen. Das Area Control-Element ebnet den Zugang zu komplexeren Spielen mit konfrontativer Interaktion. Die Regeln sind vergleichsweise simpel und werden generationsübergreifend schnell begriffen. Die Glückskomponente ist nichts für reine Strategiespieler, sorgt in der anvisierten Zielgruppe hingegen für Spannung.

Mir gefällt Würfelkönig - das Brettspiel auf jeden Fall sehr gut, und ich würde es immer dem kleinen Würfelspiel vorziehen. Von mir gibt es daher sehr gute 8 Kultpunkte, einige Familienmitglieder hätten sogar noch einen Punkt mehr vergeben. Einzig beim Spiel mit jüngeren Kindern solltet ihr aufpassen, dass kein Spieler zum dauerhaften Angriffsziel anderer wird, das würde das schöne Spielgefühl sonst etwas trüben, zumindest, wenn man mit solchen Attacken gegen einen selbst noch nicht so gut umgehen kann. Wer damit keine Probleme hat, dem kann ich dieses Spiel auf jeden Fall empfehlen, ich spiele es jederzeit gern wieder mit, selbst wenn in einer Testpartie ein 83-jähriger Mitspieler - mit fettem Grinsen im Gesicht - meine wichtigste Verbindungsburg eroberte und dadurch gewann ... Wenn ein Spiel auch in dem Alter, genau wie bei Kindern, zu emotionalen Momenten führt, dann macht es auf jeden Fall viel richtig.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/cxu7CEYF_GE

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 10.01.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: HABA
Weitere Fotos: Spielkultisten