REZENSION

WELCOME TO THE MOON

  • Genre: Taktik (Flip & Write)
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autoren: Alexis Allard, Benoit Turpin
  • Grafik: Anne Heidsieck
  • Spieler: 1 bis 6
  • Alter: ab 10 Jahren 
  • Dauer: ca. 25 bis 35 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 8/10

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ...

... aber ein großer Schritt für die Spielenden? Nach dem perfekten Zuhause und Las Vegas steht im dritten Teil der Welcome To...-Reihe nun eine Expedition zum Mond auf der Agenda. Anders als bei den Vorgängern, gibt es diesmal direkt 8 verschiedene Spielpläne - und auf Wunsch einen Kampagnen-Modus.

REGELN

Die Grundregeln des Flip-and-Write-Spiels sind erhalten geblieben. Aus den Karten bilden wir 3 Stapel. In jeder Runde wird die oberste Karte jedes Stapels umgedreht und unterhalb des Stapels auf einem eigenen offenen Stapel abgelegt, heißt: Jeder obere Stapel zeigt immer eine Zahl (von 1 bis 15), jeder untere Stapel ein Aktionssymbol. Auf diese Weise bilden sich in jedem Spielzug 3 Kombinationen aus jeweils einer Zahl und einer Aktion. Sind die oberen Nachziehstapel aufgebraucht, werden die unteren Stapel neu gemischt.

Jeder Mitspielende besitzt diesmal, anstatt eines Spielzettels vom Block, eine identische Spieltafel (abwischbar), auf die er nun die gewählte Zahl in ein freies Feld eintragen muss. Dabei gilt grundsätzlich, egal wie die Reihen der Spieltafel aussehen: Die Zahlen müssen aufsteigend sortiert eingetragen werden, allerdings können Zahlen ausgelassen werden. Auch können erst einmal Lücken gelassen werden, die dann später im Idealfall noch gefüllt werden. Die Aktionen sind stets optional.

Nun bietet Welcome to the Moon gleich 8 verschiedene Spielpläne - vom einfachen Raketenstart in Level 1 über die Besiedelung des Mondes und seine wissenschaftliche Erkundung in den folgenden Stufen, bis zu einer Konfrontation in Level 8. Jedes Level kann als eigenständiges Spiel gespielt werden. Alternativ liegt dem Spiel ein umfangreiches Kampagnenheft bei. Dann sind die Spielpläne in eine große Geschichte eingebunden, welche nach und nach erkundet wird, und in der die Spielenden regelmäßige Entscheidungen über die Fortsetzung der Story treffen. Auch kommen durch die Kampagne dann neue Karten und Regeln ins Spiel.

Unabhängig vom gewählten Modus, sind die Aktionen tendenziell auch wieder mit denen vom ursprünglichen Welcome To ... vergleichbar. Statt Pools gibt es Wassertanks, statt Parks Pflanzen, statt Bauarbeitern Raumfahrt-Anzüge (verändern den Kartenwert auf Wunsch um bis zu 2 Zahlen), statt Zäunen Roboter (unterteilen Segmente etc.), statt Adress-Erweiterungen nun einen Kalender (ermöglicht das Eintragen eines Kreuzes in ein beliebiges nicht gefülltes Feld).

Jedes der 8 Level kommt dann auch mit einer eigenen Wertung. Wie immer können Aufträge erfüllt werden, die zufällig aus einer Auswahl gezogen werden und für alle ausliegen - wer zuerst einen Auftrag erfüllt, erhält mehr Punkte. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, Punkte über Wasser, Pflanzen und abgetrennte Bereiche zu machen. Teilweise sind auch wieder Aufwertungen möglich, die einzelne Elemente immer punkteträchtiger werden lassen.

Kommt es zu Fehlfunktionen auf dem eigenen Tableau, kann also keine Zahl regelkonform eingetragen werden, gibt es dafür am Ende Minuspunkte. Eine Mission endet, wenn entweder mindestens ein Spielender alle Felder mit Zahlen gefüllt oder eine bestimmte Anzahl an Fehlversuchen gesammelt hat. Wer nun die meisten Punkte machen konnte, gewinnt dieses Level.

Das Spiel bietet mit dem beiliegenden "Astra"-Kartenset auch einen Solo-Modus.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • umfangreich ausgestattet
  • 8 Spiele in einer Schachtel
  • abwechslungsreiches Spielen bei bekanntem Grundkonzept
  • abwischbare Tafeln statt Spielzetteln
  • integriertes Kampagnenspiel 


CONTRA 

  • jedes Level muss zunächst erlernt werden, daher nicht mehr so locker-fluffig wie Teil 1
  • Anleitung könnte noch klarer strukturiert sein

MEINUNG

Unzählige Male habe ich in den letzten Jahren das perfekte Wohnviertel auf meinen Spielzetteln (oder auch online auf der Plattform Board Game Arena) entstehen lassen. Gerade während der Corona-Einschränkungen hat sich Welcome To ... zu einem unserer Lieblingsspiele entwickelt, da es auch in der digitalen Variante flott gespielt ist und stets alle gleichzeitig am Zug sind, sodass keine langen Wartezeiten entstehen. Das Spielkonzept ist relativ simpel: Zahlen eintragen ist stets ein Muss, das Ausführen von Aktionen eine Option. Doch nur mit den Aktionen lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise Punkte generieren. Je voller der eigene Zettel, umso spannender werden die Spielzüge, denn zum Ende ist es nur eine Frage der Zeit, dass nichts mehr geht ...

Welcome to Las Vegas, Teil 2, wurde dann schon um einige Regeln erweitert, das Spiel damit komplizierter. Für Vielspieler kein Problem, für Einsteiger dann aber für ein Flip-and-Write-Spiel doch schon recht komplex.

Nun folgt also Teil 3, Welcome to the Moon. Die auffälligste Neuerung: Es gibt keine Spielzettel mehr, sondern abwischbare Spieler-Tableaus. Das ist auf jeden Fall sehr positiv, nutzt sich das Spiel (außer die Stifte) dann auf diese Weise nicht mehr ab. Es kann also nun unendlich oft gespielt werden, was angesichts der nun 8 verschiedenen Spielpläne auch wirklich extrem praktisch ist. Während Level 1 noch sehr einfach ins Spiel einführt, werden die möglichen Aktionen und Synergien im Laufe der weiteren Level immer umfangreicher. Das Schöne: Alle Missionen sind direkt spielbar, auch komplett unabhängig voneinander. So kann man für eine Einzelpartie entweder Neues erkunden oder einfach seinen Lieblings-Level spielen. Und es ist nicht so, dass das Spiel an Reiz verliert, wenn man einmal alle 8 Level durchgespielt hat. Jede Spieltafel ist für sich ein eigenes Spiel, das gute 30 Minuten lang unterhält und durch immer neue Karten-Kombinationen auch nie langweilig wird, wobei ich schon manche Tafeln bevorzuge.

Und wer sich bislang über eine fehlende Story beschwert hat, der wird bei Welcome to the Moon, ähnlich wie beim kooperativen Stichspiel Die Crew, nun auch befriedigt, indem ein umfangreiches Kampagnenheft durch die Spielgeschichte leitet und den Spielenden immer wieder Entscheidungen überlässt, aber auch neue Komponenten ins Spiel bringt. Dieser Modus ist besonders für diejenigen interessant, die immer in der selben Besetzung spielen. Ich persönlich brauche dieses Modus nicht; ich gehöre zu der Gruppe, die einfach gern spielt und keine langen Geschichten lesen möchte. Aber das ist jedem selbst überlassen - beide Zielgruppen werden hier gut bedient.

Rein spielerisch erkennen Welcome To-Fans die Grundelemente des Spiels wieder - nur gibt es jetzt halt thematisch angepasste Symbole und neue Bezeichnungen, auch wechseln die Aktions-Funktionen immer wieder einmal etwas von Tafel zu Tafel. Heißt natürlich auch: Vor jedem neuen Spielplan müssen erst einmal kurz die Regeln gelernt und verinnerlicht werden. Generell beschreibt die Anleitung soweit auch alles gut, allerdings muss manchmal geblättert werden, wenn auf Standard-Aktionen verwiesen wird, die dann an einer anderen Stelle des Heftes erklärt werden. Das ist ein Kompromiss, der natürlich verhindert, dass so manche Regel immer wieder aufs Neue erklärt werden muss. Dennoch kann das an manchen Stellen zunächst etwas verwirrend wirken. Hat man einmal alle Level verstanden, bleibt einem aber ein lang anhaltender Spielspaß erhalten, wenn man solche taktischen Flip-and-Write-Spiele mag.

Fazit: Welcome to the Moon hebt das bereits bekannte Grundkonzept auf eine neue Ebene: Mehr Auswahl beim Spielen, mehr taktische Entscheidungen, mehr Story. Ob nun mit oder ohne Kampagnen-Modus: Das Spiel macht Spaß, und auch wenn jeder Level immer erst erschlossen werden muss und sich Teil 3 damit wirklich mehr an Kennerspieler richtet als an Wenig- und Gelegenheitsspieler, so lohnt sich die Investition auf jeden Fall. Preislich liegt der neueste Teil zwar gut beim Doppelten von dem, was Teil 1 mal kostete, dafür gibt es aber gleich den 8-fachen-Spielspaß. Ja, es liegt in der Natur der Dinge, dass jeder bei so einer Auswahl gewisse Lieblings-Level ausfindig machen wird. Das ist aber okay, denn langweilig wird das Spiel auch nach vielen Wiederholungspartien nicht, vorausgesetzt, das Grundkonzept gefällt. Für mich: Sehr gut, 8 Punkte, für Fans der Reihe mit Tendenz zur 9!

KULTFAKTOR: 8-9/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 12.07.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten