REZENSION
ÜBERHOL' MICH DOCH!
- Genre: Karten-/ Familienspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Eigenverlag
- Autor: Michael Wybierek
- Grafik: Lars Seiffert
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 15 bis 25 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Auf zur Schatzinsel, aber schnell!
Durchs Sammeln und Ausspielen von Karten versucht jeder der Erste zu sein, der die Schatzinsel erreicht. Das kleine Wettlauf-Spiel bietet dabei zwei Varianten: In der einen erfüllen wir Kartenvorgaben, in der anderen erspielen wir uns Karten in Stichspiel-Manier.
REGELN
Das Spiel enthält 62 Karten und vier Punktemarker. Legt zunächst die Wegstrecke aus den entsprechenden Karten zusammen, legt eure Marker auf das Startfeld. Legt die drei Missionskarten in die Mitte, darunter jeweils eine zufällige Zahlenkarte vom gut gemischten Stapel. Die Karten gibt es in drei verschiedenen Farben (blau, gelb, grün), mit unterschiedlichen Zahlenwerten (1 bis 7) und mit Aktionssymbolen. Jeder zieht zudem 5 Karten auf die Hand.
Los geht‘s. Bist du an der Reihe, spielst du eine Handkarte offen aus, die zu einer der drei Missionen passt: Eine Zahl größer als 3, eine gerade Zahl oder eine orangefarbene Karte. Lege die ausgespielte Karte auf den Ablagestapel. Je nachdem, welche Mission du mit deiner Karte erfüllst, erhältst du nun die darunter liegende Karte auf die Hand. Führe sofort die Aktion aus, die das Symbol auf dieser Karte vorgibt:
- Ziehe 1 oder 2 Karten.
- Ziehe deinen Marker bis zum nächsten Stern auf der Rennstrecke voran.
- Tippe auf eine Handkarte eines Mitspielers und errate die Farbe. Stimmt die Farbe, darfst du entweder so viele Schritte auf der Rennstrecke nach vorn ziehen, wie es dem Wert der Karte entspricht - oder du schickst deinen Mitspieler um die entsprechende Anzahl an Feldern zurück. Stimmt die Farbe nicht, darfst du trotzdem die entsprechenden Felder nach vorn laufen, nicht aber deinen Mitspieler zurückschicken.
Kannst du keine Missionskarte erfüllen, ziehst du einfach eine Karte vom Stapel auf die Hand.
Nun kannst du Karten auslegen, um dich zu bewegen:
- Legst du 4 Karten derselben Farbe aus, ziehst du 5 Felder voran.
- Legst du 3 Karten desselben Wertes aus, ziehst du 7 Felder voran.
- Kombinierst du beides, ziehst du 12 Felder voran.
Zum Schluss füllst du deine Kartenhand wieder auf 5 Karten auf.
Gespielt wird reihum, bis jemand das Ziel erreicht. Diese Person gewinnt.
Variante: Spielt ohne die Missionskarten. Jeder erhält 6 Handkarten. Legt so viele zufällige Karten in die Mitte, wie Personen mitspielen. Die erste ausliegende Karte bestimmt, welche Farbe in dieser Runde Trumpf ist. Jeder spielt nun eine Karte verdeckt in die Mitte, danach werden die Karten aufgedeckt. Wer die höchste Karte in Trumpffarbe gespielt hat, darf nun als Erster eine Karte aus dem Angebot nehmen und zusätzlich die Aktion des Symbols ausführen. Die anderen Spielerinnen und Spieler wählen ihre Karten dann in absteigender Reihenfolge, was die ausgespielten Kartenwerte betrifft. Wer keine Trumpffarbe gespielt hat, bekommt dennoch eine Karte, allerdings sind Personen ohne gespielten Trumpf erst später mit dem Auswählen an der Reihe. Wer eine Aktion ausführen darf, die bereits eine Person zuvor ausgeführt hat, muss in dieser Runde darauf verzichten. Eventuelle Gleichstände sollen laut Anleitung einfach mit einer schnellen Runde "Schere, Stein, Papier" aufgelöst werden.
Gewählte Karten werden offen gesammelt. Wer drei gleichfarbige Karten gesammelt hat, bewegt sich nun um so viele Felder, wie es der Summe der beteiligten Kartenwerte entspricht, nach vorn. Auch in der Variante gewinnt, wer zuerst das Ziel erreicht.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- zwei sympathische Spielideen, die Karten- und Laufspiel verknüpfen
- ideal für Wenig- und Gelegenheitsspieler sowie Familien
CONTRA
- Anleitung könnte optimiert werden
- Mini-Material eher zweckmäßig, wobei die Karten nett illustriert sind
MEINUNG
Schon öfter haben wir euch die kleinen Spiele von Michael Wybierek vorgestellt, das sind immer nette kleine Ideen, die Michael in Eigenregie umsetzt und auch vertreibt. Dass da keine Redaktion dran gearbeitet hat, sieht man dann, neben dem eher einfachen Material in der Mini-Schachtel, auch an der Anleitung, die ihren Handmade-Charakter am eher simplen Layout und mitunter etwas umgangssprachlich formulierten Regeln offenbart, aber sei es drum. Die Regeln sind soweit verständlich, auch mit Beispielen versehen, und man findet schnell ins Spiel. Eventuell aufkommende Fragen wird euch der Autor ansonsten sicher auch jederzeit gern beantworten.
„Überhol‘ mich doch! - wenn du es schaffst“ ist das Motto der hier gezeigten Mischung aus Karten- und Wettlaufspiel. Einfache Spielkarten dienen hier zusammengelegt als Spielplan, die kleinen Farbmarker als Spielfiguren sind zwar nichts für Grobmotoriker, aber sie erfüllen ihren Zweck. Das Ziel ist also klar definiert: Als Erster die Schatzinsel erreichen!
Im Standardspiel sammeln wir Karten gleicher Farbe oder gleichen Wertes, indem wir uns ausliegende Karten in der Tischmitte über das Erfüllen der daran geknüpften Aufgaben „erkaufen“. Drei verschiedene Aufgaben gibt es, auf lange Sicht wären sogar noch weitere wünschenswert für mehr Varianz. Habe ich in meinem Spielzug dann mehrere Optionen zur Auswahl, kann ich gezielt die beste Karte auswählen. Erlaubt das meine Kartenhand nicht, werde ich einfach die Karte spielen, die passt - oder eine Karte blind vom Stapel ziehen. Dass die Missionen farblich hinterlegt sind wie die Zahlenkarten, verwirrt anfangs etwas. Nur bei der orangefarbenen Mission müssen auch orangefarbene Karten gespielt werden, die Farben der Karten, die über die blaue oder grüne Missionskarte erfüllt werden, sind nämlich unwichtig. In einer eventuell weiteren Druckauflage würde ich da eventuell empfehlen, die Missionskarten in neutraler Farbe zu hinterlegen, damit es keine Missverständnisse gibt.
Einmal verinnerlicht, ist der noch unverbrauchte Ablauf dann flott und auch unterhaltsam, da die gewählten Karten ja auch zusätzlich kleine Aktionen erlauben, die die Symbole vorgeben, beispielsweise das Hand-Symbol, mit dem man eine Karte eines Mitspielers kopiert, zur eigenen Fortbewegung oder, mit etwas Glück, bevor der Kontrahent vielleicht bald ins Ziel läuft, auch zum Zurücksetzen. Natürlich ist dabei Glück im Spiel vorhanden, auch was die Karten-Kombinationen angeht, die ich auf meiner Hand sammeln kann, um nach vorn zu ziehen, aber für ein schnelles Spiel dieser Art und die Zielgruppe geht der Glücksfaktor auf jeden Fall in Ordnung.
Wer Stichspiele mag, kann auch gern die Variante ausprobieren, in der die Karten aus der Mitte dann über eine typische Stichspiel-Mechanik in die eigene Auslage wandern, um über Sets wieder für Bewegungen zu sorgen. Das Ersteigern von Karten über Stiche ist durchaus tricky, wenn mehrere Personen um die besten Karten buhlen. Da gesammelte Karten offen vor einem ausliegen, kann die Konkurrenz dann auch versuchen, so zu spielen, dass mir eine für mich wichtige Karte vielleicht entgeht, die mich sonst zu einem wertvollen Set gebracht hätte.
Fazit: Für wenig Geld erhält man mit Überhol mich doch! zwei kurzweilige Kartenspiel-Ideen, die an ein klassisches Start-Ziel-Spiel geknüpft sind. In der Zielgruppe der Familien- bzw. eher Wenig- und Gelegenheitsspieler fand das Spiel bei unseren Spieletreffs schnell Anklang. Der Veröffentlichung in Eigenregie geschuldet, solltet ihr über kleine holprige Stellen in der Anleitung hinwegsehen können; ein größerer Verlag würde sicher auch noch mehr aus dem Spielmaterial zaubern, klar. Wer mit der Minimalausstattung gut klarkommt, wobei die Karten- und Spielplan-Gestaltung eben für diese Voraussetzungen absolut in Ordnung gehen (die Illustrationen sind gelungen und brauchen sich da keinesfalls zu verstecken), der kann Michael Wybierek gern ein Exemplar abnehmen, denn eben für das, was es sein möchte, bekommt das Spiel von mir sympathische 7 Kultpunkte, was meinen persönlichen Spielspaß angeht, der bei mir in Vollbesetzung am größten ist. Zu zweit ist das Gerangel um die Zielankunft besonders in der Stichspiel-Variante erwartungsgemäß etwas weniger spannend als mit drei oder vier Kontrahenten, auch wenn Überhol mich doch! grundlegend mit jeder Spielerzahl funktioniert.
Hinweis: Wer Interesse an einem Kauf des Spiels hat, und es vergeblich in den gängigen Online-Shops oder beim Spielehändler sucht: Kontaktiert einfach Michael Wybierek per Mail: [email protected]
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 04.12.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Michael Wybierek
Weitere Fotos: Spielkultisten