REZENSION
ÜBER DIE ENTSTEHUNG DER ARTEN
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Spielefaible
- Autoren: Gerard Ascensi, Ferran Renalias
- Grafik: Amelia Sales
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 9 Jahren
- Dauer: 45 bis 80 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 7/10
Auf Darwins Spuren
Im Spiel geht es um die Schiffsreise des 22-jährigen Charles Darwin, von der er mit bahnbrechenden Erkenntnissen für die Wissenschaft zurückkam: Sich verändernde Spezies auf Grund von Evolution, was für ein Fortschritt. Und ebensolche Fortschritte möchten nun die Spieler machen, um am Ende zu gewinnen. Dafür brauchen sie Ressourcen und entdecken das eine oder andere Sehenswerte unterwegs mit dem Forschungsschiff Beagle.
REGELN
Der Spielplan liegt in der Tischmitte. Auf das Startdatum der Reise wird das Schiff positioniert. Außerdem wird der Plan mit den verschiedenen Karten und Plättchen bestückt. So werden die drei Start-Arten gleich in den entsprechenden Feldern positioniert. Die restlichen Artenplättchen werden auf verschiedenen Stapeln in den Vorrat verteilt. Von diesen Stapeln wird nun noch der Evolutionspfad errichtet, ein aus sieben offenen Artenplättchen bestehender Vorrat.
Die Notizbuch-Karten besitzen insgesamt 4 Level. Sie werden für den Aufbau und die Wertung benötigt. Die Level-0-Karten zeigen somit die Startaufstellung. Die Level 1- bis Level 3-Karten stehen für die Zwischenwertungen, deren Zeitpunkt anhand der Reisedaten auf dem Spielplan mit jeweils einem Anker markiert werden. Die Level-4-Karten sind dann für die Endziele der Spieler gedacht und bestimmen damit deren Wertung. Je eine Karte der verschiedenen Level wird gezogen und auf den zugehörigen Feldern auf dem Spielplan platziert. So weiß jeder, welche Ziele er im Auge behalten muss.
Außerdem gibt es die Beagle-Karten (Schiffskarten), die auf dem Spielplan als verdeckter Stapel ein eigenes Feld besitzen. Sie bringen zusätzliches Material und Helfer mit ins Spiel. Oberhalb des Beagle-Kartenstapels ist dann nochmal Platz für die Lebensraum-Wissenskarten in gelb, grün und blau.
Jeder Spieler wählt eine Farbe und nimmt die 8 Holzwürfel sowie die Schildkröte. Die Schildkröte wird dabei auf dem Startfeld der Siegpunktleiste des Spielplans positioniert. Wurden die Reihenfolge-Boni (beginnend beim Startspiele) an die Spieler verteilt, kann das Spiel beginnen.
Der aktive Spieler darf nun aus genau zwei Aktionen auswählen. Er kann entweder „entdecken“ oder „forschen“.
Forschen: Der Spieler legt zwei seiner Würfel auf Artenkärtchen im Spielplan-Raster aus. Sie zeigen, in welchem Gebiet er Forschungen betrieben hat und genau sie bilden die Ressourcen, um neue Arten entdecken zu können.
Entdecken: Um eine neue Art auf dem Evolutionspfad zu entdecken, muss der Spieler die auf dem gewählten Kärtchen angezeigten Ressourcen als Würfel oder in Kartenform besitzen und abgeben. Die Würfel werden nach Benutzung vom Spielplan entfernt und können im Verlauf neu eingesetzt werden. Entscheidend ist, dass das Kärtchen nur mit den Würfeln bezahlt werden können, die neben dem zukünftigen Ablageort des Kärtchens auf dem Spielplan liegen. Eine tiefer entwickelte Art kann von einer höher entwickelten Art überbaut werden. Für das Entdecken neuer Arten gibt es dann Siegpunkte, die sofort gesetzt werden und andere Boni.
Der Spieler folgt beim Entdecken diesen Zügen:
- Ein Artenplättchen wählen, das bezahlt werden kann. Für die drei obersten muss zusätzlich eine Landkarte bezahlt werden.
- Ein mögliches Feld (frei oder mit einem niedriger gelevelten Kärtchen) auswählen.
- Das Kärtchen mit Ressourcen von benachbarten Feldern und Sonderressourcen aus vorhandenen Karten bezahlen.
- Die Siegpunkte der entdeckten Art mit der eigenen Schildkröte vorwärts ziehen.
- Den Evolutionspfad wieder auffüllen, indem alle Kärtchen ein Feld tiefer wandern und von oben neue hinzu kommen.
Immer, wenn eine neue Art entdeckt wurde oder ein Beagle-Symbol auf einer Karte auftaucht, wird die Beagle jeweils um ein Feld weiterbewegt. Erreicht sie dabei einen Anker, setzt eine Zwischenwertung anhand der Levelkarten ein. Die Punkte werden sofort vergeben.
Sobald die Beagle das Ziel ihrer Reise erreicht, folgt sofort mit der Endwertung auch das Spielende. Es gewinnt der Spieler, der nach der Endwertung mit seiner Schildkröte am weitesten vorn liegt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schönes Thema mit ebenso schönem Material
- schneller Zugang zum Spiel
CONTRA
- mitunter recht hohe Downtime
MEINUNG
Einmal den berühmten Forscher Darwin begleiten, durchaus ein Gedanke wert. Aber dann wieder monatelang auf den Komfort heutiger Zeit verzichten? Ach, ich weiß nicht. Da erscheint mir die spielerische Reise doch reizvoller.
Und diese Reise gestaltet sich recht ruhig. Wenige Grundregeln, die leicht zu erlernen sind und sich in der einfachsten Variante auch für Kinder eignen. Nach und nach kommen weitere Regelmöglichkeiten und Details dazu, sodass das Spiel am Ende durchaus eine nette Tiefe erreicht.
Tatsächlich ist es das ansprechende Material, das zunächst das Interesse weckt. Die farbenfrohen und detailgetreuen Zeichnungen, die scheinbar alte Landkarte, die der Reise als Spielplan zu Grunde liegt, die Reiseroute anhand tatsächlicher Daten. Ja, das Material ist schon liebevoll gestaltet. Ich erwarte viel tierisches und ebenso detailverliebtes Wissen im Spiel und freue mich darauf.
Im Spiel geht es dann allerdings um geschicktes Ressourcenmanagement und schlichte Artensammelei, die letztlich die Siegpunkte zur eigenen Schildkröte spült. Dabei ist es hilfreich, sich Wissen und helfende Begleiter der Beagle anzusammeln, die im entscheidenden Augenblick für einen kleinen Vorteil sorgen. Das Wissen findet sich dann im Spiel als lateinische Namen und authentische Reiseorte und als Geschichte der Passagiere der Beagle. Evolution in diesem Sinne findet sich nur im Überbauen anderer Spezies wieder, die jedoch bei der Suche nach Ressourcen an Bedeutung verlieren.
Und so zieht die HMS Beagle ihre Bahn ruhig und schrittweise dahin mit nur einigen Wertungsunterbrechungen. Genau hier aber gewinnt das Spiel ein wenig an Fahrt. Die sichtbaren Wertungen lassen taktische Entscheidungen und ein wenig Planung zu. Vor allem, wenn alle spielerischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Allerdings muss man das ruhige Taktieren mögen, mit dem die Entdeckung der neuen Spezies einhergeht, zumal das Spielen durch die variablen Ziele doch immer wieder neue Nuancen erhält.
Die Meinung meiner Mitspieler ging weit auseinander. Während die einen das Spielgefühl eher mit älteren Spielen verglichen, mochten andere das Thema und die grafische Aufmachung. Andere wiederum konnten dem geringen Regelwerk trotz Spieltiefe nur wenig abgewinnen. Am Besten funktionierte es in den Familien mit Kindern ab 8 Jahren, die durch das mitwachsende Regelwerk auf gute Weise ins Thema eingeführt wurden.
Fazit: Über die Entstehung der Arten ist ein eher leichtes und ruhiges Familienspiel, das allerdings in Regelwerk und Spieltiefe mitwachsen kann.
KULTFAKTOR: 6-7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 11.02.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Spielefaible
Weitere Fotos: Spielkultisten