REZENSION

TREKKING THROUGH HISTORY

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2022 
  • Verlag: Underdog Games
  • Autor: Charlie Bink
  • Grafik: Eric Hibbeler
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Kurztrip durch die Geschichte

Ja, so Zeitreisen sind schon praktisch. Da können wir noch einmal alle Ereignisse miterleben, die teilweise schon Jahrtausende zurückliegen. Genau darum geht es in diesem flotten Taktikspiel. 

 
Hinweis vorab: Das Spiel ist bislang noch nicht in deutscher Sprache erschienen. Grundkenntnisse in englischer Sprache sollten zum Verständnis der Anleitung und den optionalen Time-Warp-Karten vorhanden sein, wobei der größte Teil des Spiels sprachneutral spielbar ist. 

REGELN

Legt die Spielmatte auf den Tisch. Platziert eine vorgegebene Anzahl an Ahnen-Karten auf ihrem vorgesehenen Platz, mischt die drei Kartendecks getrennt nach „Tagen“ (1 bis 3). In jedem Kartendeck finden wir diverse historische Ereignisse. Das Übersichtsblatt zeigt, welche Jahreszahlen sich in welchem Deck befinden. 

Wir beginnen mit Tag 1 (= Runde 1). Legt das entsprechende Kartendeck als offenen Stapel auf die Matte, legt fünf Karten vom Stapel auf die Felder rechts daneben. Jeder erhält vier zufällige Reiserouten-Tableaus, die die Erfahrungen in verschiedenen Kategorien festhalten. Diese Erfahrungen sammelt ihr über das Reisen zu den historischen Gegebenheiten. Wählt für die erste Runde jeweils eines eurer vier Routen-Tableaus aus. Jeder erhält zudem einen ersten Kristall sowie einen Uhren-Marker, der auf das 12-Uhr-Feld des Uhren-Tableaus gelegt wird. Stapelt die Uhren nach Spielerreihenfolge. Am Zug ist immer derjenige, der sich am weitesten hinten bzw. oben in einem Stapel aus Uhren befindet. 

Bist du am Zug, wählst du eine Karte von der Spielmatte. Sie zeigt eine Jahreszahl, die Kosten in Zeit (Stunden auf der Uhr) sowie die Erfahrungsboni. Auch unter dem Feld, auf dem die Karte liegt, befindet sich (meist) ein Bonus. Die eigene Uhr wird also, entsprechend der Karten-Kosten, nach vorn gezogen. Die Karte bildet den Anfang einer eigenen Zeitreihe, die nun in weiteren Spielzügen mit weiteren Karten ergänzt werden kann. Jede neue Karte muss unter die zuletzt gespielte Karte gelegt werden, allerdings geht das nur, wenn die Jahreszahl eine höhere als alle bisher ausgespielten Karten in der eigenen Auslage darstellt, oder anders gesagt: Die Zeitreise muss chronologisch stattfinden, sie kann beliebig große Lücken aufweisen, im Idealfall weit vor Christi Geburt beginnen und bis in die 90er-Jahre der Neuzeit reichen. 

Zentrales Element ist das Belegen der Felder auf eurem gewählten Reise-Routen-Tableau. Jede Kategorie (= Farbe) wird spaltenweise von oben nach unten mit entsprechenden Erfahrungsmarkern befüllt, die das Feld der gewählten Karte und die Karte selbst offerieren. Wird ein Kristall-Feld abgedeckt, erhältst du einen Kristall. Wird ein Punkte-Feld abgedeckt, erhältst du die entsprechenden Punkte. Punkte lassen sich auch über das Belegen waagrecht verbundener Felder freischalten. Kann ein erhaltener Marker nicht untergebracht werden, verfällt er.

Mit Kristallen lassen sich die Kosten für Karten reduzieren, pro Kristall kostet eine Karte eine Stunde weniger auf der Uhr, mindestens jedoch 1 Stunde. Auf diese Weise kann man sich länger im Spiel halten, denn eine Runde endet, wenn die eigene Uhr erneut die 12-Uhr-Marke erreicht oder überschreitet, wobei die Uhr dann auf dem 12-Uhr-Feld liegen bleibt. Gelangt die eigene Uhr exakt (!) aufs 12-Uhr-Feld, gibt es 3 Bonuspunkte. 

Während eine begonnene Zeitreise über eine Runde hinaus fortgesetzt werden kann, wird das Routen-Tableau nach jeder Runde gegen ein leeres ausgetauscht. Auch sämtliche noch auf der Matte ausliegenden Karten werden durch die Karten von Tag 2 (bis Tag 3) ersetzt.

Nun kann es passieren, dass eine Reise nicht mehr aufsteigend fortgesetzt werden kann. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Eine Ahnen-Karte liefert als Ertrag immer einen Wild-Marker (Joker), der auf einem beliebigen farbigen Erfahrungsfeld der Route (nach den üblichen Regeln) abgelegt werden kann. Zudem kopiert die Ahnen-Karte die zuletzt ausgespielte Jahreszahl.  ODER
  • Die bestehende Zeitreise wird als Stapel bis zum Spielende an die Seite gelegt. Eine neue Karte startet eine neue Zeitreise.


Nach der dritten Runde endet das Spiel. Zu den Punkten, die während des Spiels gesammelt wurden, kommt nun noch je 1 Punkt pro übrigem Kristall im eigenen Besitz hinzu. Außerdem werden abgelegte Zeitreisen auf ihre Karten-Anzahl kontrolliert. Jedes so abgelegte Kartenset bringt die Punkte, die auf der Spielmatte angegeben sind - je mehr Karten zu einer Zeitreise beigetragen haben, umso mehr Punkte warten. Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Das Erweiterungsmodul „Time Warp“ bringt in jeder Runde eine zufällige Alternativ-Aktion mit sich, die jeder Spieler einmal pro Tag nutzen darf. Es gibt auch Time Warp-Karten, die dauerhafte Effekte in einer Runde verursachen.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schönes Setting mit tollen Karten-Illustrationen
  • einfaches, aber taktisches Spielprinzip
  • besonders gut als Gateway-Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler


CONTRA 

  • in Vollbesetzung mitunter längere Wartezeiten
  • das Glück kann über wichtige Punkte entscheiden

MEINUNG

Dann mal ab in die Vergangenheit. Die Karten liefern mit ihren wirklich schönen Illustrationen die Möglichkeit, vielleicht schon längst vergessene Ereignisse noch einmal mitzuerleben. Schön: Auf den Rückseiten der Karten befinden sich auch noch lehrreiche Erklärtexte, Stand Januar 2023 noch alle in englischer Sprache.

Das Spielprinzip ist schnell erklärt und verstanden, zumal es sich Elementen aus bekannten Spielen bedient. Den Spielzug-Mechanismus kennen wir aus Spielen wie Nova Luna oder Patchwork, das Sammeln von Karten-Reihen aus Spielen wie Thurn und Taxis oder Keltis. Letztlich geht es also immer darum, die eigene Zeitreise nicht zu früh zu beenden, um mehr Punkte zu kassieren. Da können die Ahnen-Karten dann auch mal als nützliche Füller dienen - vielleicht liegt ja in der nächsten Runde wieder eine passende Karte aus. Manchmal muss man aber auch einfach eine Reise beenden und eine neue beginnen.

Das Belegen der eigenen Tableaus für Punkte und Kristalle wiederum erinnert an Spiele wie Ganz schön clever oder Super Mega Lucky Box. Ich muss also versuchen, vor Rundenende passende Erfahrungsmarker zu sammeln, die mir entsprechend hohe Punktezahlen liefen. Der Einsatz von Kristallen kann mich da länger im Spiel halten, ja, vielleicht sogar die Möglichkeit bieten, mehrmals hintereinander zu spielen und so mehr Planungssicherheit bei der Kartenauswahl zu haben. Gerade in Vollbesetzung ist das Spiel weniger planbar, da sich die Auslage ständig verändert. Auch sind im Spiel zu viert die Wartezeiten höher, besonders dann, wenn man mit einer teuren Karte gleich 5 Stunden nach vorn zieht, während alle anderen nur 1er- oder 2er-Aktionen ausführen. Da muss man dann auch mal etwas geduldig sein - oder das Spiel halt besser nur zu zweit spielen, wobei es dann wieder einen geringeren Kartendurchlauf gibt. 

Die Boni auf den eigenen Tableaus hätten für mich noch Potenzial für weitere Ideen gehabt. Jetzt geht es also immer um Punkte und Kristalle. Schön hätte ich es gefunden, wenn ich mir da auch noch Erfahrungsmarker in anderen Farben oder Joker hätte erspielen können, aber sei es drum, Spaß macht mir Trekking through History auch so. Das Spiel eignet sich besonders für Gelegenheitsspieler und Familien, die eine Mischung aus Taktik, aber auch Glück mögen.

Spielerisch gibt es alles in allem von mir gute 7 Punkte, ja, sogar mit Tendenz zur 8 in der Zielgruppe, nicht zuletzt aufgrund der wirklich schönen Optik und des gelungenen Materials. Für ein Spiel in Vollbesetzung braucht es manchmal jedoch ein wenig Geduld, da die Wartezeiten zwischen den Spielzügen aufgrund der dynamischen Spielerreihenfolge auch mal länger sein können. Ansonsten aber ist Trekking through History auf jeden Fall ein schönes Gateway-Spiel im Genre der (im Kern eigentlich abstrakten) taktischen Familienspiele.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/07ZDXQ77wSo

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 08.01.2023

Bildnachweis:
Coverfoto: Underdog Games
Weitere Fotos: Spielkultisten