REZENSION
THE MIND SOULMATES
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: NSV
- Autoren: Reinhard Staupe, Wolfgang Warsch
- Grafik: Oliver Freudenreich
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 7/10
Ich sehe was, was ihr nicht seht!
So vieles muss heutzutage synchronisiert werden: der App-Account mit dem zugehörigen Smartphone, die x-te Staffel von CSI ins Deutsche ... und die Gedanken von uns Spielern! Klingt esoterisch? Ist es mitnichten – willkommen bei The Mind Soulmates!
REGELN
Die 12 Level-Karten werden verdeckt so gestapelt, dass Level 1 oben und Level 12 unten liegt. Anschließend werden die 50 Zahlenkarten gut gemischt und ebenfalls als verdeckter Stapel bereit gelegt. Spielt ihr zu dritt oder viert, erhaltet ihr 4 Leben und legt die entsprechenden Karten in die Tischmitte. Bei einer Partie zu zweit sind es immerhin 3 Leben.
Nachdem ein beliebiger Spieler zum Seher ernannt wird, erhält dieser den Stift und die Help-Tafel und deckt die oberste Level-Karte auf. So erfährt der Seher, und mit ihm die ganze Gruppe, die für diesen Level geltenden Siegbedingungen, nämlich ...
- wie viele Karten vom Stapel gezogen werden,
- wie viele Karten sich der Seher anschauen darf und
- wie viele Tipps (im Spiel befindliche Zahlen) der Seher auf die Help-Tafel schreiben darf.
Der Seher tut also genau dies: Er deckt die genannte Zahl an Karten auf, sieht sich so viele an, wie es erlaubt ist, und notiert eine Zahl bzw. mehrere Zahlen auf der Help-Tafel, die schließlich von allen Spielern eingesehen werden darf.
Der Seher mischt dann die gezogenen Zahlenkarten wieder gut durch und teilt sie, beginnend beim linken Nachbarn des Sehers, jeweils im Uhrzeigersinn an die Mitspieler aus.
Nun geht es um Sieg oder Niederlage: Wer für die Herausforderung bereit ist, legt seine Hand flach auf den Tisch, und wenn alle Spieler ihre mentalen Kräfte gesammelt haben, beginnt die Runde! Es gilt jetzt, dass die Spieler ihre Karten verdeckt (!) in aufsteigender Reihenfolge auf den Tisch legen. Nur ein Beispiel: Eine 7 muss vor einer 12 abgelegt werden, erst dann darf eine 32 kommen, gefolgt von einer 45. Erschwerend kommt hinzu, dass bei alledem – wäre ja sonst auch viel zu leicht – nicht miteinander gesprochen werden darf. Auch jegliche anderen geheimen Kommunikationsversuche wie Nicken, Räuspern oder dergleichen sind tabu.
Liegen alle Karten auf dem Tisch, kontrolliert der Seher geheim, ob die Zahlenwerte der numerischen Reihenfolge entsprechen. Wenn dies zutrifft, werden die Karten offen aufgedeckt, sodass das Ergebnis kontrolliert werden kann, und das zweite Level wird mit dem Aufdecken der nächsten Level-Karte eingeleitet. Der Seher wechselt im Uhrzeigersinn, und die Zahlenkarten werden wieder gut gemischt. Im Falle einer falschen Lösung geht hingegen ein Leben verloren (die entsprechende Karte wird aus dem Spiel genommen), der Seher darf einen weiteren Tipp auf die Tafel notieren und das Level beginnt von Neuem.
Ihr habt alle Leben verbraucht und müsst erneut eine Niederlage einstecken? Dann ist die Mission leider gescheitert. Ihr habt alle 12 Level gemeistert? Dann schwebt ihr völlig zurecht auf Wolke 7 und seid wahrhafte The Mind-Gurus!
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- neuer Kniff im Vergleich zum Original
- frisches Spielgefühl
- stets herausfordernd
- funktioniert in nahezu jeder Gruppe
CONTRA
- bei ungünstigen Kartenkonstellation entscheidet Glück
- Stift ohne Schwamm
MEINUNG
„Wie soll man denn das schaffen?“ Groß war die Verwunderung meiner Mitspieler, als The Mind Soulmates zum ersten Mal auf den Tisch kam. Umso größer war aber auch die Verblüffung, als es trotz anfänglicher Skepsis dann doch geklappt hat, Level 1 auf Anhieb hinter uns zu bringen und mit Level 2 durchzustarten. Als auch dieses ohne Lebensverlust gemeistert wurde, stand fest: Auf völlig unscheinbare Weise gelingt es tatsächlich, sich buchstäblich „erleuchten zu lassen“, wie der Text auf der Box-Vorderseite es bezeichnet.
Einzig durch gutes Zeitgefühl kann man den Zahlenkarten der Mitspieler gedanklich auf die Spur kommen. Wer beispielsweise eine 3 hat, wird diese vermutlich sehr schnell auslegen, während sich der Spieler mit einer 49 lange bis zum Ausspielen dieser Karte Zeit lässt. Aber was ist, wenn ein anderer Spieler eine 48 in der Hand hält und sich diese Karte ebenfalls vermeintlich bis ganz zum Schluss aufheben möchte? Wie gut, dass der Seher einen Tipp auf die Help-Tafel schreiben darf und dadurch zumindest ein bisschen durchblicken lassen kann, welche Zahlen sich im Spiel befinden. So stochert die Gruppe nicht ganz im Nebel, sondern hat gewisse Anhaltspunkte, wann welche Karte am besten ausgespielt werden sollte. Und der Seher hat eine nicht zu unterschätzende Verantwortung, denn gespielt wird natürlich kooperativ. Prescht ein Spieler mit seiner Karte zu früh vor, ist der Auftrag für alle gescheitert. Dann winkt immerhin die Aussicht auf einen weiteren Tipp auf der Help-Tafel, sodass der nächste Durchgang zumindest etwas leichter wird.
Damit das Täfelchen immer wieder benutzt werden kann, um Tipps darauf zu notieren, ist es abwischbar und lässt sich mit dem Stift leicht beschreiben. Leider hat NSV dem Spiel jedoch keinen Stift mit Mini-Schwamm spendiert, sodass notgedrungen ein Taschentuch (oder der Daumen – der dann aber wiederum schwarz abfärbt) zum Abwischen genutzt werden muss, was sich zweifelsfrei als nicht ganz so komfortabel erweist.
Im Vergleich zum klassischen The Mind mit seinen 100 Zahlenkarten kommt Soulmates mit der Hälfte aus. Es gefällt mir noch einen Tick besser, da die Rolle des Sehers (sozusagen als „Anführer“ eurer Gruppe) in Verbindung mit der Help-Tafel eine ganz neue Spielerfahrung ergibt. Vor allem in späteren Levels ist es gar nicht mal so leicht, sich für bestimmte Zahlentipps zu entscheiden, besonders dann, wenn sie eng beieinander liegen.
Bis zur zwölften (und letzten) Levelkarte haben wir es übrigens noch nie geschafft, geschweige denn darüber hinaus, denn die Spielregel hält für Profis einen Kniff bereit, der die Spieldauer sogar bis auf Level 18 erhöht. Auch wenn Soulmates zu zweit spielbar ist, entsteht der eigentliche Reiz erst in größerer Besetzung zu dritt oder zu viert, wobei die Anleitung selbst für 5 Spieler eine Variante enthält, bei der erst mit Level 2 begonnen wird.
Aufgrund des überraschenden neuen Kniffs und des gewohnt launigen The Mind-Spielablaufs zücke ich gerne 8 Kultpunkte, wobei die zugrunde liegende Spielidee für Kenner des Originals natürlich nicht neu ist. The Mind Soulmates ist definitiv ein würdiger Abschluss von Reinhard Staupes Ära als Verlagsautor bei NSV, der sich seit 2023 beim neuen Verlag KENDi Games - oder wie es ein Bayer im Hinblick auf das vertraute Gesicht ausdrückt: „Kenn di’!“ - neu aufstellt, womit wohl auch die Herkunft des Verlagsnamens geklärt wäre, aber das nur so am Rande ...
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
CHRISTOPH
Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer
Eine Rezension vom 12.07.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: NSV
Weitere Fotos: Spielkultisten