REZENSION
THE GREAT SPLIT
- Genre: Taktikspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: Horrible Guild / deutsche Version: HeidelBÄR Games
- Autoren: Hjalmar Hach, Lorenzo Silva
- Grafik: Weberson Santiago
- Spieler: 2 bis 7
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 7/10
Angebote, die niemand ablehnen kann ... oder doch?!
Als Kunstsammler begeben wir uns bei einer großen Gala auf Schatzsuche. Alte Bücher, Büsten, Juwelen oder Münzen - da lässt sich einiges abstauben, wenn man selbst gute Angebote an die Konkurrenz richtet, nicht ganz ohne Eigennutz ...
REGELN
Jeder erhält ein eigenes Tableau mit diversen Fortschrittsleisten, deren Startfelder allesamt mit kleinen passenden Würfelchen markiert werden. Außen herum verläuft die Punkteleiste.
Auf dem Gemeinschaftsspielplan werden die Runden markiert und Karten der Stufe 2 und Stufe 3 aufbewahrt. Die vier Wertungsplättchen werden verdeckt gemischt, auf die Wertungsfelder verteilt und dann aufgedeckt. Die Marktplättchen werden ebenfalls verdeckt gemischt und je ein Plättchen jeder Runde zugeordnet. Übrige Plättchen kommen unbesehen zurück in die Schachtel. Der Marktschieber wird an den Beginn seiner Leiste gelegt.
Jeder erhält nun 4 zufällige Stufe-1-Karten sowie einen Charakter, der erste Start-Ressourcen auf dem eigenen Tableau und am Spielende für zusätzliche Symbole bei der Auftragswertung sorgt.
Zu Beginn jeder Runde zieht nun jeder eine Karte vom vorgegebenen Stapel, in Runde 1 vom Stapel mit den Stufe-2-Karten. Achtet in folgenden Runden auch immer auf das vorgegebene Kartenlimit. Solltet ihr mehr Karten auf der Hand halten, müsst ihr Karten abwerfen.
Die Handkarten sortiert nun jeder gleichzeitig, wie er möchte. Dann werden sie in zwei Hälften geteilt, indem die eigene Trennkarte entsprechend zwischen die Karten geschoben wird. Die Trennkarte zählt nicht zum Kartenlimit hinzu. Packt die Karten nun in euren Umschlag, übergebt ihn dem linken Nachbarn und erhaltet den Umschlag vom rechten Nachbarn. Öffnet den Umschlag. Sucht euch nun eine Kartenhälfte aus, die ihr behalten möchtet - also entweder die Karten links von der Trennkarte oder die Karten rechts von der Trennkarte. Die nicht gewählten Karten kommen mit der Trennkarte zurück in den Umschlag und werden an den rechten Nachbarn zurückgegeben. Gleichzeitig erhält jeder nun auch einen Teil seines Angebots im eigenen Umschlag vom linken Nachbarn zurück, gemeinsam mit der eigenen Trennkarte.
Alle erhaltenen Karten-Symbole werden nun auf das eigene Board übertragen. Für jedes Bücher-/ Büsten-/ Juwelen-/ Münzsymbol rückt der Marker der entsprechenden Leiste ein Feld nach vorn. Bei den Siegel-Symbolen stehen immer (je nach Siegel) zwei, drei oder alle fünf Siegel-Leisten zur Auswahl. Sowohl auf den Siegelleisten als auch auf der Münzleiste gibt es Pfeil-Symbole, die beim Erreichen oder Überqueren ein Schritt auf der entsprechenden Leiste als Bonus generieren, auf der Münzleiste einen Doppelschritt auf einer beliebigen anderen Leiste.
Achtung! Die Trennkarte gilt immer als Joker. Mit ihr darf ein Schritt auf einer beliebigen Leiste gemacht werden. Die Symbole der anderen Karten müssen nicht zwingend beachtet werden. Jede Karte kann auch immer alternativ für einen Schritt auf der Münz- oder Punkteleiste verwendet werden.
Nach einer Runde wird das aktuelle Marktplättchen aufgedeckt, der Marktschieber entsprechend verschoben, alle nehmen ihre Karten zurück auf die Hand, und dann startet eine neue Runde mit dem Hinzufügen einer weiteren Karte vom angegebenen Stapel.
Überschreitet der Rundenmarker eine Wertungslinie, werden die dort sichtbaren Wertungen durchgeführt. Die selben Wertungen gibt es dann noch einmal nach der letzten Runde:
- Bei den Büchern zählen die auf der Leiste erreichten grau unterlegten Banner. Die zuletzt erreichte Markierung liefert die angegebenen Siegpunkte.
- Bei den Büsten bestimmt das erreichte Zahlenfeld, wie viele Punkte es dafür gibt. Dazu wird der Marktschieber betrachtet, der die Punkte (von 0 bis 15) entsprechend in Bereiche teilt.
- Bei den Juwelen wird der Wert des niedrigeren Edelsteins (blau oder grün) betrachtet und der Zahlenwert des Feldes verdoppelt.
Am Ende des Spiels findet zudem eine Schlusswertung, die sogenannte Auftragswertung, statt. Da werden bei jeder Leiste die erreichten Farbsymbole (also Bücher, Büsten, Juwelen, Münzen) gezählt, ggf. ergänzt durch Symbole auf dem Charakter-Plättchen. Diese Anzahl wird dann jeweils multipliziert mit den erreichten Sternen auf der dazu passenden Siegel-Leiste.
Wer nun insgesamt die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
Im Spiel zu zweit wird zu Beginn jeder Runde eine weitere Karte ausgeteilt, um mehr Kartendurchlauf zu erzeugen. Achtet aber auch hier immer auf das Kartenlimit!
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- fluffiges Spielprinzip
- alle spielen gleichzeitig
- interessante Entscheidungen
- sorgt für Emotionen
- schöne Art Deco-Optik
CONTRA
- im Spiel zu zweit weniger Überraschungen
- wirkt auf manche eventuell eher steril
MEINUNG
„I split, you choose“ ist ein eigentlich bereits bekanntes Element in Spielen, und genau dieses Element rückt The Great Split, wie der Name des Spiels schon verrät, eindeutig in den Mittelpunkt des Geschehens. Dass wir hier Kunstsammler sind, gerät dabei etwas in den Hintergrund, das Thema wäre austauschbar, aber dennoch ist die funktionale und doch elegante Optik im Art Deco-Stil sehr gefällig, wenn man kein Kunstbanause ist ... Na gut, fühlt euch da nicht persönlich angesprochen, wenn ihr die Gestaltung als eher nüchtern bis steril empfindet. Geschmäcker sind da bekanntlich verschieden. Ich finde die Optik des Spiels jedenfalls sehr gelungen.
Spielerisch ist man schnell im Geschehen. Karten in zwei Hälften teilen, weitergeben, Karten erhalten, eine Hälfte aussuchen, einen Teil des Angebots zurückbekommen, Leisten nach vorn rücken, das war es auch schon. Klingt wieder eher abstrakt? Ist es, ja, aber tatsächlich von netten Entscheidungen geprägt. So versuche ich natürlich das eigene Angebot an meinen Nachbarn so zu gestalten, dass er selbst keine großen Vorteile erzielt - oder so, dass ich meine bevorzugte Angebots-Hälfte doch bitte wieder zurückbekomme. Natürlich macht man da die Rechnung nie ohne Murphys Gesetz, was dazu führt, dass man am Ende doch die ungeliebten Karten im Umschlag vorfindet. Oder man freut sich wie ein kleines Kind, wenn der eigene Plan aufgeht. Da sind, trotz einfacher Symbolik und schlichten Leisten, dann schöne Emotionen am Tisch vorhanden. Freude und Ärger liegen da eng beieinander, aber nie im wirklich negativen Sinn, denn irgendetwas Sinnvolles kann man mit jeder Karte dann doch machen.
Wurden die unterschiedlichen Wertungen (und ihre Markierungen auf den Leisten) einmal verstanden, läuft das Spiel sehr flüssig ab. So geht es stets um Punkte-Maximierung. Je weniger Personen mitspielen, desto planbarer wird das Spiel. Zu zweit gibt es da zusätzliche Karten für einen erhöhten Kartendurchlauf, und das Spiel funktioniert dann tatsächlich auch in kleiner Besetzung, gemacht ist es aber dennoch eher für größere Runden. Ab vier Spielern kommt das Draften so richtig zur Geltung. Dann wandern die Karten oftmals im Kreis, und es kommt immer wieder zu Überraschungen.
Die Anzahl taktischer Spiele für 7 Personen ist, bis auf den Platzhirsch 7 Wonders, dann doch sehr beschränkt. Schön, dass The Great Split hier Abhilfe schafft und eine neue Alternative anbietet, bei der es keine großen Wartezeiten gibt, da alle gleichzeitig spielen. So gibt es von mir für dieses, in meinen Augen, wirklich gelungene Konzept sehr gute 8 Kultpunkte - ja, sogar mit persönlicher Tendenz zur 9, wenn in einer großen Gruppe gespielt wird, die Spaß daran hat, Angebote zu unterbreiten, die niemand ablehnen kann ... Na gut, am Ende vielleicht dann eben doch, aber genau das macht die Spannung in diesem Spiel aus. Great!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/yvfJzNKJxz4
KULTFAKTOR: 8-9/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 02.07.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Covebrfoto: Horrible Guild / HeidelBÄR Games
Weitere Fotos: Spielkultisten