REZENSION
THE CHOICE
- Genre: Würfelspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: KENDi Games
- Autor: Reinhard Staupe
- Grafik: Oliver Freudenreich
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Hab ich 'ne Wahl?
Aus einem Farb-/ Zahlen-Mix von drei Würfeln gilt es, die gewürfelten Seiten geschickt zu kombinieren, um so die Farb- und Zahlenfelder auf dem eigenen Spielzettel zu füllen. Doch Vorsicht: Wer die geforderte Mindestzahl an Würfeln unterschreitet, muss einen Fehlwurf markieren ...
REGELN
Jede Person erhält einen doppelseitig bedruckten Spielzettel vom Block. Diese Spielblätter gibt es mit verschiedenen Verteilungen der Farb- und Zahlenfelder. Spielt so, dass jeder einen anderen Zettel vor sich liegen hat. Nehmt euch außerdem einen Stift.
Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, wirf die drei Würfel. Anschließend hast du im optionalen zweiten Versuch die Möglichkeit, beliebig viele Würfel erneut zu werfen. Das Ergebnis verwendest du nun, um Zahlen- und/oder Farbfelder auf deinem Blatt zu markieren.
Zahlenfelder: Wähle einen Einzelwürfel oder addiere die Zahlen von zwei oder sogar allen drei Würfeln, um die entsprechende Zahl auf deinem Blatt einzukreisen. Die so markierte Zahl ist deine Startzahl. Weitere Zahlen (evtl. von weiteren Würfel im selben Zug oder aus späteren Spielzügen) verbindest du nun von der Startzahl aus angrenzend mit einer Linie, die du von der zuletzt erreichten Zahl fortführst, sodass sich nach und nach eine immer länger werdende Strecke ohne Lücken ergibt, wobei jedes Feld nur einmal angesteuert werden darf.
Farbfelder: Wähle die Farbe eines Würfels aus und kreuze ein entsprechendes Farbfeld an. Weitere Farbfelder (im selben Zug oder in einem anderen Spielzug) müssen sich immer an vorhandene Kreuze anschließen, egal, in welche Richtung.
Die passiven Spieler verfahren mit dem Würfelergebnis genauso, dann wird der nächste Spieler zum aktiven Spieler.
Nun gibt es dabei allerdings eine wichtige Einschränkung:
- Verwendest du als aktiver Spieler nicht alle 3 Würfel, musst du einen Fehlwurf markieren.
- Verwendest du als passiver Spieler nicht mindestens 2 Würfel, musst du ebenfalls einen Fehlwurf markieren.
Sobald eine Person ihren dritten Fehlwurf markieren musste, wertet sie ihre eingetragenen Markierungen. Die Farbfelder erfordern das Erreichen von vorgegebenen Mindest-Anzahlen an Kreuzen; ab 7 Kreuzen gibt es Punkte, dann in weiteren Schritten für 10, 13 oder alle 16 Kreuze umso mehr Punkte (maximal 25). Bei den Zahlenfeldern bestimmt die Anzahl der markierten Felder die Punkte, wie in der Tabelle angegeben (1 bis 13 Felder bringen 1 bis 36 Punkte). Nun wird der Spielzettel auf die Rückseite gedreht. Dort wird dann weitergespielt, beginnend wie auf der Vorderseite mit einer Startzahl / einem ersten Farbkreuz. Das Umdrehen auf die Rückseite kann auch individuell vorzeitig freiwillig geschehen, wenn gewünscht. So kann es sein, dass eine Person schon zwei Fehlwürfe auf der zweiten Seite ankreuzen musste, während eine andere Person immer noch auf der Vorderseite ihres Zettels beschäftigt ist.
Das Spiel endet, sobald eine Person den dritten Fehlwurf auf der zweiten Seite ihres Zettels markieren musste oder aber sämtliche Felder der zweiten Spielblatt-Seite füllen konnte (was sehr selten passiert). Jeder wertet nun noch die gerade aktive Seite des eigenen Zettels aus. Die Punkte von Seite 1 und Seite 2 werden addiert, und wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- bekanntes abstraktes Roll-and-Write-Feeling
- ideal für Wenig- und Gelegenheitsspieler
- alle spielen gleichzeitig
- gerade anfangs mit taktischen Überlegungen
CONTRA
- je voller der Zettel, umso mehr wird das Spiel durch die Einschränkungen / Strafen zum reinen Glücksspiel
- je mehr Personen mitspielen, umso geringer der gefühlte Einfluss aufs Würfel-Ergebnis
MEINUNG
Als das (Kern-)Spiele-Team von NSV, das viele der beliebten kleinen Würfel- und Kartenspiele wie Qwixx oder The Game verantwortete, den doch für viele überraschenden Weggang vom etablierten Verlag verkündete, war bereits klar, dass ein neuer Verlag gegründet werden sollte: KENDi Games. The Choice ist nun eine der ersten Neuheiten - eine Neuheit, die einem wie ein guter Bekannter vorkommt, handelt es sich doch wieder um ein kleines abstraktes Roll-and-Write-Spiel im klassischen Stil.
Dass der aktive Spieler die Würfel wirft und die passiven Spieler sie mitnutzen, ist ein mittlerweile typisches Spielelement dieser Spiele. Reinhard Staupe kombiniert bei The Choice grundsätzliche bekannte Spielkonzepte, mischt sie aber neu. So müssen Würfelzahlen klug verbunden werden, um bestimmte Zahlen markieren zu können. Der Kniff: Das muss als Zahlenschlange geschehen, die sich über den eigenen Spielzettel schlängelt. Die Wahl der Anfangszahl ist da schon die erste kleine taktische Entscheidung. Tipp: Schaut darauf, welche und wie viele Zahlen sich rund um die gewählte Zahl befinden. Gerade im fortgeschrittenen Verlauf kann es aber leicht passieren, dass man sich in eine Art Sackgasse begibt und nur noch mit einer bestimmten Zahl wieder herausfindet. Eine Zahl bis 6 ist da natürlich einfacher zu erreichen als eine bestimmte Kombination. Benötige ich also unbedingt eine 11, um überhaupt noch die Strecke verlängern zu können, kann es schnell zu Fehlwürfen kommen.
Bei den Farben ist das sogar noch einschränkender. Die erste Farbfeld-Position kann frei gewählt werden, aber dann geht es immer nur rechts oder links angrenzend weiter, heißt: Zwei Farben stehen erst einmal nur zur direkten Auswahl, um eventuell weitere Felder ankreuzen zu können. Da es erst ab 7 Feldern Punkte gibt, lohnt es sich definitiv, passende zusammenhängende Farbkombinationen zu nutzen, wenn sie gerade in der Auslage liegen.
Da beide Elemente des Spielzettels separat gewertet werden, sollte ich also versuchen, eine gute Balance zu finden. Und da kann man gerade anfangs auch oftmals gut taktieren - setze ich alle drei Kreuze auf Farbfelder? Liegen da gerade die Zahlen aus, die mich in Summe die 12 ankreuzen lassen? Liegen da Einzelzahlen, die gleich drei Zahlenfelder nebeneinander füllen? Das sind so die Entscheidungen, die The Choice in dieser Phase interessant machen.
Füllt sich der Zettel, bemerkt man, dass sich die Auswahl an Möglichkeiten zunehmend einschränkt. Als aktiver Spieler habe ich zumindest noch das Gefühl des Einflusses, indem ich ungeliebte Würfel neu werfen darf. Natürlich auch dann immer noch mit dem selben Glücksfaktor, denn Möglichkeiten, Würfelzahlen oder Farben zu manipulieren, gibt es nicht. Wird in Vollbesetzung gespielt, bin ich den drei Würfen der Mitspieler also komplett ausgeliefert und kann nur hoffen, dass sich noch passende Eintrage-Möglichkeiten für mich ergeben.
Den Unterschied versucht das Spiel damit aufzufangen, dass es für aktive und passive Spieler unterschiedliche Einschränkungen gibt. Während der aktive Spieler alle drei Würfel nutzen muss, um keinen Fehlwurf zu erlangen, reichen bei den passiven Spielern zwei Würfel aus. Aber diese Einschränkung ist im fortgeschrittenen Spielverlauf durchaus schon knackig. So muss man dann damit klarkommen, dass man kurz vor dem dritten Fehlwurf auch einfach mal vom Spiel gespielt wird. Wir hatten aber durchaus Partien, in denen jemand, der auf der ersten Spielblatt-Seite schnell patzte, auf der Rückseite eine echte Aufholjagd hinlegte und die anderen sogar am Ende im Ergebnis übertraf. Alles ist also möglich.
Fazit: The Choice reiht sich gut ein in Spieletitel, die wir bislang vom NSV-Verlag kannten, Spiele wie Träxx, wie Qwixx, wie Twenty-One oder The Border. Somit zeigt der neue Verlag KENDi Games direkt, das sich Anhänger der bekannten kleinen Spiele hier zukünftig auch zuhause fühlen dürfen. Die eigentlichen Spielelemente von The Choice sind für sich jetzt nichts, was man noch nie in Spielen dieser Art gesehen hat, die Kombination erfordert dann aber, insbosondere, wenn der eigene Zettel noch leer ist, nette kleine Entscheidungen, welche Würfel wie verwendet werden. Diesen Teil des Spiels finde ich am reizvollsten. Je voller der Zettel, umso glückslastiger wird das Spiel. Wer Roll-and-Write-Spiele mit einem höheren Taktik-Anteil bevorzugt, der wird dann wohl eher bei Ganz schön clever und Co. bleiben; wer hingegen ein lockeres Spiel für zwischendurch sucht, das seine Spannung, die Mitspieler zu übertreffen oder gar einen neuen Highscore zu erzielen, letztlich auch über Fortunas Gnade generiert, der kann sich diese Neuheit auf jeden Fall einmal anschauen.
Gerade die Wenig- und Gelegenheitsspieler fanden bei uns Gefallen an The Choice, das mir übrigens tatsächlich zu zweit am besten gefällt, da ich dann öfter das Glück in den eigenen Händen habe - auch wenn es dabei mehr um das Gefühl geht als um wirkliche Planung, denn Würfel fallen bekanntlich, wie sie fallen ... Je nach Zielgruppe und Spieleranzahl sind das für mich insgesamt nette, grundsolide 6 bis sympathische 7 Kultpunkte.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/mhCVjFWVZuE
KULTFAKTOR: 6-7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 22.05.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: KENDi Games
Weitere Fotos: Spielkultisten