MEINUNG

Schon öfters wurde versucht, die Fußball-Begeisterung auf ein Brettspiel zu übertragen. Da gab es actionreiche Umsetzungen, taktische Umsetzungen, und es gab auch glücksbetonte Umsetzungen. Super Goal! gehört in die letztere Kategorie, was man bereits am Material erkennt, denn gesteuert wird der kleine Holzball ausschließlich über Würfel.

Alle Fußballregeln 1:1 in ein Brettspiel zu pressen, funktioniert natürlich nur bedingt, allein deshalb, weil es sich bei Super Goal! um kein Mannschaftsspiel handelt. Jedes Team wird nur von einer Person repräsentiert, die die spielerischen Rollen von Abwehr, Mittelfeld, Sturm und Torwart gleichermaßen übernimmt. Die oft verfluchte Abseitsregel ist somit hier kein Teil des Spiels, dafür wurden aber doch andere Szenarien wie z.B. der Eckstoß, ein Foul oder sogar ein Elfmeter mit eigenen Detailregeln ins kleine Spiel integriert. Durchs Dribbeln oder über Pässe in Richtung Tor, immer mit der Angst verbunden, den Ball an den Gegner zu verlieren, durch einen beherzten Torschuss oder eine Glanzparade entsteht hier tatsächlich so etwas wie echtes Fußball-Feeling.

Der eigene Einfluss aufs Spiel ist dabei jedoch sehr begrenzt und beschränkt sich auf die Würfelwahl beim Angriff oder den besten Zeitpunkt, einen Torschuss zu riskieren. Als Verteidiger habe ich stellenweise die Wahl, ob ich den Ball vor dem Tor mit dem Verteidigungs- oder Torwartwürfel abwehren möchte, in anderen Situationen wird mir jedoch klar vorgeschrieben, welcher Würfel verwendet werden muss. Da zählt dann einfach das pure Glück beim Würfeln, was aber durchaus Emotionen am Tisch hervorruft. Einzige wirkliche taktische Komponente ist ansonsten dann nur noch das Timing beim Einsetzen des Meisterwürfels, dessen Funktion ja auch der Gegenspieler bereits vorab kennt, sodass er sich darauf innerlich vorbereiten kann.

Ganz witzig: Super Goal! wird in Echtzeit gespielt, die 15 Minuten Gesamtspielzeit ermöglichen es also, das Spiel bespielsweise als Halbzeit-Füller eines echten Spiels im TV zu nutzen. Ob sich ein Spiel dieser Art wirklich als Echtzeit-Spiel eignet, hängt ein wenig von den Personen ab, die es spielen. Wenn ich führe, gibt es für mich wenig Anlass, schnell zu würfeln, im Gegenteil. Wer da dann absichtlich verzögert, kann das Spieltempo ordentlich ausbremsen und dem Gegner die Möglichkeit nehmen, vielleicht noch auszugleichen. Da solltet ihr auf jeden Fall immer fair spielen, damit es dort nicht zu Frustmomenten kommt. Natürlich könnt ihr euch ansonsten auch stattdessen auf eine zum Sieg fix benötigte Toranzahl einigen.

Rein spielerisch ist Super Goal! nichts für Taktiker oder Strategen. Eher sieht es von außen so aus, als schauen zwei Personen einem Spiel zu, dessen Ablauf die Würfel bestimmen. Rein technisch gesehen ist das wohl sogar so, ja. Und doch erzeugt das Spiel unter Fußballfans schnellen Spaß für zwischendurch. Während man anfangs noch oft in der Anleitung nachlesen muss, was die Würfelsymbole bedeuten und welche Auswirkungen  sie haben, sind sie nach einer Lernpartie dann doch schnell verinnerlicht, sodass Super Goal! in der richtigen Zielgruppe durchaus rasant gespielt werden kann. Meine 7 Kultpunkte ergeben sich dabei vor allem aus den Spannungsmomenten am Tisch, aus dem Mix aus Freude und Ärger, ganz einfach so wie bei einer TV-Übertragung. Wer dem Sport dagegen allgemein nichts abgewinnen kann bzw. lieber nur aus eigenem Antrieb ein Spiel gewinnt, der wird mit Super Goal! wohl wenig anfangen können. Es ist definitiv ein reines Fun-Spiel für Fußball-Anhänger und sollte bei einer Bewertung auch nur als solches betrachtet werden.