REZENSION

SUNRISE LANE

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Horrible Guild
  • Autor: Reiner Knizia
  • Grafik: Francesco De Benedittis
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 45 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 5/10

Eine Frage der Lage

Als angehende Immobilieneigentümer wissen wir, dass nur drei Sachen bei einer Immobilie wichtige sind: Die Lage, die Lage, die Lage. Darum kämpfen wir in der Sunrise Lane mit den anderen Investoren um die besten Grundstücke und höchsten Häuser. Dabei sollten wir immer die Punkte, die es sofort gibt, und die Punkte am Spielende im Auge behalten. Aber haben wir die richtigen Karten auf der Hand?

REGELN

In Sunrise Lane breiten wir uns auf dem Spielplan durch Ausspielen von Karten und Platzieren von Häusern aus, um so Punkte fürs Platzieren und später für Mehrheiten zu bekommen.

Das Spielbrett, die Spielende-Übersicht und die Parkplättchen werden bereit gelegt. Sucht euch jeweils eine Farbe aus und nehmt euch die Häuser dieser Farbe. Legt euren passenden Punktezähler auf die 0 der Punkteleiste und mischt die Karten. Alle bekommen je 3 Karten. Gebt den Schlüssel an die Person, die beginnt. Und los geht’s! Ihr seid reihum am Zug. 

In deinem Zug kannst du eine von zwei Optionen wählen: Karten ziehen oder Bauen.

Wenn du Karten ziehen möchtest, dann nimm dir zwei Karten vom Stapel. Hast du jetzt mehr als fünf Karten auf der Hand, musst du Karten abwerfen.

Beim Bauen spielst du Karten aus, um Häuser zu platzieren. Das erste Haus in deinem Zug darfst du auf jedem Feld platzieren, das neben dem zentralem Feld, neben einem Parkplättchen oder neben einem anderem Haus liegt. Um das Haus zu bauen, spielst du Karten in der Farbe des Feldes aus. Du stellst einen Turm aus Häusern mit einem Haus für jede gespielte Karte auf das Feld. Dann bekommst du für jedes so platzierte Haus die Punkte, die auf dem Feld vermerkt sind, 2 Häuser auf einem 3er- Feld bedeuten beispielsweise 6 Punkte. 

Danach darfst du wieder ein Haus bauen. Dieses muss an das gerade gebaute Haus angrenzen und natürlich wieder mit mindestens einer passenden Karte bezahlt werden. Solange du passende Karten besitzt, darfst du immer weiter benachbart zum letzten gebauten Haus bauen. 

Einmal pro Bauen kannst du eine beliebige Karte abwerfen, um ein Parkplättchen zu bauen. Dieses kommt auch benachbart zum zuletzt gebauten Haus auf den Plan und erlaubt dir, erneut daneben zu bauen, aber das Parkplättchen gibt dir weder sofort noch bei der Schlusswertung Punkte.

Besitzt jemand nur noch zwei oder weniger Häuser, so wird noch die Runde beendet, sodass ihr alle die gleiche Anzahl an Spielzügen hattet; dann folgt die Endwertung. 

Auf dem Spielbrett sind zwei Bereiche blau umrahmt. Jeder Bereich wird einzeln gewertet. Wer dort das höchste Haus gebaut hat, bekommt 10 Punkte, der Zweitplatzierte bekommt 6 Punkte, und wer den dritten Platz belegt, bekommt noch 3 Punkte. Es gibt auch zwei rote Bereiche. Dort gewinnt, wer die meisten Felder belegt hat und wieder gibt es 10, 6 und 3 Punkte für den 1, 2. und 3. Platz. Dann wird noch geschaut, wer die größte zusammenhängende Häusergruppe errichtet hat. Erneut gibt es  10, 6 und 3 Punkte für den 1, 2. und 3. Platz.

Besitzt du jetzt die meisten Punkte, dann solltest du vielleicht anfangen, dich für Immobilien zu interessieren.

GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht

CHECKPOINT

PRO

  • schnell gelernt
  • elegante Regeln


CONTRA

  • rot und magenta schlecht zu unterscheiden
  • winzige Hilfssymbole

MEINUNG

Ja, die Sunrise Lane hat eine hervorragende Lage, aber manche Parzellen sind eben besser als andere, und so wollen wir als Investoren  die besten Bauplätze mit Häusern belegen. Dies ist das Setting für die Neubearbeitung von Reiner Knizias Rondo (Schmidt Spiele, 2012). Leider habe ich Rondo, trotz der schönen Ankersteine, damals nie gespielt, und somit habe ich auch keine Vergleichsmöglichkeit.

Die kurzen Regeln mit vielen Beispielen verraten schon, dass Sunrise Lane relativ leicht zu erlernen ist. Die Regeln sind in 5 Minuten erklärt und bisher hat diese auch jeder verstanden. Allein die Endwertung im blauen Bereich ist nicht sofort allen klar, aber insgesamt empfinde ich es als Erklärer recht angenehm, Sunrise Lane anderen beizubringen.

Die Aufgabe auf dem Brett ist dabei simpel. Wir möchten in den blauen Abschnitten besonders hohe Häuser und in den roten Abschnitten besonders viele Häuser bauen, am besten nur auf hochwertigen Orten. Das wäre ja leicht, aber da sind noch die Karten und andere Personen am Tisch.

Beides verlangt von mir, dass ich meine Züge zur richtigen Zeit mache. Am effizientesten ist es, erst fünf Karten zu sammeln und dann alles zu verbauen. Aber immer wieder fehlt eine Farbe für den perfekten Zug oder noch eine Karte für ein vierstöckiges Haus. Jetzt kann ich natürlich einfach Karten ziehen und abwerfen. Dies ist jedoch ein leerer Zug, der in einem Wettrennen wie Sunrise Lane sehr gewagt ist. Wichtig ist es, abzuschätzen, was die Mitspieler machen. Sie können ganz einfach Karten ziehen und das Spielbrett bleibt unverändert, aber meist baut dann doch jemand, und derjenige könnte eine Lücke schließen, die mir im Weg ist -  bei meinem Glück wird jedoch eher ein Feld besetzt, welches ich bebauen wollte.

Zusammen mit den zufälligen Karten und dem meist flotten Ablauf ist Sunrise Lane ein fluffiges Familienspiel. Je mehr Leute mitspielen, desto dynamischer verläuft das Spiel, bei nur 2 Personen wird dagegen alles planbarer, und ihr verbringt schon etwas Zeit damit, zu schauen, wie ihr Mehrheiten absichern könnt. Das alles klappt meistens in weniger als den 45 Minuten, die auf der Schachtel angegeben werden, mit 2 Spielern sind weniger als 20 Minuten Spieldauer nicht unrealistisch.

Dies könnte alles so schön sein, wenn nicht ständig gefragt würde: „Ist das jetzt rot oder magenta?“ Die schönen Karten sind dabei nicht das Problem, sondern die Felder auf dem Brett. Warum diese Farbwahl, rot und magenta? Warum nicht grau, ocker, cyan, neon-pink oder wer weiß was. Die Verlagsredaktion hat dieses Problem wohl erkannt, oder sie wollte gern Leute mit Farbsehschwächen einbeziehen, denn jedes Feld hat auch ein kleines Symbol, welches die Farbe repräsentiert. Klein? Sorry, das Symbol ist winzig, quasi mikroskopisch. Warum sind die Symbole nicht größer? Warum sind nicht einfach die stilisierten Würfelaugen, die die Punkte für das Feld angeben, verschiedene Symbole für jede Farbe? Da sind die niedlichen Häuser für jede Spielerfarbe unterschiedlich, und dann zwei der fünf Farben auf dem Spielplan so schlecht zu unterscheiden. Bei so wenig Material ist mir dieser Fauxpas tatsächlich dann einen Punkt Abzug wert.

Ansonsten aber ist Sunrise Lane ein durchaus schönes, im Kern abstraktes Familienspiel, bei dem ihr Timing beim Kartenspielen und Glück beim Kartenziehen benötigt, während ihr euch stets fragt, ob ihr lieber in die Endwertung oder in Sofortpunkte investiert. 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 5/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 23.04.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Horrible Guild
Weitere Fotos: Spielkultisten