REZENSION

STARSHIP CAPTAINS

  • Genre: Strategie
  • Jahr: 2022
  • Verlag: CGE / deutsche Version: HeidelBÄR Games
  • Autor: Peter B. Hoffgaard
  • Grafik: Mergen Erdenebayar, Jiří Mikovec, Radim Pech, Jakub Politzer, František Sedláček
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 25 Minuten pro Spieler
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 6/10

Offiziell ist es kein Star Trek

Ich bin sehr stolz auf Sie alle und gratuliere Ihnen zum erfolgreichen Abschluss des Kurses für Raumschiffkapitäne der Union. Sie haben die letzten drei Wochen hart gearbeitet und werden jetzt ein, sagen wir, flugfähiges Schiff bekommen, um Ihre Crew zu managen. Diese wird ihnen nicht nur durch ihren unermüdlichen Einsatz in den technischen Anlagen des Schiffes beistehen, sondern auch gefährliche Missionen auf verschiedensten Planeten durchführen. Sie selber werden natürlich zu beschäftigt mit diplomatischen Missionen sein, um sich um diese Aufgaben zu kümmern …

Hinweis vorab: Zum Test lag uns die englischsprachige Version des Spiels vor. Eine deutsche Version erscheint bei HeidelBÄR Games.

REGELN

Vor dem Antritt ihrer Reise sollten Sie sich gut die Karte der Galaxie ansehen.

Der Spielplan wird zufällig mit einer bestimmten Anzahl an Mission, Countdown-Plättchen und zwei Raumstationen bestückt. Alle Schiffe starten auf der Hauptraumstation. Manche Verbindungen zwischen Planeten erhalten noch Piratenschiffe.

Ihr eigenes Schiff sollten Sie auch erstmal inspizieren.

Jeder erhält das Spielertableau der eigenen Farbe. Ein roter, gelber und blauer Fähnrich sowie ein grauen Kadett wird in den Bereitschaftsraum gestellt. In die Warteschlange kommt ein Fähnrich jeder Farbe. Außerdem bekommt jeder ein Tech-Tableau. Auf jeden Lager- und Tech-Platz, der ein Schadenssymbol zeigt, kommt ein Schaden. Leider ist das Schiff schon gebraucht und etwas heruntergekommen. Dafür gibt es aber am Anfang eine Medaille gratis.

Wie Sie sehen, gibt es jede Menge Potenzial, das Schiff zu verbessern, und wir bieten Ihnen dazu auch die Möglichkeit.

Die zentrale Technologie-Auslage wird mit zufälligen Technologiekarten bestückt.

Beziehungen zu anderen Kulturen sind wichtig, wenn wir friedlich zusammenleben oder zumindest wissen möchten, wenn uns jemand angreift.

Die drei Raumstationen der drei Fraktionen werden mit einer Ereigniskarte bestückt und jeder legt in jede der drei Raumstationen einen Zählstein aufs Startfeld. Jemand bekommt den Startspielermarker, und los geht's!

Es werden 4 Runden gespielt, und jede Runde geht so lange, bis alle gepasst haben.

Ihr macht reihum Züge. In eurem Zug aktiviert ihr entweder einen Raum oder erfüllt eine Mission.

Ein Raum wird aktiviert, indem ein Fähnrich der gleichen Farbe vom Bereitschaftsraum in den zu aktivierenden Raum gestellt wird. Der Raum wird abgehandelt, und der Fähnrich kommt in die Warteschlange. Jedes Crewmitglied kann graue Räume aktivieren, selbst Kadetten. Alternativ können zum Aktivieren eines Raumes zwei Artefakte, die beide die Farbe des Raumes haben, abgeworfen werden. 

Euer Schiff mag zwar nicht mehr das neuste sein, aber es kommt immerhin mit vier Standardräumen: 

  • Mit dem roten Raum könnt ihr euch bewegen. Ein Schritt ist ein Flug von Planet zu Planet über eine Verbindung. Liegt auf einer genutzten Verbindung ein Pirat, so müsst ihr einen Schaden nehmen. Schaden wird in euren Lagerraum gelegt und belegt den Platz, der von etwas Wertvollerem eingenommen werden könnte. Landet ihr alleine auf einem Planeten mit Mission, dann reserviert ihr diese Mission, solange ihr euch auf dem Planeten befindet.
  • Der gelbe Raum erlaubt es auch ein Piratenschiff, welches an euren Planeten angrenzt, zu jagen. Dies bringt euch einen Schaden, ihr bekommt den Bonus auf dem Schiff und legt das Schiff in euren Lagerraum.
  • Im blauen Raum gibt es neue Technologien. Diese können aus einer Auslage frei gewählt werden. Viele Technologien bieten einfach einen permanenten Vorteil, z.B. keinen Schaden beim Durchfliegen von Piraten zu erhalten. Andere Technologien sind Räume, die dann wie andere Räume aktiviert werden können. Die seltenen Omega-Technologien geben meist Punkte für bestimmte Bedingungen, z.B. 1 Punkt pro Piratenschiff im Lagerraum. Wer es schafft, eine Technologie an passende Bonussymbole anzulegen, bekommt eine Bewegung, Reparatur oder Medaille geschenkt.
  • Der graue Raum erlaubt es, einen Schaden vom Schiff zu entfernen. Am Anfang hat euer Schiff sieben Schaden, der vier Technologieplätze und drei Lagerräume blockiert. Durch eine Reparatur wird ein Schaden entfernt und der entsprechende Platz geräumt. 


Vergessen Sie nicht, dass die Arbeiten auf dem Schiff wichtig sind, aber wer etwas bewegen will, muss raus in die Welt und Missionen erfüllen.

Eure andere Option, statt einen Raum zu aktivieren, ist das Erfüllen einer Mission. Dazu müsst ihr eine reservierte Mission besitzen und so viele Crewmitglieder, wie die Mission Plätze hat. Die Missionskarte wird an euer Schiff gelegt und ihr dann die Crewmitglieder aus dem Bereitschaftsraum zugewiesen. Wird einem Platz ein Crewmitglied der passenden Farbe zugewiesen, so gibt es noch die Belohnung, welche neben dem Platz sichtbar ist. Androiden, welche als Belohnungen gesammelt werden können, haben bei Missionen immer die passende Farbe und sind sogar die einzigen, die zu goldenen Plätzen passen. Leider verlassen die Androiden nach einer Mission die Crew gleich wieder. 

Wurden alle Belohnungen eingesammelt, wird die Missionskarte verdeckt auf den eigenen Punktestapel gelegt. Die verwendeten Crewmitglieder gehen in die Warteschlange, und eine neue Missionskarte kommt auf den Plan. Wohin die neue Mission kommt, bestimmen die Nummernplättchen. Und immer, wenn alle roten Nummernplättchen verbraucht sind, so ca. alle vier oder sechs Missionen, kommen neue Piratenschiffe aufs Brett.

Die Belohnungen auf den Missionen reichen von Artefakten, über Piratenschiffe und Omega-Technologien, eigentlich bis zu allem, was das Spiel zu bieten hat. Eine besondere Belohnung sind Schritte in den Raumstationen der drei verschiedenen Fraktionen. Schreiten die Zählsteine dort voran, gibt es bei bestimmten Feldern direkt eine Belohnung. Am Spielende gibt es auch noch Punkte für jede Fraktion, abhängig davon, wie weit man gekommen ist. Ab einem bestimmten Fortschritt wird auch einmalig das Ereignis der Fraktion ausgelöst. Diese Ereignisse führen meist zu kleinen Belohnungen oder Bestrafungen für alle Spieler.

Während eines Zuges könnt ihr jederzeit, als freie Aktion, einen Kadetten zum Fähnrich beliebiger Farbe machen oder einen Fähnrich gegen einen Fähnrich anderer Farbe tauschen. Dafür muss nur eine Medaille bezahlt werden. Wer direkt drei Medaillen herausrückt, der darf einen Ring um einen Fähnrich legen und diesen so zum Kommandeur machen. Zwar können Kommandeure nicht mehr die Farbe wechseln, arbeiten dafür aber extra hart. Sie können zwei Räume aktivieren oder zweimal die Belohnung einer Mission einheimsen oder auch einen Fähnrich gleicher Farbe von der Warteschlange in den Bereitschaftsraum bringen.

Wer weder einen Raum aktivieren, noch eine Mission erfüllen kann oder will, der passt. Haben alle Spieler gepasst, wandern alle bis auf drei Crewmitglieder von der Warteschlange in den Bereitschaftsraum. Nach Runde 2 und 3 gibt es einen neuen Kadetten. Der Startspielermaker wandert zur nächsten Person und die nächste Runde kann beginnen.

Spielende und Wertung: Nach Runde 4 endet das Spiel, und es gibt Punkte. Jede erfüllte Mission gibt die darauf zu sehenden Punkte. Omega-Technologien bringen ebenfalls die darauf vermerkten Punkte. Jedes Piratenschiff, jeder Android und jeder Kommandeur gibt einen Punkt, Artefakte und Medaillen einen halben. Jeder Schaden am Schiff kostet hingegen einen Punkt. Wer nun die meisten Punkte besitzt, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Liebe zum Thema
  • tolles Material
  • runder Ablauf


CONTRA

  • manchmal findet man keine Synergie

MEINUNG

Nein, das ist offiziell kein Star Trek, und doch erscheint Starship Captains als dessen humorvolle Darstellung. Die Missionskarten offenbare viele Anspielungen auf verschiedene Star Trek-Episoden oder allgemeine Aspekte der Serie, z.B. suchen wir „Roddenberries“. Es ist sehr deutlich, dass hier Leute ein Spiel gemacht haben, welches amüsant, aber auch eindeutig eine Liebeserklärung an vermutlich die erfolgreichste und beliebteste SciFi-Reihe sein soll.

Auf das Spielgeschehen hat dies mechanisch wenig Auswirkung, aber es schafft einfach eine positive Atmosphäre. Die Anleitung hat einen schönen Humor, der z.B. durch kleine Zitate aus der Welt von Starship Captains transportiert wird. Wer die Anleitungen des Original-Verlages CGE schon kennt, den wird das nicht überraschen, da dieser Verlag immer wieder sehr unterhaltsame Anleitungen abgeliefert hat, wie z.B. bei Galaxy Trucker, Dungeon Lords oder Die Alchemisten. So lässt sich Starship Captains gut lernen.

Beim Erklären bin ich immer überrascht, wie viel es doch ist, was erklärt werden muss. Aber alles fügt sich gut ineinander, sodass es selten Nachfragen gibt, einfach weil das meiste recht logisch ist. Insgesamt wirkt Starship Captains sehr gut poliert. Der Ablauf ist rund, die Züge gehen, je nach Grübel-Lust der anderen Personen am Tisch, doch meistens recht schnell durch. Die Angabe von 25 Minuten pro Spieler ist durchaus realistisch.

Im Spiel geht es im Kern darum, die Crew-Mitglieder für verschiedene Aktionen zu nutzen oder damit Missionen zu erfüllen. Dabei muss darauf geachtet werden, welche Crew-Mitglieder in der nächsten Runde zurückkehren und welche in der Warteschleife festsitzen. Wer viele Medaillen besitzt, ist bei dieser Planung etwas flexibler. 

Damit es jetzt nicht immer nur darum geht, einfach zur Mission mit den meisten Punkten zu fliegen, und diese als erster abzuräumen, gibt es Technologie-Karten. Diese Karten sind in einer zufälligen Auslage und bringen, bei geschicktem Ablegen auf dem eigenem Tableau, vielleicht Sofort-Boni. Wichtiger ist jedoch meist der permanente Vorteil oder ein besserer Raum. Wer hier geschickt Boni kombiniert, der kontrolliert das Spiel über Vorteile. Hierbei entdecke ich auch nach mehreren Partien immer noch neue Kombinationen oder finde heraus, dass ich Karten unterschätzt habe. Leider kann es auch mal passieren, dass von den ausliegen Technologien einfach keine zu der Technologie, die ich schon besitze, und auch nicht zu den ausliegenden Missionen passt. Da sitzt man dann nicht fest, sondern investiert den blauen Fähnrich vielleicht in eine Missionen oder färbt die Figur schnell um; trotzdem kann hier unverschuldet ein Nachteil entstehen.

Starship Captains dauert nur vier Runden, und einige Personen empfanden das in Partien zu zweit oder dritt als kurz. Diese vier Runden sind aber in meinen Augen genau richtig. Es ist genug Zeit vorhanden, um angeschaffte Technologien auch in einen signifikanten Vorteil zu überführen. Gleichzeitig dauert das Spiel nicht zu lange, sodass es nicht so auffällt, dass die Struktur jeder Runde recht ähnlich ist. Das Spiel endet, bevor es sich nach Wiederholung anfühlt, und damit hat Starship Captains eine gute Länge.

Das Spielmaterial ist sehr gut gemacht. Die Symbole sind eindeutig. Die visuellen Hilfen und Abläufe funktionieren problemlos. Und es ist auch einfach ein gutes Gefühl, wenn die Crewmitglieder von der Warteschlange in den Bereitschaftsraum wandern. 

Bei der ganzen Lobhudelei will ich aber die Kirche im Dorf lassen. Die Spielmechanik ist jetzt nicht sehr innovativ, aber ich muss sagen, dass mich da das ordentlich Design entschädigt. Bei mir war jede Partie Starship Captains immer eine angenehme Spielerfahrung. Und am Ende bekommt jeder einen eigenen Epilog.

FAZIT: Starship Captains revolutioniert die Welt der Spiele zwar nicht; wer aber ein gutes Spiel sucht, das wie ein humoristischer Liebesbrief an Star Trek wirkt und mit hervorragendem Material bestückt ist, der ist hier genau an der richtigen Adresse. Mit dem Trekkie-Plus gibt es deshalb von mir insgesamt starke 9 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 9/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 09.11.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: CGE / HeidelBÄR Games
Weitere Fotos: Spielkultisten