REZENSION

STADT LAND VOLLPFOSTEN: DAS KARTENSPIEL

  • Genre: Party-/ Wissensspiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Denkriesen
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 12 Jahren (Classic-Editon), ab 8 Jahren (Junior-Edition), ab 16 Jahren (Rotlicht-Edition)
  • Dauer: ca. 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 8/10

Rasante Wortgefechte

Wer kennt ihn nicht, den Rate-Klassiker Stadt, Land, Fluss. Den haben wir wohl alle schon einmal auf eigenen Spielzetteln gespielt. Stadt Land Vollpfosten griff das Spielprinzip vor einiger Zeit auf und brachte viele neue verrückte Kategorien auf XL-Spielblättern. Wer es lieber kompakter mag, dem sei jedoch das Kartenspiel angeraten. Das hat zudem noch einmal einen neuen Kniff.

REGELN

Mischt die Kategorie- und die Buchstabenkarten getrennt und bildet daraus zwei Stapel. Jeder Spieler zieht 8 Buchstaben-Karten auf die Hand. Ziel ist es, alle Buchstaben-Karten von der Hand loszuwerden.

Der Startspieler zieht die erste Kategorie-Karte und nennt eines der vier darauf vorgegebenen Themen, z.B. „Hauptstadt“. Wer nun als erster Spieler einen passenden Begriff zu einer seiner Buchstaben-Karten nennt, also ein Wort, das mit dem Buchstaben der Karte beginnt, darf diese Karte ablegen, z.B. die W-Karte beim Ausruf „Wien“. Sollte er weitere Karten mit dem selben Buchstaben besitzen, könnte er nun weitere passende Begriffe nennen und diese Karten ablegen. Er selber wird anschließend zum neuen Fragesteller und zieht die nächste Kategorie-Karte.

Sollten mehrere Spieler gleichzeitig eine passende Lösung rufen, findet ein Stechen statt. Die beteiligten Spieler erhalten zu ihrer gespielten Buchstaben-Karte ein neues Thema. Wer nun zuerst einen Begriff zur eigenen Karte nennt, darf diese ablegen.

Sollte ein Spieler eine falsche Antwort geben, muss er zur Strafe eine weitere Buchstaben-Karte auf die Hand ziehen.

Eine Besonderheit sind die „Vollpfosten"-Karten. Sie dienen als Buchstaben-Joker. Alternativ können sie für einen Konter gespielt werden. Ruft ein Spieler also z.B. bei der Suche nach einem Tier „Hund", da er eine H-Karte ausspielen möchte, kann ein Spieler, der eine Vollpfosten-Karte spielt, diese Antwort z.B. mit der Antwort „Hase“ kontern. In diesem Fall legt der Spieler mit der Vollpfosten-Karte seine Karte ab. In der Profi-Variante muss (!) eine Vollpfosten-Karte mit einem Konter weggespielt werden.

Unter den Kategorie-Karten befinden sich auch einige Aktionskarten. Wird eine solche Karte aufgedeckt, wird das ausgeführt, was darauf steht. So müssen Spieler von anderen Spielern Karten ziehen oder gar die komplette Kartenhand tauschen. Auch gibt es zwei Mini-Spiele: 

  • Beim  „Teufelskreis“, der ohne Buchstaben-Karten gespielt wird, wird eine Kategorie genannt und die Spieler geben reihum im Kreis antworten. Sollte ein Spieler keine Antwort mehr wissen oder eine Antwort doppelt geben, muss er eine Strafkarte ziehen.
  • Bei der „großen Chance“ wird nach den üblichen Regeln gespielt. Der schnellste Spieler darf zu seiner ausgespielten Karte allerdings innerhalb von 10 Sekunden zwei weitere beliebige Buchstaben ausspielen, wenn er passende Begriffe zum Thema nennen kann.


Wer alle seine Buchstaben-Karten als erster Spieler loswird, gewinnt die Runde. Die Anleitung empfiehlt, weitere Runden zu spielen. Sieger ist dann, wer als erster 3 Runden für sich entscheiden konnte. Natürlich kann das Spiel auch auf 2 Runden oder nur eine Runde verkürzt werden - je nach zur Verfügung stehender Zeit und der Mitspieler-Anzahl.

Neben der Classic Version (mit bunt gemischten Themen) gibt es auch eine Junior-Edition (mit kindgerechten Themen) und eine Rotlicht-Edition (mit Themen ab 16 Jahren).

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • der Klassiker mit neuem Drive
  • breite Kategorien-Auswahl
  • besonders bei Wenig- und Gelegenheitsspielern beliebt


CONTRA

  • Kartentausch kann kleine Frustmomente auslösen, die sich aber vermeiden lassen

MEINUNG

Nicht wenige Spieler werden vielleicht bereits die großen XL-Spielzettel von Stadt Land Vollpfosten kennen, die mit besonders vielen und teils skurrilen Themen neuen Wind in den Klassiker bringen. Die Kartenspiel-Version überträgt das Prinzip nun auf eine kompakte Variante, die überall mit hin genommen werden kann. Gespielt wird ausschließlich mit Karten, kein Stift ist nötig - das ist gerade für unterwegs eine praktische Sache.

Dabei ist das Grundprinzip des Klassikers erhalten geblieben. Wieder müssen Wörter mit vorgegebenem Anfangsbuchstaben zu einem Thema gefunden werden. Nichts Neues erst mal, aber das Kartenspiel entwickelt dann doch seinen eigenen Drive. Der kommt zustande durch das Ziel, möglichst schnell alle Handkarten loszuwerden. Da jeder eine unterschiedliche Buchstaben-Verteilung besitzt, muss man da zum einen schnell, zum anderen aber auch klug reagieren, denn ein V wegzuspielen ist meist schwerer als z.B. ein N. Nicht selten ärgert man sich im Nachhinein, dass man bei einem Thema gar ein Wort mit schwierigem Buchstaben gewusst hätte, aber in der Hektik einen vermeintlich einfachen Buchstaben ausgespielt hat. Mit den Zusatzregeln, dass man auch mehrere Karten gleichzeitig loswerden oder eine Vollpfosten-Karte als Joker oder Konter ausspielen kann, entwickelt sich dann ein flott gespieltes Wettrennen.

Die Aktionskarten sollen dem Spiel zusätzliche Abwechslung verleihen. Ja, so einzelne Kartentausch-Karten können da schon mal hilfreich oder umgekehrt auch ärgerlich sein. Karten, die anweisen, die komplette Kartenhand an einen Mitspieler weiterzugeben, fanden wir dagegen zu unausgewogen. Da kann es dann echt passieren, dass ein Spieler, der sich auf eine einzelne Karte vorgearbeitet hat, plötzlich wieder 8 Karten in der Hand hält, während ein anderer Spieler ohne eigene Leistung vom Wissen eines anderen profitiert. Nein, diese zwei Karten haben wir einfach aussortiert. Die zwei Mini-Spiele „Große Chance“ und „Teufelskreis“ hingegen sind dann wieder kurzweilig.

Das Spiel gibt es bislang (Stand: September 2021) in drei Editionen. Die Classic-Version deckt mit ihren 200 Kategorien alle Themen ab und ist für alle Spieler geeignet. Die Junior-Version richtet sich speziell an Kids; da sind die Themenvorgaben einfacher. Die Rotlicht-Edition hingegen möchte man als Jugendlicher definitiv nicht mit seinen Eltern spielen. Hier wird es zum einen etwas morbide, zum anderen durchaus schlüpfrig. Wer solche derben Themen bei einem Partyspiel mag, der wird natürlich auf seine Kosten kommen. Aber wie gesagt: Erst ab 16, und definitiv nicht für eine Familienspiel-Runde geeignet!

Fazit: Stadt Land Vollpfosten - das Kartenspiel interpretiert den Rate-Klassiker neu. Dabei bleibt das bekannte Grundprinzip erhalten, erfährt aber gleich mehrere Auffrischungen, die für Spaß beim Wörterfinden sorgen. Der Wettrennen-Charakter des Spiels sorgt für einen neuen Kniff auf bekanntem Terrain. In unseren Testrunden zündete das Spiel besonders bei den Wenig- und Gelegenheitsspielern, die einerseits gern Bekanntes, aber dennoch auch Neues spielen wollen. Dieser Zielgruppe kann ich das Stadt Land Vollpfosten Kartenspiel auf jeden Fall empfehlen - für eine witzige Party-Raterunde ist das Spiel in jeder Edition sehr gut zu gebrauchen. Und so bewerte ich diesmal nicht die Innovation als stärksten Faktor, sondern einfach den Spaß; nach meinen Erfahrungen ist der bei diesem Spiel bei allen Genre-Fans groß - macht 8 Kultpunkte!


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/8njT1O5lgkc

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 28.09.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Denkriesen
Weitere Fotos: Spielkultisten