REZENSION

SPUKSCHLOSS

  • Genre: Kinderspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autoren: Marvin Glass, Geoffrey Hayes
  • Spieler: 2 bis 6 
  • Alter: ab 6 Jahren
  • Dauer: ca. 20 bis 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 2/10

Würfeln, laufen, bangen

Die Kinder erleben ein schauriges Abenteuer. Da haben sie sich also an Halloween ins düstere Schloss geschlichen, doch wer rechnet auf dem Dachboden schon mit dem Geist des alten Baron von Spukhausen? Der fühlt sich nun mächtig gestört, und wirft vor lauter Wut die eine oder andere Eisenkugel in den Kamin - und schon nimmt das Unheil seinen Lauf!

REGELN

Zunächst einmal muss die Burg zusammengebaut werden. Da braucht euer Nachwuchs auf jeden Fall Unterstützung von einem Erwachsenen. 

Stellt vor Spielbeginn nun jeweils eure beiden Spielfiguren auf die obere Plattform. Von hier aus zieht er diese nun, immer entlang der Fußspuren, zum rettenden Ausgang. Zunächst müsst ihr die Treppe, die nach unten führt, überwinden. Hat das eine eurer beiden Figuren geschafft, kann nun fortan alternativ auch die zweite Figur gezogen werden.

Doch wie werden die Figuren bewegt? Wer am Zug ist, würfelt. Zeigt der Würfel eine Zahl, wird eine eigene Spielfigur entsprechend viele Felder weit nach vorn bewegt. Trifft sie auf ein besetztes Feld, wird sie stattdessen auf das nächste freie Feld gestellt. Auch die einzelnen Treppenstufen gelten als Lauffelder. In zwei Räumen der Burg habt ihr die Wahl, welchen Weg ihr ablaufen wollt - den sicheren, dafür aber längeren oder lieber den kürzeren,  dafür risikoreicheren Weg.

Wichtig ist nun, auf welchem Feld ihr mit eurer Figur stehen bleibt:

  • Auf einem grünen oder blauen Feld passiert nichts.
  • Auf einem gelben Feld dürft ihr eine gegnerische Figur auf ein angrenzendes Feld versetzen (vor oder zurück).
  • Auf einem roten Feld wird Geister-Alarm ausgelöst (übrigens auch, wenn ihr eine gegnerische Figur über die Aktion eines gelben Feldes dort hinbewegt).


Geister-Alarm wird ebenfalls ausgelöst, wenn der Würfel einen Geist zeigt. Der Geist sitzt auf dem Kamin des Schlosses und wurde vor Spielbeginn mit der Eisenkugel „befüllt“. Drückt nun die Taste auf dem Kopf des Geistes. Die Kugel wird nun freigegeben und stürzt in den Kamin. Über den im Kamin eingesetzten Kugelmischer nimmt sie nun einen von vier möglichen Wegen nach unten. Niemand weiß vorher, wo die Kugel zum Vorschein kommt. Es wird also spannend!

  • Trifft die Kugel den Raum mit der Treppe, müssen alle Figuren, die sich auf der Treppe befanden, zurück zum letzten blauen Feld. 
  • Trifft die Kugel die Bibliothek, müssen alle Figuren, die sich auf roten Fußspuren befanden, zurück zum letzten blauen Feld.
  • Trifft die Kugel die Galerie, so läuft sie entlang der Brüstung und aktiviert schließlich den Geheim-Mechanismus am Gemälde, das nach oben klappt. Alle Figuren, die auf roten Fußspuren in der Bibliothek standen, müssen zurück zum letzten blauen Feld. Gleichzeitig gibt das Gemälde einen geheimen Durchgang frei. Wer sich gerade auf dem mit einem Stern markierten Feld in der Bibliothek befindet, schlüpft schnell durch das Loch in der Wand und nimmt eine Abkürzung zum Stern-Feld in der Galerie.
  • Trifft die Kugel in der großen Halle auf die Axt, fällt diese von der Wand. Wer sich auf den roten Feldern des Wackelsteges befand, muss zurück zum letzten blauen Feld.


In allen Fällen gilt: Befindet ihr euch mit einer Figur auf einem der genannten Felder, ist es unerheblich, ob die Kugel eure Figur umwirft oder nicht. Ihr müsst auf jeden Fall zurück zum letzten blauen Feld! Beim Zurückziehen dürfen dann mehrere Figuren auf dem entsprechenden blauen Feld stehen. 

Nach jedem Geister-Alarm wird ggf. die ausgelöste Falle wieder in ihren Ursprungszustand gebracht; zudem wird die Kugel wieder im Geist auf dem Dach „versteckt“ - bis zum nächsten Geister-Alarm.


Wer es schafft, seine eigene Spielfigur exakt (!) auf das Zielfeld zu bringen, nimmt diese Figur aus der Burg. Wer als Erster beide Spielfiguren befreien konnte, gewinnt.

Spielt ihr zu fünft oder sechst, besitzt jeder von euch nur eine Spielfigur, die zum Ausgang gebracht werden muss.

Variante: Spielt ihr mit der Variante „Gefährliche Treppe“, wird auch beim Betreten jeder Treppenstufe bereits Geister-Alarm ausgelöst.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • optischer Hingucker
  • viel Action im Spiel
  • die Kinder lieben die Spannung


CONTRA 

  • rein spielerisch ohne viel Einfluss

MEINUNG

Ja, da gibt es ja immer wieder diese Kinderspiele, die Eltern eigentlich gar nicht kaufen wollen. Spukschloss, das seinen Ursprung bereits in den 1970er Jahren bei MB hatte, ist wohl so ein Spiel. Aus heutiger Sicht ist der rein spielerische Aspekt eher überholt. Man würfelt, man zieht nach vorn, und irgendwann erreicht man das Ziel. Entscheidungen sind marginal und betreffen maximal die Wahl, mit welcher Figur man zunächst weiterläuft oder auf welches Feld man eine gegnerische Figur versetzt. Das klingt alles erst einmal recht belanglos, und doch hat das Spukschloss auch in der 2021er-Version noch seinen ganz eigenen Reiz.

Um zu gewinnen, muss man möglich schnell den Ausgang des imposanten 3D-Schlosses, zusammengesetzt aus Papp- und Plastik-Teilen, erreichen. Das Schloss sollte übrigens besser von einem Erwachsenen aufgebaut werden, denn das ist gar nicht so einfach. Steht es einmal, liefert es also einen vorgegebenen Laufweg, den man am besten verfolgen kann, wenn man sich frei um den Spieltisch bewegen kann. Jetzt möchte man versuchen, die eigenen Figuren vielleicht lieber nur auf grüne oder gelbe Felder zu ziehen, wenn man nicht wieder rückwärts ziehen möchte. Ja, das ist sicherer, aber langsamer und, ehrlicherweise, auch etwas langweiliger.

Der Geister-Alarm ist der treibende Motor des Spiels. Die Kids freuen sich natürlich umso mehr, wenn sie einen Geist würfeln oder jemand auf eine rote Fußspur zieht. Mit lautem Gepolter rauscht die Kugel aus dem Inneren des Geistes, der übrigens als Gimmick im Dunkeln leuchtet, den Kamin herab und sucht sich dann einen vorher nicht abzusehenden Ausgang. Das ist natürlich schon spannend. Schnell rumpeln die Spielfiguren in ihren Aufstellern die Treppe hinunter, werden in der Bibliothek durchs Loch im Bücherregal überrannt, das Gemälde schnellt nach oben, oder die Axt stürzt in die Halle - ja, die Mechanik funktioniert super und sorgt für viel Action-Spaß. Zudem ist auch alles sehr atmosphärisch illustriert.

Als verantwortungsbewusster Erwachsener darf man sich natürlich die Frage stellen, ob man so ein Spiel, das definitiv von Unglücken und Schadenfreude lebt, dem eigenen Anspruch entspricht, seinem Nachwuchs etwas pädagogisch Wertvolles zu vermitteln. Wer diese Intention in seinen Fokus stellt, dem werden beim Spukschloss die guten Argumente ausgehen.

Aber hey - als Kind der 80er hätte ich dieses Spukschloss geliebt, hätte ich es damals schon besessen. Und auch heute zeigt sich: Die Kids haben echt Freude an diesem Spiel. Natürlich ist das spielerisch kein Meisterwerk. Da gibt es mittlerweile viel intelligentere Spielideen. Spukschloss ist ein Spiel, bei dem das Hingucker-Material den Spielreiz auslöst, ja, bei dem die Action den Spielablauf bestimmt. Da wird gehofft, da wird gebangt, dass der eigenen Figur nichts passiert - und selbst wenn: Es passiert nichts wirklich schlimmes. Da scheidet niemand aus, da verliert kein Charakter ein Leben, sondern man läuft einfach nur ein paar Felder rückwärts.

Ich gönne den Kids dieses Spaß. Gerade zu Halloween dürfte das Spukschloss ein echtes Highlight im Kinderzimmer sein. Der Langzeitspielreiz ist sicher begrenzt, aber dennoch bekommt das Spiel von mir 8 Kultpunkte - einfach, weil das Lachen und Mitfiebern der Kinder für mich diese Punkte rechtfertigt. Also: Wer ein smartes Spielkonzept mit vielen eigenen Entscheidungen sucht, der sollte den Geist besser ruhen lassen. Wer hingegen etwas gruselige Action und simplen Spaß zu einem vergleichsweise günstigen Preis sucht, der ist hier, wie auch schon in den 70er- und 80er-Jahren, genau richtig! 


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/qaJrN8rEmFI

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 5/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 27.10.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten