REZENSION

SPITZE SKIZZE

  • Genre: Kinder-/ Denkspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autoren: Christoph Cantzler, Anja Wrede
  • Illustration: Michel Verdu
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 7 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Wer knackt die Kokosnuss - und das Rätsel?

Im Dschungel ist ein Wettstreit ausgebrochen: Ein Affenkind macht den Anfang und stellt sich eine bestimmte Figur vor, die seine Freunde in den Sand zeichnen müssen. Doch nur das eine Äffchen weiß, welche Sandfigur gesucht wird. Seine haarigen Freunde müssen erraten, welche das ist. Nur durch cleveres Kombinieren und gute gemeinsame Absprache wird es ihnen gelingen, der Figur auf die Spur zu kommen. 

REGELN

Bevor es losgeht, erhält jeder Spieler eine Übersichtskarte – je nach Präferenz mit leichtem oder mittlerem Schwierigkeitsgrad. Egal, für welche Variante ihr euch entscheidet: Beide Übersichtskarten zeigen vier Körperpartien (Augenstellung, Körperform, Armhaltung und Beinhaltung) mit unterschiedlichen Merkmalen. So können die Augen entweder auf oder zu sein, die Beine können gerade oder breit stehen, und auch für die übrigen Bereiche gibt es verschiedene Haltungen. Die Übersichtskarte dient als Hilfe, damit ihr euch die diversen Möglichkeiten besser vorstellen könnt.


Nun wird ein Spieler zum „Skizzen-Master“ ernannt. Er zieht eine von 16 Figurenkarten (bzw. 48 Figurenkarten für die schwierigere Variante) und schaut sie sich geheim an. Auf der gezogenen Karte befindet sich eine Figur in einer ganz bestimmten Anordnung, zum Beispiel mit offenen Augen, seitwärts gerichteten Armen, geraden Beinen und spitz nach oben gerichtetem Körper. Diese Figur muss nun von den übrigen Mitspielern erraten werden.


Dazu malt ein Mitglied aus dem Rateteam mit dem Bleistift eine beliebige Figur auf das erste von insgesamt sechs freien Feldern des Spielblocks. Die gezeichnete Figur kann beispielsweise geschlossene Augen haben, eine schräge Beinform, nach oben erhobene Hände und einen spitz nach unten gerichteten Körper. Wie sie aussieht, ist zunächst ganz egal, schließlich wisst ihr beim ersten Versuch noch nicht, welche Figur gesucht wird. Fertig gezeichnet? Der Skizzen-Master gleicht diesen Tipp nun mit dem gesuchten Motiv ab und trägt die Anzahl richtig erratener Körperpartien neben die Zeichnung ein. 


Ihr habt zufällig auf Anhieb vier Übereinstimmungen? Herzlichen Glückwunsch, dann habt ihr einen Glückstreffer gelandet und die Runde ist schon vorbei, noch ehe sie richtig begonnen hat. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich. Bei 0, 1, 2 oder 3 Übereinstimmungen seid ihr der richtigen Lösung aber zumindest schon auf der Spur. Ihr könnt euch nun nach Belieben beratschlagen und eine zweite Figur auf das nächste freie Feld zeichnen. Wieder trägt der Skizzen-Master die Anzahl an Übereinstimmungen auf den Block ein. Durch geschicktes Kombinieren nähert ihr euch so immer mehr der richtigen Lösung an, bis ihr hoffentlich nach sechs Versuchen die gesuchte Figur erkannt habt. 

Eine neue Runde beginnt, in der der Skizzen-Master im Uhrzeitersinn wechselt und eine neue Karte zieht. Das Spiel endet nach der vierten Runde. Je nachdem, wie viele Figuren ihr im Spielverlauf auf den Block gezeichnet habt, fällt das Endergebnis aufs. Habt ihr lediglich 4 bis 10 Figuren gezeichnet, seid ihr ein überirdisches Team. Bei über 25 benötigen Versuchen habt ihr hingegen noch Nachholbedarf. 

 GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht 

CHECKPOINT

PRO

  • jeder möchte miträtseln
  • durchaus anspruchsvoll in der Profi-Version
  • schönes kooperatives Erfolgserlebnis



CONTRA

  • die Grundversion ist schon sehr einfach
  • das Spielprinzip ist grundlegend nicht neu

MEINUNG

Wer kennt nicht dieses Logikspiel, in dem man verschiedenfarbige Marker in beliebiger Anordnung auf einem Brett platziert, und bei dem nur der Mitspieler die richtige Lösung kennt und euch nach jeder Runde verrät, wie viele Treffer ihr erzielt habt? Es ist unter anderem unter dem Titel Mastermind bekannt, wurde aber auch schon zu nächtlicher Stunde bei Schlag den Star gezockt. Spitze Skizze fängt das von dort bekannte Spielgefühl gekonnt ein, macht es aber Kindern so zugänglich, dass auch jüngere Geschwisterkinder problemlos miträtseln können, ohne überfordert zu werden. Diese Niederschwelligkeit hat sich in unseren Runden mit Spielern zwischen 6 und 12 Jahren stets als größter Trumpf erweisen. Jeder wollte dabei mithelfen, der Lösung einen Schritt näher zu kommen, ja bestenfalls gleich die richtige Antwort zu erraten. 


Da die Grundversion mit gerade einmal 16 Aufgabenkarten daherkommt, ist es hier naturgemäß recht einfach, die gesuchte Figur innerhalb der sechs Felder zu erraten. Besonders dann, wenn ein Kind herausgefunden hat, dass es in den meisten Fällen reicht, eine beliebige Figur zu zeichnen und dann beim nächsten Versuch nur ein Detail zu verändern. Bei der Fortgeschrittenen-Version lässt sich ein solcher Trick (der natürlich von den Autoren gewollt ist) nicht mehr ohne Weiteres anwenden. Hier kann es schon mal vorkommen, dass selbst erwachsene Mitspieler verzweifeln, weil man trotz intensiver Beratschlagungen nicht über 3 Übereinstimmungen hinauskommt. Und genau diese gemeinsame Kommunikation hat sich als zweiter Spaßfaktor erwiesen. 


Die Anzahl an Blättern habe ich jetzt zwar nicht nachgezählt, aber da jede Partie lediglich zwei Seiten auf dem Spielblock verbraucht, geht die Haltbarkeit des Spiels absolut in Ordnung.


Wir würden nur entgegen der offiziellen Spielregel empfehlen, dass das Spiel erst dann endet, wenn jeder Spieler einmal in die Rolle des „Skizzen-Masters“ geschlüpft ist. Denn wer hat nicht gern das Gefühl, mehr zu wissen als die Mitspieler, in diesem Fall also die Figur zu kennen, während die übrigen noch im Dunkeln tappen? Für seinen launigen und kurzweiligen Spielablauf vergebe ich an Spitze Skizze 8 Kultpunkte. Nicht etwa, weil die Spielidee allzu innovativ ist, sondern weil sie hervorragend auf die Erwartungen von Kindern heruntergebrochen wurde und auch für gemeinsame Erfolgserlebnisse sorgt.

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 10.05.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten