REZENSION

SETUP

  • Genre: Denkspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Bezzerwizzer ApS, im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Jacob Berg
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 25 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Rummy in alle Richtungen

Bildet Sets aus gleichen Zahlen oder einfarbige Straßen, indem ihr eure und die Steine aus dem allgemeinen Vorrat klug mit eventuell bereits gelegte Steinen zusammenführt. Die eigenen Bonusfelder sind dabei ein schöner Punktegarant, wenn sie von der Konkurrenz genutzt werden.

REGELN

Packt alle Zahlensteine (mit den Werten von 1 bis 10 in fünf Farben) in den Beutel, mischt ihn gut durch und zieht dann jeweils vier zufällige Steine heraus, die ihr auf eure persönliche Bank stellt, so, dass die Kontrahenten nicht die Werte und Farben sehen können. Legt außerdem vier Steine als offenen Vorrat auf den Tisch.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, legt einen oder mehrere Steine von seiner Bank und / oder aus dem offenen Angebot auf den Spielplan. Die Steine müssen stets Teil des selben Sets sein. Eventuell bereits auf dem Plan liegende Steine können zum Set beitragen. Steine dürfen nur auf die vier Gemeinschaftsfelder in der Mitte oder die beiden eigenen Bonusfelder gelegt werden. Vorhandene Steine dürfen jederzeit überdeckt werden. Es zählt immer nur der oben liegende Stein für die Wertung eines Sets.

Ein Set sind - per Definition - mindestens 2 Steine mit identischem Wert (in verschiedenen Farben) oder mindestens 2 gleichfarbige Steine, die eine lückenlose Zahlenfolge (Straße) bilden. Jeder Stein, der zum Set beiträgt, bringt dann am Ende des eigenen Spielzuges 1 Punkt. Sollten die neu gelegten Steine auf dem Plan dann auch noch zu Teilen weiterer Sets werden, werden auch die daran beteiligten Steine mitgezählt, wobei jeder Stein auch dann nur 1 Punkt zählt, wenn er zu mehreren Sets beiträgt. Einfacher gesagt: Jeder für die Wertung verwendete Stein, egal wie oft, bringt 1 Punkt. Die Punkte werden immer auf der Punkteleiste festgehalten.

Sollte das gelegte Set mit bereits auf gegnerischen Bonusfeldern platzierten Steinen ergänzt werden, erhält der jeweilige "Besitzer" solcher Bonusfelder pro genutztem Stein 1 Punkt.

Wer keine Steine legen kann oder möchte, kann alternativ eigene Steine mit Steinen aus dem Beutel tauschen.

Wer als Erster das Zielfeld auf der Punkteleiste erreicht, gewinnt. Sollten im letzten Spielzug mehrere Punktemarker auf bzw. über das Ziel gezogen werden, da auch fremde Felder genutzt wurden, gewinnt bei einem eventuellen Gleichstand derjenige, der zuletzt am Zug war, andernfalls derjenige, der die Ziellinie um mehr Felder überschritten hat.

Variante: Das Spiel kann zu viert auch in zwei Teams (A und B) gespielt werden. Die Teampartner dürfen sich gegenseitig ihre Steine zeigen und sich auch beraten. Gespielt wird aber abwechselnd in der Spieler-Abfolge A1 / B1 / A2 / B2. Jeder Spieler hat seinen eigenen Punktemarker. Es gewinnt, wer als Team beim Überschreiten des Zielfeldes (egal, durch wen) nicht mit einem seiner Marker auf dem letzten Platz liegt. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • trickreiches abstraktes Legespiel in moderner Optik
  • klassischer Ansatz, neue Herausforderung
  • ermöglicht taktische Raffinesse


CONTRA 

  • Glück kann über den Sieg entscheiden
  • zu zweit kommen die Bonusfelder meist weniger zum Tragen

MEINUNG

SETUP löste bei mir Kindheitserinnerungen an die 80er Jahre aus - Zeiten, in denen Rummikub bei vielen Familien im Regal stand - das "Spiel des Jahres" 1980, das ich als Enkel auch mit meiner Oma spielen konnte. So finden wir nun auch in SETUP wieder Zahlensteine, die wir in Sets auslegen müssen. Doch schnell zeigt sich: Das Spiel fühlt sich erfrischend neu an, denn es gibt neue taktische Kniffe durch den Spielplan mit seinen über Linien verbundenen Feldern.

So geht es dann darum, die besten Ablageplätze für die Zahlensteine zu finden. Hat man einmal verstanden, dass man die verwendeten Steine von der eigenen Bank und/oder dem Gemeinschaftsangebot zunächst einmal nur für ein Set verwenden darf, dabei aber bereits platzierte Steine, egal von wem, helfen können, so ein Set zu vervollständigen oder zu erweitern, kommen weitere Überlegungen ins Spiel. Erst einmal gilt es zu bedenken, dass ein Set auch dann gültig ist, wenn die Steine nicht in einer Geraden nebeneinander liegen, nein, die Linien des Plans verbinden die einzelnen Felder, und so ist dann auch ein Zick-Zack-Kurs möglich, um beispielsweise einen Vierling zu realisieren, Wege dürfen sich auch kreuzen, wenn das beispielsweise dann zu einer Straße führt. Kurz gesagt: Ich muss von einem Feld das nächste über eine Direktverbindung, egal in welche Richtung, erreichen, um das Set dort fortzusetzen. Das ist auf jeden Fall eine tricky Sache, die mir gefällt.

Hinzu kommt die Tatsache, dass ich nur Gemeinschaftsfelder und meine farbigen Bonusfelder belegen darf, dazu auch beliebig viele Steine überdecken kann, wenn nötig oder taktisch klug, nur die Bonusfelder der Mitspieler sind beim Legen tabu, nicht aber beim Bilden der Sets. So kann es durchaus schon mal sinnvoll sein, zwei Steine meines Kontrahenten mit in mein Set einzubeziehen, auch wenn ich ihm dann 2 Punkte schenke. Sofern ich mit meinem gewerteten Set dann diese 2 Punkte überschreite, mache ich dadurch einen Gewinn - zumindest, wenn der gegnerische Punktemarker nicht kurz vorm Ziel steht, denn dann sollte ich solche punkteträchtigen Verbindungen lieben unterbrechen, um keine Vorlage zu bieten.

Natürlich ist bei dem ganzen Vorhaben auch Glück im Spiel. Zieht jemand ständig zueinander passende Steine, kann das einen Vorsprung liefern, den derjenige, der immer nur zwei Steine legen kann, unter Umständen nicht mehr einholt. Obwohl das Spiel zu zweit ja planbarer bleibt, da sich die Auslage zwischen den Spielzügen meistens nicht so sehr verändert wie im Spiel zu viert, ist der Glücksfaktor zu zweit dann letztlich sogar noch spielentscheidender, einfach, weil weniger Steine aufs Brett kommen. Im Spiel zu viert kann man meistens immer irgendwo etwas machen, gebaute Vorlagen sind dort auch kein Garant für Wiederholungs-Punkte.

Dass die Steine gestapelt werden können, hat keine weitere spielerische Relevanz. Ebenso gut könnt man einen überdeckten Stein auch direkt entfernen, aber das Stapeln beschleunigt den Ablauf, der geprägt ist von relativ kurzen Spielzügen (Hardcore-Grübler einmal ausgenommen). So verlaufen die Partien meistens sehr eng, und am Ende entscheidet, nach gut 15 bis 20 Minuten, oftmals nur ein Stein über den Sieg.

Fazit: SETUP ist im Kern ein abstraktes Spiel im klassischen Rummy-Stil. Der zunächst so banal wirkende Mechanismus bietet aber die Chance auf kluge Winkelzüge und hebt sich somit deutlich vom (indirekten) Vorbild aus den 80er Jahren ab (zumindest erschien Rummikub da erstmals in Deutschland, wenn die Idee auch schon viel weiter zurückliegt). Das ist so ein Spiel, das grundlegend jeder mitspielen kann, bei den Überlegungen, was die Punktewertung nach jedem Spielzug angeht, dann aber doch schon mehr Tiefe entwickelt, als man es anfangs denkt.

So wird also eine Rummy-Variante mit einem schönen Legepuzzle verknüpft. Ich vergebe dafür - je nach Spielerzahl, mit persönlicher Bevorzugung in Vollbesetzung - gute 7 bis 8 Punkte für alle Freunde solcher eher klassisch anmutenden Spiele. Wer damit grundlegend nichts anfangen kann, wird wohl einen Bogen um SETUP machen, aber so jemand gehört dann auch einfach nicht zu anvisierten Zielgruppe. 

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/aJpASwubuTQ

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 11.07.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Bezzerwizzer ApS / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten