REZENSION

SEA SALT & PAPER

  • Genre: Karten
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Bombyx
  • Autoren: Bruno Cathala, Théo Rivière
  • Grafik: Lucien Derainne, Pierre-Yves Gallard
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 2/10

Der Schwimmer braucht 'nen Hai

Seewasser ist korrosiv, und im Winter ist das raue Klima des Meeres eh schlecht für die Haut, also basteln wir uns einen Papier-Ozean, und das gleich in zweifachen Sinne, denn die Karten, die wir in diesem kleinem Spiel sammeln, sind aus Papier und zeigen Origami-Kunstwerke im maritimen Flair.

In Sea Salt & Paper sammeln wir Karten, bis wird die Runde beenden wollen und hoffen, mehr Punkte als alle anderen zu haben. Wer sich sehr sicher fühlt, kann auch behaupten, die meisten Punkte zu haben. So eine Ansage hat Vorteile, aber manchmal kommt Hochmut eben doch vor dem Fall.

Gespielt wird in mehreren Runden, bis ein Spieler die Punktezahl erreicht hat, die bei der entsprechenden Spielerzahl das Spiel beendet. Am Anfang einer Runde werden alle Karten gemischt und als verdeckter Stapel in die Mitte gelegt. Zwei Karten werden offen als Ablagestapel neben den Stapel gelegt. Jemand muss sich jetzt kopfüber in die See begeben und anfangen.

Wer am Zug ist, muss zunächst eine Karte nehmen. Entweder wird die oberste Karte einer der beiden offenen Ablagestapel genommen, oder es werden zwei Karten vom Nachziehstapel gezogen. Eine dieser Karten wird behalten, die andere kommt offen auf einen der Ablagestapel.

Nachdem eine Karte genommen wurde, dürfen Paare gespielt werden. Diese werden offen ausgelegt und zählen als ein Punkt. Obendrauf gibt es noch eine Aktion. Wer ein Fisch-Paar spielt, bekommt eine Karte vom Nachziehstapel, Boote geben einen Extrazug, Krabben erlauben es, eine Karte aus einem Ablagestapel herauszusuchen. Und ein Hai mit Schwimmer erlaubt es, eine Karte von der Hand einer anderen Person zu nehmen.

Andere Karten geben Punkte. Es gibt Punktekarten, von denen einfach mehrere gesammelt werden, z.B. drei Oktopusse für 6 Punkte oder zwei Matrosen für 5. Dann gibt es Karten, die für andere Karten Punkte geben, z.B. der Leuchtturm, welcher für jedes Boot einen Punkt bringt. Und als letztes die Meerjungfrauen, die je 1 Punkt für alle Karten einer Farbe geben. Wer alle vier Meerjungfrauen besitzt, gewinnt das Spiel sofort.

Wer am Ende seines Zuges mindestens 7 Punkte in ausgespielten Paaren und Karten auf der Hand hat, der kann die Runde beenden. Entweder wird einfach „Stopp“ gesagt und alle Spieler zählen ihre Punkte, oder es wird „Letzte Chance“ gesagt; dann hat jeder andere noch einen Zug. 

  • Hat derjenige, der „Letzte Chance“ gesagt hat, mehr Punkte als alle anderen, dann bekommt er die regulären Punkte plus einen Punkt für jede Karte einer Kartenfarbe. Die anderen Spieler bekommen nur einen Punkt für jede Karte einer Kartenfarbe und nicht die regulären Punkte für ihre Karten.
  • Sollte allerdings die Letzte Chance damit enden, dass jemand anderes die meisten Punkte hat, dann werten alle Spieler wie gewohnt ihre Punkte, und der Ansager bekommt als Strafe nur einen Punkt pro Karte einer Farbe (und nicht die normalen Punkte).


Hat am Ende einer Runde, nach der Punktevergabe, kein Spieler genug Punkte, um das Spielende auszulösen, so werden wieder alle Karten gemischt, und die nächste Runde wird gespielt. Wird von jemandem die Gesamtpunktzahl, die fürs Spielende benötigt wird, erreicht, gewinnt schließlich derjenige, der die meisten Punkte hat. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schnell gelernt
  • schöne Origami-Illustrationen


CONTRA

  • spielerisch wenig Neues

MEINUNG

Sea Salt & Paper besticht als erstes durch seine ungewöhnliche, und ich denke auch einzigartige Optik. Jede Karte zeigt kleine Origami-Kunstwerke. Selbst verschiedene Karten der gleichen Art sehen unterschiedlich aus. So gibt es bei den Fischen einen Anglerfisch, einen Raubfisch, eine Art Flunder, etc. Das ist alles sehr besonders. Auch bei der Funktionalität hat man sich viel Mühe geben. Die elf verschiedenen Farben sind nicht immer ganz eindeutig, aber durch die Symbole jeder Farbe, die ursprünglich für Leute mit Farbsehschwäche gemacht wurden, lässt sich leicht feststellen, ob die Farben identisch sind. Die meisten Aktionssymbole auf den Karten funktionieren auch gut als Erinnerung, wobei es eh nur vier Aktionen gibt. Die Spielerhilfe beschäftigt sich daher genau mit dem, womit die meisten Spieler am Anfang Probleme haben: die Wertung bei „Stopp“ oder „Letzte Chance“.

Spielerisch passiert bei Sea Salt & Paper nicht ganz so viel: Karte nehmen, ggf. Aktionen ausführen und dann entscheiden, ob die Runde weitergehen soll. Letzteres ist das Spannende an diesem Spiel. Ich muss entscheiden, ob ich die meisten Punkte habe und deswegen aufhören möchte, oder ob mein Vorsprung so groß ist, dass ich darauf wette, die meisten Punkte zu haben, nachdem jeder noch einen Zug bekommt. Immer geht es darum, in einer Runde mehr Punkte als die anderen zu machen. Dieses Prinzip ist aus Spielen wie Cabo oder Skyjo bekannt.

Witzig sind die Meerjungfrauen. Sie können gute Punktequellen sein, und wer alle vier hat, gewinnt das Spiel sofort. Allerdings passierte es in meinen Testpartien bisher nur einmal, dass jemand alle vier Meerjungfrauen sammeln konnte. Ich sehe die Chance dafür auch nur bei zwei Spielern. Die Meerjungfrauen geben auch allein immerhin schon so viele Punkte, das es sich lohnt, sie bei einer Sichtung direkt zu behalten.

Das Spiel lässt sich, bis auf den Unterschied zwischen Stopp und Letzte Chance, recht schnell vermitteln und dann losspielen. Es gibt durch bestimmte Karten oder durch das Ziehen von Karten beim Gegner, wenn Hai und Schwimmer gespielt werden, durchaus emotionale Reaktionen am Tisch. Wenn ich mir aber meine Favoriten der einfachen Kartenspiele mit vielen Emotionen anschaue, nämlich Love Letter und L.A.M.A., dann sind die noch etwas emotionsgeladener als Sea Salt & Paper.

Fazit: Bei Sea Salt & Paper handelt es sich schon um ein Kartenspiel, welches schnell gelernt und schnell gespielt ist. Es besitzt ein paar emotionale Momente, aber an die Top-Spiele dieses Genres reicht es nicht heran. Das Design ist aber gut durchdacht, und die Gestaltung ist wirklich besonders.

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 29.11.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Bombyx
Weitere Fotos: Spielkultisten