REZENSION

REWILD: SOUTH AMERICA

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2025 (geplant)
  • Verlag: Treeceratops
  • Autor: Bruno Liguori Sia
  • Grafik: Keen Art, Joey Pool, Johanna Tarkela
  • Personen: 1 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Flora, Fauna und ihre Synergien

Willkommen in der atemberaubenden Landschaft Südamerikas. Leider wurde diese zuletzt arg ausgebeutet, regelrecht zerstört. Unsere Aufgabe: die Renaturierung dieses einzigartigen Ökosystems. Wir erwecken die unterschiedlichen Regionen zu neuem Leben, lassen Pflanzen sprießen und siedeln Tiere an.

KICKSTARTER PREVIEW 

Zum Test stand uns ein Prototyp des Spiels zur Verfügung. Das auf den Fotos zu sehende Material kann sich in der finalen Version evtl. noch etwas verändern.

REGELN 

Mischt die Wildtier-, Raubtier- und Pflanzenkarten und legt die verdeckten Stapel auf den Wertungsspielplan. Deckt dann erste Karten offen als Angebot auf (fünf Wildtiere, drei Raubtiere und Pflanzen). Nehmt euch jeweils ein eigenes Spieltableau sowie die sechs eigenen Aktionskarten, zudem die Erntenkarte. Erhaltet erste Ressourcen: vier Mineralien, vier Wasser und einen Samen.

Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, spielst du zunächst eine deiner noch verfügbaren Aktionskarten aus. Entscheide dich für die obere oder die untere Aktion der Karte, drehe die Karte im Anschluss entsprechend und lasse sie offen vor dir liegen. So bildet sich dann mit jeder weiteren Karte eine Reihe mit Symbolen, die für Wertungen wichtig sein können.
 
Folgende Aktionen sind möglich:
Zahle die angegebenen Ressourcen und lege ein Buschland-, Grasland- oder Regenwald-Plättchen auf freie Felder deines Tableaus. Jedes bereits ausliegende Buschland-Plättchen reduziert die Kosten angrenzend gelegter Plättchen um 1 Mineral, Grasland reduziert die Kosten angrenzender Plättchen um 1 Wasser. Überdeckte Symbole des Tableaus reduzieren die Kosten zusätzlich, überdeckte Sterne bringen Punkte, je nach Landschaftsart je 1 bis 3 Punkte.

Buschland-Plättchen können mit der Aufwertungsaktion um ein Einzelplättchen erweitert werden, Grasland-Plättchen gegen Bezahlung auf ihre Rückseite (Feuchtgebiete) gedreht werden. Auf Regenwald-Plättchen kann über diese Aktion gegen Bezahlung ein Baum (Urwaldriese) darauf platziert werden. So ein Baum ermöglicht Baumtieren einen zusätzlichen Lebensraum.

Weitere Kartenaktionen führen zum Aufstocken des Ressourcen-Vorrates, wobei jeder maximal zehn Ressourcen einer Sorte besitzen darf, zudem werden Karten des Angebotes ausgetauscht.
 
Nach dem Ausspielen und Ausführen der Aktionskarte dürfen nun beliebig viele der ausliegenden Wildtiere angelockt werden, zudem pro Spielzug ein Raubtier und eine Pflanze.

Auf den Wildtier-Karten gibt es Terrain-Anforderungen sowie eine Größenvorgabe des Lebensraums. Wird eine solche Karte rechts ans eigene Tableau angelegt (in die Reihe des jeweiligen Lebensraums), müssen dafür so viele freie Felder auf bereits platzieren Plättchen der entsprechenden Landschaft mit Tiermarkern belegt werden, wie es die Karte vorgibt. Für Baumtiere gibt es eigene Tierfiguren, die im Regenwald automatisch auf einen Baum des Plättchens umziehen, sobald er vorhanden ist. Auf dem Plättchen ergibt sich dadurch dann ein zweiter möglicher Platz für ein Tier.

Wichtig: Belegen Tiere mehrere Felder, müssen diese Felder angrenzend zueinander sein.

Die Karten liefern dann Sofort- oder Spielende-Effekte, z.B. Punkte für bestimmte Tierarten oder Landschaftssymbole.

Raubtiere benötigen keinen eigenen Platz. Stattdessen fressen sie bereits vorhandene Tiere (die möglichen Tierarten werden auf der jeweiligen Raubtierkarte vorgegeben) in einem ebenfalls vorgegebenen Lebensraum. Deckt mit einer solchen Karte dann eine vorhandene Karte ab, die ihre Funktion verliert. So etwas bringt Punkte.
 
Pflanzenkarten können ohne weitere Bedingungen in eine der vorgegebenen Landschaftsreihen gespielt werden, sofern ihre einmaligen Kosten in Samen bezahlt werden. Pflanzen bieten unterschiedliche Vorteile im Spiel, z.B. Symbole für Wertungen, Ressourcen, ein neues Lebensraum-Feld etc.

Wer in einer Runde KEINE Aktionskarte spielen kann oder möchte, darf in diesem Spielzug auch keine neuen Karten an sein Tableau anlegen. Stattdessen muss dann die Erntekarte gespielt werden, die 1 Wasser und Samen in Abhängigkeit bereits gelegter Plättchen als neue Ressourcen liefert. Spielst du die Erntekarte, nimmst du im Anschluss alle ausgespielten Aktionskarten zurück auf die Hand. Sie stehen dir ab dem nächsten Spielzug wieder zur Verfügung.
 
Gelingt es dir, im weiteren Verlauf ein Biom zu vervollständigen, indem in einer Landschaftsreihe mindestens eine Karte jeder Tierkategorie (Insekt, Pflanzen- und Fleischfresser) sowie eine Pflanze liegt, platzierst du einen Marker in dieser Reihe und erhältst 6 Punkte.

Das Spiel endet, wenn jemand 8 sichtbare Tiere in seiner Auslage liegen hat, ein Tableau komplett gefüllt wurde oder die letzte Karte des Wildtier-Kartenstapels aufgedeckt wurde. Spielt die aktuelle Runde zu Ende und dann noch eine finale Runde. Wertet dann sämtliche eigene Karten mit Spielende-Effekten. Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
 
Im Expertenmodus gibt es vier Module, die ins Spiel integriert werden können:

  • Das Spielende wird erst bei 9 sichtbaren Tieren ausgelöst.
  • Weitere Pflanzenkarten mit neuen Effekten kommen ins Spiel, z.B. die Möglichkeit, Karten zu reservieren oder ein Plättchen im Nachhinein zu verschieben.
  • Beim Vervollständigen eines Bioms gibt es nicht mehr pauschal 6 Punkte, stattdessen wird ein bereits gespielter Soforteffekt erneut ausgelöst.
  • 18 Tierkarten werden gegen Expertenkarten ausgetauscht. Für diese Tiere gibt es dann auch eigene Tierfiguren, die für Punkte platziert werden, wenn eine vorgegebene Landschaftsformation aus Plättchen erschaffen wurde.


Das Spiel kann auch solo gespielt werden.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Optik und Ausstattung
  • schöner Mix aus Planung und Optimierung
  • viele Synergien möglich 
  • im Anspruch anpassungsfähig durch bereits integrierte Zusatzmodule


CONTRA

  • Symbole auf den Karten ziemlich klein und teilweise etwas schwer zu unterscheiden
  • Hardcore-Strategen müssen mit Glückselementen leben

MEINUNG

Landschaften, Ökosysteme, Renaturierung - Rewild: South America liegt thematisch voll im Trend. So ist es auch kein Wunder, dass Geeks sich vielleicht an andere Hochkaräter erinnert fühlen, an Arche Nova zum Beispiel, beim Unterbringen der Tiere auf dem eigenen Tableau, an Flügelschlag, beim Auslegen der drei Kartenreihen in unterschiedlichen Landschaftsräumen, auch an Erde, beim Ausloten der besten Karten-Synergien. Glücklicherweise sind das für sich genommen ja alles gute Spiele, und noch besser: Rewild kreiert letztlich doch noch einmal ein neues Spielgefühl mit eigenen Kniffen, das eine gute Planung und Taktik erfordert.

Da wäre zunächst die Auswahl der richtigen Aktionskarte. Mit so einer Karte bereite ich essenzielle Dinge vor, konkret die Lebensräume der Tiere, die mir später Punkte bescheren. Da muss ich dann schauen, was mir besonders wichtig ist, vor allem muss ich aber auch gut mit meinen Ressourcen haushalten. Das Tableau offeriert mir an verschiedenen Stellen  Vergünstigungen oder Punkte-Boni, vor allem aber sind es auch Busch- und Grasland, die spätere angrenzende Plättchen billiger werden lassen. Das ist schon mal ein schönes Puzzle. Die Tiere, die ich anlocke, müssen wiederum zusammenhängende freie Felder ihrer bevorzugten Landschaft vorfinden, und manchmal kann es klüger sein, erst einmal ordentlich Grundfläche zu schaffen, um die Tiere effizienter zu platzieren, genauer gesagt die Tiermarker. Andererseits ist Rewild aber auch ein Wettrennen. Gerade in Vollbesetzung ändert sich das Kartenangebot so schnell wie ein Chamäleon seine Farbe, sodass hier mehr Optimierung als strategische Vorausplanung nötig wird.

Die Karten sind alle sehr hübsch illustriert, mir gefällt die Idee der unterschiedlichen Kartenarten und Effekte. So lässt sich beispielsweise gut ein punkteträchtiger Soforteffekt auslösen, und, wenn ich nicht gerade besonders emotional mit einer Tierart verbunden bin, dann auch nochmals eine zweite Wertung, indem das Tier, das mir keine Punkte mehr im Spiel liefert, im Anschluss von einem passenden Raubtier gefressen wird (Nein, nicht mein Capybara!!). Dass es da kleine thematische Brüche gibt, verzeihe ich dem Spiel. Mal zählen gefressene Tiere noch für Wertungen (Set-Wertung), für die Endwertung hingegen sind sie nicht mehr sichtbar, belegen aber weiterhin ihren Platz auf meinem Tableau (ein Fall für Schrödinger?). Die Anleitung versucht sich an einer inhaltlichen Erklärung, die man so akzeptieren kann, anfangs ist das allerdings nicht so ganz intuitiv, sodass man zunächst etwas ins Spiel hineinfinden muss. Für ein Spiel dieser Art geht das dann aber doch sehr schnell, sodass Familien mit der Grundversion keine großen Probleme haben dürften, wenn sie schon etwas spielerfahrener sind. Insgesamt ist Rewild für mich aber klar ein Kennerspiel, mit den Expertenregeln, durch die neue Puzzle-Elemente und noch mehr Kartenfunktionen ins Spiel kommen bzw. noch mehr Timing beim Auslösen von Effekten im Fokus steht, ist es dann sogar ein gehobenes Kennerspiel.

Neben Legespiel-Elementen und Ressourcenmanagement steht bei Rewild besonders das Tableau Building im Vordergrund. Ich kann Tiere anlocken, wie sie gerade in die Auslage kommen und ich sie unterbringen kann, und dann schauen, was dabei an Punkten für mich herumkommt. Interessanter und taktischer wird das aber, wenn ich auf die Synergien der Effekte achte, also Sofort-Wertungen im besten Fall dann auslöse, wenn sie mir bereits viele Punkte einbringen. Noch taktischer und planbarer aber sind die Endwertungsoptionen. Da überlege ich mir dann dann zweimal, ob ich so ein Tier für schnelle Punkte fressen lasse.

Das alles kostet durchaus eine gewisse Überlegung, was wiederum bedeutet, dass ich, als jemand, der manchmal etwas ungeduldig unterwegs ist, Rewild am liebsten zu zweit spielt, weil ich dann schneller wieder am Zug bin und sich die Kartenauslage auch nicht so schnell verändert. Da kann ich mir auch mal eine Ressourcen-Aktion erlauben oder die manchmal nötige Ernte, ohne dass ich im nächsten Zug völlig andere Tiere im Angebot vorfinde. Auch in Vollbesetzung hat mir Rewild insgesamt gut gefallen, aber das Spiel dauert dann einfach länger und es wird etwas zufälliger. Hardcore-Strategen müssen also mit den Glücksmomenten, die so ein zufälliges Kartenangebot hervorbringt, umgehen können.

Ein optischer Hingucker sind die kleinen Tierfiguren aus Holz, die sich im Standardspiel auf die wenigen Baumtiere im Regenwald beschränken. Ja, das sieht schon toll aus, wenn so ein Tier in einen Baum zieht, verbunden mit dem spielerischen Vorteil, auf diesem Plättchen dann ja auch noch ein weiteres Tier unterbringen zu können. Noch schöner wird Rewild mit den Expertentieren, wobei das zusätzliche  Landschaftspuzzle schon herausfordert. Das Material ist insgesamt top, einzig die teilweise kleinen und doch mitunter ähnlichen Tiersymbole erfordern auch mal genaueres Hinsehen.

Insgesamt gefällt mir Rewild wirklich sehr gut. Ich mag ja solche Spiele, die auf Karten basieren, deren Synergien ich ausnutzen muss, immer wieder gern. Die Verbindung mit weiteren Mechanismen ist in diesem Spiel sehr gut gelungen, sodass ich sehr gute 8 Kultpunkte vergebe, sogar 9 im Spiel zu zweit und für mich gern mit den bereits integrierten Erweiterungsmodulen für Experten. Der Spielablauf ist definitiv taktisch, bleibt aber insgesamt fluffig genug, um nicht zu überfordern; das frühere Kickstarter-Projekt Zoo Tycoon des selben Verlages hatte da eine deutlich höhere Einstiegshürde. Von mir daher klar Daumen hoch für Rewild: South America. Und wenn im Erfolgsfall dann später auch noch Rewild: Europa oder Rewild: Antarktis erscheinen sollten - ich wäre sowas von dabei!


Hinweis: Das Spiel kann seit dem 13.05.2025 auf Kickstarter gefördert werden. Link zur Kampagne: https://www.kickstarter.com/projects/marcduer/rewild-south-america?lang=de


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/GQcsBZnaThE

KULTFAKTOR: 8-9/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 13.05.2025

Für diesen Spieletest wurde uns ein Prototyp zur Verfügung gestellt.

Bildnachweis:
Coverfoto: Treeceratops
Weitere Fotos: Spielkultisten