REZENSION
RETTET DIE EISBÄREN
- Genre: Familien-/ Taktikspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: 2Plus Games / Kobold Spieleverlag
- Autoren: Jog Kung, Huang Yi Ming
- Grafik: Lauren Hsiu, Collin Wang
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 60 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 6/10
Das Eis schmilzt, die Zeit drängt!
Als Team aus Polarforschern habt ihr es euch zum Ziel gemacht, die Eisbären vor dem sicheren Tod zu retten, der durch den Klimawandel droht. So fahrt ihr mit euren Schiffen über das Meer, sammelt Daten und bringt die Eisbären mit dem Helikopter von den schmelzenden Eisschollen in Sicherheit.
REGELN
Zunächst wird der Spielplan eingerichtet. Die Eisschollen-Ortsplättchen (Hexfelder) werden verdeckt gemischt und auf die angedeuteten Hexfelder des Spielplanes verteilt und aufgedeckt. Dann werden die Eisbären anhand der Übersichtstabelle und der farbige Tapsen auf den Eisschollen ermittelt und verteilt - männliche, weibliche, Kinder. Die beiden Hubschrauberlandeplätze gehören an den oberen und unteren Rand des Spielplans. Drei Helikoptermarker werden jeweils platziert.
Unten links auf dem Spielplan befindet sich ein Eisfeld mit Zahlen (Datenleiste). Hier werden die Aufwertungsmarker anhand ihrer sichtbaren Markierungen ausgelegt. Hierher gehören dann auch die später eingesammelten Datenmarker. Vorab wird eine Positionskarte vom Positionsstapel gezogen und ein Datenmarker an die entsprechende Position gelegt.
Die grünen Warnmarker werden auf die entsprechende Ecke links oben auf den Spielplan gelegt. Ein Marker hiervon wird aufgedeckt und auf der Temperaturleiste platziert. Er zeigt die Temperatur an, bei der die Eisscholle mit der entsprechenden Zahl schmilzt. Um das zu Markieren, wird der Eisschmelzmarker auf dem entsprechenden Feld positioniert. Die Starttemperatur beträgt 4 Grad auf der Temperaturleiste. Der Temperaturmarker wird zunächst dort stationiert.
Der Startspieler erhält die drei Aktionsmarker (braune Steuerräder) und wählt ein zufälliges Schiff, samt Schiffstableau und Schiffsfigur. Er stellt sein Schiff auf die Startposition (1) des Spielplans. Reihum nehmen die restlichen Spieler nun andere Schiffe und stellen ihre Schiffe auf.
Das Ziel des Spiels ist es, in Abhängigkeit der Spielerzahl, eine bestimmte Anzahl von Datenmarkern zu sammeln, z.B. bei 2 Spielern 15, bei drei und vier Spielern 20.
Es wird kooperativ gespielt. Die Spieler verlieren, wenn:
- wenn ein Eisbär ertrinkt und kein Hubschrauber zum Retten mehr verfügbar ist.
- wenn nach der Eisschmelze der Temperaturmarker noch höher als 20 Grad ist.
Ein Spielzug verläuft in mehreren Phasen. Ein Spieler, der an der Reihe ist, durchläuft alle drei Phasen, bevor der nächste Spieler dran ist:
- Aktionsphase
- Vermehrungsphase
- Temperaturanstiegsphase
Aktionsphase:
Dem Spieler stehen am Anfang genau drei Aktionen (Marker) zur Verfügung. Das kann allerdings später variieren. Welche Aktionen der Spieler nutzt und wie oft er die Aktionsmöglichkeiten verwendet, bleibt dem Spieler überlassen. Aus folgenden Möglichkeiten kann der Spieler wählen:
- Schiff bewegen: Das eigene Schiff wird um max. die Anzahl Felder verschoben, die das entsprechende Tableau ausweist.)
- Einladen: Ein Eisbär oder ein Datenmarker eines benachbarten Plättchens kann eingeladen werden. Datenmarker kommen dann auf die Datenleiste im Eisfeld. Sie werden fortlaufend gelegt. Erreicht ein Datenmarker einen Aufwertungmarker, darf ein beliebiges Schiff der Gruppe eine Aufwertung erhalten. Eisbären können nur eingeladen werden, wenn noch freie Ladeflächen vorhanden sind.
- Ausladen: Um auszuladen, muss ein Schiff neben einem Helikopterfeld stehen. Die Aktion entlädt alle eingesammelten Eisbären des Schiffes.
- Eisbrechen: Eine Eisscholle kann bewusst zerstört werden, um die Temperatur zu senken - oder um sich einen Weg frei zu machen.
Sobald der Spieler seine Aktionen aufgebraucht hat, folgt die Vermehrungsphase.
Der W20 wird geworfen. Die geworfene Zahl zeigt das Schollen-Hexfeld an, auf dem sich die Eisbären vermehren, in Abhängigkeit der dort befindlichen Eisbären.
- Alle Kinder werden erwachsene Bären.
- Stehen ein männlicher und ein weiblicher Bär auf dem Feld, vermehren sie sich und erhalten zwei Kinder.
- Achtung: Auf einem Eisfeld finden nur max. drei Bären Platz. Überzählige werden auf benachbarte Hexfelder verschoben. Sollte ein Verschieben nicht möglich sein, ertrinken die überzähligen Tieren und müssen unbedingt mittels Helikopter-Marker gerettet werden. Sind keine Marker mehr vorhanden, endet das Spiel sofort!
Temperaturanstiegsphase:
Der Spieler wirft nun den W6. Die Temperatur steigt um die entsprechende Zahl (Zahlen von 2 bis 5). Erreicht der Temperaturmarker den aktuellen Warn-Marker, schmilzt das entsprechende Hexfeld. Der Temperaturmarker sinkt um 5 Felder in Richtung Kälte. Achtung: Schmelzende Felder können Eisbären beheimaten, die auf benachbarte Felder ausweichen oder ertrinken. Dann wird ein neuer Warnmarker aufgedeckt und das Hexfeld markiert. Es kann zu einer Kettenreaktion kommen, wenn der neu aufgedeckte Warnmarker tiefer oder gleich der aktuellen Temperatur liegt. Dann folgt sofort eine weitere Eisschmelze.
Die Aktionsmarker und Würfel werden an den nächsten Spieler übergeben. Dieser Spieler ist nun am Zug.
Beendet ein Spieler seine Bewegung auf einem Hexfeld mit einer Boje, darf er eine Hilfskarte ziehen und diese abhandeln. So kommen weitere Helikopter ins Spiel, Schiffe werden versetzt usw.
Spielende: Reihum geht das Spiel weiter, bis man entweder die nötigen Datenmarker gesammelt hat oder eben wegen ertrinkender Eisbären oder zu warmen Temperaturen verloren hat.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- niedliches Spielmaterial
- wichtiges Thema unserer Zeit
- kooperative Spielweise
CONTRA
- mitunter recht glücksabhängig ...
- ... dadurch recht schwer zu gewinnen
MEINUNG
Umwelt- bzw. Klimaschutz ist wichtig. Der Schutz der Arten ist wichtig. Eisbären retten ist wichtig. All das steht außer Frage. Nun ist es an den Spielern, gemeinsam die Tiere von den Schollen zu retten und möglichst viele Daten zu sammeln. Es muss gehandelt werden, damit die Tiere nicht aussterben. Die Spieler bewegen ihre Schiff, sammeln Daten und Eisbären ein, bringt letztere zum Hubschrauberlandeplatz und brechen, wenn es ganz hart kommt, mal eine Eisscholle auf, um die Temperatur zu senken. Ähm, hier baut sich für mich (als Laie) ein kleiner thematischer Haken auf. Wenn ich im wahren Leben das Eis zerstöre, um die Temperatur des Planeten zu senken, mag das ja kurzfristig Sinn machen, aber ist das wirklich nachhaltig?! Wissenschaftler mögen das besser wissen.
Der Spielablauf ist rund, die Regeln schnell erlernt, die Entscheidungsmöglichkeiten sind rasch verinnerlicht - insofern alles richtig gemacht. Einzig das Spiel wehrt sich doch recht stark gegen einen Sieg der Spieler. Es vermehrt die Eisbären unkontrolliert (eine Geburtenkontrolle, wer zu was heranwächst, wird in fast jeder Runde gewünscht) und steigert die Temperatur mittels Würfelwurf, der einem so manches mal den Schweiß fast schon spürbar auf die Stirn treibt. Gewinnt man, dann oft nur knapp. Doch allzu oft scheitert man schlicht an einem Mangel an Helikoptern, die zur Eisbären-Rettung gebraucht werden. Vielleicht mag das den einen oder anderen frustrieren, ich selber sehe darin aber eine Herausforderung. So wird das Spiel nicht allzu schnell langweilig, da man jedes Mal aufs Neue zittern muss, ob die Rettung gelingt.
Die Eisbärenfiguren sind gar zu liebenswert. Auch insgesamt ist das Spiel vom Schachtel-Inlay bis zum Regelwerk gut durchdacht. Das macht sich bei den Spielern auch bemerkbar. Gerne wird das Spiel allein wegen des Materials auf den Tisch geholt. Wie immer ist es bei einem kooperativen Spiel aber wichtig darauf zu achten, dass jeder seiner eigenen Entscheidungen treffen kann. Alphaspieler, die den anderen Spielern Spielzüge vorgeben, können unsicheren Spielern helfen, ins Spiel zu kommen. Wer aber alles verstanden hat, wird dann auch selber Verantwortung zeigen wollen.
Fazit: Rettet die Eisbären ist ein gar nicht so leicht zu meisterndes gehobenes Familienspiel (vielleicht sogar schon ein Kennerspiel) mit einem Thema, das heutzutage enorm wichtig erscheint. Rein spielerisch sorgt die stellenweise vorhandene Glücksabhängigkeit für Spannung, allerdings gewinnt oder verliert man das Spiel dadurch gefühlt auch nicht immer aus eigener Kraft. Wer damit klarkommt, der erhält ein sehr schönes Spiel für all die Mitspieler, die kooperative Familienspiele mögen.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 19.01.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Kobold Spieleverlag
Weitere Fotos: Spielkultisten