REZENSION
RAPIDO
- Genre: Würfelspiel
- Jahr: 2022 (Original: 1998 als "Exxtra")
- Verlag: Game Factory
- Autor: Reiner Knizia
- Grafik: Melanie Friedli
- Spieler: 2 bis 6
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 90 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 4/10
21 Stufen zum Glück
In diesem Würfelspiel gilt es, die berühmte Selarón-Treppe in Rio empor zu steigen. Hat das Vorbild in etwa 250 Stufen, sind es im Spiel genau 21, die zum Sieg führen. Gewinnen wirst du jedoch nur, wenn du Mut zum Zocken hast - und das Glück auf deiner Seite ist ...
REGELN
Stellt eure Spielfiguren auf das Startfeld der Treppe. Jeder erhält zudem zwei Würfel in der eigenen Farbe.
Bist du am Zug, wirfst du beide Würfel. Die höhere Augenzahl (maximal 7) stellt die Zehner-Stelle deiner Würfelsumme dar, die kleinere Augenzahl die Einer-Stelle. Ein X im ersten Versuch zählt als 0. Du darfst grundsätzlich so oft würfeln, wie du möchtest (immer beide Würfel!), es sei denn du wirfst ab dem zweiten Versuch ein X. Das ist dann ein Fehlwurf. Für ein X musst du eine Stufe abwärts laufen, für zwei X gleich zwei Stufen - allerdings kannst du nie unter das Startfeld gelangen.
Entscheidest du dich hingegen rechtzeitig, eine Würfelsumme zu platzieren, wählst du eine freie Punkte-Zeile und legst die Würfel dort ab. Je nach gewählter Zeile locken 1 bis 5 Punkte, wenn dein Würfelpaar im nächsten Spielzug noch dort liegt. Beginnst du also deinen Spielzug mit zuvor auf dem Spielplan platzierten Würfeln, läufst du mit deiner Figur entsprechend viele Stufen der Treppe nach oben. Dann nimmst du die Würfel wieder an dich und wirfst sie neu, wieder nach dem zuvor genannten Prinzip.
Wie kann es nun passieren, dass platzierte Würfel am Anfang des nächsten eigenen Zuges nicht mehr auf dem Spielplan liegen? Ganz einfach: Durch die Option des Rauswerfens. Platzierst du eine Würfelsumme, entfernst du alle gegnerischen Würfelpaare mit einer identischen oder kleineren Würfelsumme vom Spielplan; das gilt allerdings nur für die Würfel, die, ausgehend von deinen neu gelegten Würfeln, in einer höheren Zeile platziert wurden, nicht in einer tieferen. So erklärt sich auch der Sinn der 0er-Leiste. Platzierst du dort Würfel, wirst du im nächsten Spielzug keine Punkte dafür erhalten, kannst aber ggf. gleich mehrere Würfelpaare vom Spielplan kicken. Entgegen aller anderen Zeilen, kann die 0er-Leiste auch mehrfach belegt werden.
Erzielst du während des Würfelns einen 1er-, 2er- oder 3er-Pasch, ziehst du deine Figur entsprechend eine, zwei oder drei Stufen nach oben! Ein Pasch gilt als reguläre Summe; d.h. du kannst die Würfel anschließend platzieren - oder neu werfen, sofern du dich traust, denn es lauert ja ab dem zweiten Versuch immer ein Fehlwurf.
Wer als erster die letzte Stufe erklimmt und somit das Ziel erreicht, gewinnt.
2-Spieler-Variante: Im Spiel zu zweit spielt jeder mit zwei Würfelpaaren, aber nur mit einer Figur. Im ersten Spielzug wirfst du also ein Würfelpaar und platzierst es gegebenenfalls. Im nächsten eigenen Spielzug wirfst du dann das zweite Würfelpaar und platzierst es gegebenenfalls. Das eventuelle Rauswerfen bezieht sich beim Platzieren der Würfel dann nie auf dein zweites Würfelpaar, das bereits auf dem Plan liegt, sondern, wie immer, nur auf die gegnerischen Würfel. Liegen zu Beginn deines Zuges beide eigenen Würfelpaare auf dem Spielplan, ziehst du nun so viele Stufen nach oben, wie es der Summe aus den beiden belegten Würfelzeilen entspricht. Anschließend erhältst du beide Würfelpaare zurück und wirfst zunächst wieder ein Paar neu.
GALERIE
Anklicken / Antippen für Komplettansicht
CHECKPOINT
PRO
- pfiffiges Zocker- und Ärgerspiel
- kleine taktische Kniffe
CONTRA
- Spielgefühl hängt von der Spielerzahl ab
MEINUNG
Der neue Name des Spiels ist Programm. Neuer Name? Ja, tatsächlich hat Rapido seinen Ursprung bereits im Jahr 1998, als es unter dem Titel Exxtra erstmals bei Amigo erschien. Fast 25 Jahre später liegt nun also die Neuauflage vor uns - diesmal von Game Factory herausgegeben, in neuer freundlicher Gestaltung.
Rapido ist ein Zockerspiel, ein Wettrennen, bei dem jeder als erster ins Ziel kommen möchte. Wie es bei Würfelspielen ohne mögliche Würfel-Manipulation nun einmal ist, steht natürlich der Glücksfaktor im Vordergrund. Wer in seinem Spielzug nur eine niedrige Summe erzielt, wird keine Chancen haben, die Punkte einer oberen Zeile durchzubringen. Wer hingegen die Höchstsumme von 76 wirft, wird da doch deutlich bessere Chancen haben, die maximalen fünf Stufen laufen zu dürfen.
Dennoch gibt es in dem simplen Spiel auch taktische Kniffe. Oft wird man vor der Frage stehen, ob sich der Mut zum Risiko lohnt. Ist die 5er-Zeile noch frei, kann ich mich mit einer - eigentlich eher durchschnittlichen - 42 vielleicht noch um 4 Punkte bewerben, besonders dann, wenn beispielsweise auch gerade die 3er- und 2er-Zeile belegt ist. Übertrifft mich ein Kontrahent, muss der sich wiederum fragen, ob es ihm die Sache wert ist, sich in die 1er-Zeile zu setzen, um (vielleicht sogar nur mich) vom Plan zu fegen - oder ob er mich gewähren lässt, und lieber selbst die 5 Punkte-Zeile beansprucht.
Die Spielerzahl ist dabei nicht ganz unwichtig, wenn es um das Spielgefühl geht. Die 2-Spieler-Variante ist ein wenig konstruiert, sie funktioniert, aber das Spiel kann recht schnell enden, wenn ein Spieler vom Glück, und der andere vom Pech verfolgt ist. Mit nur drei Spielern werden die unteren Zeilen meist leer bleiben, da fehlt es mir auch einfach noch an Konkurrenz. Je mehr Personen mitspielen, umso größer die Ausnutzung aller Optionen. In Vollbesetzung hingegen kann es wiederholt passieren, dass man keine freie Zeile mehr vorfindet und dann bestenfalls auf der Null die Mitspieler verdrängt, was aber nicht bedeutet, dass die Zeilen weiter oben im nächsten Spielzug noch frei sind ... Da kann es also passieren, dass man auch mit hohen Würfelsummen unverschuldet einfach keine Punkte macht.
Die Regel, dass es für einen 1er-, 2er- oder 3er-Pasch bereits während des Würfelns sofortige Punkte gibt, wirkt zunächst recht beliebig, schließlich ist dieser Bonus ja sogar ausschließlich vom Glück abhängig. Dennoch ist das eine wichtige Spannungskomponente, die es einem ermöglicht, zumindest theoretisch, auch kurz vor Spielende noch Boden gut zu machen, also Stufen zu erklimmen, wenn die Konkurrenz schon fast am Ziel angekommen ist.
Für mich sind 4 (oder 5) Personen die ideale Spielerzahl, was für genügend Konkurrenz sorgt, gleichzeitig aber auch die kleinen taktischen Finessen ausreizt. Wer lieber strategisch spielt, ist bei Rapido falsch; wer hingegen ein schnell zu erlernendes und ebenso rasantes Würfelspiel mit hohem Zockeranteil, einem witzigen Ärgerfaktor und kleinen taktischen Überlegungen sucht, der sollte sich das Spiel auf jeden Fall einmal ansehen. Von mir gibt es für die genannte Zielgruppe insgesamt gute 7 Punkte (plus / minus 1 Punkt, je nach Spielerzahl).
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/d-Itjep_zvc
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 22.11.2022
Bildnachweis:
Coverfoto: Game Factory
Weitere Fotos: Spielkultisten