REZENSION
PALEO
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Hans im Glück
- Autor: Peter Rustemeyer
- Grafik: Dominik Mayer
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 45 - 60 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Initiativlevel: 7/10
Kooperativ durch die Steinzeit
Wir befinden uns in der Zeit der Faustkeile, Steinäxte, Felle und groben Zelte. Fackeln erhellen unsere Nacht, Höhlenmalereien von Mammuts gelten als unsere künstlerischen Zeugnisse. Gemeinsam möchten wir das Leben in der Steinzeit meistern.
REGELN
Der umfangreiche Aufbau umfasst mehrere Schauplätze:
- die Werkbank mit den Ideen
- das Basislagertableau
- die Wildnis-Tafel
- das Nachttableau
- den Marker-Vorrat
- den Friedhof
Vor dem Aufbau einigen sich die Spieler auf die zu verwendenden Module und sortieren die entsprechenden Karten den entsprechenden Stapeln zu. Der Stapel mit den Basiskarten bleibt dabei neben den Spielplänen liegen. Dann werden alle Stapel gemischt und auf die verschiedenen Plätze verteilt.
Ich beschreibe das Spiel hier nur in seinen generellen Grundzügen, Modul-abhängige Details und mehr zu den Missionen und verschiedenen Kartentypen findet ihr dann in der Original-Spielanleitung, die ihr auf der Verlags-Webseite herunterladen könnt [Externer Link].
Vorbereitung: Jeder Spieler zieht zwei Menschen samt deren Sondermaterialien und legt sie offen vor sich. Dann wird der Basiskartenstapel samt den dort hineingeschobenen Modulkarten gemischt und unter allen Spielern gleichmäßig verteilt. Diese Karten bleiben als verdeckte Stapel vor jedem Spieler liegen. Das Spiel beginnt.
Spielablauf: Das Spiel wird in zwei Phasen, Tag und Nacht, gespielt. Dabei gilt es stets, das Volk zu ernähren und vorgegebene Missionen zu erfüllen. Um das zu schaffen, müssen Karten klug ausgewählt und kombiniert werden. Alle spielen zusammen!
Tag:
- Jeder Spieler zieht die obersten drei Karten von seinem Stapel, wählt verdeckt eine der Karten anhand ihrer Rückseite aus und legt die anderen unverändert auf den Stapel zurück. Es empfiehlt sich eine gute Absprache zwischen den Spielern, wer welche Karte wählt.
- Dann decken alle ihre Karte gleichzeitig auf und besprechen die zeitliche Abfolge der abzuarbeitenden Karten und handeln sie ab. Abgehandelte und abgelegte Karten werden dabei auf die Wildnis-Tafel als verdeckter oder offener Stapel platziert. Dabei liefern die Karten bestimmte Fähigkeiten, Ressourcen, Werkzeuge, Nahrung, aber auch negative Ereignisse (Gefahren) können auf uns einprasseln, die uns Schaden zufügen.
Das wird wiederholt, bis entweder keiner mehr Karten im Stapel besitzt oder alle Spieler beschlossen haben, zu passen.
Nacht:
- Alle Menschen der Gruppe (alle Menschenkarten vor den Spielern) müssen mit je einer Nahrung versorgt werden.
- Reicht die Nahrung nicht, erhalten die Spieler für jede fehlende Nahrung einen Totenkopf. ACHTUNG: Bei fünf Totenköpfen verlieren die Spieler sofort.
- Die Missionskarten müssen nun noch erfüllt werden (z.B. der Besitz eines Zeltes usw.). Für nicht erfüllte Missionsziele gibt es je einen Totenkopf.
Die Ablagestapel der Wildnis werden erneut zusammengemischt und wieder an die Spieler als Stapel ausgeteilt. Dann folgt der nächste Tag, die nächste Nacht usw.
Spielende: Die Spieler gewinnen, sobald sie alle fünf Teile der Wandmalerei auf dem Nachttableau platzieren konnten. Sie verlieren, sobald sie fünf Totenköpfe gesammelt haben. Sollte der seltene Fall passieren, dass im letzten Zug beides gleichzeitig eintritt, gewinnen die Spieler trotzdem.
Auszeichnung: Die Fachjury hat Paleo zum Kennerspiel des Jahres 2021 gekürt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- klug ausgeklügelter kooperativer Mechanismus
- toll umgesetztes Thema
- reichlich Spielmaterial
CONTRA
- recht schwer zu gewinnen (kann mitunter zu Frustmomenten führen)
MEINUNG
Die Steinzeit ist hart. Mammuts begleiten uns durchs Spiel und gelten als Nahrungs- und Fellquelle. Allerdings sind die Viecher nicht so einfach totzukriegen. Da hilft nur eins: Die Gruppe muss zusammenarbeiten. Das geht auch tatsächlich über Hilfekarten. Und schon sind wir mitten im Spiel. Ist der umfangreiche Aufbau überwunden, ist das Spiel selbst erst einmal gar nicht so schwer zu verstehen. Karte verdeckt anhand des Hinweises auf deren Rückseite auswählen - in den Bergen kann man sich Steine holen, im Wald Holz, Am Feuer und im Zelt Werkzeuge herstellen. Allerdings wissen wir: In den Bergen können uns Steine auch auf den Kopf fallen und im Wald gibt es andere Gefahren. Und außerdem brauchen wir Nahrung. Denn am Ende der Runde müssen alle unsere Gefolgsmänner (dran denken: wir spielen kooperativ!) futtern, sonst nehmen wir Schaden. Ein fehlendes Fleisch ist schon mal ein Totenkopf. Fünf Totenköpfe bedeuten unser Ende. Und überhaupt, Totenköpfe prasseln auf vielerlei Weise auf uns herein: fehlende Materialien für die Missionsziele, sterbende Gefolgsmänner und -Frauen. Echt mal, das Spiel kann schneller zu Ende sein, als der Aufbau gedauert hat. Jede mangelnde Absprache kann zum vorzeitigen Aus führen.
Hat man das Grundprinzip dann in den leichten Leveln verstanden, lohnt sich der Blick auf die schwereren Module.
Doch was ist es, was mich und andere so sehr an "Paleo" fasziniert? Das fast schon erfahrbare Steinzeit-Thema mit all seinen Gefahren? Der teilnehmende Glücksfaktor, der unverhinderbar mitspielt, aber für Spannung sorgt? Die gut ineinandergreifenden Mechanismen? Der Ehrgeiz, der sich Level für Level entwickelt?
Schnell merkt man: Sinnvoll ist es immer, sich ein wenig zu merken, was sich so im Kartendeck versteckt. Auch das Eingehen von Risiken ist unabdingbar, wenngleich die Gefahren durchaus auch Totenköpfe bedeuten können. Nur besiegte miese Karten verschwinden aus dem Deck. Der wichtigste Hinweis jedoch gilt der Zusammenarbeit. Jeder noch so schlichte Gedanke sollte aufgenommen und in der Gruppe geprüft werden. Was brauchen wir noch? Was muss bedacht werden? Expertenspieler kennen das schon aus "Robinson Crusoe". Auch da war jede Entscheidung spielentscheidend.
Und das Material? Umfangreich, durchdacht, stabil vom Marker bis zur Anleitung. Lediglich das Faltblatt der Übersichtskarte ist wegen des Umfangs sehr groß und unhandlich. Das Spielalter ab 10 Jahren ist angemessen, jedoch sollte am Anfang ein erfahrener Erwachsener mitspielen, da der Aufbau und das Verständnis aller Regeln doch etwas umfangreicher ist. Einmal verstanden, fallen diese Hürden jedoch recht schnell. Die Startmodule bieten da auf jeden Fall einen guten Einstieg.
Fazit: "Paleo" ist ein anspruchsvolles kooperatives Steinzeitspiel mit vielen Gefahren, bangen Hoffnungen und viel Spielspaß. Für mich ist es definitiv eines der besten Spiele des Jahrgangs 2020.
KULTFAKTOR: 9/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 9/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 01.02.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Hans im Glück
Weitere Fotos: Spielkultisten