REZENSION

NOBODY IS PERFECT

  • Genre: Party / Quiz
  • Jahr: 2020 (7. Auflage)
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Bertram Kaes
  • Spieler: 3 bis 10
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: ca. 60 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit

Skurrille Fragen und merkwürdige Begriffe gilt es auch in der aktuellen Auflage dieses Party-Quizspiels erneut zu knacken. Und da meistens niemand sofort die Antwort weiß, muss geschickt improvisiert werden! 

REGELN

Die Vorbereitung ist einfach: Erst einmal den Spielplan und drei farblich getrennten, gemischten Kartenstapel in die Mitte legen, dann Stifte und Zettel bereitlegen. Jetzt eine Farbe wählen und die eigene Figur aufs Startfeld stellen. Der Tippstein der eigenen Farbe bleibt vorerst vor dem jeweiligen Spielern liegen. Dann kann es schon losgehen. 


Es wird reihum gespielt. Immer ein Spieler ist in der gerade laufenden Runde der Spielleiter. Er zieht die oberste Karte von dem farbigen Stapel, der der Feldfarbe der eigenen Figur entspricht. Die Karte wird umgedreht und eine der drei Fragen vorgelesen. Vor der Spielrunde einigen sich die Spieler, welche Zahl (1, 2 oder 3) während des gesamten Spieles vorgelesen wird.


Die Stapel beinhalten dabei unterschiedliche Kategorien. Der Spielleiter liest die Frage vor, dann folgen die Aufgaben.

Bei Rosa (= Begriffe, die es zu definieren gilt) und Blau (= Kuriositäten, nach denen gefragt werden) nehmen die Spieler ihre Zettel und schreiben verdeckt eine mögliche (meist frei erdachte) Antwort auf. Je besser und „authentischer“ die Antwort geschrieben und formuliert wird, desto mehr Punkte kann die Antwort einbringen. Der Spielleiter ist von der Antwort entbunden und dekodiert währenddessen die tatsächliche Antwort unter der Frage mit dem Dekodierer. Dann notiert er diese Antwort auf seinem Zettel. Nach und nach geben alle Spieler ihre Antwortzettel an den Spielleiter, der sie mischt und dann vorliest. Jeder Spieler wählt nun eine Antwort aus, der er für richtig hält und platziert seinen Tippstein entsprechend. Auf eigene Antworten darf NICHT getippt werden. Jetzt folgt die Wertung:

  • Wer die korrekte Antwort aufgeschrieben hat, darf sofort zwei Felder mit der eigenen Figur vorrücken.
  • Für jede Tippscheibe auf einer ausgedachten (falschen) Antwort darf der Urheber seine Figur drei Felder weiter setzen.
  • Mehrfach punkten ist möglich, wenn man selbst auf die richtige Antwort tippt und für die eigene Antwort durch fremde Tippsteine Punkte erhält.


Bei Grün geht es um „Wahr oder unwahr“. Dabei dürfen alle mitspielen, auch der Spielleiter. Die Behauptung wird vorgelesen, und alle entscheiden sich still, ob die These wahr sein könnte. Wer an die Wahrheit glaubt, nimmt seinen Tippstein verdeckt in die Faust. Wer sich dagegen entscheidet, platziert die leere Faust vor sich. Sobald alle getippt haben, wird die Antwort dekodiert. Wer Recht hat, darf seine Figur zwei Felder nach vorn rücken. 


Achtung, folgende Zusatzregeln gelten zum Ausgleich:

  • Sobald alle Punkte der Runde vergeben wurden, dürfen sich die Letztplatzierten freuen. Immer wenn sie in dieser Runde ein Zahlenfeld übersprungen haben, dürfen sie die eigene Figur um entsprechend viele vorwärts ziehen.
  • Gleiche Antworten kommen auf den gleichen Buchstaben und alle erhalten die entsprechenden Punkte.
  • Wer versehentlich die richtige Antwort aufschreibt, erhält keine Punkte, denn es gibt nur eine richtige Antwort: die des Spielleiters.


Das Spiel endet, wenn der erste Spieler das Ziel erreicht hat. Wer am weitesten vorne liegt, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfacher Spielablauf
  • skurrile Fragen und Begriffe
  • immer noch eine schöne Gruppenspielidee, die für Lacher sorgen kann


CONTRA

  • Spielgefühl abgängig von der Spielerzahl und der Gruppe an sich 

MEINUNG

Okay, eine Gruppe mit mindestens vier Spielern zusammentrommeln, bis zu zehn sind möglich, und los geht's. Die 152 Karten beinhalten etwa 450 Fragen und Aufgaben, und die haben es auch in der aktuellen Edition von Nobody is perfect, ein Spiel, das übrigens erstmals bereits im Jahr 1992 erschien, in sich. Allzu oft kommt nach dem Vorlesen einer blauen oder roten Karte die Aussage: „Wer soll denn das wissen?!“ - Ganz klar lautet die Antwort: „Meistens keiner!“ Und wenn doch, muss dieses Wissen gut verborgen werden. Denn nur, wer eine schicke, glaubwürdige und tatsächlich erdachte Antwort niederschreibt, kann Punkte ergattern. Allerdings nur, wenn andere Spieler die eigene Antwort auch auswählen. Wer auf seinem Zettel versehentlich die richtige Antwort notiert, erhält nichts. Es soll eben gesponnenen werden. Und das qualitativ sprachlich hochwertig, sodass es halt möglichst überzeugend klingt.


Dabei stellt sich die Gruppe unter Umständen schon als erste Hürde auf. Nur wenn alle den Spaß mitmachen und spontan genug sind, sich solche Antworten auszudenken, gewinnt das Spiel an Fahrt. Besonders kreative Gruppen mit fantasievollen Antworten kreieren sich hier echten Spielspaß. Dann begeistert das Spiel, vor allem, wenn verbale Schranken fallen und man sich einfach nur noch coole Antworten ausdenkt. Wer dazu nicht in der Lage ist, hat allerdings weniger Spaß an Nobody is perfect. Daran ändert auch die „Letzter“-Regel nur wenig, obwohl diese versucht, den Nachteil auszugleichen. 


Je nach Spielerzahl kann eine Runde, in der jemand theoretisch mehr als 8 Punkte verdienen kann, schnell vorbei sein, zumal man mittels gezielter Einschätzung der notierten Antworten die Punktvergabe auch manipulieren kann, indem man nicht auf die vermeintliche Antwort des Führenden tippt. Das muss als kleiner Kritikpunkt genannt werden. Generell gilt hier: Bloß nicht alles zu ernst nehmen, und sich lieber an den Antworten erfreuen! Je verrückter, desto besser. 


Das Material ist schlicht, bunt, durchaus optisch ansprechend. Die Regeln sind leicht verständlich und gut strukturiert über zwei Seiten der Anleitung verteilt. Eine Erschwernis ist die Lesbarkeit der Antworten im Decoder. Die kleine Schriftgröße sorgt unter dem Rotfilter, vor allem bei nicht optimalen Lichtverhältnissen, für Kummer. Das ist schade und das einzige wirkliche Manko am Material.


Dennoch: Nobody is perfect ist eine gelungene Wiederauflage eines Spiels, das als kommunikatives Party-Quizspiel seinen Reiz noch nicht verloren hat. Der Spielspaß steht und fällt aber ganz klar mit der Kreativität der Spielgruppe.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 12.06.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Ravensburger
Weitere Fotos: Spielkultisten