REZENSION

MY SHELFIE

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Cranio Creations 
  • Autoren: Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan
  • Grafik: Shannon Grosenbacher, Sara Valentino
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht 
  • Taktiklevel: 7/10

Ordnung im Regal

Da haben wir uns also ein neues Möbelstück ins Haus geholt, doch wozu ein Regal, wenn die Fächer leer sind? Das möchten wir in diesem Familienspiel schnell ändern; die Bücher, Spiele, Pflanzen und Katzen warten schon ...

REGELN

Jeder bekommt ein eigenes 3D-Regal sowie einen geheimen Auftrag, der am Spielende bestimmte Fächer des Regals, die mit Plättchen der jeweils vorgegebenen Farbe gefüllt wurden, belohnt. Zudem werden zwei zufällige öffentliche Aufträge ausgelegt, die sich auf bestimmte Plättchen-Formationen im eigenen Regal beziehen. Hier gilt: Wer so einen Auftrag als Erster erfüllt, bekommt mehr Punkte als die nachfolgenden Spieler.

Nun wird der Spielplan vorbereitet, indem er mit zufällig gezogenen Plättchen bestückt wird. Die Illustrationen auf den Plättchen dienen nur der Optik, wichtig ist die Hintergrundfarbe eines Plättchens, und da gibt es im Spiel sechs verschiedene Farben. Spielt ihr nicht in Vollbesetzung, werden einzelne markierte Felder des Plans nicht mit Plättchen belegt.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, nimmt zunächst 1 bis 3 Plättchen vom Spielplan. Bei mehr als einem Plättchen müssen die gewählten Plättchen auf dem Plan in einer geraden Linie aneinander liegen. Zudem muss jedes genommene Plättchen zu Beginn der Auswahl (!) bereits mindestens eine freie Kante besitzen, an der kein weiteres Plättchen anliegt. Man kann also Plättchen nicht durch die Wegnahme anderer Plättchen im selben Zug „befreien“.

Die 1 bis 3 genommenen Plättchen müssen nun in eine Spalte des eigenen Regals geworfen werden. Sie fallen dementsprechend so weit nach unten, wie es möglich ist. Die Reihenfolge kann frei bestimmt werden. Wichtig ist nur, dass die genommenen Plättchen innerhalb eines Spielzuges nicht auf mehrere Spalten aufgeteilt werden dürfen.

Der Spielplan wird mit neuen Plättchen nachgefüllt, wenn nur noch einzelne Plättchen auf der Spielfläche liegen, es also keine miteinander verbundenen Plättchen mehr gibt. 

Öffentliche Aufträge werden immer direkt im Spiel beansprucht, sobald die Bedingung durch einen Spieler erfüllt wurde (z.B. zwei Spalten mit jeweils 6 unterschiedlichen Farben füllen etc.). Die Punkte gibt es in Form der Punkteplättchen, die absteigend sortiert sind. 

Das Spiel endet nach der Runde, in der ein Spieler sein Regal komplett gefüllt hat. Dieser Spieler bekommt einen Bonuspunkt fürs Auslösen des Spielendes. Zu den Punkten, die ggf. über die öffentlichen Aufträge gemacht wurden, kommen nun noch die Punkte des privaten Auftrages hinzu. Zudem werden „Farbgebiete“ (thematisch Sammlungen gleicher Dinge) gewertet, also aneinandergrenzende Regalfächer mit Plättchen der selben Farbe. Für 3 bis 6 zusammenhängende Felder identischer Farbe gibt es Punkte, wobei die Ausbeute umso höher ausfällt, je mehr Felder  zur jeweiligen Sammlung gehören.  

Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfaches und doch taktisches Puzzle- und Legespiel
  • wunderschönes Material


CONTRA 

  • keine allzu große spielerische Innovation
  • Lichtverhältnisse am Tisch können Probleme verursachen

MEINUNG

Wem, wenn nicht Brettspiel-Sammlern, muss ich etwas von der Problematik erzählen, sämtliche Objekte gut in Regalen verstauen zu können ... Schon im Real Life wird die Sortierung oft zum Puzzle. Und genau darum geht es in My Shelfie. Was wir da einräumen, sind Bücher, Spiele, Pokale, Bilder, Pflanzen ... ja, und auch Katzen machen es sich in unseren Regalfächern gemütlich, wobei wir beim Spielen eigentlich nur auf die Hintergrundfarbe der Plättchen achten müssen.

Wenn das Spiel aufgebaut auf dem Tisch steht, erzeugt es auf jeden Fall eine schöne Tischpräsenz. Die Regale mögen da zunächst an einen Klassiker erinnern, den wohl jeder mal gespielt hat: Vier gewinnt. Die Mechanik des Einwerfens ist die selbe, und in der Tat gibt es dann sogar Aufträge, in denen bestimmte Reihen gefüllt werden wollen, allerdings besitzt jeder sein eigenes Regal und puzzelt solitär. Interaktion entsteht über die Wettbewerbs-Aufträge und das Wegschnappen von Plättchen.

Ja, die Plättchen-Auswahl ist natürlich auch vom Glück geprägt. Da kann es immer mal passieren, dass bestimmte Plättchen-Arten nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind, um die eigenen Pläne bis zum Schluss durchzuziehen. So ist dann auch Optimieren angesagt. Nicht immer ist es dabei nötig, einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen, wenn es doch als Alternative viel mehr Punkte für ein 6er-Farbgebiet gibt ...

Das Auswählen der Plättchen und der Regalspalte, verbunden mit der Reihenfolge, in der die Plättchen ins Regal geworfen werden, ist dann aber schon taktisch geprägt - ohne zu überfordern. My Shelfie bleibt ein Familienspiel, das insbesondere auch in der Gruppe der Wenig- und Gelegenheitsspieler Fans findet. Für diese Gruppe ist der Denkanspruch genau richtig. Vielspieler werden My Shelfie dagegen nur als Absacker spielen. Die Varianz ergibt sich aus verschiedenen Aufträgen und eben der zufälligen Plättchen-Auslage, grundsätzlich mache ich natürlich dennoch in jeder Partie das selbe.

Ohne die 3D-Regale, auf einer flachen Spielertafel, hätte es keinen spielerischen Nachteile gegeben. Ja, vielleicht wäre ein flaches Tableau sogar übersichtlicher gewesen, denn My Shelfie kämpft mitunter mit dem Licht am Tisch, insbesondere dann, wenn es draußen nicht mehr taghell ist. Da Lampen gewöhnlich mittig über dem Tisch hängen, kommt der Lichteinfall dann von der falschen Seite. Um alle Farben auf den eingeworfenen Plättchen gut erkennen zu können, braucht jeder Spieler eine Lichtquelle „von hinten“, die das eigene Regal entsprechend ausleuchtet. Ist dieses Hindernis ausgeräumt, kann man über die kleine Fleißarbeit, den Spielplan auch während der Partie zwischendurch mal komplett mit Plättchen bestücken zu müssen, schon hinwegsehen.

My Shelfie erfindet das Genre der Plättchen-Sammel- und Legespiele jetzt nicht neu. Es ist aber dennoch ein sehr sympathischer Vertreter dieser Spielkategorie, was nicht zuletzt dann doch auch an der herzigen Optik des Spielmaterials liegt. Für die genannte Haupt-Zielgruppe gibt es von mir gute 7 Punkte. Das Spiel ist - bis auf die Anleitung - dabei sprachneutral. Die Anleitung gibt es bislang nur in englischer und italienischer Sprache. Eine deutsche Lokalisierung gibt es noch nicht. Da uns Cranio Creations auf der Essener Spielemesse aber an einen bekannten deutschen Verlag verwies, gehen wir mal davon aus, dass das nur eine Frage der Zeit ist, bis eine deutsche Ausgabe im Handel erhältlich sein wird.


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/3LmZxfg_h38

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 15.11.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Cranio Creations
Weitere Fotos: Spielkultisten