REZENSION
MY GOLD MINE
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: KOSMOS
- Autoren: Dr. Hans Joachim Höh, Michael Loth, Christof Schilling
- Grafik: Felix Wermke
- Spieler: 2 bis 6
- Alter: ab 7 Jahren
- Dauer: ca. 25 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Feurig. Spaßig. Gut.
Drache Dragobert bewacht die Goldmine. Als mutige Helden wagen wir uns trotzdem in die Höhle und versuchen, so viele Goldklumpen wie möglich zu sammeln. Dabei denkt jeder nur an sich. Da kann es schon mal passieren, dass man den rettenden Ausgang vor seinen Augen hat, und plötzlich wieder Dragoberts Atem spürt ... und der ist nicht angenehm!
REGELN
Stellt eure Spieler-Marker (Zwerge) auf das mittlere Feld der aus Karten gebildeten Goldmine. Mischt die beiden Kartendecks (Schürfkarten und Exit-Karten) gut durch! Legt die Schürfkarten als offenen Stapel in die Mitte. Gespielt wird reihum.
Wer an der Reihe ist, darf die oberste Karte vom Schürfstapel (die ja sichtbar für alle ausliegt) an sich nehmen. Da gibt es drei Möglichkeiten:
- Es befindet sich ein Goldklumpen darauf. Nimmt der Spieler die Karte, passiert ansonsten nichts.
- Es befindet sich ein Goldklumpen mit einer Laterne darauf. Nimmt der Spieler die Karte, zieht er einen Schritt nach links in Richtung rettenden Ausgang.
- Es befinden sich zwei Goldklumpen darauf. Nimmt der Spieler die Karte, zieht er einen Schritt in Richtung Drache Dragobert. Gefährlich!
Hat der Spieler die Karte genommen, wird nun die nächste Karte sichtbar. Diese ist für den nächsten Spieler in der Spielerreihenfolge bestimmt. Das geht reihum so weiter.
Nun gibt es dummerweise auch noch Drachenkarten im Deck. Wird ein Drache aufgedeckt, so wird Dragobert um ein Feld nach links gezogen. Die Minen-Karte, die dort lag, wird auf die feurige Rückseite gedreht und rechts neben dem Drachen angelegt. So rückt der Drache unseren kleinen Helden also mit jeder Drachenkarte zunehmend auf die Pelle. Sollte der Drache auf ein Feld ziehen, auf dem sich noch ein oder mehrere Zwerge befinden, werden diese aus dem Spiel genommen. Sie nehmen in dieser Runde nicht mehr am Spiel teil.
Um sich in Sicherheit zu bringen, hat der aktive Spieler aber auch stets eine zweite Option. Statt die Schürfkarte zu nehmen, kann er eine Exit-Karte ziehen. Die ermöglicht immer eine Bewegung in Richtung Ausgang - mal einen Schritt weit, mal zwei Schritte, mal dürfen die Positionen von zwei Spielern getauscht werden oder alle Spieler bewegen sich nach links zum Ausgang. Oftmals stehen auch zwei Aktionen zur Auswahl. Ja, es gibt sogar eine Karte, die optional 3 Goldklumpen einbringt, dann allerdings keine Rettungsfunktion bietet.
Sobald ein Spieler ganz links auf der rettenden Leiter ankommt, nimmt er in dieser Runde ebenfalls nicht mehr am Spiel teil. Er ist jedoch in Sicherheit und nimmt an der Wertung teil. Gespielt wird, bis alle Spieler am Ausgang angekommen sind (kommen mehrere Spieler durch eine Exit-Karte gleichzeitig an, werden sie nach Spielerreihenfolge auf der Leiter platziert) oder alternativ auch der letzte Zwerg vom Drachen erwischt wurde. Alle Spieler, die den Ausgang erreicht haben, zählen nun das Gold auf ihren gesammelten Karten. Wer das meiste Gold besitzt, erhält 3 Goldnuggets, der Zweitplatzierte noch 2 Nuggets und der Dritte 1 Nugget.
Nun werden alle Karten neu gemischt, die Mine wieder so vorbereitet, wie es auch beim Spielstart geschehen ist, und dann wird eine zweite Runde auf die gleiche Weise gespielt. Nach einer finalen dritten Runde zählen die Spieler, die zum Ausgang gelangt sind, nun ihr in der letzten Runde gesammeltes Gold auf den Karten und addieren die evtl. verdienten Nuggets hinzu, die sie bei den Wertungen in den Vorrunden verdient haben. Wer nun das meiste Gold besitzt, gewinnt. Bei einem Gleichstand entscheidet dann wieder die aktuelle Position auf der Leiter.
Variante für 2 Spieler: Damit in der Mine mehr Chaos herrscht, können die Duellanten auch mit jeweils zwei Zwergen spielen, mit denen sie jeweils abwechselnd Spielzüge ausführen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- witziges Push-your-Luck-Spiel
- schöner Ärgerfaktor
- taktische Möglichkeiten
- tolles Material, herzige Illustrationen
CONTRA
- bei mehr als 4 Spielern u.U. keine Rettung möglich, wenn das Kartendeck ungünstig gemischt ist
MEINUNG
Meistens sind es die Spiele, die man so gar nicht auf dem Schirm hatte, die sich plötzlich als Überraschungen offenbaren. My Gold Mine ist so ein Spiel. Die kompakte Schachtel (übrigens mit einem praktischen Magnetverschluss versehen, sodass nichts herausfallen kann) wirkt im Spielregal eher unscheinbar, aber, so viel sei schon vorweg genommen: Da steckt viel Spielspaß drin - und qualitativ hochwertiges Spielmaterial: dicke große Karten, Holzmarker und Goldnuggets mit Bling-Bling-Effekt!
Zunächst klingt das Spiel banal. Nimm das, was auf der aufgedeckten Karte zu sehen ist und lege die Karte verdeckt vor dir ab! Auf diese Weise möchte jeder das meiste Gold sammeln. Die nächste Karte trifft dann den nächsten Spieler. Super einfach; das können auch Grundschüler und jüngere Kinder ohne Probleme mitspielen.
Lustig wird‘s, wenn ein Drache aufgedeckt wird. Am Anfang wirkt der drollig illustrierte Kerl noch gar nicht so gefährlich, wenn er losbrutzelt und die Mine mal eben um eine Station verkleinert. Wird direkt der nächste aufgedeckt, kann man schon mal nervös werden. Und wenn man sich direkt im Atem von Dragobert befindet, dann schlägt das Herz definitiv höher. Da wird echt Spannung aufgebaut, und die wird zudem durch die herzigen Illustrationen unterstützt. Fledermaus und Spinne schauen erschrocken, wenn es plötzlich recht heiß um sie wird. Und die schlafende Maus ... nun ja, die schläft im Flammenmeer wohl weiter ... Keine Sorge, das ist alles niedlich gemacht; da gibt es auch mit Kindern keine Tränen am Tisch.
Nun gut, vielleicht gibt's doch mal lange Gesichter, aber aus anderen Gründen. Wer vom Drachen erwischt wird, scheidet aus - nicht gänzlich aus dem Spiel, aber aus dieser Runde. Wenn eure Kids so etwas noch nicht gut vertragen können, sollten sie mit der nächsten Runde getröstet werden. Da läuft es bestimmt besser. Und überhaupt ist My Gold Mine gar kein reines Kinderspiel. Das Spiel funktioniert super in Familien, und zwar generationsübergreifend! Aber nicht nur das! Auch in reinen Erwachsenenrunden ist das kleine Spiel bei uns erstaunlich gut angekommen. Als flotter Absacker mit Spannung und Schadenfreude ist My Gold Mine auf jeden Fall ein echter Tipp für das Ende langer Spieleabende!
Schadenfreude? Ja, die gibt es, und zwar nicht nur, wenn man vom Drachen verbrutzelt wird (was insbesondere ab 5 Spielern theoretisch auch passieren kann, bevor man überhaupt am Zug war. Ganz besonders wichtig ist es daher, den Kartenstapel wirklich gut zu mischen!). Damit My Gold Mine nicht zum reinen Glücksspiel verkommt, gibt es die rettenden Exit-Karten, die gleichermaßen taktisch sind. So kann ich mich im eigenen Zug nicht nur entscheiden, ob ich mich über eine Schürfkarte mit zwei Gold zum Drachen bewege oder mit einem Gold stehen bleibe, ja vielleicht sogar rückwärts laufe, sondern ich könnte eben auch so eine Exit-Karte aufdecken. Die wird mich immer in die rettende Richtung befördern ... aber: Da gibt es oftmals noch kleine fiese Optionen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht als gut bewerten würde.
Warum sollte ich nur einen Schritt nach links machen und nicht gleich zwei, wenn mir zwei Schritte angeboten werden? Ganz einfach! Natürlich retten mich zwei Schritte stärker vor einem Drachenüberfall, aber dann habe ich auch weniger Chancen, Gold zu sammeln. Auch andere Spieler können einen mit Exit-Karten auch gezielt nach links drängen. Und vielleicht ist es für den aktiven Spieler durchaus attraktiv, die Konkurrenz auf die Leiter zu setzen, sie zwar in Sicherheit zu bringen, dafür aber selbst die Möglichkeit zu haben, das Gold alleine zu schürfen, denn darum geht es ja letztlich über die drei Runden. So steckt tatsächlich mehr Taktik in dem kleinen Spiel, als man es vermuten würde!
Wer übrigens im Eifer des Gefechts die Schürfkarten beim Aufnehmen immer wieder ungünstig verschiebt, sodass sich die Gefahr des Drachen schon ankündigt, obwohl das eigentlich noch ein Geheimnis sein sollte, der kann den Stapel auch auf die Rückseite drehen. Dann wird die aktuell für den nächsten Spieler bereitstehende Karte halt immer erst aufgedeckt, wenn ein Spielerzug beendet ist. Das funktioniert auch ohne Probleme und ändert nicht das Spielgefühl.
Ich finde My Gold Mine für das, was es sein will, tatsächlich grandios! Es ist flott gespielt, stets spannend und sorgt für viel Spaß am Tisch. Je mehr mitspielen, umso chaotischer wird es. Wer noch etwas Kontrolle über das Spiel behalten möchte, der spielt am besten zu dritt oder viert. Wer Chaos mag, der kann aber auch zu fünft oder sechst spielen, ohne dass es lange Wartezeiten gibt. Zu fünft oder sechst muss man allerdings damit leben, dass der eigene Einfluss geringer ausfällt. Bei der kurzen Spieldauer ist aber auch das kein wirkliches Problem. My Gold Mine ist ein Fun-Spiel und muss auch bei der Bewertung als solches betrachtet werden. Es kann ganz einfach aus dem Bauch heraus gespielt werden, es können aber auch kleine taktische Entscheidungen getroffen werden.
Für mich sind das insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte im Spiel zu zweit (mit Variante) sowie zu fünft oder sechst - bis hin zu wirklich starken 9 Kultpunkten im Spiel zu dritt oder viert. Definitiv eine kleine Perle, nein, ein funkelndes Goldstück unter den kleinen unkomplizierten Spielen! Auf zum Brutzeln!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/tGoN3j2P2nw
KULTFAKTOR: 8-9/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8-9/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 03.09.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten