REZENSION

MIEZEKATZE

  • Genre: Aktivspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Edition Spielwiese, im Vertieb von Hutter Trade
  • Autoren: Jens Merkl, Ralf zur Linde
  • Grafik: Sonja Müller, Fiore GmbH
  • Personen: 2 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 9/10

Katzeklo, Katzeklo, nur im Beat geht das so!

Katzen erweisen sich als wahre Tausendsassas: In Café del Gatto servieren sie koffeinhaltige Heißgetränke oder brechen in Mlem zu den Tiefen des Weltalls auf. Wenn sie sich nicht gerade in Luft auflösen (kann schon mal passieren, siehe Exploding Kittens), stehen sie Pate für ein irrwitziges Rhythmusspiel. Da wären wir auch schon bei Miezekatze angekommen. Habt ihr den Beat im Blut und merkt euch alle Aktionen, ehe eure neun Katzenleben verbraucht sind? Und los: Mie-ze-kat-ze, Mie-ze-kat-ze, Mie-ze-kat-ze, yeah!

REGELN

Zu Beginn entscheidet ihr euch gemeinsam für einen Schwierigkeitsgrad. Dieser bestimmt, wie viele Karten ihr bewältigen müsst und ggf. welche besonderen Anforderungen für die gewählte Challenge gelten. Jede Runde beginnt damit, dass ihr eine neue Karte vom Nachziehstapel in die Mitte legt, während die vorherigen Karten verdeckt bleiben. Ihr müsst euch merken, welche Aktion mit welcher Karte verbunden ist und trotz aller Hektik im Takt der Musik bleiben, denn der Beat darf niemals ins Stocken geraten. Das klingt aber einfacher als es ist!

Wer die Katzenquietsche in der Hand hält, wird zur Beatzekatze ernannt und gibt im gleichmäßigen Rhythmus den Takt vor, der fortan für euch alle gemeinsam gilt. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn nach dem zweimaligen Ruf „Miezekatze“ stimmt ihr alle gemeinsam in die erste Strophe ein und führt die erste Aufgabe aus. Eine Aufgabe kann beispielsweise lauten, eure beiden Katzenklo-Würfel aufeinander zu klackern und dabei „Miezekatze“ zu rufen. Oder ihr müsst eure Plüschmäuse am Schwanz greifen und mit einer Kreisbewegung durch die Luft schleudern. 

Mit jeder neuen Runde kommen weitere Karten und Aufgaben hinzu, die in der richtigen Reihenfolge absolviert werden müssen – und das, wie schon angesprochen, immer im Takt! Das Spiel fordert von euch also vor allem ein gutes Gedächtnis und eine eingespielte Team-Koordination, wobei sich zu allem Überfluss die Herausforderung mit jeder Runde steigert. Wie in einem musikalischen Refrain wird die komplette Abfolge der laufenden Runde dreimal durchgespielt, bevor eine Runde mit einem vorher vereinbarten Abschluss-Move endet. Ein solcher Move kann zum Beispiel so aussehen, dass ihr eure Finger wie Klauen bewegt, dabei „Miau!“ ruft und dann laut in Jubel ausbrecht. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – und fordert diese geradezu heraus.   

Passiert ein Fehler oder gerät euer Team aus dem Takt, verliert ihr eines eurer neun Leben und müsst die Runde wiederholen. Das Ziel: Alle Runden erfolgreich meistern, bevor eure Leben aufgebraucht sind! 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Katzen gehen immer!
  • liebevoll Ausstattung mit Plüschmäusen und Katzenquietsche
  • auch gut mit Kindern spielbar 
  • frisches Spielerlebnis – herrlich chaotisch
  • Aktionskarten bieten viel Abwechslung


CONTRA

  • die Albernheit ist nicht jedermanns Sache
  • man muss sich auf das Spielerlebnis einlassen

MEINUNG

Miezekatze ist albern bis zum Gehtnichtmehr und könnte bei Außenstehenden eine beträchtliche Verwunderung hervorrufen. Aber gerade diese Albernheiten wurden so dermaßen auf die Spitze getrieben, dass ein famoses Spielerlebnis entsteht! Beim Lesen der Spielanleitung bleibt man anfangs irritiert zurück und fragt sich, ob ein Spiel wirklich von einem verlangt, im gleichmäßigen Rhythmus „Miezekatze“ zu rufen und diesen Ruf mit passgenauen Aktionen zu begleiten: Katzenklo-Chip umdrehen, Kratzbaum-Würfel stapeln, Plüschmaus weiterreichen etc. Und genauso ist es tatsächlich!

Während eurer Choreographie zeigt sich, welche Person aus eurem Team über gute Merkfähigkeiten verfügt, denn wie war noch gleich die Reihenfolge der ausliegenden Challenge-Karten? Zuerst das Luftgitarren-Miau und dann die Weitergabe der Plüschmäuse oder umgekehrt? Müsst ihr nach dem Stapeln der Kratzbaum-Würfel laut fauchen oder „Yeah“ rufen? Damit keine Runde der vorherigen gleicht, haben sich Ralf zur Linde und Jens Merkl 48 Aktionskarten ausgedacht sowie darüber hinaus zwei Blankokarten beigefügt, die Platz für eure eigenen Ideen bieten.

Kreativität und Fantasie sind schließlich auch die zwei großen Stichworte, die eindeutig benötigt werden, um Miezekatze voll zu genießen. Denn ähnlich, wie es Katzen gibt, die um Trockenfutter einen großen Bogen machen, wird auch dieses Rhythmusspiel nicht jedem gleichermaßen gefallen.  Ob ein Brettspiel in einer bestimmten Runde zündet oder nicht, ist seit jeher eine Sache persönlicher Vorlieben – bei Partyspielen noch viel mehr als in anderen Genres. Doch bei Miezekatze gilt diese Binsenweisheit ganz besonders. Sitzt die richtige Besetzung zusammen, entfaltet das Rhythmusspektakel sein ganzes Potenzial und macht richtig Laune. Kann eine Person aus eurem Team mit dieser Art von Spiel nichts anfangen, solltet ihr besser gleich etwas anderes auftischen.

Die Regeln werden durch die sehr gut formulierte Spielanleitung sowie zwei Einführungstutorials erklärt, sodass auch Neulinge schnell ins Spiel finden. So werdet ihr behutsam an die Grundlagen herangeführt, um euch sogleich auf die Challenges zu stürzen oder euch am Highscore-Run zu versuchen, in dem es darauf ankommt, mit den neun zur Verfügung stehenden Katzenleben möglichst viele Aktionskarten zu bewältigen. Die Challenges haben es schließlich teilweise in sich: Wenn Richtungswechsel und Weichenstellungen gefordert sind, ist eure vollste Konzentration gefragt. Doch nach mehreren Versuchen klappt es dann meistens doch, vorausgesetzt, eure Team-Besetzung bleibt für die Dauer einer Partie konstant.

Außergewöhnlich ist dabei nicht nur der Spielablauf, sondern auch das Material. Das punktet gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen sorgen all die Kratzbaumwürfel, Plüschmäuse und Katzenklos-Chips für ein abwechslungsreiches Spielgefühl, zum anderen sind die Bestandteile auch qualitativ sehr hochwertig produziert. Die vier Sortierschachteln ermöglichen ein einfaches (und äußerst ästhetisches) Verstauen des Spielmaterials. Dass sich kleinere Dellen am Schachtelfalz der kleinen Boxen nicht vermeiden lassen, muss man einfach hinnehmen und soll an dieser Stelle keine Kritik sein, sondern sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Miezekatze hat in unseren Runden voll gezündet und macht auch als Familienspiel mit Kindern richtig Laune, sofern sie Teamplayer mit guten Merkfähigkeiten sind, die sich durch nichts aus dem Takt bringen lassen. Eine gewisse Lust auf Albernheit vorausgesetzt, ist Miezekatze ein Spielerlebnis der Extraklasse. Da sich diese überschwängliche Begeisterung aber sicher nicht in jeder Besetzung gleichermaßen einstellt, schwanken meine Kultpunkte diesmal vergleichsweise stark zwischen 7 und 9. Daher mein dringender Tipp: unbedingt darauf einlassen, und ab geht die Katz’!

KULTFAKTOR: 7-9/10*

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

* stark abhängig von der Gruppe

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 02.04.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Edition Spielwiese / Hutter Trade
Weitere Fotos: Spielkultisten