REZENSION

MFG

  • Genre: Partyspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autoren: Stefan Dorra, Ralf zur Linde
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Initiativlevel: 7/10

Deutungshoheit über 3 Buchstaben

 Für welche Bedeutung, bestehend aus drei Wörtern, könnte wohl die Abkürzung WKB stehen? „Wikinger Konsumieren Bier“ vielleicht? Oder doch eher „Wochenende Kommt Bald?“ Wie wäre es alternativ mit „Wurstsalat Kohlrabi Blattspinat“? Bei MFG, dem Partyspiel von Stefan Dorra und Ralf von Linde, gibt es kein Richtig oder Falsch. Stattdessen kommt es einzig darauf an, dass ihr euch am Ende des Spiels noch an eure ausgedachte Abkürzung erinnert, so verrückt sie auch sein mag. NWR, also: Nichts Wie Ran! 

REGELN

Die Person mit dem kürzesten Vornamen darf beginnen und deckt eines von insgesamt 62 Bildplättchen auf. Diese zeigen verschiedene Motive wie Turnschuhe, eine Piratenflagge oder eine Hängematte. Ebenso wird ein Buchstabenplättchen aufgedeckt, wovon sich 18 Stück im Spiel befinden. Das zu Spielbeginn zufällig bestimmte Farbplättchen gibt Aufschluss darüber, welche Zeile oder Spalte vom Buchstabenplättchen anzuwenden ist, d.h. für welche der abgedruckten Abkürzungen ihr euch eine Bedeutung überlegen müsst. Die Regel ermuntert explizit dazu, dass der aktive Spieler gerne andere Vorschläge aus der Gruppe annehmen darf. Er muss sich letztlich nur für eine Bedeutung entscheiden. 

Ein konkretes Beispiel: Wird der Turnschuh aufgedeckt und das Buchstabenplättchen verlangt von euch, die Abkürzung MSI kreativ zu definieren, könnte eure Antwort lauten: „Meine Schuhe Irritieren“. Ein anderer Spieler hat eine bessere Idee und schlägt „Müffeln Sneakers Immer?“ vor. Diese Idee greift ihr auf und legt somit diese Bedeutung passend zum aufgedeckten Motiv fest. Jetzt bloß nicht mehr vergessen!

Das Buchstabenplättchen wird dann umgedreht und das Bildplättchen verdeckt darauf gelegt. Zu guter Letzt kommt noch eines von zwölf Zahlenplättchen –- für jede Runde eines – obendrauf. Diese Plättchen sind für die Auflösungsphase relevant und werden zunächst verdeckt abgelegt, sodass noch nicht klar ist, in welcher Reihenfolge die Begriffe später aufgelöst werden.

Der Kartenstapel wird nun etwas beiseite geschoben, sodass die nächste Runde beginnen kann. Die nächste Person im Uhrzeigersinn kommt an die Reihe und darf nun ebenfalls eine Kombination aus Buchstaben- und Bildplättchen aufdecken und hierfür eine Bedeutung festlegen. Das Spiel endet, wenn zwölf Motive und Abkürzungen ihre Bedeutung erhalten und sich somit zwölf Kartenstapel ergeben haben. 

In der Auflösungsphase werden zunächst alle zwölf oben aufliegenden Zahlenplättchen aufgedeckt. Sie geben jetzt vor, in welcher Reihenfolge die Stapel aufgelöst werden. Beginnend mit Stapel Nr. 1 wird nun lediglich das Bildplättchen aufgedeckt, während das Buchstabenplättchen noch verdeckt bleibt. Wofür stand denn noch gleich das UFO? Die Lösung, die ihr richtig zu erinnern glaubt, tragt ihr in die erste Zeile auf dem Blatt ein, wobei die obere Hälfte als Sichtschutz dient, damit niemand von euch abschreiben kann. So werden nacheinander alle zwölf Begriffe aufgelöst.

Für jeden richtig erratenen Buchstaben an richtiger Position gibt es einen Punkt. Ein vollständig erkanntes Gebilde, bestehend aus drei Buchstaben, ergibt somit 3 Punkte, weshalb es im Spiel maximal 36 Punkte zu ergattern gibt. Die Person mit den meisten Punkten gewinnt, bei Gleichstand teilt ihr euch den Sieg.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • die Spielidee auf den Punkt gebracht
  • kitzelt die Kreativität heraus
  • fördert die Merkfähigkeit


CONTRA

  • nur in der richtigen Gruppe richtig witzig
  • manche Motive schwer zuzuordnen

MEINUNG

MFG ist ein witziges Partyspiel, das in der richtigen Gruppe erstaunlich viel Spaß macht – vorausgesetzt, alle Mitspieler lassen sich darauf ein und bringen im Idealfall ein ähnlich hohes Maß an Kreativität mit. Damit wären wir auch schon beim größten Hindernis angelangt, das aber generell für Spiele dieser Art gilt. Ob man Spaß damit hat oder nicht, bestimmt bekanntlich überwiegend die Zusammensetzung eurer Mitspieler. Sind Personen dabei, denen es sichtlich gefällt, sich irrwitzige Bedeutungen für vorgegebene Abkürzungen zu überlegen, könnt ihr euch auf eine lustige halbe Stunde freuen. 


Das Ausdenken der Definitionen erweist sich dabei als kniffliger als gedacht, oder würde euch auf die Schnelle eine halbwegs sinnvolle Bedeutung für die Abkürzung WIL einfallen, wenn es um einen Rettungsring geht? Klar gibt es Gruppen, in denen blitzschnell der Vorschlag „Wasser Ist Lebensgefährlich“ aufkommt, aber ist diese geistige Auffassungsgabe nicht so ausgeprägt vorhanden, können sich die Runden schon mal ordentlich hinziehen. Positiver Nebenaspekt: Alle sind gleichermaßen gefordert, denn die Regel ruft explizit dazu auf, dass der aktive Spieler zwar die Bedeutung festlegen muss, aber die Mitspieler ihre Ideen dennoch lautstark einbringen dürfen. Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass schon mindestens ein „Kreativling“ dabei sein sollte, damit in den zwölf Runden ein gewisser Spielfluss aufkommt und auch der Witz an der ganzen Sache nicht zu kurz kommt. 


Später dann, wenn es an die Auflösung geht, bleibt die spannende Frage: Wer schafft es, möglichst viele der zwölf Begriffe den vorher definierten Abkürzungen zuzuordnen? Das kann in vielen Fällen sogar übrigens erstaunlich fehlerfrei gelingen. Wer auf der Welle des Gehirnjogging-Hypes vor einigen Jahren gelernt hat, seine Merkgegenstände mit Emotionen und konkreten Alltagssituationen anzureichern, wie es Gehirnforscher empfehlen, hat durchaus das Potenzial für ein gutes bis sehr gutes Ergebnis, denn es macht eben doch einen Unterschied, ob man sich die Abkürzungen krampfhaft einprägt oder ob man sich lebendige Geschichten dazu ausdenkt, die mühelos in das Erinnerungsvermögen einzahlen. Falls jemand darin ein bisschen geübt ist, kommt es nicht selten vor, die maximale Punktezahl von 36 Punkten herauszuholen. Ein Beweis, dass die Merkfähigkeit eben doch ausgeprägter ist, als anfänglich angenommen. 


Knapp 14 Jahre nach Eselsbrücke desselben Autorenduos (damals mussten nach einem ähnlichen Prinzip kleine Geschichten erfunden werden) hat uns MFG in unterschiedlichen Besetzungen mal mehr, mal weniger gut gefallen. Der Spaßfaktor kann je nach Gruppengefüge nämlich recht deutlich schwanken, insbesondere dann, wenn beim ersten Part wenig Bereitschaft für geistige Ergüsse vorhanden ist. Vielleicht sollte dann doch besser etwas anderes auf den Tisch kommen. Deshalb bewegt sich mein Kultfaktor zwischen 6 und 7 Punkten, gemessen an der Kreativitätsfreudigkeit eurer Mitspieler. 

KULTFAKTOR: 6-7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 06.11.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten