REZENSION
LUMINOS
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Schmidt Spiele
- Autorin: Kirsten Hiese
- Grafik: Lukas Siegmon
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 6/10
Sonne, Mond und Sterne
Himmelsbeobachter werden frohlocken: Im Legespiel Luminos dreht sich alles um die Gestirne am Himmelszelt. Wer fügt die Plättchen am cleversten zusammen? Sobald sich ein Quadrat gebildet hat, kommt es zur Wertung. Doch Achtung: Punkte bringt nur dasjenige Symbol ein, das im soeben geformten Viereck am seltensten vertreten ist!
REGELN
Jeder erhält ein Startplättchen, das – ebenso wie die Plättchen, die sich im Beutel befinden – verschiedene Konstellationen mit Sonnen, Monden und Sternen zeigen. Außerdem gibt es drei kleine Extramarker, für jedes Gestirn einen. Wer zuletzt eine Sternschnuppe gesehen hat, beginnt, nimmt sich das Fernrohr und weist sich somit als Startspieler aus.
Der Startspieler zieht so viele Plättchen aus dem Säckchen, wie Personen teilnehmen, und legt sie offen auf dem Tisch aus. Gespielt wird dann reihum. Wer an der Reihe ist, entscheidet sich entweder für eines der ausliegenden Plättchen oder zieht ein zufälliges Plättchen aus dem Beutel und legt es anschließend in beiden Fällen an. Beim Anlegen muss das Plättchen entweder horizontal oder vertikal an das bestehende Plättchengebilde anknüpfen.
Sobald sich im Spielverlauf ein Quadrat mit vier Plättchen ergeben hat, kommt es zur Wertung. Dann wird kontrolliert, welches Symbol (Sonne, Mond, Stern) am seltensten in diesem soeben entstandenen Quadrat vertreten ist. Die jeweilige Anzahl wird dann auf dem Wertungsblatt eingetragen, bei Gleichstand können das auch mehrere Symbole sein. Dabei kann es auch vorkommen, dass mehrere Wertungen gleichzeitig ausgelöst werden, die dann in beliebiger Reihenfolge abgezählt und auf dem Wertungsblock festgehalten werden. Die Extramarker können optional auf soeben angelegte Plättchen gelegt werden. Sie werden genauso gewertet, als wären es reguläre Symbole auf den Plättchen.
Das Spiel endet, wenn die letzte Reihe (entsprechend der jeweiligen Spielerzahl) auf dem Wertungsblatt erreicht wurde. Die aktuelle Runde wird dann nur noch zu Ende gespielt. Gewertet werden ausschließlich diejenigen Zeilen, die vollständig mit Punktezahlen für Sonne, Mond und Stern ausgefüllt sind.
In der Endabrechnung gibt es jeweils 3 Bonuspunkte für jeden nicht eingesetzten Extramarker sowie 6 Punkte für alle Personen, die auf dem Wertungsblatt die Ziellinie erreicht haben.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- bringt neue Kniffe ins abstrakte Legespiel-Genre
- Wertungsblock bringt Wettlaufcharakter ins Spiel
- einfache Regeln, dennoch mit Tiefgang
CONTRA
- kann schon mal in Grübelei ausarten, wenn man alle Möglichkeiten durchrechnet
- die Genrekollegen sind schlicht noch besser
MEINUNG
Frameworks und Nova Luna gehören für mich schon zu den modernen Klassikern in unserem Familienspieleregal und kommen immer wieder gern auf den Tisch. Trotz ihrer Abstraktheit erzeugen sie ein faszinierendes Spielgefühl, weil jeder einzelne Zug teils erhebliche Auswirkungen auf das große Ganze hat. So war letztlich auch die Neugier auf Luminos sehr groß. Die Regeln könnten simpler kaum sein: Eines der ausliegenden Plättchen auswählen und an das eigene Gebilde anlegen. Wie von anderen Legespielen gewohnt, darf man nur vertikal oder horizontal angrenzend anlegen. Dabei sollte dringend das Wertungsschema beachtet werden. Das nämlich besagt, dass eine Wertung erst dann erfolgt, wenn sich durch das Einfügen eines neuen Plättchens ein Quadrat, also ein Gebilde aus vier einzelnen Plättchen, ergeben hat.
Dies zu verinnerlichen und dabei die Regel zu beachten, dass ausgerechnet das am wenigsten vorhandene Symbol gewertet wird, verlangt zunächst ein gewisses Umdenken. Schließlich wurden wir über all die Jahre eher so konditioniert, dass es eigentlich umgekehrt sein müsste. Man gewöhnt sich aber schnell daran. Dennoch ertappt man sich selbst nach mehreren Partien noch immer dabei, jede erdenkliche Konstellation auf ihre jeweilige Punktzahl hin zu untersuchen, was natürlich auch absolut legitim ist. Doch die damit verbundene Downtime kann den Spielfluss in größerer Besetzung merklich ausbremsen, weshalb Luminos gerade als 2-Personen-Titel am besten funktioniert.
Wer seine Strategie beim Plättchen-Anlegen nur auf ein einzelnes Symbol hin ausrichtet, wird kaum nennenswerte Punktezahlen erreichen. Es kommt vielmehr darauf an, Quadrate zu bilden, deren Plättchen zwei oder besser drei Gestirne – im besten Fall in gleichmäßiger Verteilung – beinhalten. Da kommt es äußerst gelegen, dass man mit den Extramarkern geschickt nachhelfen kann. Wem also für das große Punkteglück beispielsweise nur noch ein Sonnensymbol fehlt, der sollte den Einsatz des entsprechenden Extramarkers in Erwägung ziehen und besser auf die 3 Bonuspunkte für jeden am Spielende nicht eingesetzten Marker verzichten.
Doch es reicht nicht, den Blick lediglich auf die punkteträchtigsten Quadrate zu richten. Da am Spielende nur die Zeilen auf dem Wertungsblatt gewertet werden, in denen bei jedem Symbol eine Punktzahl eingetragen ist, sollten die Plättchen auch nach diesem Gesichtspunkt hin ausgewählt werden. Gegebenenfalls lohnt es sich, erneut ins Säckchen zu greifen, was nicht selten mehr Erfolg verspricht, als auf die vorhandene Auswahl zurückzugreifen.
Wer sich bei alledem zu viel Zeit lässt und das Wertungsblatt nur langsam füllt, dem eilen die Mitspieler schnell davon und sichern sich am Spielende die äußerst lukrativen Zusatzpunkte für das Erreichen der Ziellinie. Man merkt an dieser Stelle: Luminos setzt auf simple Regeln, ist aber trotzdem ganz schön tricky!
Etwas langatmig kann Luminos, wie schon erwähnt, in Runden sein, in denen die Mitspieler jede erdenkliche Möglichkeit, wie man ein Plättchen anlegen kann, im Kopf durchrechnen. Solche Momente würde ich als größtes Manko ansehen. Luminos ist ein dennoch schönes Legespiel mit nicht zu unterschätzendem Anspruch. Der Zwang, möglichst schnell zu punkten, passt gut zum Wertungskniff, bei dem nur die am wenigsten vorhandenen Symbole zählen. So kommt durchaus ein Wettlaufcharakter auf. Der eingängige Spielablauf sowie die gute Ausstattung mit dem edlen schwarzen Stoffbeutel und den dicken Plättchen bringt dem Spiel gute 7 Kultpunkte ein, jedoch ohne für mich das herausragende Niveau der Genrekollegen Nova Luna oder Framework – die übrigens beide ebenfalls von Lukas Siegmon illustriert wurden – zu erreichen.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
CHRISTOPH
Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer
Eine Rezension vom 30.06.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten