REZENSION

LOOT

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Skellig Games
  • Autor: Ralf & Roy zur Linde
  • Grafik: Michael Menzel, Christian Opperer
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 5/10

Essen im Oktober

Na, an was denkt ihr als erstes, wenn ihr Essen im Oktober hört? An kulinarische Genüsse? Sorry, aber dann seid ihr keine Spiele-Geeks! Die richtige Antwort lautet natürlich: Spielemesse! Und im Spiel zur Essener Messe macht sich nun Maskottchen Meeps auf in die Hallen, um möglichst viele Stände zu besuchen - wenn die Würfel mitspielen ...

REGELN

Jeder erhält ein Blatt vom Block sowie einen Stift. Stellt eure Meeps-Figur auf ein beliebiges Randfeld des Rasters, das aus farbigen Feldern (unterlegt mit Messe-typischen Symbolen) und Meeps-Köpfen besteht. Werft die drei Würfel und legt sie auf die Würfel-Ablage. Das Feld mit dem Ausrufezeichen bestimmt den aktiven Würfel, die beiden anderen Würfel zeigen schon einmal an, welche Zahlen als nächstes aktiv werden. Wurde der aktive Würfel abgehandelt, werden die beiden verbliebenen um eine Position weitergeschoben, sodass der bisher zweite Würfel danach zum aktiven Würfel wird. Der abgehandelte Würfel wird neu geworfen und sortiert sich dann erst einmal wieder auf Position 3 der Würfelablage ein.

Alle spielen gleichzeitig. Nehmen wir einmal an, der aktive Würfel zeigt eine 5, dann zieht jeder vom Feld, auf dem die eigene Figur steht, in gerader Linie (waagrecht oder senkrecht, ohne abzuknicken) exakt 5 Felder weiter und markiert das erreicht Feld mit einem Schrägstrich. Später darf ein bereits mit einem Strich markiertes Feld erneut besucht werden, in diesem Fall wird ein zweiter Strich hinzugefügt, der aus dem Schrägstrich ein Kreuz macht. Ein drittes Mal darf nicht auf so ein Feld gezogen werden.

Sollte keine gültige Bewegung möglich sein, wird die Figur auf ein beliebiges freies Feld (ohne Markierung) gestellt. Im nächsten Spielzug kann sie ihre Bewegung dann von dort fortsetzen. 

Ziel ist es, die Messestände (in vier verschiedenen Farben und in den Größen von 1 bis 4 Feldern) zu besuchen. Wurden alle Felder eines Standes zumindest mit einem Schrägstrich markiert, gilt dieser Stand als besucht. Im Wertungsbereich wird die entsprechende Standgröße in der entsprechenden Farbspalte markiert. Dafür gibt es dann Punkte in der Größe des Standes. Wurden im Wertungsbereich bestimmte Kombinationen markiert, werden Zusatzpunkte oder auch Fähigkeiten, die jeweils einmal nutzbar sind, freigeschaltet. 

Der aktive Würfel kann durch freigeschaltete Fähigkeiten verändert werden:

  • Der Plus-Minus-1-Joker verringert oder erhöht den Würfelwert um 1.
  • Der Wand-Joker erlaubt eine Bewegung durch die Wand, also die Begrenzung der Messehalle (= des Rasters). In diesem Fall kann die Bewegung auf der gegenüberliegenden Seite der Halle fortgesetzt werden.


Wird eine Bewegung auf einem Meeps-Symbol beendet, gibt es dafür einen Schritt auf der Meeps-Leiste. Auch hier werden Punkte und Fähigkeiten freigespielt. 

Wer eine komplette Reihe oder Spalte im Raster (mindestens mit Schrägstrichen) markiert hat, erhält jeweils 3 Bonuspunkte.

Die Punkte, die in einem Spielzug gesammelt wurden, werden immer in das nächste freie Punktefeld geschrieben. Addiert die Punkte dabei direkt mit zuvor erhaltenen Punkten auf, sodass ihr stets euren Gesamtpunktestand ablesen könnt. 

Sobald jemand das Zielfeld auf der Punkteleiste erreicht, endet das Spiel. Wer das Ziel als erstes erreicht hat, erhält zudem 3 Bonuspunkte. Wer nun insgesamt die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • taktische Vorausplanung der Wege
  • alle spielen gleichzeitig
  • Souvenir-Charakter


CONTRA

  • wenig bis keine Freiräume bei wiederholt hohen Würfelzahlen  
  • überdimensionierte Schachtel
  • Thema wirkt aufgesetzt

MEINUNG

Als Meeps im Jahr 2023 erstmals als neues Maskottchen der Essener Spielemesse präsentiert wurde, konnte man eigentlich schon erahnen, dass die von Michael Menzel herzig illustrierte Katze recht schnell auf verschiedene Weise auch zuhause bei ihren Fans einziehen wird. So gab es im Jahr 2024 dann schon entsprechende Merchandise-Artikel wie das Plüschtier für die Kids, und eben auch das vorliegende Spiel, quasi das Spiel zur Messe. Entschlossen stapft uns der Stubentiger da mit einer Eintrittskarte entgegen; als Geek und Katzenfreund werde ich natürlich direkt neugierig.

Beim Öffnen der Schachtel fällt mir zunächst einmal auf, dass die Box echt überdimensioniert ist für vier Bleistifte, vier kleine (unbedruckte) Figuren, die wohl Meeps darstellen sollen, drei übliche W6-Würfel und einen Block mit Spielzetteln. Andere Roll-and-Write-Spiele kommen da mit einer kleineren Schachtel aus, aber okay, so macht das Cover natürlich im Fan-Regal mehr her. Dass der Spielekarton auf seiner Rückseite dann während des Spiels als Würfelablage dienen soll, ist eine pragmatische Lösung. Gewünscht hätte ich mir da schon noch ein kleines Zusatztableau, was die Kosten sicher nicht exorbitant in die Höhe getrieben hätte.

Thematisch soll das abstrakte Farbraster, aufgelockert mit ein paar Meeps-Köpfen, dann also die Messehalle darstellen, deren Stände wir besuchen - okay, dafür braucht es Fantasie. Man könnte auch sagen: Das Thema ist wirklich komplett aufgesetzt, denn Loot hätte auch jedes andere Thema oder gar keines haben können, um ebenso zu funktionieren. Spielerisch geht es dann einfach darum, Farbgebiete durch Ansteuern der Felder abzuschließen bzw. Boni über gefüllte Reihen und Spalten freizuspielen, ebenso über die Meeps-Symbole.

Messe-Feeling kommt dabei jetzt nicht auf, naja, zumindest nur am Rande. Als Geek plant man natürlich schon auch seine Wege durch die Hallen, da wird man allerdings auch nicht von Würfeln gelenkt. So wird der Besuch der Stände im Spiel dann doch eher zu einem etwas unkoordiniert aussehenden Unterfangen, wenn Meeps kreuz und quer über die Spielfläche läuft. Und doch ist der planerische Aspekt dabei nicht zu unterschätzen: Es gibt eben nicht nur den einen Würfel, der die aktuelle Bewegung bestimmt, sondern auch immer gleich die nächsten zwei als Vorschau auf der Ablage. Und da kann dann schon gegrübelt werden, in welche Richtung ich meine Figur ziehe, da ich ja die nächsten Bewegungsschritte dann sinnvoll anschließen sollte.

Gerade anfangs kann es durchaus attraktiv sein, einen Würfel nicht nutzen zu können. Dann nämlich darf ich mich für den nächsten Würfel in eine gute Position bringen. Später ist das aber eher hinderlich, da ich in so einem Spielzug natürlich keine Punkte sammele und mir später auch die freien Felder ausgehen. Ja, es kann dann auch mal sinnvoll sein, einen Stand doppelt zu besuchen, auch wenn mir dies ebenfalls keine Punkte bringt, einfach, um dann den nächsten oder übernächsten Würfel sinnvoll nutzen zu können.

Das Erspielen der Punkte und Boni muss immer gut notiert werden. Ich hätte mir einen separaten Bereich für freigespielte Joker gewünscht, um sie noch klarer vor Augen zu haben. Auch die Methode, wie Punkte notiert werden, ist bisweilen ein wenig umständlich, da ich zunächst im Kopf alle Punkte, die ich vielleicht auch über Reihen-/ Spalten oder Wertungsboni in meinem Zug erhalte, zusammenzählen und sie dann zu den bisherigen hinzuaddieren muss. Dennoch macht das Sinn, da die Anzahl der Wertungen das Spielende triggert. Loot ist damit auch so etwas wie ein Wettrennen.

Bei all dem ist der Glücksfaktor beim Würfeln jedoch auch nicht von der Hand zu weisen. Loot macht mir, obwohl die Aufgabe eben eine komplett abstakte ist, durchaus Spaß, denn ich mag es, Wege geschickt zu planen. Diese Planung funktioniert aber nur dann wirklich gut, wenn eher kleinere Würfelzahlen fallen. Ja, man kann sich später mit den Fähigkeiten zumindest kurzfristig aus misslichen Lagen befreien, aber diese Fähigkeiten sind endlich. Fallen wiederholt hohe Würfelzahlen, kann mich das Spiel in Bahnen lenken, die ich gar nicht mehr wirklich beeinflussen kann. Ob der Würfel wirklich eine 6 gebraucht hätte, ist dann so eine Frage. Mit einer 6 komme ich halt nur von Rand zu Rand, und wenn da häufiger Sechsen fallen, kann das meine Pläne negativ beeinflussen, da ich dann gar keine wirklichen Entscheidungsfreiheiten besitze.

Loot ist für mich dann insgesamt so ein Spiel, das diverse Schwankungen beim empfundenen Spielspaß verursacht. Wenn die Würfel einigermaßen gut fallen, dann fordert es mich heraus, die Wege gut zu planen, um meinen Highscore nach oben zu schrauben. Wenn die Würfel blöd fallen, kann es allerdings auch Momente geben, die ein wenig frustrierend wirken. Passiert das dann öfter, ist so eine Partie weniger reizvoll, als wenn das Spiel sein Potenzial ausreizt. Klar, generell muss man eh schon an solchen abstrakten Optimierungsaufgaben Spaß haben.

Loot lädt mehr zum Grübeln ein, als ich es mir von einem (Merchandise-)Spiel zur Messe gewünscht hätte. Meeps spricht als Maskottchen eben auch besonders Kinder an, und Loot ist im Grunde kein Spiel, an dem Kinder, nach meinen Erfahrungen, ohne Einschränkungen Spaß haben. Ich hätte mir da eine noch stärkere Einbindung der Thematik und etwas mehr Lockerheit gewünscht. So ist Loot ein Roll-and-Write-Spiel, bei dem ich eben taktisch Gebiete mit Markierungen fülle und dafür immer die Würfel antizipiere, die auf der Ablage liegen. Ich hatte da Partien, in denen ich sofort gute 7 Kultpunkte verteilt hätte, und dann gab es Partien, die auch unter den Durchschnitt fielen. Von daher sind 6 Kultpunkte eine Mischwertung aus beiden Erfahrungen. Der Souvenir-Bonus bleibt dem Spiel dank Meeps dabei so oder so erhalten. 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 6-7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 09.12.2024

Bildnachweis:
Coverfoto: Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten