REZENSION
LEBEN IN RETERRA
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Hasbro
- Autoren: Ken Gruhl, Eric M. Lang
- Grafik: Hugo Cuellar
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 35 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Die Vergangenheit ist jetzt!
Die Welt hat sich in vielen hunderten Jahren verändert. Alles, was wir aus der Gegenwart kennen, sind jetzt Relikte der Vergangenheit. Nun liegt es an uns, eine neue Gemeinschaft aufzubauen - aus Landschaften, Bewohnern und Gebäuden.
REGELN
Das Spiel enthält drei vorbereitete Themen-Sets (Soziales, Wirtschaft und Freizeit), jeweils mit eigenen Polyomino-Plättchen in fünffacher Gestaltung und fünf doppelseitig bedruckten Gebäudekarten). Für das erste Spiel wird Set 1 (Soziales) empfohlen, in Kombination mit der violetten Seite der Karten. In späteren Partien könnt ihr die Karten auch beliebig drehen, andere Sets verwenden oder sogar die Sets nach euren Wünschen kombinieren.
Legt die Plättchen des gewählten Sets und ihre passenden Karten auf den Spielplan; spielt ihr nicht in Vollbesetzung, bleiben Felder frei.
Mischt die Startplättchen und teilt jeder Person ein zufälliges Plättchen aus. Mischt die Landplättchen und bildet daraus Nachziehstapel. Jeder erhält drei zufällige Landplättchen, die geheim gehalten werden. Deckt fünf weitere Landplättchen als allgemeines Angebot auf.
Die Landplättchen (und auch das Startplättchen) sind unterteilt in vier Quadrate, die jeweils eine von fünf Landschaften zeigen. Hinzu kommen teilweise Symbole: Relikte (Smartphone, Buch, Kompass und Batterie, später noch ergänzt durch den Fußball über Reliktmarker, die über Gebäude ins Spiel kommen) sowie Zahnräder.
Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, nimmst du dir ein Landplättchen aus dem Angebot oder eines deiner geheimen Plättchen von der Hand und legst es in deine persönliche Auslage. Dabei muss ein neues Landplättchen immer Kante an Kante an ein bereits liegendes Plättchen (im ersten Zug an dein Startplättchen) angelegt werden, die Ausrichtung ist beliebig. Landschaften müssen sich nicht sinnvoll ergänzen, wobei es dennoch hilfreich sein kann, zusammenhängende Segmente des selben Terrains zu erschaffen.
Zeigt das gelegte Plättchen ein Zahnrad (oder auch mehrere), musst du dich entscheiden, ob du sofort 1 Bewohner-Figur auf ein Zahnrad dieses Plättchen stellst oder ob du 1 Gebäude errichtest, das dann jedoch komplett mit Zahnrädern des selben Terrains unterfüttert sein muss, heißt: Um ein Fundament für ein Gebäude zu erschaffen, braucht es ggf. mehrere aneinandergefügte Plättchen mit Zahnrädern auf dem selben Untergrund. Somit kann es auch sinnvoll sein, auf das Platzieren eines Bewohners zu verzichten, denn Gebäude dürfen nur auf leeren Zahnrädern platziert werden. Sobald du ein Gebäude platziert hast, gilt ab der nächsten Runde die Funktion des Gebäudes, die über die ausliegende Gebäudekarte bestimmt wird. Die Gebäude haben eine Größe von zwei bis vier Feldern.
Die Gebäude liefern Punkte am Spielende, teilweise, je nach den ausliegenden Gebäudekarten, zusätzliche Punkte für vorgegebene Voraussetzungen, teilweise auch über Vorteile im Spiel, wie z.B. das zusätzliche Platzieren von Bewohnern, oder ein Ärgerelement, bei dem ein Müll-Marker auf ein Relikt eines Nachbarn gelegt werden darf, was diesem am Spielende Punkte kostet. Du kannst mehrere Gebäude desselben Typs bauen. Die Funktionen der Gebäude addieren sich dann.
Am Ende des eigenen Zuges wird die Plättchen-Auslage wieder auf fünf ergänzt. Wurde ein Plättchen von der Hand gespielt, wird kein neues Plättchen nachgezogen. Jeder besitzt im gesamten Spiel nur die anfänglichen drei Plättchen, alle weiteren Plättchen müssen aus dem allgemeinen Angebot gespielt werden.
Das Spiel endet, sobald jeder ein 4x4-Raster aus Landplättchen gelegt hat. Dann folgt die Schlusswertung. Dazu betrachtet jeder seine Auslage:
- Jedes Segment aus mindestens 7 zusammenhängenden Feldern des selben Terrains bringt 3 Punkte.
- Jedes Landplättchen mit einer Energiequelle (große Illustration, von Wasser umgeben), das an allen vier Kanten von Landplättchen umschlossen ist, bringt 8 Punkte.
- Jeder Bewohner bringt 1 Punkt.
- Jedes sichtbare Relikt (auf Plättchen bzw. Markern) bringt 1 Punkt. Von Müllmarkern verdeckte Relikte bringen keine Punkte.
- Jeder Müllmarker bringt 1 Minuspunkt.
- Gebäude bringen Punkte entsprechend der Gebäudekarte und ihrer Funktion.
Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt. Bei einem Gleichstand gewinnt, wer mehr Gebäude errichtet hat.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfache Regeln
- modulare Gestaltung
- viel Variabilität
- hochwertige Aufbewahrungsboxen
CONTRA
- ähnelt anderen Legespielen
- Anleitung und Kartentexte hinterlassen teilweise Fragen
MEINUNG
Wieder einmal reisen wir thematisch in die Zukunft, um eine neue Welt zu erschaffen. Die ähnelt mit ihren Relikten und Gebäuden dann aber durchaus unserer heutigen, was auch für den Vergleich mit anderen Legespielen gilt, denn Leben in Reterra wirkt wie ein guter Bekannter. Legespiele, bei denen zusammenhängende Landschaften entstehen, kennen wir doch einige, Kingdomino ist da beispielsweise auch optisch sehr nah dran. Gewohnte Kost, möchte man sagen, und das erleichtert den Einsteig ins Spiel, das sich vornehmlich an Familienspieler richtet. Die Regeln sind simpel, das Spiel ist fix erklärt und eignet sich somit auch perfekt für Gelegenheitsspieler; Experten werden Reterra als zu seicht empfinden, zumal die Spieldauer auch knackig kurz ist.
Dennoch besitzt Leben in Reterra einen eigenen Kniff, der in den Zahnrädern zu finden ist. Ein gelegtes Zahnrad mit einem Bewohner besiedeln, ist ein schneller Punkt, aber so ein Bewohner verschwindet dann auch nicht wieder vom Plättchen, wenn man später merkt, dass hier ein punkteträchtigeres Gebäude besser aufgehoben gewesen wäre. Beim Gebäudebau muss ich erst die Voraussetzungen erschaffen, indem ich Fundamente aus Zahnrädern gleichen Terrains aneinander lege. Das ist gar nicht immer so einfach, wie es aussieht, da ich ja auch abhängig vom Plättchenangebot bin. Schön sind da die drei geheimen Plättchen, die jeder auf der Hand besitzt. Mit ihnen kann man schon vorab zukünftige Bauvorhaben planen, ohne die Mitspieler an den eigenen Plänen teilhaben lassen zu müssen.
Die Gebäude sind dann auch das Herzstück des Spiels, denn mit ihnen kommen teils asymmetrische Veränderungen in eine Partie. Je nachdem, auf welche Gebäude ich setze, liefern sie mir zusätzliche Punkte über Vorteile oder vorgegebene Voraussetzungen. Die Ärger-Gebäude, bei denen ich Müll in der Auslage der Konkurrenz hinterlasse, hätte ich nicht benötigt, aber da kommt ein weiterer großer Vorteil des Spiels zum Tragen: Das Spiel ist modular aufgebaut, und ich kann die Plättchen und ihre Funktionen in weiteren Partien immer wieder neu zusammenstellen und kombinieren. Dadurch entsteht eine sehr schöne Varianz, die Reterra doch ein eigenes Gesicht gibt.
Schade ist die Tatsache, dass die redaktionelle Bearbeitung des Spiels als nicht optimal bezeichnet werden muss, zumindest in der mir vorliegenden ersten Auflage des Spiels. Obwohl der Ablauf simpel ist, hinterlässt die Anleitung teilweise Fragen, genau wie mancher Kartentext. Nun kann man dafür logische Lösungen finden, zum Beispiel auf die Frage, wie viele Bewohner eigentlich mit einer Kartenfunktion auf einem Gebäude platziert werden dürfen. Die Anleitung zeigt da im Wertungsbeispiel immer nur einen Bewohner pro Feld, aber in den Regeln erwähnt wird das nirgends. Und auch sonst hätten den Kartentexten teilweise noch unterstützende Erklärungen gut getan. In der bestehenden Form gibt das Abzüge in der B-Note, auch weil die Struktur der Anleitung noch optimiert werden könnte. Dafür punktet die Ausstattung wiederum mit sehr praktischen Sortierboxen, die man in diesem Preissegment gar nicht erwarten würde.
Hat man die eventuellen Fragen für sich geklärt, liefert Leben in Reterra aber auf jeden Fall ein gutes Spielgefühl, wenn man solche Plättchenlegespiele mit einer Mischung aus Taktik und Glück mag. Ich empfinde das Spiel als kurzweilig und dennoch auch als spannend, wenn es um die Frage geht, ob die eigenen Pläne innerhalb der kurzen Spielzeit aufgehen. Alles in allem vergebe ich spielerisch somit sympathische 7 Kultpunkte (mit einem Extrapunkt für die Varianz).
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/GHcaeAaCq10
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 14.07.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Hasbro
Weitere Fotos: Spielkultisten