REZENSION

KOOLE KLÖTZE

  • Genre: Party-/ Aktivspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autoren: Claude Weber, Jacques Zeimet
  • Grafik: Olga Cress, Fiore GmbH, mit Illustrationen von Mohammed Almuti, Hugo Cuellar und Nikola Kucharska
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 35 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 8/10

Stapeln, was (nicht) zusammenpasst

Wer gelegentlich die Wanderschuhe schnürt, dem sind sie bestimmt schon auf schmalen Gebirgspfaden oder rustikalen Feldwegen aufgefallen: kleine Steinmännchen, die mal größer, mal kleiner den Straßenrand säumen und oftmals mit einer gehörigen Portion Verspieltheit – mit Stöcken als Arme und Beine – mühevoll arrangiert wurden. Doch wer schon mal probiert hat, solche Figuren selbst zu stapeln, kennt wohl auch die enorme Schwierigkeiten dieses Unterfangens. Ob erfahrene Männchenstapler wohl bei Koole Klötze einen kleinen Vorteil haben? 

REGELN

Jeder Spieler erhält 6 Tippkarten der entsprechenden Farbe mit den Werten von 1 bis 6. Um den sechseckigen Spielplan werden nun von den 89 Baukarten sechs zufällige gezogen und offen um die Kanten herum gelegt. Jede Karte ist folglich einem Zahlenwert zugeordnet und zeigt jeweils eine Comicfigur in einer lustigen Situation. Die 17 Holzteile (Zylinder, Dübel, Schälchen, Wäscheklammer, gelochter Würfel etc.) werden in beliebiger Reihenfolge um die Karten herum gelegt. Dabei gibt ein markanter lila Pfeil an, mit welchen Objekten gleich die erste Runde begonnen wird. Auf das zusammensteckbare Podest kommt nun noch die Sanduhr. Zu guter Letzt setzt sich die „koolste“ Person die Pappbrille auf und wird zu „Koolio“ ernannt. 


Wer in die Rolle von Koolio schlüpft, mischt seine Tippkarten und schaut sich die unterste Tippkarte an. Die Zahl, die darauf abgebildet ist, gibt Aufschluss darüber, welches Kartenmotiv nun „nachgebaut“ werden muss – und zwar mit den sechs Holzteilen, die an den pinken Pfeil angrenzen. Praktisch: Mit der Brille fällt es wesentlich leichter, das auserwählte Kartenmotiv vor den Mitspielern geheim zu halten. Dabei gilt für Koolio:

  • Das Bauwerk muss unbedingt auf dem Podest platziert werden, darf aber beliebig an den Seiten herausragen. Die Kanten des Podests helfen, bestimmte Teile darauf abzulegen, sodass für einen besseren Halt gesorgt ist.
  • Es dürfen auch weniger als die sechs vorgegebenen Holzteile verwendet werden.
  • Sanduhr abgelaufen? Jetzt muss allerspätestens Schluss sein!


Noch während Koolio baut, sollten die Mitspieler ganz genau hingucken und möglichst schnell erraten, welches Motiv denn da gerade auf dem Podest entsteht. Tipps werden durch Ablegen der entsprechenden Tippkarte (mit den Zahlen von 1 bis 6) auf den Spielplan abgegeben. Dabei werden frühere Tipps grundsätzlich besser belohnt als spätere, allerdings gilt bei aller Schnelligkeit die Devise: besser spät als falsch. 


Bevor es an die Auszählung geht, darf Koolio noch laut ansagen, mit wie vielen richtigen Tipps er rechnet (wobei „Null“ nicht genannt werden darf – die Spielanleitung hat dazu eine passende Erklärung: „so viel Stolz muss sein“). 


Erst jetzt verrät Koolio, welches Motiv seiner Baukarte entspricht, bevor die Tippkarten aller Spieler in der abgelegten Reihenfolge aufgedeckt und die jeweiligen Punkte ermittelt werden. Der erste richtige Tipp wird mit 2 Punkten belohnt, der zweite immerhin mit einem Punkt. Alle anderen gehen leider aus (mit Ausnahme beim Spiel zu sechst). 


Jetzt wird die Auslage mit Holzteilen und Baukarten nachgefüllt und der nächste Koolio im Uhrzeigersinn darf sich die stilprägende Sonnenbrille aufsetzen. Das Spiel endet nach einer bestimmten Anzahl von Runden, also wenn jeder Spieler einmal Koolio war – bei drei oder vier Spielern nach drei Runden und bei fünf oder sechs Spielern nach zwei Runden.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schnelles Spiel mit geringer Einstiegshürde
  • stimmig illustriert
  • gute Materialqualität mit Holzteilen, die erst gar nicht, aber dann doch zusammenpassen


CONTRA

  • für manche Geschmäcker zu hektisch
  • weniger abwechslungsreich als z.B. Pictures

MEINUNG

Nanu, welches Bauwerk wird denn da auf dem Podest zusammengesetzt? Die seiltanzende Giraffe mit Sombrero? Das zähneputzende Krokodil? Beim Erraten der entstehenden „Bauwerke“ ist häufig Glück gefragt, aber manchmal sind bestimmte Figuren auch sofort zu erkennen, etwa wenn ein charakteristisches Merkmal mit einem passenden Holzteil nachgebildet wird. So ist der Rüssel eines Elefanten besonders leicht zu veranschaulichen, wenn zufällig in der aktuellen Runde den Stab mit dem gelochten Würfel verwendet werden darf. Recht schwierig kann es hingegen werden, wenn die Teile partout nicht zusammenpassen wollen und das Bauwerk nach jedem Versuch einer Errichtung in sich zusammenfällt.


Die Ähnlichkeiten zu Pictures sind nicht von der Hand zu weisen. Auch beim Spiel des Jahres 2020 gilt es, vorgegebene Fotos u. a. mit Holzklötzchen in verschiedenen Formen zu arrangieren, sodass die Mitspieler das gesuchte Motiv unter 15 weiteren sofort erkennen. Vergleicht man beide Spiele, fallen mehrere Unterschiede auf. Da wäre zum einen bei Koole Klötze die beigefügte Pappbrille zu nennen, dank der die Mitspieler nicht auf Anhieb erkennen können, welche Baukarte eure Augen fokussieren. Ohnehin sieht die zweckentfremdete Sehhilfe auch noch besonders „kool“ aus! Das Zeitlimit mag mancher als spannend erachten. In meinen Augen ist das Spiel dadurch, gerade in Verbindung mit dem Zwang schnell auszuspielender Tippkarten, aber auch unnötig hektisch. 


Der auffälligste spielerische Unterschied ist aber – neben der Tatsache, dass man hier keine Fotos, sondern Comic-Motive nachbildet – die Auswahl der Materialien. Statt Schnürsenkeln, Symbolkärtchen, Steinen und Stöcken, Bauklötzen und farbigen Würfelchen wie bei Pictures, gibt es bei Koole Klötze nur eine Art von Holzteilen. Doch fairerweise muss man auch dazu sagen, dass diese überaus passend zusammengestellt sind und teils für viel Gelächter sorgen, wenn bei einem Bauversuch mal wieder nichts zusammenpassen will. 


Uns hat das schräge Bau- und Ratespiel jedenfalls gut unterhalten. Für den witzigen Spielablauf und die gelungenen Illustrationen gibt es deshalb gute 7 Kultpunkte. Extralob gibt es für das stimmige Design wie aus einem Guss. Würde es nicht auf der Packung stehen, würde man kaum auf die Idee kommen, dass Koole Klötze von zwei Autoren erdacht wurde und von einer ganzen Handvoll Grafikern und Illustratoren gestaltet wurde. Oder um es mit einem Sprichwort zu sagen: Viele Köche verderben zwar den Brei, aber nicht ein schönes Spielerlebnis!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 26.06.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten