REZENSION

KING OF 12

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Corax Games
  • Autorin: Rita Modl
  • Grafik: Robin Lagofun
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 3/10

Zwölf Reiche, ein König ...

 … und der willst DU sein, ganz klar. Um zu siegen, musst du den Stein der Macht zu deinen Gunsten bewegen. Und natürlich bekommst du Hilfe aus den unterschiedlichsten Völkern - aber nur der, der ihre Hilfe am geschicktesten ausspielt, gewinnt … zumindest mit ein wenig Glück! 

REGELN

Jeder Spieler erhält in der ersten Runde ein identisches Kartenset mit genau sieben Charakteren: Hexenmeister, Orakel, Ritter, Maschine, Alchemist, Golem und Parasit. Später dürfen sich die Spieler ein beliebiges Set an sieben Karten zusammenstellen, das jedoch dann für alle Spieler gleich sein muss. Einzige Bedingung: Mindestens 2 Karten mit blauem Symbol am oberen Rand müssen dabei sein. Des Weiteren erhält jeder Spieler einen Würfel (W12), den er sofort wirft und vor sich, sichtbar für alle, platziert, sowie eine Kurzübersicht. Die Zahl des Würfels ist am Ende entscheidend. 

Die Spielrunden folgen einem klaren Schema:
- Eine Handkarte ausspielen. Dazu betrachtet jeder Spieler seine Handkarten, wählt eine davon aus und legt sie verdeckt vor sich. Alle Karten werden gemeinsam aufgedeckt.
- Nun werden identische Karten in der Runde auf den jeweilig eigenen Ablagestapel abgeworfen. Ihre Wirkung verpufft ohne Konsequenz.
- Dann erfolgt die Kontrolle aller weiteren Karten auf ihre Reihenfolge. Einige Karten müssen an erster oder letzter Stelle gespielt werden. 
- Nun kommt es zum Ausführen aller anderen Karteneffekte. Die Reihenfolge bestimmt der aktive Spieler. Die Karteneffekte können sich auf andere Karten und alle oder einzelne Würfel auswirken. Einige Karten verändern den Wert von Würfeln nur bis zum Zugende, dann bleiben die Würfel an sich wie sie sind, und die Änderung wird nur verrechnet.

Jetzt werden die Würfelzahlen (inkl. Verrechnungen) verglichen. Besagen Karten nichts anderen, gilt die gerade höchste Zahl als Sieger und die zweithöchste als Zweitplatzierter. Der Erste erhält 2 Siegpunkte und der Zweite 1 Siegpunkt aus der Mitte.

Die zuvor ausgespielten Charaktere können das Spielgeschehen beeinflussen, z.B.:
- Parasit: Minus 7 auf den eigenen Würfelwert (ohne den Würfel zu drehen).
- Ritter: Es gewinnt der Spieler mit dem niedrigsten Würfelwert.
- Händlergilde: Jeder gibt seinen eigenen Würfel nach links weiter.
- Alchemist: Der eigene Würfelwert wird verdoppelt (ohne den Würfel zu drehen).
- Orakel: Der eigene Würfel wird nach allen anderen Karten neu geworfen.
- Wandlerin: Der Würfel wird auf auf die gegenüberlegende Seite gedreht.
etc.

Alle genutzten Karten werden abgelegt. Die Spieler starten eine weitere Runde. Es wird so lange gespielt, bis ein Spieler nur noch eine Karte auf der Hand hält. Dann endet die Runde sofort. Der Spieler mit der höchsten Siegpunktzahl muss eine von ihm selbst gewählte Karte aus seinem Set entfernen. Sie wird unter den eigenen Würfel gelegt.

Nun beginnt eine neue Runde mit allen Karten der Sets (außer der einen Karte unter dem Würfel des Siegers). Die erworbenen Siegpunkte kommen zurück in den Vorrat. Es werden so viele Runden gespielt, bis ein Spieler als erster eine zweite Karte unter den eigenen Würfel legt. Er ist der Sieger und wird somit der "King of 12".  

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • unverbrauchte Spielidee
  • weckt Emotionen
  • witzig, wenn man einen gewissen Stänkerfaktor mag


CONTRA

  • Spielwitz kann durch eine "falsche" Gruppe boykottiert werden

MEINUNG

Lust oder Frust liegen bei "King of 12" nah beieinander, sind sogar ineinander verwoben. Der Grund dafür liegt in zweierlei Dingen: Zufälliges Spielen aus Unverständnis oder Spielen mit Verstand, aber immer mit Akzeptanz des Glücks- und Ärgerfaktors. 

Ums verständlich zu machen: Normalerweise spielt man auf Sieg und stellt dahingehend Gedanken an: Welche Karte spielen die anderen? Welche Karten haben sie schon gespielt? Welche haben sie noch auf der Hand? Was bringen die Karten ihrer Würfelzahl? Man versucht also, die gegenseitigen Situationen in die eigene Wahl einzubeziehen und wartet dann mit Spannung auf die Wahl der anderen. Aber man kann auch einfach, ohne nachzudenken, eine Karte blind spielen. Das wiederum kann das ansonsten so reizvolle Spiel etwas zum Kippen bringen. Spiele ich einfach nur gedankenlos, zeige ich so, dass mir auch der Sieg egal ist. Das aber spüren auch meine Mitspieler. Ich werde völlig unplanbar. Die, die sich um "Ich denke, dass du denkst ..." bemühen, werden so um ihre Gedanken betrogen. So sinkt dann auch der Spielreiz für alle. 

In einer Spielgruppe aber, in der jeder für sich taktiert und versucht, dass Unplanbare irgendwie doch zu planen und dann, hoffend, auf die richtig gespielte Karte setzt, macht das Spiel echt viel Spaß! Klar, das Glück spielt mit. Gerade auch im ersten Zug. Doch mit diesem ersten Zug zeigen sich auch, so denkt man, erste Eingriffsmöglichkeiten. Geht es doch letztlich nur darum, die eigene Zahl zur Siegerzahl zu machen. Die Überraschung, wer welche Karte spielt, macht das Spiel dann auch echt witzig. Ich bemühe mich, meinen Würfel hochzudrehen, und ein anderer spielt die Händlergilde, um mir meinen Würfel wegzunehmen - Mist! Oder er spielt den Ritter, der die kleinste Karte gewinnen lässt - Verflucht! Das Spiel lebt vom Ärgerfaktor. 

Doch ich bestimme, wenn ich an der Reihe bin, ja auch einen Teil der Reihenfolge der zu spielenden Karten. Vielleicht kann ich ja doch noch etwas retten? Am besten spielt sich "King of 12" tatsächlich zu viert - oder auch mit einem zweiten Spiel zu fünft. Dann wird es zwar ein wenig überraschender, aber auch lustiger. Nur zu sehr siegbezogen darf man hier nicht sein. Die Schadenfreude ist Teilnehmer der Runde. Die eigenen Gedanken werden nicht selten überrumpelt und am Ende steht man doch leer da. 

Meine erste Erfahrung war: Ich habe das Gefühl von einem Plan, doch letztlich kommt ganz was anderes raus. Nach und nach aber merkt man, es gibt doch ein bisschen was wie gezielten Materialeinsatz - oder war es dann doch nur Glück? Ein schönes Spiel! Einzig die Karten wirken in Größe und Form etwas unhandlich, die Schrift ist zudem vergleichsweise klein. Dafür gibt es eine klare kleine Rundenübersicht, die einen raschen Überblick schon ab der ersten Runde gewährt. Das ebenso klein gedruckte Regelwerk braucht also tatsächlich nur einer in die Hand zu nehmen.

Fazit: Mit "King of 12" hat Rita Modl ein überraschendes, freches Kartenspiel erschaffen, das öfters erst in Wiederholungspartien sein volles Potenzial entfaltet, dann aber eine richtige Begeisterung auslösen kann, wenn man alle Karten kennt und meint, die Mitspieler "lesen" zu können. Ich mag das Spiel gern, und in unseren Testgruppen haben sich bereits  viele Fans für eine schnelle Runde gefunden!  

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 01.12.2020

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Corax Games
Weitere Fotos: Spielkultisten