REZENSION
KEYSTONE: NORDAMERIKA
- Genre: Familien-/ Taktikspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Rose Gauntlet Entertainment / im Vertrieb von Asmodee
- Autoren: Jeffrey Joyce, Isaac Vega
- Grafik: Irem Erbilir, Alyssa Menold, Yan Tamba
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 40 bis 90 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 6/10
Die Schönheiten und Tücken der Natur
Als Biologen reist ihr nach Nordamerika, um dort die Natur zu erforschen. Eine Vielfalt aus Tier- und Pflanzenarten erwarten euch dort, doch nur wenn ihr bestimmte Spezies taktisch klug ansiedelt, werdet ihr ein intaktes Ökosystem erschaffen.
REGELN
Jeder Spieler nimmt sich zunächst ein Tableau, zieht einen geheimen Auftrag und erhält Eicheln in Abhängigkeit der Spielerreihenfolge. Für die Tischmitte wird die Zeitleiste samt Marker benötigt. Dann werden fünf Forschungsplättchen zufällig ausgewählt und offen neben die Zeitleiste gelegt. Die Landschaftskarten werden nach Biotop (Heide/Wald, Wüste/Steppe, Arktis/Gebirge, Sumpf/Fluss) sortiert und als offene Stapel bereit gelegt.
Die Spezies-Karten werden anhand der Spielerzahl (Punkte-Symbol unten rechts) aussortiert, gemischt und als verdeckter Stapel platziert. Davon wird eine offene Auslage-Reihe aus sechs Karten gebildet. Notiz-Marker und Eicheln bleiben im Vorrat, gut erreichbar für jeden. Der beiliegende Notizblock wird erst am Ende benötigt.
Wer an der Reihe ist, darf genau eine Aktion ausführen. Dazu stehen genau zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
- Spezies ansiedeln
- Forschungsplättchen nutzen
Wählt der Spieler Option 1, darf er sich eine Spezies-Karte aus der offenen Auslage-Reihe nehmen und auf seinem Tableau platzieren. Dafür muss er aber alle VOR dieser gewählten Karte ausliegenden Spezies mit je einer Eichel bezahlen, die jeweils auf jede ausgelassene Karte platziert wird.
Bei der Platzierung auf dem eigenen Tableau sollte der Spieler folgendes beachten:
- Ziel ist es, möglichst aufsteigende oder absteigende Zahlenreihen (oder Spalten) aus gleichen Biotopen zu erreichen.
- Erzielt man eine Übereinstimmung zu benachbarten Karten (waagrecht / senkrecht), erhält man Eicheln in der Anzahl der Übereinstimmungen.
Wählt der Spieler Option 2, darf er entweder ein aktives Forschungsplättchen (helle Seite) oder alle inaktiven Forschungsplättchen (dunklere Seite) nutzen. Sie bringen verschiedene Effekte mit sich, z.B. Notizmarker auf dem eigenen Tableau platzieren, zusätzliche Eicheln, Karten aus der Ablage zurückholen usw.).
Hat der Spieler die Option 2 mit der Nutzung der inaktiven Seite gewählt, werden danach alle Plättchen erneut auf die aktive Seite gedreht und der Zeitmarker bewegt sich ein Feld vorwärts.
Am Ende des Zuges wird der offene Spezies-Vorrat wieder auf sechs aufgefüllt. Dann folgt der nächste Spieler reihum.
Das Spiel endet,
- sobald ein Spiele sein eigenes Tableau komplett gefüllt hat ODER
- wenn die Zeitleiste das letzte Feld erreicht hat.
Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt.
Zum Schluss erfolgt die Wertung. Jede Reihe und jede Spalte wird für jeden Spieler einzeln gewertet. Hinzu kommen die geheimen Ziele und die Anzahl der noch verbliebenen Eicheln geteilt durch 3.
Beim Werten von Reihen und Spalten wird auf folgendes geachtet:
- Nur vollständige Biotope mit mindestens 2 Karten gelten als Ökosystem, das gewertet werden darf.
- Es wird generell nur ein Ökosystem pro Reihe / Spalte gewertet.
- Doppelwertungen für einzelne Spezies-Karten sind möglich innerhalb korrekter Ökosysteme.
- Notizmarker erhöhen den Wert des Ökosystems um +1 pro Marker.
- Schlüsselsymbole werten das jeweilige Ökosystem erneut (pro Schlüssel eine weitere Wertung).
Für den Solo-Modus liegen weiteres Material und Sonderregeln in Heft-Form bei.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- sehr schöne Optik
- interessantes Optimierungspuzzle
- hoher Wiederspielreiz
CONTRA
- mitunter glücksanhängig, dagegen vergleichsweise komplexe Wertung
MEINUNG
Die Optik von Keystone: Nordamerika ist wunderschön. Schon der erste Anblick des Materials erzwingt den Wunsch, losspielen zu wollen. Die 172 Karten umfassen ausreichend viele nordamerikanische Spezies, die die Vielfalt der Natur verdeutlichen. Jedes Tier lässt sich dabei über Symbole den tatsächlichen Lebensräumen zuordnen. Rein spielerisch muss das eigene 4x4-Raster dann mit den Karten gut und vor allem effizient gefüllt werden.
Das Regelwerk ist dabei nicht ganz so einfach zu lesen. Einige wichtige Informationen findet man als scheinbaren Nebensatz wieder. Dabei ist das Spiel dann gar nicht schwer. Wenn ich dran bin, kann ich entweder eine Tierkarte aus der offenen Auslage nehmen und möglichst passend bei mir anlegen oder ich kann Aktionen unter den Forschungsplättchen auswählen. Damit begrenzen sich meine Möglichkeiten auf ein überschaubares Maß, was allerdings Grüblern noch genügend Freiraum bietet, denn das Anlegen der neuen Tiere wird durch die später folgende, recht umfassende Wertung beeinflusst.
Die Wertung ist es letztlich auch, die dem eigentlich simplen Spiel dann doch einen ordentliche Tiefe verleiht. Nochmal in Kurzform: Jede Tierkarte besitzt eine Nummer von 1 bis 5. Ein Ökosystem wird nur dann gewertet, wenn sich eine auf- oder absteigende Zahlenreihe bildet, deren Tierkarten jedoch dem gleichen Lebensraum angehören müssen. Wer es darauf anlegt, kann jeden einzelnen Zug bis ins kleinste zerdenken. Das kann den eigentlich fluffig angedachten Spielablauf durchaus etwas stören. Außerdem ist es erstaunlich, wie rar manche benötigte Karte erscheint. Was auf der einen Seite also als Optimierungspuzzle erscheint, wird auf der anderen Seite vom scheinbaren Mangel bestimmt.
So bringt mancher zweitbeste Zug doch immer noch mehr Punkte, als die nicht erreichbare beste Variante. Glück spielt mit, trotz des offenen Vorrates und der Aktionsmöglichkeiten durch die Forschung, zumal die geheimen Ziele zusätzliche Herausforderungen ins Spiel bringen. Nimm, was du kriegst, und mache das Beste daraus.
Hat man die erste Partie samt Wertung durchlaufen und verstanden, verläuft das Spiel rund. Die tolle Grafik begleitet das Spielgeschehen positiv. Dabei kann man Keystone: Nordamerika auf zweierlei Art spielen: Nett und eher solitär oder aktiv gegeneinander. Letztere Spielweise sorgt dafür, dass aus der Spezies-Auslage immer genau die Tiere entfernt werden, die andere gut gebrauchen können. Das sorgt für ein begleitendes Bangen um schon sichtbare, gut ins eigene Raster passende Tierkarten - und bei manchen Spielern auch für einen gewissen Frust.
Da die Karten teilweise auch mit Eicheln bezahlt werden müssen, stellt man zudem oft fest, dass das Geld knapp ist. Apropos Geld. Hier haben wir uns entschieden, nur mit der 1er-Seite der Eicheln zu spielen, da ein versehentliches Drehen auf die falsche Seite sehr einfach ist.
Das Spiel spaltet ein wenig die Gemüter. Während ich selbst den Glückfaktor im Spiel gut akzeptieren kann, wenn der Rest stimmt und mich die Optik anspricht, mögen andere den teilweise mangelnden Einfluss eher weniger. Da bietet sich dann das gemeinsame Solo-Spiel im kooperativen Modus an, der gut durchdacht ist und neue Herausforderungen in sich birgt.
Fazit: Keystone: Nordamerika ist ein schon anspruchsvolleres, aber dennoch auch teilweise glücksabhängiges Optimierungs-Legespiel, das mit leichten Regeln und einer komplexeren Wertung vor allem für erfahrenere Spieler geeignet ist und dabei wegen der tollen Optik insbesondere Natur-Fans anspricht. Auch wenn es abweichende Stimmen in unseren Testrunden gab, so gefällt mir das Spiel in seiner Gesamtheit persönlich wirklich sehr gut – 8 Punkte!
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 24.01.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Rose Gauntlet Entertainment / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten