REZENSION
INSPEKTOR NASE
- Genre: Familie, Kinder, Party
- Jahr: 2021
- Verlag: NSV
- Autor: Reinhard Staupe
- Grafik: Oliver Freudenreich
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 7 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 7/10
Ermitteln? (K)ein Kinderspiel!
In diesem Assoziations- und Deduktionsspiel wird immer ein Spiel zum Hinweisgeber, der den anderen Ermittlern nonverbal, mit Würfelsymbolen, mitteilt, welcher Gegenstand, Ort oder welche Person gesucht wird.
REGELN
Mischt die doppelseitigen Bildkarten und legt pro Runde fünf Karten in die Mitte. Ein Spieler wird zum Hinweisgeber. Verdeckt zieht er eine Zahlenkarte (von 1 bis 5). Diese ordnet ihm nun eine gesuchte Karte zu, der nur er selber kennt. Die anderen Spieler tappen im Dunkeln.
"Inspektor Nase" ist ein kooperatives Spiel. Um den Teammitgliedern Hinweise zu geben, nimmt der aktive Spieler fünf zufällige der acht Symbolwürfel und wirft sie. Einen davon wählt er aus, der seiner Meinung nach zur gesuchten (geheimen) Karte passt.
Das Team muss nun eine falsche Karte ausschließen und dann weglegen.
- War es eine falsche Karte, nimmt der aktive Spieler einen neuen Würfel hinzu und wirft die fünf Würfel erneut. Wieder muss er einen Tipp auf die gesuchte Karte geben. Das passiert maximal viermal; im Idealfall bleibt dann die gesuchte Karte übrig und das Ermittlerteam war erfolgreich.
- War es jedoch die gesuchte Karte, die entfernt wurde, hat das Team den Hinweis falsch gedeutet. Die Runde endet sofort.
Das Team erhält nun so viele Punkte, wie es Karten korrekt ausschließen konnte.
Nach fünf Runden (mit wechselndem Hinweisgeber und jeweils neuen Bildkarten) werden die Punkte addiert. Eine Tabelle zeigt, wie gut das Team abgeschnitten hat - vom Schmalspurschnüffler bis zum Meisterdetektiv.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- spannendes Spielprinzip, das auch (und gerade) Erwachsene begeistert
- immer neue Bild-/ Symbol-Kombinationen
CONTRA
- manche Symbole sind für Kinder schwer zu deuten
- einige Motive entstammen nicht der Lebenswirklichkeit von Kindern
MEINUNG
Okay, die Story ist aufgesetzt, so richtig ermittelt Inspektor Nase in diesem kleinen Spiel gar nicht. Aber das ist nicht tragisch, denn die Spielidee ist einfach, aber genial. Sie stützt sich auf viele dieser Hinweis-Spiele, bei denen Assoziationen gebildet werden, ja, die Gedanken eines Spielers gelesen werden müssen. "Dixit", "Mysterium" und Co. zielen genau auf dieses Prinzip ab.
"Inspektor Nase" kommt angenehm entschlackt daher, es besitzt ein einfaches Regelwerk, das aber dennoch für Spannung sorgt, denn Runde für Runde müssen falsche Bildkarten aussortiert werden. Natürlich kann es immer passieren, dass die Würfel Symbole zeigen, die eigentlich gar nicht zur gesuchten Karte passen. Andererseits kann man dann, wie es auch schon die Anleitung erläutert, an einem nicht ausgewählten Symbol ablesen, welche Karte eventuell dennoch ausgeschlossen werden kann. Schließlich hätte der Hinweisgeber ja dieses Symbol gewählt, wenn es doch so gut zu einer Karte passt und dies die richtige Karte gewesen wäre ... Es muss also oft auch um die Ecke gedacht werden. Und das gefällt dann auch den Erwachsenen.
Überhaupt stellt sich mir die Frage, warum man "Inspektor Nase" in die "Kiddys"-Reihe von NSV eingeordnet hat. Ist das Spiel wirklich ein Kinderspiel? Ich würde sagen: nein! Natürlich können es aufgeweckte Kinder problemlos mitspielen, dennoch zeigte sich in unseren Runden, dass die Fähigkeit der Abstraktion, die für solche Assoziations-Verbindungen nötig ist, nicht bei allen Kids schon gleich gut ausgeprägt ist. Mal angenommen, die gesuchte Karte zeigt einen Marienkäfer. Dann ist der Hinweis "Radio" nur bedingt sinnvoll, für Kinder aber durchaus schlüssig, weil sie im Radio gerade einen Bericht über Marienkäfer gehört haben, was die Mitspieler aber nicht wissen können ... Es dauert bei manchen Kids etwas länger, bis sie logische Zusammenhänge herstellen, die für das Team auch klar zu deuten sind. Das klappt dann aber mit jeder weiteren Partie besser.
Warum ich das Spiel trotzdem Kindern nicht alleine überlassen würde? Das liegt an manchen Motiven, die gar nicht der Lebenswirklichkeit von 7-jährigen entsprechen. So manche Bildkarte passt zeitlich besser in die 80er Jahre. So sehen wir beispielsweise eine Straßenbahn, wie sie in meiner Kindheit aussah, wir sehen einen Röhrenfernseher, wie ihn wohl fast niemand mehr zuhause vorfindet oder eine Parkuhr, mit der Kinder in dem Alter ohne Erklärung nichts anfangen können, weil es sie heute einfach nicht mehr in dieser Form gibt. Das finde ich etwas schade, hier hätte man bewusst ausschließlich auf aktuelle Motive setzen sollen, mit denen Kinder etwas spontan verbinden können. Das betrifft zwar nur einen kleinen Teil der Karten, trotzdem entstehen manchmal halt fragende Blicke.
Auch einige Symbole auf den Würfeln lassen sich für Kinder nur schwer deuten, selbst Erwachsene brauchen teilweise ihre Zeit, um überhaupt zu erkennen, was das Symbol genau darstellen soll. Dass Kinder im Alter von 7 Jahren noch nicht unbedingt etwas mit "NEWS", mit einer Kanone oder einem Parfum-Flacon anfangen können, sollte man ihnen verzeihen ... Es lohnt sich also im Spiel mit Kindern, sowohl die Kartenauslage als auch die Würfelsymbole immer kurz gemeinsam zu besprechen, wenngleich - und auch das fällt Kindern deutlich schwerer als Erwachsenen - der Hinweisgeber dann im Spiel stets komplett schweigen soll und sich, obwohl kooperativ gespielt wird, nichts anmerken lassen darf, wenn sein Team gerade beratschlagt, wie der neueste Hinweis denn gedeutet werden kann. Kinder sind da schnell emotionaler und weniger beherrscht.
Spielt man "Inspektor Nase" in der Familie, mit den entsprechenden Hilfen, können Grundschulkinder auf jeden Fall gut mit einsteigen, insgesamt würde ich "Inspektor Nase" aber trotzdem lieber als Familienspiel ansehen, und da ist es echt kurzweilig und auch spannend. Auch in reinen Erwachsenenrunden ist das flotte Spielprinzip, das immer den Thrill beinhaltet, das ein Hinweis falsch interpretiert wird und so wertvolle Punkte kostet, ein gern gesehener Gast auf dem Spieltisch - so als Einstiegs-, Zwischendurch- oder Absackerspiel. Gerade in so einer bunt gemischten Runde hat mir "Inspektor Nase" schon viel Spaß beschert - und in so einer Runde vergebe ich auch wirklich gute 8 Kultpunkte für ein reizvolles kleine Deduktionsspiel mit simplen Regeln, das sowohl Viel- als auch Wenigspieler an den Tisch bringt.
Wer hingegen blind der Altersangabe und der Einsortierung des Verlages als "Kinderspiel" folgt, das Spiel dann einem 7-jährigen schenkt, der es mit gleichaltrigen Freunden spielt, wird meines Erachtens meist nicht drumherum kommen, anfangs helfend beiseite zu stehen; das sollte man bei einem Kauf für diese Zielgruppe bitte bedenken.
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 19.03.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: NSV
Weitere Fotos: Spielkultisten